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Wochenschau KW 10/19

DIE Mel­dung aus der letz­ten Woche war wohl die Ableh­nung der Diö­ze­se Gurk-Kla­­gen­­furt, für die Abhal­tung einer katho­li­schen Mes­se wäh­rend des Ustaša-Tre­f­­fens in Bleiburg/Pliberk eine Geneh­mi­gung zu ertei­len. Es wird also zuneh­mend eng für das Rechts­ex­tre­­men-Mee­­ting in Kärn­ten. Drei Pro­zes­se wegen Wie­der­be­tä­ti­gung gin­gen durch die Medi­en und ein Antrag der Staats­an­walt­schaft auf Aus­lie­fe­rung des FPÖ-Klubobmanns […]

12. Mrz 2019
Bildquelle: no-ustasa.at

Kla­gen­furt: Schuld­spruch wegen Nazi-Muse­um im Keller
Inns­bruck: NS-Tat­toos bei Kran­ken­haus­auf­ent­halt aufgeflogen
Feld­kirch: Gericht da, Ange­klag­ter fehlt
Bleiburg/Pliberk: Diö­ze­se ent­zieht Geneh­mi­gung für Messe
Wien: Staats­an­walt­schaft bean­tragt Aus­lie­fe­rung von Gudenus
Das rech­te Wort der Woche: Mar­kus Abwerzger

Kla­gen­furt: Schuld­spruch wegen Nazi-Muse­um im Keller

Da rücken der Bür­ger­meis­ter und der Pfar­rer eines Ortes aus, um vor Gericht zu bezeu­gen, dass ein Bewoh­ner ganz und gar nichts mit natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Über­zeu­gung zu tun habe. Half nichts, denn der Mann, ein 75-jäh­ri­ger Kärnt­ner, hat­te eine beacht­li­che NS-Devo­tio­na­li­en­samm­lung bei sich zu Hau­se ange­legt. So, dass ein Beam­ter des Lan­des­amts für Ver­fas­sungs­schutz und Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung auf die Fra­ge „der Staats­an­wäl­tin, ‚Haben Sie schon ein­mal so eine gro­ße Samm­lung gese­hen?‘“, ant­wor­te­te: „Nein, so etwas habe ich noch nicht gese­hen.“ (kaernten.orf.at, 4.3.19) Auf­ge­flo­gen war der Nazi-Kel­ler, weil sein Besit­zer einem Floh­markt­be­su­cher sei­ne Samm­lung gezeigt hat­te und dabei aus sei­ner ideo­lo­gi­schen Ein­stel­lung kein Hehl gemacht haben soll: „Er hat dem Zeu­gen gesagt, dass er über­zeug­ter Natio­nal­so­zia­list ist. Als der Zeu­ge am nächs­ten Tag wie­der­kam, um die Mün­zen zurück­zu­tau­schen, hat ihn der Ange­klag­te ange­herrscht, dass in sei­nem Haus die Geset­ze von vor 1945 gel­ten und des­halb ein Umtausch eigent­lich aus­ge­schlos­sen sei.“

Das Gericht sprach den Mann schul­dig und ver­häng­te 13 Mona­ten beding­te Haft und 1.200 Euro Geld­stra­fe (nicht rechts­kräf­tig). Die mit so viel Enga­ge­ment ange­leg­te Samm­lung muss ver­nich­tet wer­den. Dar­un­ter sogar Rari­tä­ten wie Keks­aus­ste­cher in Hakenkreuzform.

Inns­bruck: NS-Tat­toos bei Kran­ken­haus­auf­ent­halt aufgeflogen

Wäh­rend eines Kran­ken­haus­auf­ent­hal­tes waren die Täto­wie­run­gen eines 46-jäh­ri­gen Tiro­lers auf­ge­fal­len: ein Reichs­ad­ler samt Haken­kreuz, SS-Runen und wei­te­re NS-Moti­ve. Das brach­te dem Mann eine Haus­durch­su­chung ein, wo eine Hit­ler­büs­te gefun­den wur­de. Und die Prü­fung des Face­book-Accounts brach­te auch ein­schlä­gi­ge Pos­tings zum Vor­schein. Im Pro­zess folg­te ein teil­wei­ser Schuld­spruch: „Täto­wie­rung und Büs­te erfüll­ten nicht das straf­recht­lich rele­van­te Zur­schau­stel­len in der Öffent­lich­keit. Für NS-Wie­der­be­tä­ti­gung auf Face­book setz­te es jedoch nicht rechts­kräf­tig 18 Mona­te beding­te Haft, 2160 Euro Geld­stra­fe und Gerichts­ge­büh­ren über 500 Euro.“ (tt.com, 9.3.19)

