Lesezeit: 3 Minuten

Die rechten Stifter (I): Ein Multimillionär und seine Stiftung

Die Vor­fäl­le rund um die Stif­tung Meschar machen deut­lich: Es ist nicht schwie­rig, alte Men­schen zu über­re­den, ihr Hab und Gut in eine Stif­tung ein­zu­brin­gen oder auch per Tes­ta­ment für die „rech­te“ Sache zu opfern. Gerüch­te gibt es vie­le über Bur­schen­schaf­ten oder auch Ein­zel­per­so­nen, die so für einen kräf­ti­gen Finanz­pols­ter für rech­te Pro­jek­te sor­gen. Hier […]

11. Jun 2012

Her­mann Nier­mann, Mul­ti­mil­lio­när aus Düs­sel­dorf, war alt und kin­der­los, als er 1977 den Ent­schluss fass­te, sein Ver­mö­gen in eine Stif­tung ein­zu­brin­gen, die sich ganz der deutsch(national)en Sache ver­schrieb. Sein Ver­mö­gen war nicht gering: Grund­stü­cke in der Innen­stadt von Düs­sel­dorf, ein rhei­ni­scher Guts­hof, ein Klin­ker­werk, eine Zie­ge­lei, Spar­gut­ha­ben und Akti­en­pa­ke­te. Mit rund 100 Mil­lio­nen DM stat­te­te er 1977 die gemein­nüt­zi­ge Her­mann Nier­mann-Stif­tung aus, die als Zweck die Ver­bes­se­rung der „Lage der eth­ni­schen Min­der­hei­ten“, „Völ­ker­ver­stän­di­gung und Mensch­lich­keit“ hatte.

Im Bur­schen­schaf­ter-Organ Die Aula war die deutsch­na­tio­na­le Über­set­zung zu lesen. Der Stif­tung gehe es dar­um, „bedroh­tes Volks­tum zu schüt­zen und den eth­ni­schen Min­der­hei­ten dabei zu hel­fen, ihre bio­lo­gi­sche und kul­tu­rel­le Exis­tenz zu bewah­ren“, schließ­lich sei „das deut­sche Volks­tum im Wes­ten, Süden und Osten gefähr­li­chen Bedro­hun­gen aus­ge­setzt” (zitiert nach Die Zeit).

Der Text in der „Aula“ war gezeich­net vom dama­li­gen Vor­sit­zen­den des Stif­tungs­ku­ra­to­ri­ums, dem eme­ri­tier­ten Würz­bur­ger Rechts­pro­fes­sor August Frei­herr von der Heyd­te, der ein stram­mer Rech­ter war. Laut „Spie­gel“ (Nr. 45/1994) pro­te­gier­te er rech­te Split­ter­grup­pen wie die „Patrio­ten für Deutsch­land“. Sein „Insti­tut für Staats­leh­re und Poli­tik e.V.“ hat­te aber noch ande­re Auf­ga­ben: Es war „eine der größ­ten Geld­wach­an­la­gen, die bei der Par­tei­spen­den-Affä­re ent­tarnt wur­den“ (Spie­gel Nr. 45/1994): Zwi­schen 1969 und 1980 wur­den 80,5 Mil­lio­nen DM an CDU und CSU über das Insti­tut transferiert.

Wich­tigs­ter Mann für die Stif­tung war aller­dings einer, der gar kein for­mel­les Amt beklei­de­te: Nor­bert Bur­ger, Vor­sit­zen­der der NDP in Öster­reich, „Olympia“-Burschenschafter und in Ita­li­en ver­ur­teil­ter Süd­ti­rol-Ter­ro­rist. Nor­bert Bur­ger war der Freund und Ohren­blä­ser von Her­mann Nier­mann. Er sorg­te dafür, dass das Stif­tungs­ku­ra­to­ri­um nach und nach mit den rich­ti­gen Gesin­nungs­freun­den auf­ge­füllt wur­de. Neben Ger­not Mörig, einem Ex-Vor­sit­zen­den des rechts­extre­men Bun­des Hei­mat­treu­er Jugend (BHJ) waren es vor allem Bur­schen­schaf­ter aus Öster­reich, die für die „rech­ten“ Pro­jek­te sorg­ten: Erhard Har­tung, Peter Kie­nes­ber­ger und Rudolf Wat­schin­ger waren nicht nur so wie ein wei­te­res Kura­to­ri­ums­mit­glied, Her­wig Nacht­mann, Bur­schen­schaf­ter bzw. Alte Her­ren der rechts­extre­men Bur­schen­schaft Bri­xia in Inns­bruck, son­dern in Süd­ti­rol in ter­ro­ris­ti­sche Akti­vi­tä­ten verwickelt.

Kie­nes­ber­ger, Har­tung und Bur­ger wur­den des­halb in Ita­li­en (in Abwe­sen­heit) zu lebens­läng­li­chen Frei­heits­stra­fen ver­ur­teilt. Nacht­mann, der lang­jäh­ri­ge Chef­re­dak­teur und Ver­le­ger der „Aula“, brach­te es in den 1990er-Jah­ren „nur“ zu einer Ver­ur­tei­lung wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung. In der Nier­mann-Stif­tung för­der­ten sie rech­te Pro­jek­te quer durch Europa.

➡️ Die rech­ten Stif­ter (II): „Süd­ti­rol ist überall“
➡️ Die rech­ten Stif­ter (III): Die Ermitt­lun­gen ver­lie­ren sich
➡️ Die rech­ten Stif­ter (IV): Dor­nen­kro­ne und Fensterkitt
➡️ Die rech­ten Stif­ter (V): Stil­le Hil­fe für Veruntreuung
➡️ Die rech­ten Stif­ter (VI): Noch eine rech­te Stiftung

 

Verwandte Beiträge

Keine Beiträge mehr verpassen: Email-Benachrichtigung aktivieren
abgelegt unter: Dokumentation