Wochenschau KW 9/19

Zwei Haken­­kreuz-Schmie­­re­­rei­en, davon eine in Ried, die, was die Reak­ti­on der Poli­zei betrifft, zu hin­ter­fra­gen ist, das kor­rup­te Sys­tem des Jörg Hai­der, das auch wie­der ein­mal ein Gericht beschäf­tigt hat und zu einer Ver­ur­tei­lung eines Hai­­der-Boys führ­te und Hass­ti­ra­den auf der Face­­book-Sei­­te der FPÖ Wien-Lie­­sing – das ist unse­re kur­ze Bilanz aus der letz­ten Woche. […]

4. Mrz 2019
Marlene Svazek schmerzerfüllt

Krems: Neu­auf­la­ge des Pro­zes­ses gegen Holocaustleugner
Press­baum (NÖ): Van­da­lis­mus mit Hakenkreuz
Ried (OÖ): Haken­kreuz-Schmie­re­rei bei Schule
Kla­gen­furt: drit­te Ver­ur­tei­lung von Ex-BZÖ/F­PÖ-Poli­ti­ker Dobernig
Vor­der­wei­ßen­bach (OÖ): FPÖ-Par­tei­ob­mann will sei­ne Ras­se schützen
Wien: Hass­ti­ra­den gegen Con­chi­ta und Jus­tiz­mi­nis­ter Moser
Das rech­te Wort der Woche: Mar­le­ne Svazek

Krems: Neu­auf­la­ge des Pro­zes­ses gegen Holocaustleugner

Heu­te, Mon­tag, kommt es in Krems zu einer Neu­auf­la­ge eines Pro­zes­ses gegen den Holo­caust­leug­ner Wolf­gang Fröh­lich. Er war vor einem Jahr dafür ver­ur­teilt wor­den, weil er Brie­fe aus der Jus­tiz­an­stalt Stein mit ein­schlä­gi­gen Inhal­ten ver­schickt hat­te. Da er vom Gericht ent­ge­gen einem Gut­ach­ten als zurech­nungs­fä­hig ein­ge­stuft wur­de, leg­te sein Anwalt Nich­tig­keits­be­schwer­de ein – erfolg­reich. Der Obers­te Gerichts­hof hob das Urteil teil­wei­se auf, die Fra­ge der Zurech­nungs­fä­hig­keit ist neu zu verhandeln.

„‚In der Haupt­ver­hand­lung vor­ge­kom­me­ne Ver­fah­rens­er­geb­nis­se, die die Ein­schät­zung des Sach­ver­stän­di­gen in Fra­gen stel­len und die Annah­me der Lai­en­rich­ter stüt­zen, sind nicht ersicht­lich‘, hieß es in der Ent­schei­dung des Höchst­ge­richts.“ (noen.at, 25.2.19)

Neonazis betrauern Haft von Wolfgang Fröhlich
Neo­na­zis betrau­ern Haft von Wolf­gang Fröhlich

Press­baum (NÖ): Van­da­lis­mus mit Hakenkreuz

„Ein Pkw, der in der Pfal­zau­er­stra­ße abge­stellt war, wur­de in der Nacht auf Don­ners­tag stark beschä­digt. Spie­gel wur­den her­un­ter­ge­ris­sen und der Lack zer­kratzt – sogar ein Haken­kreuz ist auf dem Auto zu sehen. Der Scha­den liegt im vier­stel­li­gen Bereich. Der Besit­zer erstat­te­te Anzei­ge.“ (NÖ Nach­rich­ten, 27.2.19, S. 24)

Ried (OÖ): Haken­kreuz-Schmie­re­rei bei Schule

Ein Haken­kreuz, das auf einem Strom­ver­tei­ler­kas­ten gegen­über des Rie­der Gym­na­si­ums geschmiert war, hat laut Bezirks­Rund­schau offen­bar mona­te­lang nie­man­den inter­es­siert, zumin­dest nicht so, dass es ent­fernt wor­den wäre. 

