Haider (II): Kriminalität und Korruption im Umfeld

Von der Poli­tik­wis­senschaf­terin Kathrin Stein­er-Häm­mer­le stammt die Ver­mu­tung, dass Haider – würde er noch leben – entwed­er Kan­zler oder im Gefäng­nis sein kön­nte. Wir wollen nicht Speku­la­tion betreiben, son­dern Fak­ten sprechen lassen über Krim­i­nal­ität und Kor­rup­tion in Haiders per­son­eller Umge­bung. Dazu haben wir uns sein eng­stes Umfeld vorgenom­men: die „Buberl­par­tie“, aber auch so ziem­lich alle anderen, mit denen Haider eng zusam­mengear­beit­et hat.

Ich war stolz, bei dieser Buberl­par­tie dabei gewe­sen zu sein, weil das eine Gemein­schaft war, die in diesem Land sehr viel bewegt hat.“ Das sagte Math­ias Reich­hold 2002, als er ger­ade Verkehrsmin­is­ter wurde. Für Haider hat er so ziem­lich alles gemacht: Gen­er­alsekretär, Lan­deshaupt­mann-Stel­lvertreter in Kärn­ten, Abge­ord­neter zum Nation­al­rat, auch zum Europäis­chen Par­la­ment, dann wieder Lan­deshaupt­mann-Stel­lvertreter in Kärn­ten, Verkehrsmin­is­ter und sog­ar – für 40 Tage – Parteiob­mann der FPÖ. Strafrechtlich betra­chtet, ist Reich­hold ein­er der ganz weni­gen aus Haiders unmit­tel­barem Umfeld neben Susanne Riess, gegen die keine Ankla­gen bzw. Straf­prozesse geführt wurden.

Ich werde aus­mis­ten in diesem Land.“ Mit diesem het­zerischen Ver­sprechen ist Jörg Haider poli­tisch ange­treten. Was er in seinem unmit­tel­baren poli­tis­chen Umfeld hin­ter­lassen hat, sind zahlre­iche verurteilte Straftäter, einige Verdächtigte, über die noch zu urteilen ist, geballte Krim­i­nal­ität und Korruption.

FPÖ- Bun­des­geschäfts­führer (I): 33 Monate teilbe­d­ingt und Geldstrafe 

Ger­not Rumpold (61): Seine poli­tis­che Kar­riere war eng mit der von Jörg Haider verknüpft („Haiders Buberl­par­tie“). Rumpold diente Haider als Lan­des­geschäfts­führer der FPÖ Kärn­ten und später dann – zwis­chen 1990 und 1996 – als Bun­des­geschäfts­führer und „Mann fürs Grobe“. Als solch­er wurde er 1998 auch wegen ein­er „tätlichen Belei­di­gung“ schuldig gesprochen und zu ein­er bed­ingten Geld­strafe von 27.000 Schilling verurteilt. Als Geschäfts­führer ein­er Wer­beagen­tur, die eng mit der FPÖ ver­bun­den war, kam Rumpold wegen seines Wer­bev­er­trags in der Höhe von rund 6,6 Mil­lio­nen Euro für den Eurofight­er ins Gerede und vor den par­la­men­tarischen Unter­suchungsauss­chuss, wo er als Auskun­ftsper­son nur sehr unzure­ichende Infor­ma­tio­nen über die von sein­er Fir­ma erbracht­en Leis­tun­gen geben konnte.

Im August 2013 wurde Rumpold in einem Prozess zur Causa Telekom wegen Beitrags zur Untreue zu drei Jahren unbe­d­ingter Haft und ein­er Zahlung von 600.000 Euro an die Telekom verurteilt – das Urteil wurde von der Höch­stin­stanz bestätigt. In einem weit­eren Telekom-Ver­fahren wurde der Schuld­spruch wegen Falschaus­sage aus for­malen Grün­den aufge­hoben und die Strafe neu bemessen: Im End­ef­fekt wurde Rumpold im August 2016 dann zu 33 Monat­en teilbe­d­ingter Haft verurteilt. Zum Zeit­punkt dieses Urteils war Rumpold arbeit­s­los gemeldet und hat­te nach eige­nen Angaben Min­dest­sicherung beantragt.

