Im Herbst 2019 soll Küssel über eine Mittelsperson mehrere aneinander grenzende Weinkeller in dem Poysdorfer Ortsteil Wetzelsdorf erworben haben. Der Nachname der offiziellen Käuferin ist ident mit jenem eines früheren Anwalts von Küssel und eines Vorstandsmitglieds von Küssels Verbindungen: der alten namens „Wiener akademische Ferialverbindung Reich“ und der bereits im Oktober 2013 gegründeten Nachfolgeverbindung „Imperia“. Beide Verbindungen führen als Adresse die Lichtenauergasse in der Wiener Leopoldstadt an, in der Küssel und andere Neonazis in den 1990er-Jahren mehrere Wohnungen erworben hatten und wo sich die Reich-Neonazis in einem Keller regelmäßig getroffen hatten. Nach Küssels Verhaftung wurden einige seiner Immobilien verkauft, darunter auch ein Keller mit Nazi-Gerümpel, der 2013 geräumt wurde. Zwei Wohnungen besitzt Küssel jedoch noch immer.
Küssels Liebe zu Kellerräumlichkeiten scheint ungebrochen. Die alten Kellergassen in Poysdorf/Wetzelsdorf, in die sich Küssel nun eingekauft hat, werden nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, darüber hinaus sind die einzelnen Kellerröhren nicht im Grundbuch vermerkt. Also ein idealer Ort für jede Art von versteckter Tätigkeit? Fest steht: Dass Küssel in seiner Haftzeit auch nur ansatzweise seine Ideologie geändert hätte, haben wohl nur kühne Optimisten oder naive Menschen geglaubt. Schon sein Interview in der Neonazi-Postille „N.S. Heute“ kurz nach seiner Haftentlassung ließ keine Zweifel darüber offen, dass Küssel ideologisch gefestigt braun geblieben ist.
Bleibt abzuwarten, wie Küssel die grenznahen Weinkeller nützen wird und ob er dort auch Kameraden aus den Nachbarländern alten Wein in neuen Schläuchen offerieren wird. Die Begeisterung des Poysdorfer Bürgermeisters Thomas Grießl über den Käufer hält sich in engen Grenzen. Er habe jedoch, so Grießl in einem Gespräch mit „Stoppt die Rechten“, rechtlich keine Handhabe, um den neuen Kellerkameraden loszuwerden. Es sei aber gut sichtbar, wenn sich in der Küssel’schen Kellergasse Aktivitäten entfalten sollten. Küssel wird also unter Beobachtung der Poysdorfer stehen, wenn von dort braune Rülpser zu vernehmen oder gar Sportübungen der einschlägigen Art zu sehen sind.