Die FPÖ hat es nicht leicht seit Aufliegen von Ibiza und Spesenskandal – die Wiener Landespartei ganz besonders: Sie stellte mit ihrem Ex-Chef Heinz-Christian Strache und seinem Nachfolger Johann Gudenus die beiden Hauptakteure im freiheitlichen Insel-Waterloo.
Es ist schwer, die Highlights des Interviews, die für Nepp eher low gewesen sein dürften, rauszusuchen, aber hier ein Versuch:
19 Mal erinnerte Nepp Armin Wolf daran, dass er der „Herr Wolf“ ist, das steigerte sich von „Herr Wolf, sehen Sie …“ über „Herr Wolf, Herr Wolf, es gibt Verträge, die sind einzuhalten“ zu „ Herr Wolf, Herr Wolf, Herr Wolf, ich war in dem operativen Geschäft nicht tätig“. Der Herr Wolf zeigte sich ob der exzessiven Ansprache jedoch ziemlich unbeeindruckt.
Befragt zu den großzügigen Spesenzahlungen der Wiener FPÖ an Strache, meinte Nepp vielsagend: „Schauen Sie, Herr Wolf, dieser Mietkostenzuschuss, den Sie schon eingangs erwähnt haben, der wurde 2008 beschlossen. 2008 da gab es mich in der FPÖ noch gar nicht und das waren Herrschaften, die das damals beschlossen haben.“ Nepp verzichtete darauf, die „Herrschaften“ näher zu benennen; es könnte ja sein, dass das eine oder andere Mitglied dieser Herrschaften in der FPÖ noch eine gewichtige Rolle spielt.
Er aber, so Nepp weiter, habe „damit aufgeräumt“. Dass es ihn 2008 in der FPÖ gar nicht gab, wäre nur damit zu erklären, wenn Nepps damalige Funktionen, das Amt des Landesparteiobmanns des RFJ und des geschäftsführenden Bezirksparteiobmanns der FPÖ Döbling, nichts mit der FPÖ zu tun hätten. Gut, Nepp war da wohl nicht bei den „Herrschaften“ dabei, die das Parteispesenfüllhorn über Strache ergossen haben, aber in den vier Jahren als Finanzreferent der Landespartei hätte er denn doch was bemerken können.
Der „böse Wolf“ (© FPÖ-Fans) bohrte aber weiter, und dermaßen bedrängt entglitt dem Nepp dann ein klassischer Freud’scher: „Aber wie gesagt, da sind wir eben Beschuldigte in diesem Verfahren, und Heinz-Christian Strache ist hier Täter.“ Hier schließt sich also die natürliche Allianz von Beschuldigten und Täter.
Der aufräumungsstarke Nepp, der bis Mitte Mai 2019 so gar keine Macht in der Wiener FPÖ gehabt haben will, hat fünf Monate gebraucht, bis Strache der Spesengeldhahn abgedreht wurde. Und das erklärt uns Nepp so: „Jeder Trennungsprozess dauert auch eine gewisse Zeit.“ Und: „Es gab verschiedene Möglichkeiten. Herausgestellt hat sich, dass dann der Herr Strache das gemietet hat und wir zugeschossen haben. Aber bis das geklärt war, verging … natürlich eine gewisse Zeit, und wir haben das gestoppt.“ Wir halten fest: Die FPÖ hat fünf Monate lang geprüft, welche Vereinbarung sie mit Strache hatte, weil das angeblich nicht einmal Nepp als zuständiger Finanzreferent der Partei gewusst hatte.
Angesprochen auf die FPÖ-nahen Vereine und deren etwa von Novomatic erhaltenen Spenden, schlingerte Nepp zwischen Nicht-FPÖ und Order von der FPÖ herum:
Das war dieser Verein, aber der wurde gegründet, dann war er [Tschank] in der Privatwirtschaft dort tätig, aber ich habe keine Ahnung, wer dort hingespendet hat. Das war, ja, ein privatwirtschaftlicher Verein und mehr nicht.
Wolf: Aber Sie haben den Namen und den Zweck genehmigt?
Nepp: Es war damals auch im Auftrag der Partei, solche Vereine zu gründen als… als… als…
Wolf: Ich dachte, er hatte nichts mit der Partei zu tun?
Nepp: Schauen Sie, jeder Verein, jede Partei hat verschiedene Vereine.
Nicht erstaunlich war, dass Nepp seinen beschränkten Sager vom „Asylantenvirus“ auch heute noch gut findet, weil man das schließlich so formulieren könne, da die FPÖ doch den Cluster im Erdberger Asylheim aufgedeckt habe. Wolfs Frage, „Ist ihnen gar nichts peinlich“, hat Nepp damit indirekt beantwortet.
Das Nepp-Virus dürfte jedenfalls auch kräftig wahrnehmungstrübend wirken. Bei Umfrageergebnissen, die die FPÖ derzeit bei einem Minus von etwa zwei Drittel ihres Wahlergebnisses von 2015 sehen, meinte Nepp: „Es wird ein hervorragendes Ergebnis werden.“ Angesichts dieser Antwort muss die Frage gestattet sein: Was nimmt Nepp, dass er bei der am 11. Oktober zu erwartenden Watschenorgie ein „hervorragendes Ergebnis“ am Horizont sieht?
Dafür hat Armin Wolf dem eingetrübten Nepp eine treffende Kurzfassung des freiheitlichen Wahlprogramms ein-geschenkt: „Autofahrer rein, Ausländer raus“. Alleine dafür hat sich das Interview gelohnt!