Selbstkritisch, aber etwas holprig heißt es in der Urlaubsmeldung weiter: „Um sich geistig von all den täglichen Magenbitter-Meldungen wirklich zu erholen und entsprechend abzuschalten, erscheinen in den nächsten Sommerwochen keine Artikel und der Kommentarbereich wird ebenfalls geschlossen.“
Der unbestimmte Zeitraum für den Urlaub gibt Anlass zur Hoffnung. Sorgen macht uns nur die Frage: Aus welchen trüben Quellen werden die Freiheitlichen in den Urlaubswochen von SOS ihre Meldungen, Postings und geteilten Kommentare speisen? Und was bedeutet es, wenn die diversen SOS-Kampfposter wochenlang nicht Gift und Galle verspritzen können? Selbstvergiftung?
München: Neonazi-Hilfe bei Olympia-Massaker
Der Spiegel berichtet in seiner jüngsten Ausgabe über neue Erkenntnisse zum Massaker, das palästinensische Terroristen bei den Olympischen Sommerspielen im September 1972 an israelischen Sportlern anrichteten. Schon Wochen vor den Morden lagen den Behörden Erkenntnisse vor, wonach sich ein deutscher Neonazi konspirativ mit einem Mann arabischen Aussehens getroffen habe. Der Mann mit dem arabischen Aussehen war der Drahtzieher des Terrorattentats von München.
Erst Wochen nach dem Attentat wurde der Neonazi Willi Pohl gemeinsam mit einem zweiten, Wolfgang Abramowski, festgenommen. Die beiden Neonazis von der Nationalsozialistischen Kampfgruppe Großdeutschland waren schwer bewaffnet mit Schnellfeuergewehren, Pistolen, Revolver und Handgranaten. Trotz erdrückender Beweislage, die auf eine Verwicklung in das Terror-Attentat hindeutete, wurde Pohl 1974 nur wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten verurteilt .
Palästinensische Terroristen überfallen das Olympia-Dorf in München und töten elf israelische Sportler
Publikative stellt nüchtern fest:
Festzuhalten bleibt zudem, dass Bayern unangefochten an der Spitze liegt, wenn es um rechtsextremen Terror geht: Oktoberfestattentat mit 13 Toten, NSU-Terrorserie mit 5 Todesopfern im Freistaat, Anschläge von ehemaligen Mitgliedern der Wehrsportgruppe Hoffmann mit mindestens 3 Toten – und nun offenbar auch noch der antisemitische Anschlag bei Olympia 1972.
Oberösterreich: Ja zur Aberkennung von Ehrenbürgerschaften
Der oberösterreichische Landtag hat jetzt die Konsequenzen aus den Debatten um schlummernde Ehrenbürgerschaften für Hitler und andere Nazis gezogen, die im Vorjahr auch oberösterreichische Gemeinden wie Braunau/Inn beschäftigt hatten. Mit einer Novellierung des Auszeichnungsgesetzes wurde eine klare gesetzliche Regelung mit genauem Prozedere geschaffen, dass Ehrenbürgerschaften und andere Auszeichnungen künftig auch nach dem Tod aberkannt werden können.
Das ist deshalb erfreulich, weil im Vorjahr noch unter allerlei Ausflüchten die Ehrenbürgerschaften kleingeredet wurden. Rasch – wenn das Wort in diesem Zusammenhang überhaupt angebracht ist – haben damals der Braunauer Bürgermeister und der Gemeinderat reagiert, der die Ehrenbürgerschaft per Beschluss aberkannt hat.
Weniger erfreulich ist, dass die Errichtung einer Anlaufstelle für Betroffene von rechter Gewalt, Aussteiger und Angehörige wieder auf die lange Bank geschoben wurde. Ein Dringlichkeitsantrag, der von SPÖ und Grünen unterstützt wurde, fand nicht die Mehrheit: ÖVP und FPÖ stimmten dagegen. Der Antrag wurde in den Ausschuss für innere Angelegenheiten verschoben.
(Quelle: Österreich, 15.6.2012)
Ein Beispiel einer Zeitungsmeldung zur Ehrenbürgerschaft Hitlers, hier Neulengbach (NÖ)
Oberösterreich: Neue Klage gegen den „Braunen“ aus Wels
Ludwig Reinthaler, der „Braune“ aus Wels, hat eine neue Klage am Hals. Im März 2012 war Reinthaler von der Kanzlei Zanger wegen Verhetzung angezeigt worden, nachdem er via Mailverteiler eine achtseitige Hetzschrift der Reichsbewegung in Umlauf gebracht hatte. Jetzt wurde Reinthaler von Uwe Sailer wegen Kreditschädigung geklagt, weil er auf seinem Facebook-Konto behauptet, dass Sailer Beweise verfälscht habe. Ein guter Tipp an den „Braunen“: Reinthaler sollte sich bei Werner Königshofer über seine Prozesschancen erkundigen!
(Quelle: Kurier OÖ, 19.6.2012)
Wien: Nichts gesehen, nichts geschehen?
Das Verfahren wegen des Verdachts der unterlassenen Hilfeleistung gegen jene Polizisten, die bei der brutalen Attacke gegen Albrecht Konecny, den früheren Klubobmann der SPÖ im Bundesrat, vor Ort waren, wurde eingestellt. Albrecht Konecny wurde am Rande des Burschenschafterballs 2012 von einem mutmaßlichen Neonazi zusammengeschlagen – vor den Augen der Polizei. Die war zwar dort, aber keiner von den sechs Polizisten, die einvernommen wurden, hatte etwas gesehen. Auch bei der Suche nach dem eigentlichen Täter wurden bislang offensichtlich keine Fortschritte erzielt, obwohl zumindest „Eispickel“ mehr gesehen hat: „Der Konecny hat gspritzt wie die Sau“ und auch weiß, wer der Täter ist.
(Quelle: Format 24/2012 vom 15.6.2012)