Gen­er­alsekretär und Klubob­mann: 6 Monate bed­ingt plus 24 Monate teilbedingt

Peter Wes­t­en­thaler (51): Wie Rumpold war auch er lange Zeit ein enger Ver­trauter von Jörg Haider, Teil der Buberl­par­tie, sein per­sön­lich­er Sekretär, dann Gen­er­alsekretär der FPÖ und von 2000 bis 2002 deren Klubob­mann im Nation­al­rat. Nach dem informellen Knit­telfelder Parteitag erfol­gte dann der Rück­zug aus den Partei­funk­tio­nen und der Bruch mit Haider, 2006 dann mit dem BZÖ die Rück­kehr auf die poli­tis­che Bühne – gemein­sam mit Haider.

Wegen ein­er Falschaus­sage über eine Schlägerei am Wahlabend 2006 wurde Wes­t­en­thaler 2008 zu neun Monat­en bed­ingter Haft verurteilt. Das Urteil wurde im Beru­fungsver­fahren auf sechs Monate bed­ingt reduziert. In einem mehrmonati­gen Straf­prozess wegen des Ver­dacht­es des schw­eren Betrugs und der Untreue wurde W. im März 2015 zunächst – nicht recht­skräftig – freige­sprochen, musste dann aber nach der Aufhe­bung des Urteils durch den OGH eine Prozess­wieder­hol­ung absolvieren, die im Jän­ner 2017 zunächst mit ein­er Verurteilung zu zweiein­halb Jahren teilbe­d­ingt endete. Nach Beru­fung wurde das Strafaus­maß auf 24 Monate, davon 8 unbe­d­ingt, reduziert. Seine Haft, die er im August 2018 ange­treten hat, darf er als Freigänger absolvieren, der untertags für die Ver­schwörungspos­tille „alles roger?“ arbeitet.

Bun­des­geschäfts­führer und Gen­er­alsekretär (II): Mehrfach Steuer­hin­terziehung und …?

Wal­ter Meis­chberg­er (59) war auch ein­er aus der Buberl­par­tie, Bun­des­geschäfts­führer, Gen­er­alsekretär und fast zehn Jahre auch Abge­ord­neter der FPÖ. Seine Verurteilung wegen Ans­tiftung zur Steuer­hin­terziehung (500.000 Schilling, also rund 36.000 Euro teilbe­d­ingte Geld­strafe) kam für Haider sehr unpassend. Er hat­te kurz zuvor – nach der Affäre Rosen­st­ingl – seinen Demokratiev­er­trag und die ganz große Sauberkeit der Partei verkün­det. Trotz eines Urteils des FPÖ-„Ehrenrats“, in dem „Meis­chi“ ent­ge­gen dem Gericht­surteil „kein unehren­haftes Ver­hal­ten“ attestiert wurde, drängte die Öffentlichkeit auf Kon­se­quen­zen – Haider schick­te Meis­chberg­er nach einigem Zögern und hefti­gen Vor­wür­fen an die Jus­tiz ins Aus­gedinge. Nicht lange, denn auf­grund von Man­datsverzicht­en ander­er blauer Abge­ord­neter kon­nte „Meis­chi“ wieder nachrück­en – schließlich fehlten ihm nur mehr ein paar Tage, um einen Anspruch auf eine Poli­tik­er­pen­sion zu erwer­ben. Was fol­gte, waren Hohn und Spott und der Auss­chluss aus der FPÖ – und nur zwei Tage als Abge­ord­neter, dann „verzichtete“ er auf sein Man­dat. Den Verzicht belohnte Haider mit ein­er Entschädi­gung von 2,5 Mil­lio­nen Schilling (mehr als 180.000 Euro) als Abgel­tung für die knapp ent­gan­gene Politikerpension.

Im Sep­tem­ber 2009 erstat­tete Meis­chberg­er Selb­stanzeige wegen Steuer­hin­terziehung. Es ging um die Pro­vi­sion, die er beim Verkauf der BUWOG erhal­ten hat­te. Sein Spruch „Wo woar mei Leis­tung?“ zieht sich auch durch die anderen Affären, in die „Meis­chi“ ver­wick­elt ist. Für einige von ihnen (BUWOG und Ter­mi­nal Tow­er) ste­ht er jet­zt gemein­sam mit Grass­er seit Monat­en vor Gericht und belastet so neben­bei den ver­stor­be­nen Haider.

