Nicht-WKR-Ball 2013: Trick 17 oder „Charmant, aber niederträchtig”

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Der Glo­ca­list berich­tet über das unwür­di­ge Schau­spiel, dass sich in den ver­gan­ge­nen Tagen rund um dem WKR-Ball statt­fin­det. “Karl Kraus hat­te mit sei­nem Befund ein­fach recht: Öster­reich ist char­mant, aber nie­der­träch­tig. Dies kann man wie­der der Tage sehr gut stu­die­ren. Die Wie­ner Hof­burg hat­te ver­spro­chen, nie wie­der einen WKR-Ball zuzu­las­sen. Tut man auch nicht, son­dern man lässt jetzt den poli­ti­schen Schutz­pa­tron des Rechts­extre­mis­mus in Öster­reich, die FPÖ, die­sen Ball aus­rich­ten.“ Glo­ca­list wei­ter. “Die Wogen gehen ent­spre­chend hoch und die­se kin­di­sche Täu­sche­rei dürf­te eigent­lich nicht durch­ge­hen. Doch mit dreist gespiel­ter Nai­vi­tät lässt die Hof­burg wis­sen, man habe sein Ver­spre­chen ein­ge­hal­ten, denn der WKR sei nicht mehr Ver­an­stal­ter. Das stimmt, aber statt­des­sen ist die FPÖ ein­ge­sprun­gen.” (Haga­lil)

Die FPÖ nimmt alle Bur­schen­schaf­ten und sons­ti­gen Kor­po­ra­tio­nen, die bei jeder ande­ren Gele­gen­heit so stolz von ihrer par­tei­po­li­ti­schen Unab­hän­gig­keit schwär­men, unter ihre Fit­ti­che. Auch die extrems­ten unter ihnen wie Olym­pia, Teu­to­nia! Auch eine Klarstellung!

Hans-Jörg Jene­wein, der Wie­ner Lan­des­par­tei­se­kre­tär der FPÖ, spricht von “roten Stie­fel-Trup­pen” und von einer “SA der Lin­ken”, die den ehe­ma­li­gen Vor­sit­zen­den der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Bun­des­rats­frak­ti­on, Albrecht Kon­ec­ny nie­der­ge­schla­gen hät­ten. Jene­wein ver­höhnt den Ange­grif­fe­nen auch noch, indem er dar­auf hin­weist, dass Kon­ec­ny nicht wuss­te, wie die Runen aus­ge­se­hen hät­ten, die auf der Hau­be des Angrei­fers zu sehen waren. Die Fähig­keit der exak­ten Runen­kennt­nis trotz eines gera­de statt­fin­den­den Angriffs ist wohl nur FPÖ-Poli­ti­ke­rIn­nen vorbehalten.

Der Lan­des­par­tei­se­kre­tär der SPÖ-Wien, LAbg. Chris­ti­an Deutsch erin­ner­te dar­an, dass es kur­ze Zeit nach die­sem Angriff zu einem Geständ­nis in einem Neo­na­zi-Forum Thia­zi kam. “Aus der doku­men­tier­ten “Unter­hal­tung” zwi­schen “Eis­pi­ckel” und “Prinz Eugen” geht klar her­vor, dass letz­te­rer als Bur­schen­schaft­ler auf dem WKR-Ball war, wäh­rend sich “Eis­pi­ckel” an dem Gewalt­akt gegen Kon­ec­ny ergötz­te und den Täter erkann­te”, so Deutsch. Die SPÖ Wien hat auch eine Kla­ge gegen die FPÖ Wien und deren Lan­des­par­tei­se­kre­tär Jene­wein ein­ge­bracht wegen der Behaup­tung von Jene­wein, die SPÖ-Wien und die Grü­nen “wür­de Gewalt­tä­ter zum Ran­da­lie­ren nach Wien ein­la­den und somit Drit­te zu straf­ba­ren Hand­lun­gen anstif­ten. Die­se Äuße­rung ist unwahr, ehren­rüh­rig und kre­dit­schä­di­gend”, so Deutsch.