„In der­ar­ti­gen Fäl­len kommt die Maschi­ne­rie erst in die Gän­ge, wenn Anzei­ge erstat­tet wird. ‚Wer­den sol­che Vor­komm­nis­se ange­zeigt, han­delt es um Sach­be­schä­di­gung und Wie­der­be­tä­ti­gung. Der Eigen­tü­mer wird dann ver­an­lasst, die Schmie­re­rei­en zu ent­fer­nen. Wir als Poli­zei put­zen das nicht weg. Das ist nicht unse­re Auf­ga­be, son­dern die des Eigen­tü­mers’, so Bezirks­po­li­zei-Kom­man­dant Ste­fan Hasl­ber­ger. (…) Jeder hät­te in die­sem Fall übri­gens Anzei­ge erstat­ten kön­nen, pas­siert ist es nicht. Die Schu­le habe die Poli­zei bereits vor eini­ger Zeit dar­auf auf­merk­sam gemacht, kon­kre­te Anzei­ge wur­de aber nicht erstattet.“

Das erstaunt uns nun: Sobald eine Behör­de von Ver­stö­ßen gegen das Ver­bots­ge­setz und/oder Abzei­chen­ge­setz Kennt­nis erlangt, ist sie gesetz­lich dazu ver­pflich­tet, den Vor­fall zu ver­fol­gen. Eine geson­der­te Anzei­ge ist dazu nicht not­wen­dig. Wenn es also stimmt, dass die Schu­le die Poli­zei über die Schmie­re­rei infor­miert hat, hät­te die Poli­zei han­deln müs­sen. Dass die Bezirks­Rund­schau beim Bür­ger­meis­ter anru­fen muss, um eine Ent­fer­nung des Haken­kreu­zes zu ver­an­las­sen (was dann offen­bar pas­siert ist), ist verstörend.

Kla­gen­furt: drit­te Ver­ur­tei­lung von Ex-BZÖ/F­PÖ-Poli­ti­ker Dobernig

Wir haben uns bereits zusam­men­fas­send mit jenem Kreis beschäf­tigt, der von Jörg Hai­der in poli­ti­schen Pos­ten gehievt wor­den war und vor Gericht gelan­det ist.

Einer von ihnen, Harald Dober­nig, stand in der letz­ten Woche wie­der vor dem Kadi, wo Dober­nig sei­ne nun­mehr drit­te Ver­ur­tei­lung wegen Untreue aus­fass­te. Der Back­ground: Das BZÖ hat­te Wer­be­ge­schen­ke für den Land­tags­wahl­kampf kur­zer­hand über Gel­der des Lan­des Kärn­ten abge­rech­net. Fast ent­lar­vend war die Ver­tei­di­gungs­stra­te­ge von Dober­nigs Anwalt: „Ver­tei­di­ger Leo­pold Wag­ner zeich­ne­te in sei­nem Plä­doy­er das Bild eines jun­gen Über­flie­gers. Dober­nig habe sein Stu­di­um mit 23 Jah­ren abge­schlos­sen und sei schnell Hai­ders Büro­lei­ter gewor­den, er sei ein ‚sehr gebil­de­ter und klu­ger jun­ger Mann’ gewe­sen, der schon mit 28 Jah­ren Lan­des­rat wur­de. Er sei im dama­li­gen Sys­tem sozia­li­siert wor­den, Tätig­kei­ten, die ‚mit all­ge­mei­nen Arbeits­ver­hält­nis­sen’ ver­gleich­bar gewe­sen wären, hät­ten ihm gefehlt. Und die Strip­pen­zie­her sei­en ohne­hin ande­re in der Par­tei gewe­sen. Sein Man­dant sei aber ‚zumin­dest dabei­ge­stan­den und hat sich gegen die Din­ge nicht gewehrt’.“ (derstandard.at, 1.3.19) Über­setzt: Der abge­stürz­te Über­flie­ger Dober­nig war ein Opfer, weil sich sei­ne Arbeits­er­fah­rung nur auf ein kor­rup­tes Umfeld, das dama­li­ge Sys­tem, beschränk­ten, er also nichts ande­res kannte.

der "Doberstick" des Dobernig
der „Doberstick” des Dobernig

Viel mehr inter­es­siert uns jedoch, wer denn die Strip­pen­zie­her dahin­ter waren, zumal Her­bert Kick­ls Ex-Fir­ma „Ideen­schmie­de“  die Fin­ger auch in die­sem schmut­zi­gen Spiel hatte.

