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Wochenschau KW 9/20

Die Gra­zer Staats­an­walt­schaft scheint dazu gelernt zu haben: 1. wird nun gegen die Aula ermit­telt und 2. ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ein­ge­holt. Ein Nazi-Geden­ken gab’s in Bre­genz, Küs­sel fin­det Wein­kel­ler gemüt­lich, und man kann mit der Kom­bi „reichs­raml“ & „Ost­mark“ und pri­mi­ti­ver Het­ze­rei Stadt­rat in Linz blei­ben. Graz: juris­ti­sches Nach­spiel für „Die Aula“ Eggenburg/NÖ: erneu­te NS-Beschmie­run­gen Bre­genz: Nazi-Gedenken […]

2. Mrz 2020

Graz: juris­ti­sches Nach­spiel für „Die Aula“
Eggenburg/NÖ: erneu­te NS-Beschmierungen
Bre­genz: Nazi-Geden­ken am Andreas-Hofer-Denkmal
Wetzelsdorf/Poysdorf: Gemüt­li­che Ach­terl für Küssel?
Linz: „reichs­raml“ & „Ost­mark“

Graz: juris­ti­sches Nach­spiel für „Die Aula“

Nach der Über­mitt­lung einer opu­len­ten Sach­ver­halts­dar­stel­lung durch SOS Mit­mensch an die Staats­an­walt­schaft Graz, wur­de jetzt nach mehr als einem Jahr bestä­tigt, dass Ermitt­lun­gen gegen den ehe­ma­li­gen Chef­re­dak­teur des mitt­ler­wei­le ver­bli­che­nen Bur­schen­schaf­ter­ma­ga­zins „Aula“ Mar­tin Pfeif­fer sowie gegen ein­zel­ne Autoren wegen des Ver­dachts auf Wie­der­be­tä­ti­gung und Ver­het­zung ein­ge­lei­tet wur­den. „In Bezug auf Pfeif­fer und man­che ande­re Autoren habe sich der Anfangs­ver­dacht jedoch bestä­tigt, ein offi­zi­el­les Ermitt­lungs­ver­fah­ren wur­de ein­ge­lei­tet und ein his­to­ri­scher Sach­ver­stän­di­ger mit der Ana­ly­se der Tex­te beauf­tragt. Bis zum Som­mer soll ent­schie­den wer­den, ob es zu einer Ankla­ge kommt.“ (derstandard.at, 28.2.20)

Die Staats­an­walt­schaft Graz hat offen­bar aus dem Skan­dal 2015/16 gelernt, als sie nach der Anzei­ge durch den dama­li­gen Grü­nen Natio­nal­rat Harald Wal­ser das Ver­fah­ren gegen Fred Dus­wald und die Aula nicht nur ein­stell­te, son­dern dazu auch noch mit einem Argu­men­to­ri­um aus der NS-Jus­tiz eine Begrün­dung lie­fer­te, von der sich selbst das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um distan­zie­ren musste.

Ein Vor­wurf lau­te­te ange­sichts der offen­kun­di­gen Igno­ranz derer, die damals die Ein­stel­lungs­be­grün­dung ver­fasst bzw. durch­ge­hen haben las­sen, nie­man­den aus dem Fach hin­zu­ge­zo­gen zu haben, um zu einer his­to­risch trag­ba­ren Beur­tei­lung des Sach­ver­halts zu kom­men. Auch wenn die „Aula“ und ihr Nach­fol­ge­pro­jekt nicht mehr exis­tie­ren, ist eine nach­träg­li­che juris­ti­sche Bewer­tung wich­tig und rich­tig. Scha­de nur, dass die­se in ein­zel­nen Fäl­len wegen Ver­jäh­rung nicht mehr erfol­gen kann.

Anfragebeantwortung 2016 durch den damaligen Justizminister Brandstetter: "Von der Staatsanwaltschaft wurde kein Gutachten eingeholt ..."
Anfra­ge­be­ant­wor­tung 2016 durch den dama­li­gen Jus­tiz­mi­nis­ter Brand­stet­ter: „Von der Staats­an­walt­schaft wur­de kein Gut­ach­ten eingeholt …”

Eggenburg/NÖ: erneu­te NS-Beschmierungen

Nach­dem es bereits in der Vor­wo­che zu zahl­rei­chen Beschmie­run­gen in Horn und Eggen­burg gekom­men war (https://www.stopptdierechten.at/2020/02/25/wochenschau-kw‑8–20/#horn), gab’s in die­ser Woche eine Fort­set­zung in der WC-Anla­ge der Eggen­bur­ger Stadt­hal­le. „Laut Poli­zei mal­te der Täter auf eine geflies­te Wand mit einem blau­en, was­ser­un­lös­li­chen Stift ein spie­gel­ver­kehr­tes Haken­kreuz. Auf eine Trenn­wand wur­de eben­falls ein spie­gel­ver­kehr­tes Haken­kreuz sowie der Schrift­zug ‚HH88‘ ange­bracht. Ob es sich beim Täter um einen Nach­ah­mungs­tä­ter han­delt oder ein Zusam­men­hang mit den Vor­fäl­len vom 19. Febru­ar steht, muss laut Poli­zei erst geklärt wer­den.“ (noen.at, 28.2.20)

Bre­genz: Nazi-Geden­ken am Andreas-Hofer-Denkmal

Der auf­merk­sa­men Beob­ach­tung durch die anti­fa­schis­ti­sche Platt­form „All­gäu rechts­au­ßen“ haben wir die Infor­ma­ti­on zu ver­dan­ken, dass die deut­sche Neo­na­zi-Grup­pie­rung „Der III. Weg“ in Bre­genz ein „Andre­as Hofer-Geden­ken“ zele­briert hat. Wir haben HIn­wei­se, dass die­ses „Geden­ken“ zumin­dest mit öster­rei­chi­scher Betei­li­gung stattfand.

