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Die geheimen FPÖ Seitenadministratoren (Teil 1)

„FPÖ Sei­ten­ad­mi­nis­tra­to­ren“ war eine gehei­me Face­­book-Grup­­pe mit zuletzt 563 Mit­glie­dern. Ver­mut­lich hat jede Par­tei eine oder meh­re­re gehei­me Grup­pen, in denen aktu­el­le Nach­rich­ten kom­men­tiert und Social Media-Akti­­vi­­tä­­ten koor­di­niert wer­den. Uns hat natür­lich inter­es­siert, wel­che Nach­rich­ten in einer gehei­men FPÖ-Grup­­pe aus­ge­tauscht wer­den und wer sich in die­ser Grup­pe tum­melt. Als wir die Mög­lich­keit erhiel­ten, Ein­blick in […]

13. Mrz 2019

FPÖ-Gene­ral­se­kre­tär Chris­ti­an Hafenecker hat aktu­ell eini­ges um die Ohren. Nach dem Ärger mit zwei Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ten, die in der geschlos­se­nen und ziem­lich brau­nen FB-Grup­pe „Deut­sches Reich“ Mit­glie­der waren, jetzt auch noch unan­ge­neh­me Fra­gen zu der gehei­men Grup­pe „FPÖ Sei­ten­ad­mi­nis­tra­to­ren“, bei der er selbst aktiv war? Da hat der Gene­ral­se­kre­tär die Not­brem­se gezo­gen und die gehei­me Grup­pe ein­fach löschen las­sen. Wenn auf Face­book nichts mehr zu fin­den ist über die gehei­me Grup­pe, dann hört sich die Debat­te schnell auf, mag sich der Gene­ral­se­kre­tär gedacht haben. Da müs­sen wir den Gene­ral­se­kre­tär lei­der enttäuschen!

Geheime Gruppe "FPÖ Seitenadministratoren"
Gehei­me Grup­pe „FPÖ Seitenadministratoren”

Im Febru­ar 2014 wur­de die gehei­me Grup­pe der „FPÖ Sei­ten­ad­mi­nis­tra­to­ren“ gegrün­det. In den fünf Jah­ren seit­her bis zu ihrer Ver­nich­tung hat sie schon bes­se­re Zei­ten gese­hen: mehr Mit­glie­der, mehr Debat­te, mehr Akti­vi­tät. Zum Schluss war Her­wig Weich­sel­bau­mer Gotts­bach­ner der ein­zi­ge von den vier Admi­nis­tra­to­rIn­nen, der Tag für Tag Mel­dun­gen in die Grup­pe rein­schau­fel­te und Kom­men­ta­re dazu verfasste.

Wer sich erwar­tet, dass in der Grup­pe nur sol­che Per­so­nen ver­tre­ten waren, die irgend­wel­che FPÖ(-nahen)-Seiten admi­nis­trie­ren – und von denen gibt es mehr als genug –, der liegt zumin­dest teil­wei­se dane­ben. Es stimmt für die Admi­nis­tra­to­rIn­nen der gehei­men Grup­pe, die teil­wei­se meh­re­re blaue Grup­pen admi­nis­trie­ren, auch für eini­ge ande­re Grup­pen­mit­glie­der, aber bei wei­tem nicht für alle.

Die ers­te Über­ra­schung ist schon, dass trotz des Titels nicht nur FPÖ-Akti­vis­tIn­nen in der Grup­pe ver­tre­ten waren, son­dern auch – nun ja, beschrei­ben wir‘s vor­sich­tig – Per­so­nen, die an der NS-Wie­der­be­tä­ti­gung ange­streift sind oder auch sol­che wie Mar­kus Ripfl, der eigent­lich zu Beginn des Jah­res 2018 aus der FPÖ aus­ge­schlos­sen wurde.