Lan­deshaupt­mann: 8 Monate bed­ingt und Geldstrafe 

Ger­hard Dör­fler (63) war Haiders Nach­fol­ger als Kärnt­ner Lan­deshaupt­mann (2008–2013), dann Bun­desrat. Als zuständi­ger Verkehrs­lan­desrat war er 2006 an der Ver­hin­derung von zweis­prachi­gen Ort­stafeln beteiligt. An ein­er ersten Anklage wegen Amtsmiss­brauch schrammte er nur deshalb vor­bei, weil ihm die Jus­tiz schriftlich bescheinigte, nicht zu wis­sen, dass er objek­tiv gese­hen Amtsmiss­brauch began­gen hat­te. Die zweite bere­its recht­skräftige Anklage wegen Amtsmiss­brauch gegen Dör­fler wurde von der Wirtschafts- und Kor­rup­tion­sstaat­san­waltschaft im Jän­ner 2018 wieder zurück­ge­zo­gen, weil der OGH in einem gle­ich gelagerten Fall gegen seinen Parteifre­und Uwe Scheuch entsch­ieden hat­te, dass es sich nicht um Amtsmiss­brauch, son­dern allen­falls um Untreue han­dle. Während das Ver­fahren gegen Uwe Scheuch daher wegen des Vor­wurfs der Untreue aufgenom­men wurde und zu dessen Verurteilung führte, wurde jenes gegen Dör­fler kom­plett eingestellt.

Auf­grund sein­er Beteili­gung an der „Broschüren“-Affäre wurde Dör­fler allerd­ings 2013 gemein­sam mit Ste­fan Pet­zn­er, Har­ald Dobernig und Uwe Scheuch wegen Untreue angeklagt. Die Anklage wurde während des Ver­fahrens dann sog­ar auf Amtsmiss­brauch aus­geweit­et, verurteilt wurde Dör­fler dann allerd­ings „nur“ wegen ver­suchter Vorteil­snahme und Untreue zu ein­er Geld­strafe von 15.000 Euro und acht Monat­en bed­ingter Haft, die auch nach Beru­fung und Nichtigkeits­beschw­erde bestätigt wurden.

Lan­deshaupt­mannstel­lvertreter: 7 Monate bed­ingt und Geldstrafen

Uwe Scheuch (49), Großbauer, Abge­ord­neter zum Nation­al­rat (FPÖ, BZÖ), Lan­desrat und Lan­deshaupt­mannstel­lvertreter in Kärn­ten nach Haiders Tod bis 2012, Kärnt­ner BZÖ‑, dann FPK-Obmann. 2012 Rück­tritt aus allen Funk­tio­nen. In der „Part of the Game“-Affäre wurde er nach Beru­fun­gen und Urteil­saufhe­bung let­z­tendlich zu sieben Monat­en bed­ingter Haft und ein­er Geld­strafe von 67.500 Euro verurteilt.

In der schon bei Ger­hard Dör­fler erwäh­n­ten „Broschüren“-Affäre wurde Uwe Scheuch zu ein­er Zusatz-Geld­strafe von 22.000 Euro verurteilt. Das Urteil wurde nach Beru­fung im April 2018 vom OGH bestätigt.

In einem weit­eren Ver­fahren ermit­telte die Kor­rup­tion­sstaat­san­waltschaft ab Mai 2017 wegen des Ver­dachts des Amtsmiss­brauchs. Nach ein­er Nichtigkeits­beschw­erde der Gen­er­al­proku­ratur beim OGH wurde die Anklage in „Bes­tim­mung zur Untreue“ umge­wan­delt, wodurch sich der Strafrah­men für Scheuch erhe­blich gün­stiger gestal­tete. Das – nicht recht­skräftige — Urteil selb­st war dann Superdiskont: eine Geld­strafe von ins­ge­samt 4.400 Euro. Uwes älteren Brud­er Kurt Scheuch (51) führen wir nicht unter dem Titel „Das krim­inelle Umfeld“, weil das Strafver­fahren wegen Belei­di­gung eines Richters im Rah­men ein­er Diver­sion mit ein­er Entschuldigung und der Zahlung ein­er Geld­strafe von 6.600 Euro been­det wurde.