Rechtsextremes Gedenken mit Kerzen und Österreich-Flagge in Bregenz beim Andreas Hofer-Denkmal (Screenshot "Der III. Weg")
Rechts­extre­mes Geden­ken mit Ker­zen und Öster­reich-Flag­ge in Bre­genz beim Andre­as Hofer-Denk­mal (Screen­shot „Der III. Weg”)

„Heu­te wird Hofer von Rechts­ra­di­ka­len zum Ver­tei­di­ger des »Deut­schen Reichs« ver­klärt. So dien­te er als Namens­ge­ber für die »Andre­as Hofer Wan­der- und Vor­trags­wo­che«, einer eli­tä­ren Schu­lungs­wo­che für Rechts­ra­di­ka­le. Orga­ni­siert wur­de die­se Schu­lungs­wo­che von der Jun­gen Lands­mann­schaft Ost­deutsch­land (JLO), die auch für den geschichts­re­vi­sio­nis­ti­schen »Trau­er­marsch« in Dres­den mit­ver­ant­wort­lich war.“ (All­gäu rechtsaußen)

Wetzelsdorf/Poysdorf: Gemüt­li­che Ach­terl für Küssel?

Unse­re Recher­che zum Ankauf meh­re­rer Poy­s­dor­fer Wein­kel­ler durch Gott­fried Küs­sel hat die Nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Nach­rich­ten dazu ver­an­lasst, in Poy­s­dorf nach­zu­fra­gen. Laut NÖN soll Küs­sel über die Ver­kaufs­platt­form „Will­ha­ben“ bereits sie­ben bis acht Kel­ler an der „Gro­ßen Kel­ler­stra­ße“ in Wetzelsdorf/Poysdorf erwor­ben haben.

„Die Gro­ße Kel­ler­gas­se ist eine Lan­des­stra­ße in Rich­tung Eibes­thal mit viel Ver­kehr. ‚Hier ist auch kein Park­platz, daher wür­de es schon sehr auf­fal­len, wenn es hier zu grö­ße­ren Men­schen­an­samm­lun­gen kom­men wür­de‘, sagt Grießl [Bür­ger­meis­ter Poy­s­dorf; Anmk. SdR]. Auch die Poli­zei ist hell­hö­rig und kon­trol­liert lau­fend. Am Poy­s­dor­fer Bau­amt gab es bis­lang kei­ne Ein­rei­chun­gen für even­tu­el­le Umbau­ten. ‚Bei einem Kel­ler neig­te sich die Vor­der­wand des Press­hau­ses. Siche­rungs­maß­nah­men wur­den rasch erle­digt’, erzählt Grießl. Was die Grup­pe um Gott­fried Küs­sel wirk­lich vor­hat, wird die Zukunft wei­sen. Dem Arbei­ter in sei­nem Kel­ler jeden­falls habe Küs­sel erzählt, dass es so schön und gemüt­lich sei, hier in der Kel­ler­gas­se ein Gläs­chen Wein zu trin­ken.“ Na dann Prost!

Linz: „reichs­raml“ & „Ost­mark“

Was, haben sich doch vie­le gefragt, was hat dazu geführt, dass der Lin­zer FPÖ-Stadt­rat Micha­el Raml als Schü­ler von einem Leh­rer den Spitz­na­men „Reichs­raml“ erhal­ten hat? Die defi­ni­ti­ve Ant­wort ken­nen wir nicht, da der betref­fen­de Päd­ago­ge bereits ver­stor­ben ist. Aber was hat Raml dazu ver­an­lasst, sich als User „reichs­raml“ auf einer Inter­net­platt­form zu regis­trie­ren? In iron­schem Sinn sei das gemeint gewe­sen, mein­te Raml, so, wie auch sein het­ze­ri­sches Pos­ting nur „Iro­nie und Zuspit­zung“ gewe­sen sein soll.

Wir haben, als wir vor gut einem Jahr zur pen­na­len Bur­schen­schaft „Ost­mark zu Linz“ recher­chier­ten und auf den Ein­trag von „reichs­raml“ stie­ßen, auch an die Mög­lich­keit eines bös­wil­li­gen Fakes gedacht. Dass tat­säch­lich Raml dahin­ter steckt, hat nun „Heu­te“ veri­fi­ziert. Die Kom­bi­na­ti­on „Reichs­raml“ und „Ost­mark“ weckt jeden­falls ein­deu­ti­ge Konnotationen.

User "reichsraml" gründete auf "Szene1" die Gruppe "p.c.V! Ostmark zu Linz"
User „reichs­raml” grün­de­te auf „Szene1” die Grup­pe „p.c.V! Ost­mark zu Linz”

Inzwi­schen mel­det die Platt­form „Szene1“, dass es den User „reichs­raml“ nicht (mehr) gibt, den Stadt­rat Raml gibt’s dage­gen noch immer.

aktuelle Abfrage: "Es gibt keinen User mit dem Usernamen reichsraml!"
aktu­el­le Abfra­ge: „Es gibt kei­nen User mit dem User­na­men reichsraml!”

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