Die rechten Stifter (IV): Dornenkrone und Fensterkitt

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Die Vor­fäl­le rund um die Stif­tung Meschar machen deut­lich: Es ist nicht schwie­rig, alte Men­schen zu über­re­den, ihr Hab und Gut in eine Stif­tung ein­zu­brin­gen oder auch per Tes­ta­ment für die „rech­te“ Sache zu opfern. Aber wo lan­den die Gel­der, die Vermögen?

Wir blei­ben noch bei der Nier­mann-Stif­tung. Dass Gel­der der Stif­tung bis in die 1990er-Jah­re in rechts­extre­men Zir­keln und Orga­ni­sa­tio­nen quer durch Euro­pa gelan­det sind, ist unbe­strit­ten. Dass die rechts­extre­men Mit­glie­der des Stif­tungs­ku­ra­to­ri­ums und ihr „Bera­ter“ Nor­bert Bur­ger ihre Posi­ti­on lan­ge mit Zäh­nen und Klau­en ver­tei­dig­ten und nur mit juris­ti­schen Ver­fü­gun­gen und Ver­fah­ren aus der Stif­tung gekippt wer­den konn­ten, erin­nert an aktu­el­le Stif­tungs­vor­gän­ge. Damals ging es aber um viel mehr Geld, um die mög­li­che För­de­rung von kri­mi­nel­len bzw. ter­ro­ris­ti­schen Akti­vi­tä­ten, in Ein­zel­fäl­len auch um per­sön­li­che Berei­che­rung. Mit dem Ver­bleib in der Stif­tung konn­ten auch Spu­ren ver­wischt werden.

Zur Erin­ne­rung: Der Boze­ner Staats­an­walt Bru­no Tar­fus­ser erwähn­te in dem Pro­zess 1992 eine Par­ca­mi-Stif­tung, die in Liech­ten­stein errich­tet wor­den sein soll und in die angeb­lich Gel­der der Nier­mann-Stif­tung geflos­sen sind. Zur Par­ca­mi-Stif­tung gibt es kei­ne wei­te­ren media­len Spuren.

1988 wur­de vor dem Düs­sel­dor­fer Lan­des­ge­richt ein Rechts­streit zwi­schen der Nier­mann-Stif­tung und Nor­bert Bur­ger, der die dunk­len Geld­flüs­se betraf, durch Zah­lung einer Geld­stra­fe von 15.000 DM (ca. 7.000 €) durch Bur­ger been­det (Quel­le: Süd­ti­rol Online).

Das dürf­te den­noch nicht das Ende der Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen der Nier­mann-Stif­tung und Nor­bert Bur­ger um die ver­schwun­de­nen Gel­der gewe­sen sein. 1998 berich­te­te „pro­fil“ (Nr. 3 vom 12.1.98), das Ober­lan­des­ge­richt Düs­sel­dorf habe in einem lang­wie­ri­gen Rechts­streit ent­schie­den, dass die Erben von Nor­bert Bur­ger mehr als vier Mil­lio­nen Schil­ling (ca. 300.000 €) an die Nier­mann-Stif­tung zurück­zah­len müs­sen. Für das Gericht war klar, dass Bur­ger die Gel­der ein­ge­streift hat­te, konn­te aber nicht klä­ren, wofür sie ver­wen­det wor­den waren. Nach­dem das Gericht die zwangs­wei­se Ein­trei­bung der Gel­der ange­ord­net hat­te, erklär­te die Wit­we Bur­gers (Bur­ger ist 1992 ver­stor­ben), dass sie frei­wil­lig zah­len würde.

Eine ähn­li­che juris­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung dürf­te es auch mit Erhard Har­tung gege­ben haben. Der „Stan­dard“ (7.11.94) schrieb, dass Har­tung 1987 in die Schlag­zei­len gera­ten sei, weil „weil er als Stif­tungs­rat der deut­schen ‚Nier­mann-Stif­tung’ gemein­sam mit NDP-Vor­sit­zen­den Nor­bert Bur­ger eine hal­be Mil­li­on Mark auf ein Schwei­zer Kon­to und von dort an die sie­che NDP ver­scho­ben haben soll”.