Der Prä­si­dent der Israe­li­ti­schen Kul­tus­ge­mein­de, Oskar Deutsch for­mu­liert im Ange­sicht die­ser Pos­se tref­fend: “Wie­der soll ein rechts­extre­mes Netz­werktref­fen statt­fin­den und die Hof­burg-Betriebs­ge­sell­schaft schaut wie­der weg. Das ist skan­da­lös. Ein simp­ler Namens­tausch der Ver­an­stal­tung ändert die Ver­an­stal­tung und die Teil­neh­mer nicht.” Eine Abgren­zung der FPÖ zum Rechts­extre­mis­mus gibt es nicht, denn dass nun die FPÖ den WKR-Ball orga­ni­sie­re, sei für Huma­nis­tIn­nen wie ein Offen­ba­rungs­eid der FPÖ. “In Deutsch­land ist ein NPD-Fest am Sitz des deut­schen Bun­des­prä­si­den­ten, dem Schloss Bel­le­vue in Ber­lin, nicht vor­stell­bar. Ein Fest der Front Natio­nal könn­te eben­so wenig im Pari­ser Ély­sée-Palast statt­fin­den. Es bedarf ver­stärk­ter Anstren­gun­gen der Zivil­ge­sell­schaft, Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten, Par­tei­en und Gewerk­schaf­ten, dass die­je­ni­gen, die mit Anti­se­mi­tis­mus, Ras­sis­mus, Min­der­hei­ten­feind­lich­keit und Aus­län­der­het­ze agie­ren, aus der Mit­te der Gesell­schaft wie­der in die “poli­ti­sche Qua­ran­tä­ne” zurück­ge­drängt wer­den”, so Deutsch und schleißt mit dem Satz: “Nur so wird das Jahr 1945 end­lich unbe­strit­ten als Jahr der Befrei­ung Öster­reichs von einem Ver­bre­cher­re­gime im kol­lek­ti­ven Gedächt­nis Öster­reichs bestehen blei­ben – und nicht als Jahr der Nie­der­la­ge für ein­zel­ne Ver­tre­ter der extre­men Rechten.”

Ähn­lich argu­men­tiert der Spre­cher von SOS MIt­mensch, Alex­an­der Poll­ak: “Die Kehrt­wen­dung der Hof­burg-Betrei­ber kommt einer Ver­höh­nung der Öffent­lich­keit gleich. Da kommt ein Wolf im leicht umge­färb­ten Wolfs­pelz daher und die Hof­burg-Betrei­ber tun so, als wür­den sie ein Schaf sehen.” SOS Mit­mensch for­dert von den Hof­burg-Betrei­bern die Ein­hal­tung des von ihnen am 1. Dezem­ber 2011 ver­kün­de­ten Beschlus­ses, “für den Kor­po­ra­ti­ons­ball nach der Ball­sai­son 2012 nicht mehr als Ver­an­stal­tungs­stät­te zur Ver­fü­gung zu ste­hen”. Die pri­va­ten Hof­burg-Betrei­ber­ge­sell­schaf­ten sind gegen­über der Öffent­lich­keit eine Ver­bind­lich­keit ein­ge­gan­gen. Wenn sie nicht zu ihrem Wort ste­hen, set­zen sie ihre Repu­ta­ti­on aufs Spiel”, so Pollak.

Schon zuvor hetz­te Jene­wein übri­gens gegen Alex­an­der Poll­ak. In einer OTS-Aus­sendung mach­te sich Jene­wein auf plumps­te Art über den Nach­na­men des Spre­cher von SOS Mit­mensch lus­tig: “Die angeb­lich belei­di­gen­den Begrif­fe Zigeu­ner­schnit­zel und Mohr im Hemd will aus­ge­rech­net ein Mann abschaf­fen, des­sen Nach­na­me klingt wie die Beschimp­fung eines gan­zen Vol­kes?” und “Um in sei­nen poli­tisch kor­rek­ten, lin­ken, poten­zi­ell lei­der sogar gewalt­tä­ti­gen Krei­sen nicht frü­her oder spä­ter unter die Räder zu kom­men soll­te er raschest sei­nen Namen ändern – Alex­an­der Mgom­bo etwa wäre sicher kar­rie­re­för­dernd.”