Detail am Ran­de: 2011 hat­te Stra­che im Rah­men eines Par­tei­ta­ges sein Zukunfts­ka­bi­nett prä­sen­tiert. Er nann­te dabei Harald Dober­nig als Finanz­mi­nis­ter. Davon woll­te Stra­che ein paar Jah­re spä­ter aller­dings nichts mehr wissen …

Vor­der­wei­ßen­bach (OÖ): FPÖ-Par­tei­ob­mann will sei­ne Ras­se schützen

Das Motiv der blon­den Maid samt Text „Schüt­ze Dei­ne Ras­se, es ist das Blut Dei­ner Ahnen“ ken­nen wir schon von der FPÖ Vöck­la­markt. Im Sep­tem­ber 2018 woll­te die Admi­nis­tra­to­rin der ört­li­chen Face­book-Sei­te die Ras­se schüt­zen. Inzwi­schen ist nicht nur die FB-Sei­te der FPÖ Vöck­la­markt ver­schwun­den, son­dern auch die Admi­nis­tra­to­rin als Gemein­de­rä­tin. Und mit ihr riss es in der­sel­ben Sache einen bur­gen­län­di­schen FPÖ-Funk­tio­när ins poli­ti­sche Nirwana.

Nun pos­te­te der Vor­dern­wei­ßen­ba­cher FPÖ-Orts­par­tei­ob­mann und Gemein­de­rat Andre­as Trax­ler das­sel­be Motiv, wie FPÖ Fails auf­deck­te. Die Kon­se­quen­zen? Kei­ne. Was vor eini­gen Mona­ten noch zu Rück­trit­ten gereicht hat­te, ist heu­te offen­bar kein Wim­pern­zucken mehr wert. Das könn­te als Zei­chen einer schlei­chen­den Radi­ka­li­sie­rung inter­pre­tiert werden.

Wien: Hass­ti­ra­den gegen Con­chi­ta und Jus­tiz­mi­nis­ter Moser

Die FB-Sei­te der FPÖ Lie­sing sticht immer wie­der durch Hass­pos­tings her­vor. So auch in der letz­ten Woche: Opfer waren dies­mal Jus­tiz­mi­nis­ter Josef Moser und Con­chi­ta ali­as Tom Neu­wirth. Moser hat­te es gewagt, Con­chi­ta als Gast mit auf den Opern­ball zu neh­men. „‚Das neue Dancing-Stars Paar. Rei­zend. Viel Erfolg für eure Zukunft. Bei­den ist gemein, daß [sic!] sie in der Poli­tik nichts ver­lo­ren haben’, kom­men­tier­te die Bezirks­frak­ti­on Wien-Lie­sing in einem Bei­trag.“ (derstandard.at, 1.3.19) Die wider­li­chen Kom­men­tie­run­gen wie­der­ho­len wir hier nicht.

Aber auch die sich im Wahl­kampf befind­li­che Salz­bur­ger FPÖ-Che­fin Mar­le­ne Sva­zek roch den Bra­ten, ver­setz­te sich flugs in einen „schmerz­er­füll­ten“ Zustand und sprach bzw. schrieb auf Facebook …

Das rech­te Wort der Woche

„Opern­ball im Weiß­wurst­kos­tüm (…) Ich jeden­falls applau­die­re nicht. Ich habe mich ges­tern fremd­ge­schämt, fremd­ge­schämt für Con­chi­ta Wurst, fremd­ge­schämt für Minis­ter Moser und fremd­ge­schämt, dass die­se Bil­der aus Öster­reich in die gan­ze Welt hin­aus­gin­gen. Spä­tes­tens wenn Moser am Life-Ball dann womög­lich das Body­pain­ting für sich ent­deckt, reicht Fremd­schä­men wohl nicht mehr aus.“ (Mar­le­ne Sva­zek via Facebook)

Marlene Svazek schmerzerfüllt
Mar­le­ne Sva­zek schmerzerfüllt

Ver­mut­lich soll­te sich Moser ein paar Schmis­se ins Gesicht schnei­den las­sen, um Frau Sva­zek aus dem Schmerz­zu­stand zu befrei­en, denn bräun­lich-blu­ti­ge Spu­ren in den Bio­gra­fien ihrer Mit­strei­ter wie jene des Bur­schen­schaf­ters Rein­hard Reb­handl schei­nen bei ihr zumin­dest kein Fremd­schä­men aus­ge­löst zu haben …

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