Wochenschau KW 19/19

Lesezeit: 6 Minuten

Der künst­le­risch eini­ger­ma­ßen unbe­kann­te, aber im völ­ki­schen Milieu umso belieb­te­re Maler Odin Wie­sin­ger soll in den ober­ös­ter­rei­chi­schen Kul­tur­bei­rat ein­zie­hen, wenn es nach dem Wil­len der Lan­des-FPÖ geht, und es wird wohl so gehen. Am 8. Mai gab’s nicht nur das „Fest der Freu­de“, son­dern auch eine Beschmie­rung des rus­si­schen Denk­mals am Schwar­zen­berg­platz und einen Bur­schi­bum­mel samt „Hel­den­ge­den­ken“ an der Ram­pe der Uni Wien mit einer Rede, die kei­ne bräun­li­chen Wün­sche offen­ließ. Reak­ti­on der Uni? Kei­ne! Und ÖVP/FPÖ haben im Bun­des­rat gegen einen Sperr­ver­merk für Iden­ti­tä­re im öffent­li­chen Dienst votiert. Deren Wider­lich­keit (© Sebas­ti­an Kurz) ist also für die Tür­kis-Blaue Mehr­heit kein Grund, Kon­se­quen­zen für eine Zulas­sung zum Staats­dienst zu ziehen.

Kor­neu­burg: Sel­fie mit Haken­kreuz und Waffenbesitz
Salz­burg: Pro­zess wegen Hit­ler­gruß-Foto verschoben
Klagenfurt/Eisenstadt: Ermitt­lun­gen nach einem Jahr weitergereicht
8. Mai – Wien I: Rus­sen­denk­mal Schwar­zen­berg­platz am 8. Mai beschmiert
8. Mai – Wien II: Bur­schi­bum­mel mit NS-Täter-Verherrlichung
8. Mai – Wien III: Fest der Freu­de am Heldenplatz
Bun­des­rat: ÖVP/FPÖ gegen Sperr­ver­merk für Iden­ti­tä­re im öffent­li­chen Dienst
Ober­ös­ter­reich: FPÖ nomi­niert rechts­extre­men Maler Man­fred „Odin“ Wie­sin­ger für Kulturbeirat

Kor­neu­burg: Sel­fie mit Haken­kreuz und Waffenbesitz

In Kor­neu­burg stand ein 23-Jäh­ri­ger wegen Wei­ter­ga­be von Sel­fies mit Haken­kreuz­mo­ti­ven vor Gericht. Er sei ein­fach zur fal­schen Zeit am fal­schen Ort gewe­sen: „ ‚Ich war bei einem Freund und dort fand dann eine Haus­durch­su­chung von Dro­gen­er­mitt­lern statt. Frei­wil­lig habe ich ihnen mein Han­dy über­las­sen. Das Haken­kreuz als Sperr­mus­ter am Han­dy und eini­ge Sel­fies mit NS-Fah­nen wur­den dann bean­stan­det’, schil­dert der Ange­klag­te. Er will sich dabei nichts gedacht und mit der NS-Ideo­lo­gie nichts am Hut haben:  ‚Es war ein­fach nur lus­tig’, beteu­ert er.“ (noen.at, 13.5.19) Der Mann wur­de vom Vor­wurf der Wie­der­be­tä­ti­gung frei­ge­spro­chen. Für eine Über­tre­tung des Waf­fen­ver­bots erhielt er drei Mona­te auf Bewäh­rung. Das Urteil ist rechtskräftig.