Gen­er­alsekretär, Lan­deshaupt­mannstel­lvertreter, Finanzmin­is­ter: die Kor­rup­tion dampft

Karl-Heinz Grass­er (49). Machen wir es kurz : Gemein­sam mit seinem Trauzeu­gen Meis­chberg­er ste­ht KHG derzeit vor Gericht. Allein die Aufzäh­lung und Beschrei­bung aller Vor­würfe, die gegen ihn erhoben bzw. der Ermit­tlun­gen, die dann tat­säch­lich stattge­fun­den haben, würde den Rah­men hier spren­gen. Wir ver­weisen deshalb auf den Wikipedia-Ein­trag zu Grass­er und zählen hier nur die Schlag­worte zu den einzel­nen Vor­wür­fen auf:

Home­page-Affäre, Urlaub­sreise, BUWOG-Affäre, Porsche vom Wahlonkel, Ver­dacht auf Ans­tiftung zum Amtsmiss­brauch bei Hochzeit, Ter­mi­nal-Tow­er-Affäre, Post-Pri­vatisierung, Novo­mat­ic-Affäre, Bezahlung Hotel­rech­nung durch Bank, BAWAG-Affäre, Hypo-Alpe-Adria, Kor­rup­tion bei ELAK-Ein­führung, Geld­wäsche, Ehren­belei­di­gung, Schwiegermut­tergeld und Steuerhinterziehung.

Das Ver­fahren wegen Ehren­belei­di­gung zählt eigentlich nicht wirk­lich in dieser Liste. Es war ein zivil­rechtlich­es Ver­fahren, in dem KHG zu ein­er Geld­strafe von 5.000 Euro verurteilt wurde, weil er einen Mitar­beit­er belei­digt hat.

Was die Steuer­hin­terziehung bet­rifft, so ist bemerkenswert, dass der frühere Finanzmin­is­ter im Herb­st 2010 Selb­stanzeige erstat­tete. Er hat im Zeitraum zwis­chen 2002 und 2008, also auch in den Jahren als Finanzmin­is­ter, Einkün­fte aus Speku­la­tion­s­gewin­nen und Div­i­den­den nicht versteuert.

Was den Ver­dacht auf Ans­tiftung zum Amtsmiss­brauch bei sein­er Hochzeit bet­rifft, so sei hier nur die eher skur­rile Begrün­dung zur Ein­stel­lung des Ver­fahrens erwäh­nt und dazu die Presse zitiert: „Dem Beschuldigten wür­den ja ohnedies mehrere Straftat­en zur Last liegen“. Und eine Ein­stel­lung der Causa „Hochzeit in Weißenkirchen“ würde sich „voraus­sichtlich auf die in anderen Ver­dachts­fällen zu erwartende Strafe nicht auswirken.

Haben wir etwas vergessen? Ja, die am häu­fig­sten bei Grass­er zitierte Formel: „Es gilt die Unschuldsvermutung!“

Das Spiel: KHG – Korrupte haben Geld

Das Spiel: KHG – Kor­rupte haben Geld

Klubob­mann und Volk­san­walt: 12 Monate bedingt

Ewald Stadler (57). Zu Haiders Buberl­par­tie gehörte Stadler nie, er trug dafür die Beze­ich­nung, Haiders „Dober­mann“ zu sein, mit Stolz. Zwis­chen 1994 und 1999 war er geschäfts­führen­der Klubob­mann der FPÖ, später Lan­desrat in NÖ, Volk­san­walt und dann noch ein­mal stel­lvertre­tender Klubob­mann – zunächst des Frei­heitlichen Par­la­mentsklubs und dann des BZÖ.

2006 führte Stadler einen hefti­gen Kampf um seine Posi­tion in der FPÖ bzw. in der Frei­heitlichen Akademie, der ger­ade durch das neu gegrün­dete Frei­heitliche Bil­dungsin­sti­tut das Wass­er abge­graben wurde. Um das zu ver­hin­dern, dro­hte Stadler in einem Gespräch mit Johann Gude­nus mit der Veröf­fentlichung der „Wehrsport“-Fotos von Stra­che. Die Jus­tiz erkan­nte auch in der Beru­fungsin­stanz auf schwere Nöti­gung und verurteilte Stadler zu 12 Monat­en bed­ingt.

