„WiderstandBraunau“ ist zwar ein ziemlich einsamer Nazi-Blog, aber sehr deutlich in Sprache und Bild. Seit Dezember 2011 werden über den Blog Botschaften abgesetzt. „Paulchen Panther“, auch das Maskottchen der Nazi-Terror-Gruppe NSU, taucht am 22. Dezember in einem Beitrag zu Angela Merkel, die als „Gammelfleisch“ bezeichnet wird, auf. Vor wenigen Tagen will „WiderstandBraunau“ auf die Straßen gegangen sein, um mit Flugblättern für die Abschiebung „krimineller“ Ausländer Stimmung zu machen.
Hotspot Braunau
2009 dokumentierte Alpen-Donau.info eine Flugblattaktion in Braunau. Auch die AfP berichtet über Flugblattaktionen. Die NVP des Robert Faller will 2009, zwei Tage vor Hitlers Geburtstag, auch aufmarschieren, scheitert aber an den Behörden. Die Versuche der NVP, sich in Braunau mit einem „Patrioten“-Stammtisch zu verankern, versanden ebenfalls. Neuerdings versucht die HPÖ, im braunen Sumpf zu fischen.
Die Neonazi-Szene in Braunau orientiert sich aber weniger an Parteien, sondern eher an lockeren Strukturen, wie das Beispiel des „Sturmführerkommando“ (SFK) zeigt. SFK Saccara, SFK Loki, SFK Züna, SFK Wotan, SFK Jenny, SFK Butcher, SFK Kahlkopf, SFK Dave Blutrausch und – zeitweise – auch Manuel SFK Koller, der in anderen Zusammenhängen ebenfalls tätig ist. Nicht alle sind aus Braunau und Umgebung, einzelne sind Deutsche – die Verbindungen sind gut, man besucht sich auch gegenseitig.
Auf Facebook sind die Braunen aus Braunau auch mit ziemlich eindeutigen (manchmal auch wechselnden) Nicknames, Sprüchen und Fotos unterwegs. Ostmark Giirl, Märtyrer fürs Reich, Schwarze Seele, Adler der Freiheit, Deutscher Stolz, Andie Knarre, Deutscher Soldat, Radi Kal, Odins Son, So Odin nennen wir wegen ihrer bezeichnenden Nicknames. Andere posieren mit vollem Namen auf ihren Fotos mit Hitler-Gruß, mit SS-Runen, mit Tattoos wie „Ostmark“.
Auch bei ihren Postings kennen sie keine Zurückhaltung. Hannes A. etwa: “Ein ju*e sollte wie eine lampe sein hängen bei tag und brennen bei nacht“. Zwanzig „Gefällt mir“ gibt’s dafür! Auch deutliche Drohbotschaften gegenüber Antifas werden in Umlauf gebracht:
„der größte zeck von braunau (…) der hänker wartet schon (…) sein galgen ist gezimmert!!!!! er hängt schon nur weiß er es noch nicht (…) I hättn eh vor 2 wochn schomoi gsuacht… oba iatz wiss ma eh scho wo a dahorm is (…) monche typen betteln darum das mas ausschoit iagendwonn is mei geduld a goa”
Von der verbalen Gewalt und Hetze bis zur offenen ist es nicht weit. 2008 randalierten rund 25 Neonazis bei einem Konzert der KJÖ, 2011 attackierte ein bekannter Rechtsextremer am Stadtplatz in Braunau eine ihm unbekannte Schülerin mit Pfefferspray. Im gleichen Jahr wird auch die seltsame Geschichte des Jungnazi öffentlich, der sich mit einem Fleischklopfer die Hand zertrümmert und einen Migranten der Tat beschuldigt und dafür auch verurteilt wurde.
Die KJÖ hat in ihrem gemeinsam mit dem Infoladen Wels verfertigten Dossier über Neonazis in Braunau auch eine beeindruckende Fotogalerie veröffentlicht. Das Bündnis „Braunau gegen Rechts“ ruft für den 14. April zu einer Demonstration gegen rechte Gewalt auf.
➡️ Braunau (OÖ): Hotspot der Neonazis (I)
➡️ Braunau(OÖ): “Die Jungs aus der Hitlerstadt“ (II)
➡️ Braunau (OÖ): Zwischenstopp beim feurigen RFJ (III)
➡️ Braunau (OÖ): Von den Braunen Brüdern zu den Bierbüffeln (IV)
Weitere Infos:
➡️ Der Standard: Eine braune Hochburg mit vielen Zinnen