Die Gel­der der (alten) Nier­mann-Stif­tung nah­men noch ande­re ver­schlun­ge­ne Wege. In einem alten Bericht des „pro­fil“ hieß es, dass Hel­mut Golo­witsch, frü­her Akti­vist der Bur­ger-NDP, mit Gel­dern der Nier­mann-Stif­tung unter ande­rem die hef­tig umstrit­te­ne „Dor­nen­kro­ne“ von 1984 finan­ziert haben soll (pro­fil, 22.9.97). Dass sie damals auch von der Bur­schen­schaft Bri­xia bean­sprucht wur­de, ist kein Wider­spruch: Die Bri­xen saßen in der Stiftung!

Ande­re Quel­len nen­nen den dama­li­gen Abge­ord­ne­ten der Frei­heit­li­chen Par­tei Süd­ti­rols, Gerald Mera­ner als eine Ver­teil­sta­ti­on für Gel­der aus der Stif­tung. Gegen Mera­ner wur­de 1989 wegen sei­ner inten­si­ven Kon­tak­te zu Bur­ger, Har­tung und Golo­witsch im Zusam­men­hang mit den Anschlä­gen der Ter­ror­grup­pe Ein Tirol ermit­telt. Karl Aus­se­rer, Mit­glied der Ter­ror­grup­pe, konn­te zwar eine Zah­lung der Nier­mann-Stif­tung nach­ge­wie­sen wer­den (Tiro­ler Tages­zei­tung, 8.7.96), doch für eine Ankla­ge in Ita­li­en reich­te das nicht. Aus­se­rer, der 1989 in Inns­bruck wegen der Vor­be­rei­tung eines Ver­bre­chens mit Spreng­mit­teln zu fünf­ein­halb Jah­ren Haft ver­ur­teilt wor­den war, wur­de 2004 wie­der auf­fäl­lig. Bei einer Haus­durch­su­chung wur­den bei ihm eine Hand­gra­na­te, eine Machi­nen­pis­to­le mit Muni­ti­on und zehn Kilo einer bräun­li­chen Mas­se, die von Aus­se­rer als „Fens­ter­kitt“ bezeich­net wur­de, gefun­den. Der Fens­ter­kitt war Explo­siv­spreng­stoff – aller­dings ver­al­tet und nicht mehr funktionsfähig.

Eine Klä­rung, ob Ein Tirol vom ita­lie­ni­schen Geheim­dienst und/oder von deut­schen und öster­rei­chi­schen Rechts­extre­mis­ten benutzt wur­de und wie die Kon­tak­te und Gel­der aus der Stif­tung dabei ein­zu­ord­nen sind, steht noch aus.

Die Nier­mann-Stif­tung finan­zier­te damals aber auch Ein­rich­tun­gen wie die „Stil­le Hil­fe Süd­ti­rol“ mit Sitz in Mün­chen, über die nicht nur pri­va­te Spen­den­gel­der, son­dern auch öffent­li­che Gel­der nach Süd­ti­rol geschau­felt wur­den. Dort soll­ten damit offi­zi­ell nur „arme Berg­bau­ern“ und deren Kin­der geför­dert wer­den. Tat­säch­lich lief eini­ges anders.

➡️ Die rech­ten Stif­ter (I): Ein Mul­ti­mil­lio­när und sei­ne Stiftung
➡️ Die rech­ten Stif­ter (II): „Süd­ti­rol ist überall“
➡️ Die rech­ten Stif­ter (III): Die Ermitt­lun­gen ver­lie­ren sich
➡️ Die rech­ten Stif­ter (V): Stil­le Hil­fe für Veruntreuung
➡️ Die rech­ten Stif­ter (VI): Noch eine rech­te Stiftung