Gen­er­alsekretär und stv. Klubob­mann: zehn Monate bedingt

Ste­fan Pet­zn­er (37) war ab 2004 Haiders Press­esprech­er und Berater, nach dessen Tod BZÖ-Gen­er­alsekretär, stel­lvertre­tender Klubob­mann des BZÖ im Nation­al­rat, 2013 gemein­sam mit Ewald Stadler aus dem BZÖ aus­geschlossen. Im Rah­men ein­er Diver­sion im März 2011 musste Pet­zn­er 38.000 Euro zahlen, weil er 2007 das Amts­ge­heim­nis ver­let­zt und einen neg­a­tiv­en Staats­bürg­er­schafts­bescheid veröf­fentlicht hat­te. Wenige Tage danach legte er seine Funk­tion als geschäfts­führen­der Kärnt­ner BZÖ-Obmann zurück, weil er zuvor zweimal beim Fahren ohne Führerschein erwis­cht wor­den war. Der Führerschein war ihm 2010 wegen ein­er mas­siv­en Geschwindigkeit­süber­schre­itung ent­zo­gen wor­den. In der „Broschüren“-Affäre bekan­nte sich Pet­zn­er als einziger der Angeklagten von Beginn an schuldig und nahm das Urteil – zehn Monate bed­ingt – sofort an, beze­ich­nete das Ver­fahren als pos­i­tiv für die poli­tis­che Hygiene und das Urteil als „ver­hält­nis­mäßig milde“. Pet­zn­er ist der einzige aus den diversen Haider’schen Buberl­par­tien, bei dem eine gewisse, über das konkrete Delikt hin­aus­ge­hende Schuldein­sicht bemerk­bar ist.

Lan­desrat: Zwei Jahre teilbe­d­ingt und vier Monate bed­ingt Zusatzstrafe

Har­ald Dobernig (38) war zunächst Büroleit­er von Haider und dann ab 2008 BZÖ-Lan­desrat in der von Ger­hard Dör­fler geführten Lan­desregierung. 2015 führte die Wirtschafts- und Kor­rup­tion­sstaat­san­waltschaft Anklage wegen Beitrag zur Untreue in der Causa Birn­bach­er. Nach einem Geständ­nis wurde Dobernig schließlich zu zwei Jahren Haft, davon 8 Monate unbe­d­ingt, verurteilt. In der „Broschüren“-Affäre wurde er recht­skräftig zu ein­er Zusatzs­trafe von vier Monat­en bed­ingt verurteilt.

Pri­vat­sekretär und Bun­des­geschäfts­führer: Mit Mil­lio­nen untergetaucht?

Ger­ald Mikscha (47) war zwis­chen 1993 und 2000 Pri­vat­sekretär von Jörg Haider und damit wohl ein­er sein­er eng­sten Mitar­beit­er. Bun­des­geschäfts­führer war er nur kurzzeit­ig nach der Nation­al­ratswahl 1999. In der FPÖ-Spitze­laf­färe wurde auch Mikscha zunächst als Verdächtigter geführt, im Feb­ru­ar 2001 wur­den allerd­ings die Vor­erhe­bun­gen gegen ihn (so wie gegen alle anderen Verdächtigten) eingestellt. Mikscha war für Haider der Verbindungs­mann zu Saif Gaddafi, dem Sohn des libyschen Dik­ta­tors. 2004 grün­dete Mikscha gemein­sam mit Karl-Heinz Petritz, der eben­falls etliche Jahre per­sön­lich­er Assis­tent und Press­esprech­er Haiders war, eine Con­sult­ing­fir­ma. Während von Petritz bekan­nt wurde, dass er für seine Tätigkeit als Kon­sulent Haiders monatlich 2.000 Euro kassierte, wurde von Mikscha nur bekan­nt, dass er bald wieder ein­mal aus der Fir­ma aus­gestiegen und ver­schwun­den sei. 2006 gab es dann die Mel­dung (Kuri­er, 25.9.2006), dass er gemein­sam mit dem Ex-Fil­ialchef ein­er Raif­feisen-Bank, der im Jahr 2000 mit riskan­ten hochspeku­la­tiv­en Geschäften über Kun­denkon­ten 15 Mil­lio­nen Euro ver­spekuliert hat­te, ein Son­nen­schutzmit­tel über Liecht­en­stein angemeldet hat. Apro­pos: Der Ex-Banker P. war auch ein Berater von Jörg Haider, saß im Auf­sicht­srat der Hypo und wurde 2011 für seine Speku­la­tion­s­geschäfte zu drei Jahren Haft, eines davon unbe­d­ingt, verurteilt. Ex-Banker P. erzählte dem Kuri­er aber auch, er hätte schon län­gere Zeit nichts mehr von Mikscha gehört.