Salz­burg: Pro­zess wegen Hit­ler­gruß-Foto verschoben

Der zwei­te Pro­zess gegen sie­ben deut­sche Staats­bür­ger, die im April 2017 bei einer Wan­de­rung auf den Salz­bur­ger Unters­berg sich zum Grup­pen­fo­to mit Hit­ler­gruß auf­ge­stellt und dabei „Sieg Heil“ gebrüllt haben sol­len, wur­de kurz­fris­tig ver­scho­ben. Tou­ren­ge­her, die Zeu­gen die­ses brau­nen Foto­ter­mins wur­den, rie­fen die Poli­zei.Und die Ermitt­ler wur­den auch gleich in das Quar­tier der Deut­schen, in die Grö­di­ger Pen­si­on Leon­hards­hof, beor­dert: Die Wir­tin ent­deck­te näm­lich Bier­de­ckeln mit auf­ge­kleb­ten Haken­kreu­zen. Zudem kleb­ten wei­te­re NS-Sym­bo­le am Wagen des Foto­gra­fen. Bis heu­te bestrei­ten die sie­ben Deut­schen die Vor­wür­fe: Sie wol­len statt der Nazi-Paro­le nur ‚Berg Heil’ geru­fen haben.“ (Kro­nen Zei­tung, 4.5.19, S. 22) Aus nicht bekann­ten Grün­den wur­de der für Diens­tag anbe­raum­te Pro­zess­be­ginn verschoben.

Klagenfurt/Eisenstadt: Ermitt­lun­gen nach einem Jahr weitergereicht

Etwas mys­te­ri­ös erscheint die Ent­schei­dung der Staats­an­walt­schaft Kla­gen­furt, im Fall von drei Brü­dern aus dem Bezirk Mat­ters­burg (Bur­gen­land) die Ermitt­lun­gen nach Eisen­stadt abzu­ge­ben: „Seit bei­na­he einem Jahr hat die Staats­an­walt­schaft Kla­gen­furt gegen einen Nord­bur­gen­län­der — und kurz dar­auf auch gegen des­sen zwei Brü­der — wegen des Ver­dachts der Wie­der­be­tä­ti­gung ermit­telt. Nun wur­de das Ver­fah­ren auf­grund der ‚ört­li­chen Nähe‘ der Beschul­dig­ten an die Staats­an­walt­schaft (StA) Eisen­stadt abge­tre­ten, wie die Spre­che­rin der StA, Petra Bau­er, am Don­ners­tag auf KURIER-Anfra­ge erklärt. War­um der Fall erst jetzt nach Pan­no­ni­en abge­tre­ten wur­de, kön­ne sie nicht erklä­ren.“ (Kurier, 10.5.19, S. 20)

8. Mai – Wien I: Rus­sen­denk­mal Schwar­zen­berg­platz am 8. Mai beschmiert

Zum wie­der­hol­ten Mal wur­de das „Hel­den­denk­mal der Roten Armee“ am Schwar­zen­berg­platz beschmiert, dies­mal in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai, dem Tag der Befrei­ung vom Nationalsozialismus.

8. Mai – Wien II: Bur­schi­bum­mel mit NS-Täter-Verherrlichung

Den „Tag der Befrei­ung“ beging der Wie­ner Kor­po­ra­ti­ons­ring mit einem Marsch von der Oper bis zu Ram­pe der Uni­ver­si­tät Wien, wo der ehe­ma­li­ge Obmann des RFS-Uni Wien, Chris­to­pher von Men­ger­sen, eine Rede hielt. 

Das „Pres­se­ser­vice Wien” hat den Auf­marsch der nicht viel mehr als zehn Bur­schis foto­gra­fisch doku­men­tiert und Tei­le von Men­ger­sens Rede wie­der­ge­ge­ben, in der er Wehr­machts­sol­da­ten ver­herr­lich­te und jene, die am 8. Mai „Freu­den­fes­te“ fei­ern, als „klei­ne, hass­erfüll­te Min­der­heit“ dif­fa­miert, die „auf den Grä­bern unser Gefal­le­nen tanzt“. 

Das Vor­sitz­team der ÖH an der Uni Wien reagier­te mit einer Pres­se­aus­sendung und for­der­te „die Uni­ver­si­tät Wien auf, die­ses völ­ki­sche Trei­ben im Zukunft zu unter­bin­den“. Eine Reak­ti­on sei­tens der Uni­ver­si­tät ist uns nicht bekannt.