Markus Ripfl wirbt in der Gruppe "FPÖ Seitenadminitratoren" für seinen hetzerischen Youtube-Kanal
Mar­kus Ripfl wirbt in der Grup­pe „FPÖ Sei­ten­adm­i­ni­tra­to­ren” für sei­nen het­ze­ri­schen Youtube-Kanal

Bei den FPÖ-Sei­ten­ad­mi­nis­tra­to­ren hielt sich Mar­kus Ripfl bis zum bit­te­ren Ende als Mit­glied – und das, obwohl auch der Gene­ral­se­kre­tär der FPÖ, Chris­ti­an Hafenecker, Mit­glied in der Grup­pe war. Ripfl, der jetzt ein bräun­li­ches Grüpp­chen anführt, durf­te die „FPÖ Sei­ten­ad­mi­nis­tra­to­ren“ jah­re­lang dafür nut­zen, für sich Wer­bung zu machen. Mit­glie­der der Grup­pe ver­hal­fen ihm auf sei­ne wie­der­hol­ten Bit­ten hin zu mehr Likes für sei­ne diver­sen Kon­ten und Sei­ten auf Face­book und YouTube.

Wenn Markus Ripfl die Patrioten aus der Gruppe "FPÖ Seitenadminitratoren" um Likes für seine FB-Seite bittet, gefällt das u.a. dem FPÖ-Bezirksrat Helwig Leibinger und dem damaligen FPÖ-Gemeinderat Wolfgnag Jung
Wenn Mar­kus Ripfl die Patrio­ten aus der Grup­pe „FPÖ Sei­ten­adm­i­ni­tra­to­ren” um Likes für sei­ne FB-Sei­te bit­tet, gefällt das u.a. dem FPÖ-Bezirks­rat Hel­wig Leib­in­ger und dem dama­li­gen FPÖ-Gemein­de­rat Wolfgnag Jung

Sein Aus­schluss aus der FPÖ wur­de in der Grup­pe wohl regis­triert, zunächst ohne Kom­men­tar, aber als Ripfl Anfang Febru­ar 2018 auf sei­ner Face­book-Sei­te stolz berich­te­te, dass er schon 2014 auf mut­maß­lich pädo­phi­le Nei­gun­gen eines loka­len ÖVP-Poli­ti­kers auf­merk­sam gemacht habe, teil­te Admin Her­wig Ripfls Bei­trag in der Grup­pe. Likes kamen von Wolf­gang Jung und Erhard Brun­ner, der 2015 nach wider­li­chen Pos­tings von der FPÖ NÖ aus der Par­tei aus­ge­schlos­sen wurde.

Ripfl-Posting wird nach seinem Parteiausschluss in der Gruppe "FPÖ Seitenadminitratoren" geteilt
Ripfl-Pos­ting wird nach sei­nem Par­tei­aus­schluss in der Grup­pe „FPÖ Sei­ten­adm­i­ni­tra­to­ren” geteilt

Bei den „FPÖ Sei­ten­ad­mi­nis­tra­to­ren“ traf Brun­ner – so wie Ripfl – auf Chris­ti­an Hafenecker, der die Aus­schlüs­se der bei­den noch als Lan­des­par­tei­se­kre­tär der FPÖ-Nie­der­ös­ter­reich betrie­ben hat­te. In der Grup­pe waren sie nicht die ein­zi­gen Aus­ge­schlos­se­nen, die hier im Stil­len, inof­fi­zi­ell, aber mit eben­so stil­ler Dul­dung des mitt­ler­wei­le zum Gene­ral­se­kre­tär avan­cier­ten Chris­ti­an Hafenecker mit­ma­chen durften.

Christian Hafenecker in der Gruppe "FPÖ Seitenadminitratoren" hinzugefügt
Chris­ti­an Hafenecker in der Grup­pe „FPÖ Sei­ten­adm­i­ni­tra­to­ren” hinzugefügt

