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Vom Revisionisten zum Betrüger: eine kriminelle Karriere

Eigent­lich ist er ein klas­si­scher Revi­sio­nist. Einer, der seit nun­mehr fast 20 Jah­ren beharr­lich den Holo­caust leug­net. 1994 wur­de der dama­li­ge Bezirks­rat aus der FPÖ aus­ge­schlos­sen und hat in der Fol­ge meh­re­re Haft­stra­fen wegen Wie­der­be­tä­ti­gung ange­sam­melt. In der Haft hat Wolf­gang Fröh­lich jetzt das Metier gewech­selt und sich im Betrug ver­sucht. Ein klei­ner Rück­blick schadet […]

20. Jun 2012

Ein klei­ner Rück­blick scha­det nicht: 1994 wur­de Wolf­gang Fröh­lich vom dama­li­gen Wie­ner FPÖ-Chef Rai­ner Paw­ko­wicz aus der Par­tei aus­ge­schlos­sen, nach­dem er einen Antrag auf ver­sperr­ba­re Schul­spin­de in der Bezirks­ver­tre­tung Neu­bau ein­ge­bracht hat­te. Der Skan­dal war die Begrün­dung: Fröh­lich mach­te orga­ni­sier­te „Ban­den von Aus­län­der­kin­dern“ für Dieb­stäh­le an Schu­len ver­ant­wort­lich und for­der­te: Es wäre nur gerecht, die Kos­ten für die Schä­den, die die mul­ti­kul­tu­rel­le Bas­tar­di­sie­rung der Gesell­schaft anrich­tet, von jenen begli­chen wer­den, die sie ver­ur­sacht haben.” (Kurier, 23.2.1994) – Damals wur­de man wegen sol­cher Sät­ze noch aus der FPÖ ausgeschlossen!

1996 der nächs­te Skan­dal um Fröh­lich vor Gericht. Dies­mal war aber der Rich­ter selbst Mit­tel­punkt des Skan­dals. Rich­ter Hans- Peter Janusch­ke ließ in einem Pro­zess wegen Wie­der­be­tä­ti­gung gegen einen Berufs­schul­leh­rer spon­tan Wolf­gang Fröh­lich als Zeu­gen auf­tre­ten, der in sei­ner Aus­sa­ge „gegen die­sen poli­ti­schen Schau­pro­zess“ wet­ter­te und behaup­te­te, im „Alt­reich“ habe es kei­ne Gas­kam­mern gege­ben, wor­auf sich der Rich­ter für die­sen Ver­such eines Bei­trags bei Fröh­lich bedankte.

1996 begann Fröh­lich damit, den Abge­ord­ne­ten zum Natio­nal­rat Pam­phle­te zum „Gas­kam­mern­schwin­del“ zuzu­sen­den. Trotz Anzei­gen schau­te die Jus­tiz ziem­lich lan­ge zu. Erst als im Jahr 2000 ein Pro­zess wegen Wie­der­be­tä­ti­gung unmit­tel­bar vor der Tür stand, flüch­te­te Fröh­lich. Er such­te am 1. Mai 2000 um poli­ti­sches Asyl in der ira­ni­schen Bot­schaft in Wien an und dürf­te sich tat­säch­lich etli­che Zeit dort auf­ge­hal­ten haben.


Fak­si­mi­le, Quel­le: das neo­na­zis­ti­sche Online-Lexi­kon Metape­dia, Zitat Metape­dia: „Wolf­gang Fröh­lich, Fried­rich Töben und Her­bert Schal­ler auf der Holo­caust-Kon­fe­renz 2006” (Anm.: in Tehe­ran, Iran)

2003 wur­de Fröh­lich im Juni ver­haf­tet und erhielt im Sep­tem­ber sei­nen ers­ten Pro­zess wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung. Resul­tat 3 Jah­re Haft, davon zwei Jah­re bedingt. 2005 erfolg­te der nächs­te Wie­der­be­tä­ti­gungs­pro­zess. Nach­dem Fröh­lich –dies­mal mit 300 CDs – wie­der sei­ne üble Gaskammer-„Lüge“ ver­brei­te­te, wur­de er zu wei­te­ren 2 Jah­ren Haft ver­ur­teilt und die beding­te Haft vom ers­ten Pro­zess wider­ru­fen. „Ich habe die Schnau­ze voll“, erklär­te Fröh­lich damals.

Die Ein­sicht währ­te nur kurz. Ende 2006 trat Fröh­lich, dem der Obers­te Gerichts­hof das Straf­aus­maß redu­ziert hat­te, bei der Holo­caust-Leug­ner-Kon­fe­renz in Tehe­ran auf. Mit ihm aus Öster­reich dabei: Her­bert Schal­ler, Nazi-Ver­tei­di­ger, Hans Gam­lich, eben­falls Revi­sio­nist und David Duke, Anti­se­mit und ehe­ma­li­ger Ku Klux Klan-Chef.

Mit einer neu­er­li­chen Brief­wel­le, die als Adres­sa­ten Poli­ti­ker, Jour­na­lis­ten, die Bischofs­kon­fe­renz und den Papst umfass­te, schaff­te Fröh­lich 2008 den drit­ten Wie­der­be­tä­ti­gungs­pro­zess: dies­mal setz­te es vier Jah­re und die offe­nen 29 Mona­te aus der miss­lun­ge­nen Bewäh­rung. Aus der Haft­an­stalt her­aus dann die nächs­te Brief­wel­le und der nächs­te Pro­zess wegen Wie­der­be­tä­ti­gung: zwei Jah­re zur Draufgabe.

Jetzt hat sich Fröh­lich gemein­sam mit Wil­li­bald K. (21 Vor­stra­fen) auf ein neu­es Betä­ti­gungs­feld ver­la­gert: Betrug. Wil­li­bald K. hat­te offen­sicht­lich die Idee und war Haupt­an­ge­klag­ter. Er prahl­te mit Kon­tak­ten in die Prä­si­dent­schafts­kanz­lei (die er nicht hat­te) und einer Ver­wand­ten, die Staats­an­wäl­tin sei. Nun ja, es war bloß Namens­gleich­heit. Aber die Mit­häft­lin­ge ver­trau­ten den bei­den Ange­klag­ten und kratz­ten Geld zusam­men, um Haft­ver­kür­zung zu errei­chen. Die Geld­über­ga­be fand außer­halb der Haft­an­stalt statt – film­reif! Der klei­ne Sohn des Haupt­an­ge­klag­ten kam mit dem Skate­board zum Inkas­so in einer U‑Bahn-Sta­ti­on. Der Erfolg blieb aller­dings aus. Wil­li­bald K., der ähn­lich wie Fröh­lich in sei­nem Metier Haft­stra­fen sam­melt, erhielt wei­te­re acht Jah­re, nach­dem er erst im Vor­jahr sie­ben Jah­re abkas­siert hat­te. Fröh­lich durf­te dies­mal pau­sie­ren – er wur­de zwar ver­ur­teilt, das Gericht sah aber von der Ver­hän­gung einer Zusatz­stra­fe ab (Kurier, 15.6.2012).

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