8. Mai – Wien III: Fest der Freu­de am Heldenplatz

Mehr als 10.000 Besu­che­rIn­nen fei­er­ten den „Tag der Befrei­ung“ mit der sieb­ten Auf­la­ge vom „Fest der Freu­de“ am Hel­den­platz. Reden hiel­ten u.a. Bun­des­prä­si­dent Alex­an­der van der Bel­len und der 1931 in Wien gebo­re­ne KZ-Über­le­ben­de Shaul Spiel­mann.

Bun­des­rat: ÖVP/FPÖ gegen Sperr­ver­merk für Iden­ti­tä­re im öffent­li­chen Dienst 

Am 9. Mai lehn­te der Bun­des­rat mit den Stim­men von ÖVP/FPÖ einen Antrag des Grü­nen Bun­des­rats David Stög­mül­ler ab, Iden­ti­tä­re nicht mehr in den öffent­li­chen Dienst auf­zu­neh­men. Noch im April mein­te Kanz­ler Sebas­ti­an Kurz in einer Aus­sendung: „Die­ses wider­li­che Gedan­ken­gut hat in unse­rer frei­en und libe­ra­len Gesell­schaft kei­nen Platz. Es ist daher wich­tig, dass kla­re Gren­zen gegen jede Form von Extre­mis­mus zu zie­hen sind.“ Für den öffent­li­chen Dienst gilt das offen­bar nicht.

Ober­ös­ter­reich: FPÖ nomi­niert rechts­extre­men Maler Man­fred „Odin“ Wie­sin­ger für Kulturbeirat

Wie APA und Stan­dard berich­ten, hat die FPÖ ihren Haus- und Hof­ma­ler, den Bur­schen­schaf­ter Man­fred „Odin“ Wie­sin­ger, als Mit­glied des ober­ös­ter­rei­chi­schen Kul­tur­bei­rats nomi­niert: „Die Lis­te aller Kan­di­da­ten wird Mon­tag der Lan­des­re­gie­rung zum Beschluss vor­ge­legt. Wie­sin­ger hat unter ande­rem für das rech­te Maga­zin ‚Info-Direkt’ und für die im Vor­jahr ein­ge­stell­te rechts­extre­me Pos­til­le ‚Aula‘ Wer­ke bei­gesteu­ert. Eine sei­ner Bild­se­ri­en trägt den Namen ‚End­sieg‘. Das Büro von Lan­des­haupt­mann und Kul­tur­re­fe­rent Tho­mas Stel­zer (ÖVP) ver­wies am Sonn­tag dar­auf, dass die Sta­tu­ten des Lan­des­kul­tur­bei­rats ‚ein eigen­stän­di­ges Nomi­nie­rungs­recht für alle im Land­tag ver­tre­te­nen Par­tei­en” vorsehe.’“

Sein Kunst­ver­ständ­nis hat­te Wie­sin­ger 1998 in einem Inter­view mit der „Jun­gen Frei­heit“ offen­bart: „Die gegen­wär­ti­ge, offi­zi­el­le ‚Kunst-Sze­ne’? Kurz gesagt, ist das zum über­wie­gen­den Teil für mich die Dik­ta­tur des Häß­li­chen, Min­der­wer­ti­gen, Wür­de- und Maß­lo­sen! Ver­schüt­te­te und ver­schmier­te Far­be nach Art der Pri­ma­ten in der Male­rei, Por­no­gra­phie und Gestam­mel auf den Büh­nen. Das lie­ße sich in allen Berei­chen belie­big fort­set­zen. Leider!“

Mehr zu Odins Vor­lie­ben, des­sen male­ri­sches Talent nur im völ­kisch behei­ma­te­ten Milieu erkannt und gewür­digt wird, haben wir bereits 2016 in einem Bei­trag aufgezeichnet.