Die deutsche Antifa hatte blitzschnell ihre Archive durchforstet und erste Hinweise auf einige jener zwölf Männer geliefert, die inzwischen in Untersuchungshaft genommen wurden. Auch wir haben weiterrecherchiert und konnten fast vollständig die von der Generalbundesanwaltschaft bekanntgegebenen Personen Facebook-Profilen zuordnen. Was beinahe alle bereits auf den ersten Blick vereint: Rechtsextremismus zuweilen in einen offen artikulierten Neonazismus gehend, mit dem Hang, staatliche Strukturen abzulehnen und daher selbst angesichts eines herbeiphantasierten drohenden Volkstods tätig werden zu müssen – in Bürgerwehren und anderen obskuren Vereinigungen.
Es ist ein abgeschlossener Zirkel, der mit dem ansonsten so oft beschworenen christlichen Erbe, auf dem Europa fuße, nichts am Hut hat. Bei den Chat-Brüdern geht’s zurück zu den Wikingern, den alten Germanen, den Wotans, Odins und nach Walhall – in der konkreten gesellschaftlichen Ausformung vielfach aufgeladen mit Nazi-Versatzstücken, Reichsbürger- und Prepper-Themen, oft garniert mit Gewaltphantasien.
Sie waren vernetzt, kommentierten gegenseitig und heizten einander mit den immer gleichen Aufregerthemen und vermeintlichen Belegen von hierzulande ebenfalls bekannten Fakenews-Schleudern und rechtsextremen Kommentatoren auf.
Auch die Feindbilder sind immer dieselben: der Staat mit seinen demokratischen Einrichtungen, „Mainstream“-PolitikerInnen, allen voran Angela Merkel, „Mainstream“-Medien („Lügenpresse“), vor allem der öffentlich-rechtliche Rundfunk, Geflüchtete, „der Islam“ und natürlich Juden – George Soros dient auch hier als Drahtzieher einer vermeintlichen jüdischen Weltverschwörung, gegen die man glaubt, vorgehen zu müssen.Dazwischen finden sich alle verschwörungstheoretischen Elemente, die die Vernichtung oder Versklavung des „Volks“ zum Ziel hätten, Chemtrailsprüher, die Pharamindustrie mit den Impfungen, das 5G-Netz, die „Umweltmafia“ mit den Grünen und Greta Thunberg – kurz: alles, was in ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild passt bzw. vielmehr passend gemacht wird.
Augenfällig ist wie so oft in diesem Milieu ein ausgeprägter Antifeminismus, der sich in sexistischen Sujets, Kommentaren bis hin zu Vorlieben für einschlägige FB-Seiten ergießt.
Das kennen wir zuhauf auch aus Österreich; wenig erstaunlich ist daher, dass sich bei den Facebook- und vk.com-Friends der mutmaßlichen deutschen Rechtsterroristen auch reihenweise Österreicher finden und – und österreichische Zeugnisse als Beleg zur Untermauerung des eigenen kruden Weltbilds herangezogen werden.
Terrorgruppe S. (Teil 2): die Kicks aus Österreich
Terrorgruppe S. (Teil 3): „Wodans Erben“ und ihre Fans aus Österreich