Feld­kirch: Gericht da, Ange­klag­ter fehlt

Alle waren da: Neun Geschwo­re­ne, meh­re­re Rich­ter, Staats­an­walt­schaft und Ver­tei­di­gung, aber der Ange­klag­te ließ sich nicht bli­cken. Denn der, deut­scher Staats­bür­ger, zog es vor, sich nach Deutsch­land abzu­set­zen. „Dem 32-jäh­ri­gen Arbeits­lo­sen wird vor­ge­wor­fen, gegen das Ver­bots­ge­setz ver­sto­ßen zu haben. Und zwar in 12 ver­schie­de­nen Punk­ten. Einer ist zum Bei­spiel, dass er sei­nem Hus­ky ein Hun­de­hals­band mit dem Sym­bol der ‚Schwar­zen Son­ne‘ anleg­te und damit spa­zie­ren ging. Das­sel­be Sym­bol bei einem Ohr­schmuck des Man­nes. Die ‚Schwar­ze Son­ne‘ ist ein ver­bo­te­nes Sym­bol und besteht aus drei über­ein­an­der geleg­ten Haken­kreu­zen. Wei­ters geht es um ver­bo­te­ne Musik, Bil­der und so wei­ter.“ (vol.at, 9.3.19)

So konn­te die Ver­hand­lung nur ver­tagt und ein Aus­lie­fe­rungs­an­trag nach Deutsch­land gestellt wer­den. Dass dem nach­ge­kom­men wird, ist eher unwahr­schein­lich. Inter­es­sant wäre zu erfah­ren, wel­che ein­schlä­gi­gen Ver­bin­dun­gen der Mann in Vor­arl­berg, wo es ein akti­ves Blood & Honour-Netz­werk gibt, unterhielt.

Bleiburg/Pliberk: Diö­ze­se ent­zieht Geneh­mi­gung für Messe

Nach lan­gen Jah­ren der Pro­tes­te gegen den zeit­wei­se größ­ten Auf­marsch von Rechts­extre­men in Euro­pa, näm­lich beim jähr­li­chen Ustaša-Tref­fen in Bleiburg/Pliberk, scheint sich nun etwas zu tun: Die Diö­ze­se Gurk-Kla­gen­furt hat für heu­er kei­ne Geneh­mi­gung mehr für die Abhal­tung einer katho­li­schen Mes­se erteilt. Die Begrün­dung: „Die Ana­ly­se der Gedenk­fei­er 2018 habe gezeigt, dass die im Vor­feld von Bischof Schwarz als Bedin­gung für die Erlaub­nis zur hl. Mes­se fest­ge­leg­ten Auf­la­gen und Vor­ga­ben ‚zum über­wie­gen­den Teil nicht ein­ge­hal­ten wur­den bzw. wer­den konn­ten‘, begrün­det Diö­ze­san­ad­mi­nis­tra­tor Gug­gen­ber­ger die Ent­schei­dung in einem Schrei­ben an die Kroa­ti­sche Bischofs­kon­fe­renz. (…) Das Gesamt­erschei­nungs­bild der Ver­an­stal­tung am Blei­bur­ger Feld scha­de dem Anse­hen der Katho­li­schen Kir­che und sei vor allem auch dazu ange­tan, ‚der Katho­li­schen Kir­che in Kärn­ten im Fal­le einer Erlaub­nis der Lit­ur­gie­fei­er zu Recht zu unter­stel­len, sie wür­de die Instru­men­ta­li­sie­rung eines Got­tes­diens­tes zu poli­ti­schen Mani­fes­ta­tio­nen dul­den und die ent­spre­chen­de Distanz zu faschis­ti­schem Gedan­ken­gut ver­mis­sen las­sen‘. (…) Ver­an­stal­te­rin des all­jähr­li­chen Opfer­ge­den­kens am Loi­ba­cher Feld, das unter Patro­nanz des Kroa­ti­schen Par­la­men­tes statt­fin­det, ist die Katho­li­sche Kir­che in Kroa­ti­en gemein­sam mit dem „Blei­bur­ger Ehren­zug“. Die hl. Mes­se auf pri­va­tem Grund­stück ist ein Teil der Fei­er und setzt bei Mit­wir­kung eines Bischofs die Zustim­mung der Katho­li­schen Kir­che in Kärn­ten als zustän­di­ge Orts­kir­che vor­aus. Das heißt, die Fei­er und auch eine Mes­se könn­te ohne einen Bischof trotz­dem statt­fin­den. Die Ver­an­stal­tung fin­det auf Pri­vat­grund statt.“ (kaernten.orf.at, 8.3.19)

Wäh­rend­des­sen es in Öster­reich zahl­rei­che posi­ti­ve Reak­tio­nen gab, bedau­er­ten die kroa­ti­sche Bischofs­kon­fe­renz und die kroa­ti­sche Prä­si­den­tin, die mit dem faschis­ti­schen Trei­ben offen­bar kein Pro­blem haben, die Ent­schei­dung der Diö­ze­se. Bleibt abzu­war­ten, wie es nun wei­ter­ge­hen wird. Im letz­ten Jahr ist es in ins­ge­samt fünf Fäl­len zu Ver­ur­tei­lun­gen nach dem Ver­bots­ge­setz gekom­men. Einen aus­führ­li­chen Bericht zum Auf­marsch 2018 samt Nach­be­trach­tung hat der ak-Pli­berk-Blei­burg verfasst.

