Nepp mit zwei blauen AugenLesezeit: 4 Minuten

Das waren wohl 15 har­te Minu­ten für Domi­nik Nepp, als er am 1. Sep­tem­ber in der ZiB 2 von Armin Wolf befragt wur­de. Twit­ter war sich ziem­lich einig: Das Inter­view hat­te Unter­hal­tungs­wert. Und Nepp muss­te den Künigl­berg mit zwei blau­en Augen ver­las­sen. Die FPÖ hat es nicht leicht seit Auf­lie­gen von Ibi­za und Spesenskandal – […]

3. Sep 2020

Die FPÖ hat es nicht leicht seit Auf­lie­gen von Ibi­za und Spe­sen­skan­dal – die Wie­ner Lan­des­par­tei ganz beson­ders: Sie stell­te mit ihrem Ex-Chef Heinz-Chris­ti­an Stra­che und sei­nem Nach­fol­ger Johann Gude­nus die bei­den Haupt­ak­teu­re im frei­heit­li­chen Insel-Waterloo.

Es ist schwer, die High­lights des Inter­views, die für Nepp eher low gewe­sen sein dürf­ten, raus­zu­su­chen, aber hier ein Versuch:

19 Mal erin­ner­te Nepp Armin Wolf dar­an, dass er der „Herr Wolf“ ist, das stei­ger­te sich von „Herr Wolf, sehen Sie …“ über Herr Wolf, Herr Wolf, es gibt Ver­trä­ge, die sind ein­zu­hal­ten“ zu Herr Wolf, Herr Wolf, Herr Wolf, ich war in dem ope­ra­ti­ven Geschäft nicht tätig“. Der Herr Wolf zeig­te sich ob der exzes­si­ven Anspra­che jedoch ziem­lich unbeeindruckt.

Befragt zu den groß­zü­gi­gen Spe­sen­zah­lun­gen der Wie­ner FPÖ an Stra­che, mein­te Nepp viel­sa­gend: Schau­en Sie, Herr Wolf, die­ser Miet­kos­ten­zu­schuss, den Sie schon ein­gangs erwähnt haben, der wur­de 2008 beschlos­sen. 2008 da gab es mich in der FPÖ noch gar nicht und das waren Herr­schaf­ten, die das damals beschlos­sen haben.“ Nepp ver­zich­te­te dar­auf, die „Herr­schaf­ten“ näher zu benen­nen; es könn­te ja sein, dass das eine oder ande­re Mit­glied die­ser Herr­schaf­ten in der FPÖ noch eine gewich­ti­ge Rol­le spielt. 

Er aber, so Nepp wei­ter, habe „damit auf­ge­räumt“. Dass es ihn 2008 in der FPÖ gar nicht gab, wäre nur damit zu erklä­ren, wenn Nepps dama­li­ge Funk­tio­nen, das Amt des Lan­des­par­tei­ob­manns des RFJ und des geschäfts­füh­ren­den Bezirks­par­tei­ob­manns der FPÖ Döb­ling, nichts mit der FPÖ zu tun hät­ten. Gut, Nepp war da wohl nicht bei den „Herr­schaf­ten“ dabei, die das Par­tei­spe­sen­füll­horn über Stra­che ergos­sen haben, aber in den vier Jah­ren als Finanz­re­fe­rent der Lan­des­par­tei hät­te er denn doch was bemer­ken können.

Der „böse Wolf“ (© FPÖ-Fans) bohr­te aber wei­ter, und der­ma­ßen bedrängt ent­glitt dem Nepp dann ein klas­si­scher Freud’scher: „Aber wie gesagt, da sind wir eben Beschul­dig­te in die­sem Ver­fah­ren, und Heinz-Chris­ti­an Stra­che ist hier Täter.“ Hier schließt sich also die natür­li­che Alli­anz von Beschul­dig­ten und Täter.

Der auf­räu­mungs­star­ke Nepp, der bis Mit­te Mai 2019 so gar kei­ne Macht in der Wie­ner FPÖ gehabt haben will, hat fünf Mona­te gebraucht, bis Stra­che der Spe­sen­geld­hahn abge­dreht wur­de. Und das erklärt uns Nepp so: „Jeder Tren­nungs­pro­zess dau­ert auch eine gewis­se Zeit.“ Und: „Es gab ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten. Her­aus­ge­stellt hat sich, dass dann der Herr Stra­che das gemie­tet hat und wir zuge­schos­sen haben. Aber bis das geklärt war, ver­ging … natür­lich eine gewis­se Zeit, und wir haben das gestoppt.“ Wir hal­ten fest: Die FPÖ hat fünf Mona­te lang geprüft, wel­che Ver­ein­ba­rung sie mit Stra­che hat­te, weil das angeb­lich nicht ein­mal Nepp als zustän­di­ger Finanz­re­fe­rent der Par­tei gewusst hatte.

Ange­spro­chen auf die FPÖ-nahen Ver­ei­ne und deren etwa von Novo­ma­tic erhal­te­nen Spen­den, schlin­ger­te Nepp zwi­schen Nicht-FPÖ und Order von der FPÖ herum:

Das war die­ser Ver­ein, aber der wur­de gegrün­det, dann war er [Tschank] in der Pri­vat­wirt­schaft dort tätig, aber ich habe kei­ne Ahnung, wer dort hin­ge­spen­det hat. Das war, ja, ein pri­vat­wirt­schaft­li­cher Ver­ein und mehr nicht.
Wolf: Aber Sie haben den Namen und den Zweck genehmigt?
Nepp: Es war damals auch im Auf­trag der Par­tei, sol­che Ver­ei­ne zu grün­den als… als… als…
Wolf: Ich dach­te, er hat­te nichts mit der Par­tei zu tun?
Nepp: Schau­en Sie, jeder Ver­ein, jede Par­tei hat ver­schie­de­ne Vereine.

Nicht erstaun­lich war, dass Nepp sei­nen beschränk­ten Sager vom „Asy­lan­ten­vi­rus“ auch heu­te noch gut fin­det, weil man das schließ­lich so for­mu­lie­ren kön­ne, da die FPÖ doch den Clus­ter im Erd­ber­ger Asyl­heim auf­ge­deckt habe. Wolfs Fra­ge, „Ist ihnen gar nichts pein­lich“, hat Nepp damit indi­rekt beantwortet.

Das Nepp-Virus dürf­te jeden­falls auch kräf­tig wahr­neh­mungs­t­rü­bend wir­ken. Bei Umfra­ge­er­geb­nis­sen, die die FPÖ der­zeit bei einem Minus von etwa zwei Drit­tel ihres Wahl­er­geb­nis­ses von 2015 sehen, mein­te Nepp: „Es wird ein her­vor­ra­gen­des Ergeb­nis wer­den.“ Ange­sichts die­ser Ant­wort muss die Fra­ge gestat­tet sein: Was nimmt Nepp, dass er bei der am 11. Okto­ber zu erwar­ten­den Wat­schen­or­gie ein „her­vor­ra­gen­des Ergeb­nis“ am Hori­zont sieht?

Dafür hat Armin Wolf dem ein­ge­trüb­ten Nepp eine tref­fen­de Kurz­fas­sung des frei­heit­li­chen Wahl­pro­gramms ein-geschenkt: „Auto­fah­rer rein, Aus­län­der raus“. Allei­ne dafür hat sich das Inter­view gelohnt!

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