Als dann 2010 Gerüchte über ange­blich von Haider in Liecht­en­stein gebunkerte Mil­lio­nen auf­tauchen, wird Mikscha mit ihrem Ver­schwinden in Verbindung gebracht: „Haider soll 2006 und 2008 Boten nach Paraguay geschickt haben, um Mikscha nach Öster­re­ich zurück­zu­holen. Verge­blich.“ (standard.at, 2.8.10). Zum par­la­men­tarischen Unter­suchungsauss­chuss über die Hypo Alpe-Adria erschien Mikscha 2015 zwar dann über­raschend als Auskun­ftsper­son, hat­te aber wed­er zu den Vorgän­gen in der Hypo eine konkrete Erin­nerung noch zu einem schließlich geplatzten Deal mit der Hypo in der Höhe von 300 Mil­lio­nen Dol­lar, den er 2004 für den späteren FPÖ-Abge­ord­neten und Volk­san­walt Peter Ficht­en­bauer einge­fädelt hatte.

Pri­vat­sekretär und Pro­tokollchef: Geldstrafe

Franz Koloi­ni (40) war nach Mikscha Haiders Pri­vat­sekretär und Pro­tokollchef. Obwohl der „schöne Franz“ in zwei Ver­fahren wegen finanzieller Unregelmäßigkeit­en als Angeklagter vor Gericht stand, wurde er in bei­den Ver­fahren freige­sprochen. Weil er aber 2007 gemein­sam mit seinem Halb­brud­er einen ange­blichen Verehrer sein­er Frau ver­prügelt und diese bedro­ht hat­te, wurde er wegen gefährlich­er Dro­hung zu ein­er Geld­strafe von 2.700 Euro verurteilt.

Bun­des­geschäfts­führer: merk­würdi­ges Geschäft mit Libyen

Har­ald Göschl (65) war nicht lange unter Haider Bun­des­geschäfts­führer der FPÖ (1988–1989). Nach einem Stre­it mit Ger­not Rumpold, der damals noch per­sön­lich­er Ref­er­ent Haiders war, wurde Göschl, dem damals schon beste Kon­tak­te mit Libyen nachge­sagt wur­den, mit Ende 1989 abgelöst. Über seine weit­eren Aktiv­itäten ist nicht viel mehr bekan­nt als dass Göschl bei den Libyen-Con­nec­tions und ‑Reisen Haiders beteiligt war. Ja, und dann war die merk­würdi­ge Sache 1997. Ital­ienis­che Fah­n­der stoppten im August 1997 im Hafen von La Spezia eine Schiff­s­ladung, die eine Drück­walz­mas­chine für Libyen an Bord hat­te. Die Drück­walz­mas­chine gehörte Har­ald Göschl, der zu diesem Zeit­punkt nicht mehr in Öster­re­ich gemeldet, son­dern nach Libyen abge­taucht war: „Als Bes­tim­mung­sort für das Gerät war eine Raketen­fab­rik in der Nähe von Beng­hasi aus­gemacht wor­den.“ (stopptdierechten.at) Ein Jahr später, im Okto­ber 1998, berichtete For­mat (5.10.98), dass Göschl wegen ver­sucht­en Waf­fen­schmuggels ver­haftet wor­den sei. Über die Hin­ter­gründe dieser Affäre wurde in der Folge nichts Genaueres mehr bekan­nt. Es wurde über eine Geheim­di­en­staffäre gemunkelt – über das Ergeb­nis der Ermit­tlun­gen drang nichts an die Öffentlichkeit. Math­ias Reich­hold, der 1988 als Gen­er­alsekretär der FPÖ gew­erkt hat­te, erin­nerte sich als Verkehrsmin­is­ter an seinen alten Spezi und ver­schaffte ihm 2006 einen Job als Kon­sulent der ASFINAG.

Haiders Buberl­par­tie im ORF-Report 2012

Artikel im pro­fil 2010 über die FPÖ-Sekretäre
zu Teil I über Jörg Haider: Seine schlimm­ste Postenschacherei