Bild­quel­le: no-ustasa.at

Wien: Staats­an­walt­schaft bean­tragt Aus­lie­fe­rung von Gudenus

Im Novem­ber hat­te die FPÖ einen Clip („Ali-Video“) auf ihren Video-Kanal und auf die FB-Sei­te von Johann Gude­nus stel­len las­sen, um die mil­lio­nen­teu­re Ein­füh­rung von Fotos auf der E‑Card zu recht­fer­ti­gen. Unter­legt war die blaue Argu­men­ta­ti­on optisch und ver­bal mit einem ras­sis­ti­schen Unter­ton. Busi­ness as usu­al, könn­te man sagen, aber die Kri­tik war stark, und Neos zeig­ten Gude­nus an. Die Staats­an­walt­schaft bean­trag­te nun die Aus­lie­fe­rung von Gude­nus, was die Auf­he­bung sei­ner Immu­ni­tät durch den Natio­nal­rat voraussetzt.

Aber, wie es in der FPÖ recht regel­mä­ßig pas­siert, war auch dabei alles nur ein Miss­ver­ständ­nis, die Ver­öf­fent­li­chung nicht geplant, und über­haupt: Ver­het­zung sei das nicht gewe­sen, mein­te der FPÖ-Gene­ral­se­kre­tär Chris­ti­an Hafenecker, nur „geschmack­los“. Und weil die Ver­öf­fent­li­chung des Vide­os im Zusam­men­hang mit der Pol­ti­schen Tätig­keit des Abge­ord­ne­ten Gude­nus stün­de, leh­ne man die Auf­he­bung von Gude­nus’ Immu­ni­tät ab. „Und da gebe es in der Regel kei­ne Aus­lie­fe­rung von Abge­ord­ne­ten, beton­te Hafenecker.“ (vol.at, 7.3.19)

Kön­nen wir Hafeneckers Aus­sa­ge nun dahin­ge­hend aus­le­gen, dass es Teil der poli­ti­schen Tätig­keit von FPÖ-Poli­ti­ke­rIn­nen ist, ras­sis­tisch (=geschmack­los) zu agie­ren? Die Fra­ge wird in die­sem kon­kre­ten Fall die ÖVP im Natio­nal­rat zu beant­wor­ten haben. Wir erah­nen die tür­ki­se Antwort …

Das rech­te Wort der Woche

Twitter-Schlagabtausch Walser – Abwerzger
Twit­ter-Schlag­ab­tausch Wal­ser – Abwerzger

Der wegen der Ableh­nung einer gesetz­li­chen Ver­pflich­tung von Abbie­ge­as­sis­ten­ten für LKW schwer unter Beschuss gera­te­ne Ver­kehrs­mi­nis­ter Nor­bert Hofer erhielt auf Twit­ter Schüt­zen­hil­fe durch den Tiro­ler FPÖ-Par­tei­ob­mann Mar­kus Abwerz­ger, der sich dar­über beschwert, dass Harald Wal­ser zwi­schen dem nächs­ten töd­li­chen Ver­kehrs­un­fall beim Abbie­gen eines LKW und dem Agie­ren von Hofer einen Zusam­men­hang her­stell­te. 

Wal­ser: Ist Ver­kehrs­mi­nis­ter Nor­bert Hofer eigent­lich schon zurück­ge­tre­ten? https://www.sn.at
Abwerz­ger: Was sind Sie nur für ein Mensch aus so einem Unfall poli­ti­sches Kapi­tal zu schlagen?
Wal­ser: Blau­ne Kro­ko­dils­trä­nen. Im Fall Dorn­birn sind Sie und Ihres­glei­chen nicht so zimperlich.
Abwerz­ger: Was sind Sie nur für ein Feig­ling. Blau­ne ;) Schrei­ben Sie deut­lich was Sie mei­nen. Erbärm­li­ches Niveau.

Wir hel­fen Herrn Abwerz­ger: Blaun (blau-braun) stellt eine inzwi­schen gebräuch­li­che Farb­be­zeich­nung für die FPÖ dar. Deut­lich genug?

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