FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker hat aktuell einiges um die Ohren. Nach dem Ärger mit zwei Nationalratsabgeordneten, die in der geschlossenen und ziemlich braunen FB-Gruppe „Deutsches Reich“ Mitglieder waren, jetzt auch noch unangenehme Fragen zu der geheimen Gruppe „FPÖ Seitenadministratoren“, bei der er selbst aktiv war? Da hat der Generalsekretär die Notbremse gezogen und die geheime Gruppe einfach löschen lassen. Wenn auf Facebook nichts mehr zu finden ist über die geheime Gruppe, dann hört sich die Debatte schnell auf, mag sich der Generalsekretär gedacht haben. Da müssen wir den Generalsekretär leider enttäuschen!

Im Februar 2014 wurde die geheime Gruppe der „FPÖ Seitenadministratoren“ gegründet. In den fünf Jahren seither bis zu ihrer Vernichtung hat sie schon bessere Zeiten gesehen: mehr Mitglieder, mehr Debatte, mehr Aktivität. Zum Schluss war Herwig Weichselbaumer Gottsbachner der einzige von den vier AdministratorInnen, der Tag für Tag Meldungen in die Gruppe reinschaufelte und Kommentare dazu verfasste.
Wer sich erwartet, dass in der Gruppe nur solche Personen vertreten waren, die irgendwelche FPÖ(-nahen)-Seiten administrieren – und von denen gibt es mehr als genug –, der liegt zumindest teilweise daneben. Es stimmt für die AdministratorInnen der geheimen Gruppe, die teilweise mehrere blaue Gruppen administrieren, auch für einige andere Gruppenmitglieder, aber bei weitem nicht für alle.
Die erste Überraschung ist schon, dass trotz des Titels nicht nur FPÖ-AktivistInnen in der Gruppe vertreten waren, sondern auch – nun ja, beschreiben wir‘s vorsichtig – Personen, die an der NS-Wiederbetätigung angestreift sind oder auch solche wie Markus Ripfl, der eigentlich zu Beginn des Jahres 2018 aus der FPÖ ausgeschlossen wurde.

Bei den FPÖ-Seitenadministratoren hielt sich Markus Ripfl bis zum bitteren Ende als Mitglied – und das, obwohl auch der Generalsekretär der FPÖ, Christian Hafenecker, Mitglied in der Gruppe war. Ripfl, der jetzt ein bräunliches Grüppchen anführt, durfte die „FPÖ Seitenadministratoren“ jahrelang dafür nutzen, für sich Werbung zu machen. Mitglieder der Gruppe verhalfen ihm auf seine wiederholten Bitten hin zu mehr Likes für seine diversen Konten und Seiten auf Facebook und YouTube.

Sein Ausschluss aus der FPÖ wurde in der Gruppe wohl registriert, zunächst ohne Kommentar, aber als Ripfl Anfang Februar 2018 auf seiner Facebook-Seite stolz berichtete, dass er schon 2014 auf mutmaßlich pädophile Neigungen eines lokalen ÖVP-Politikers aufmerksam gemacht habe, teilte Admin Herwig Ripfls Beitrag in der Gruppe. Likes kamen von Wolfgang Jung und Erhard Brunner, der 2015 nach widerlichen Postings von der FPÖ NÖ aus der Partei ausgeschlossen wurde.

Bei den „FPÖ Seitenadministratoren“ traf Brunner – so wie Ripfl – auf Christian Hafenecker, der die Ausschlüsse der beiden noch als Landesparteisekretär der FPÖ-Niederösterreich betrieben hatte. In der Gruppe waren sie nicht die einzigen Ausgeschlossenen, die hier im Stillen, inoffiziell, aber mit ebenso stiller Duldung des mittlerweile zum Generalsekretär avancierten Christian Hafenecker mitmachen durften.

Da ist der gerichtlich verurteilte Helmut P., der 2015 nach grauenhaften Lynch-Postings zwar freiwillig aus der FPÖ-NÖ ausgetreten war, nicht aber aus der geheimen Gruppe. Renate Pail, Vorstandsmitglied der Freiheitlichen Arbeitnehmer in Voitsberg, sollte eigentlich aus der Partei ausgeschlossen worden sein, nachdem 2017 wild antisemitische Postings von ihr öffentlich wurden. Bei den „FPÖ Seitenadministratoren“ war sie trotzdem bis zum Hinscheiden der Gruppe Administratorin. Ihr damaliger Landesparteiobmann Mario Kunasek, der seinerzeit die Prüfung des Parteiausschlusses versprach, ist mittlerweile Verteidigungsminister, war mit seinem persönlichen Facebook-Konto „Mario Kesanuk“ aber ebenfalls in der Gruppe.

Bernd Babitsch, der im September 2018 von seiner Funktion als stellvertretender Parteiobmann der FPÖ in Pinkafeld zurück- und aus der FPÖ austrat, nachdem er ein rassistisches braunes Posting in einem Kommentar verteidigt hatte, hat wenigstens in der geheimen Gruppe seither nicht mehr gepostet – im Unterschied zu dem Leobendorfer FPÖ-Funktionär Wolfgang Filipsky, der zwar 2017 aus der FPÖ ausgeschlossen wurde, aber in der geheimen FPÖ-Gruppe auch danach mit durchaus pikanten Kommentaren unterwegs war.


In der geheimen Gruppe der „FPÖ-Seitenadministratoren“ wurde sie bis zum Schluss praktiziert – die friedliche Koexistenz von aus der FPÖ wegen Hetze oder Wiederbetätigung Ausgeschlossenen und Funktionären bzw. MandatarInnen der FPÖ unter der milden Aufsicht des Generalsekretärs Hafenecker, der als Landesparteisekretär die meisten dieser Ausschlüsse vorbereitet und in der geheimen Gruppe auch selbst gepostet hat. Kein Wunder also, dass Hafenecker jetzt die Gruppe zugedreht hat.

Das ist aber noch lange nicht alles, was wir aus der geheimen Gruppe berichten können. Fortsetzung folgt daher.