Da ist der gericht­lich ver­ur­teil­te Hel­mut P., der 2015 nach grau­en­haf­ten Lynch-Pos­tings zwar frei­wil­lig aus der FPÖ-NÖ aus­ge­tre­ten war, nicht aber aus der gehei­men Grup­pe. Rena­te Pail, Vor­stands­mit­glied der Frei­heit­li­chen Arbeit­neh­mer in Voits­berg, soll­te eigent­lich aus der Par­tei aus­ge­schlos­sen wor­den sein, nach­dem 2017 wild anti­se­mi­ti­sche Pos­tings von ihr öffent­lich wur­den. Bei den „FPÖ Sei­ten­ad­mi­nis­tra­to­ren“ war sie trotz­dem bis zum Hin­schei­den der Grup­pe Admi­nis­tra­to­rin. Ihr dama­li­ger Lan­des­par­tei­ob­mann Mario Kuna­sek, der sei­ner­zeit die Prü­fung des Par­tei­aus­schlus­ses ver­sprach, ist mitt­ler­wei­le Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter, war mit sei­nem per­sön­li­chen Face­book-Kon­to „Mario Kesa­nuk“ aber eben­falls in der Gruppe.

Geheime Gruppe "FPÖ Seitenadministratoren": Pail, Kornmüller, Weichselbaumer Gottsbachner, Kodnar als Gruppenadmins und -moderatorInnen
Gehei­me Grup­pe „FPÖ Sei­ten­ad­mi­nis­tra­to­ren”: Pail, Korn­mül­ler, Weich­sel­bau­mer Gotts­bach­ner, Kod­nar als Grup­pen­ad­mins und ‑mode­ra­to­rIn­nen

Bernd Babit­sch, der im Sep­tem­ber 2018 von sei­ner Funk­ti­on als stell­ver­tre­ten­der Par­tei­ob­mann der FPÖ in Pin­ka­feld zurück- und aus der FPÖ aus­trat, nach­dem er ein ras­sis­ti­sches brau­nes Pos­ting in einem Kom­men­tar ver­tei­digt hat­te, hat wenigs­tens in der gehei­men Grup­pe seit­her nicht mehr gepos­tet – im Unter­schied zu dem Leo­ben­dor­fer FPÖ-Funk­tio­när Wolf­gang Filips­ky, der zwar 2017 aus der FPÖ aus­ge­schlos­sen wur­de, aber in der gehei­men FPÖ-Grup­pe auch danach mit durch­aus pikan­ten  Kom­men­ta­ren unter­wegs war.

Filipsky unterhält sich mit Renate J. über seinen Parteiausschluss und Gottfried Waldhäusl, der "zu blöd zum recherchieren ist"
Filips­ky unter­hält sich mit Rena­te J. über sei­nen Par­tei­aus­schluss und Gott­fried Wald­häusl, der „zu blöd zum recher­chie­ren ist”
Filipsky unterhält sich mit Renate J. über seinen Parteiausschluss und Gottfried Waldhäusl, der "ein intriganter Mensch" zu sein scheint
Filips­ky unter­hält sich mit Rena­te J. über sei­nen Par­tei­aus­schluss und Gott­fried Wald­häusl, der „ein intri­gan­ter Mensch” zu sein scheint

In der gehei­men Grup­pe der „FPÖ-Sei­ten­ad­mi­nis­tra­to­ren“ wur­de sie bis zum Schluss prak­ti­ziert – die fried­li­che Koexis­tenz von aus der FPÖ wegen Het­ze oder Wie­der­be­tä­ti­gung Aus­ge­schlos­se­nen und Funk­tio­nä­ren bzw. Man­da­ta­rIn­nen der FPÖ unter der mil­den Auf­sicht des Gene­ral­se­kre­tärs Hafenecker, der als Lan­des­par­tei­se­kre­tär die meis­ten die­ser Aus­schlüs­se vor­be­rei­tet und in der gehei­men Grup­pe auch selbst gepos­tet hat. Kein Wun­der also, dass Hafenecker jetzt die Grup­pe zuge­dreht hat.

Christian Hafenecker warnt in der Gruppe "FPÖ Seitenadminitratoren" vor einem angeblichen Fake-Profil
Chris­ti­an Hafenecker warnt in der Grup­pe „FPÖ Sei­ten­adm­i­ni­tra­to­ren” vor einem angeb­li­chen Fake-Profil

Das ist aber noch lan­ge nicht alles, was wir aus der gehei­men Grup­pe berich­ten kön­nen. Fort­set­zung folgt daher.

Die gehei­men FPÖ Sei­ten­ad­mi­nis­tra­to­ren (Teil 2)

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