„Ohne ihr Zutun“ seien sie zu der Gruppe hinzugefügt worden, erklärten die Nationalratsabgeordneten Christian Höbart, Gerald Hauser und Edith Mühlberghuber sowie der Landtagsabgeordnete Leo Kohlbauer und – last, not least – FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker. Also wieder einmal: die armen FPÖ-Promis als Opfer? Womöglich von dunklen Kräften – wie es bei der FB-Gruppe „Deutsches Reich“ behauptet wurde?
Klar ist: Selbst wenn jemand nur „hinzugefügt“ wurde – wenn dieser jemand in der Gruppe postet oder likt, dann weiß er oder sie, wo er das tut. Das gilt vor allem für den FPÖ-Generalsekretär, der – sehr peinlich! – nicht nur die von ihm aus der FPÖ NÖ wegen rechtsextremer Positionen Ausgeschlossenen still duldet, sondern auch in Postings vor bestimmten Personen warnt. Das ist für ihn scheinbar kein „Vernadern“, während er uns, wenn wir auf rechtsextreme Umtriebe in der geheimen Gruppe aufmerksam machen, „Vernadern“ vorwirft.
Nun gut, dann gehen wir’s an!
Rechtsextreme und neonazistische Poster
Karl Z. , der als Wohnort Berlin angibt, fällt in der Gruppe durch seine hetzerischen und rechtsextremen Postings auf. Z. ist Reichsbürger, postet bzw. teilt in die Gruppe häufig Meldungen von „staseve“ hinein. „Staseve“ steht für den Blog einer weitgehend fiktiven „Arbeitsgemeinschaft staatlicher Selbstverwaltungen“, hinter der Peter Frühwald steht. Und eben auch Karl Z., für den Frankreich der „Feind“ ist und Merkel und Macron, weil sie den Freundschaftsvertrag zwischen beiden Ländern erneuern, als „Mörder“ und „Volksverräter“ vor Gericht gestellt werden müssen. Kein Widerspruch aus der Gruppe!
Donald Freeman, der – wie schon sein Fakename besagen soll – ebenfalls aus der Reichsbürgerecke kommt und bei den „FPÖ Seitenadministratoren“ auch „Staseve“-Meldungen reinschaufelt, ist noch etwas direkter.
Natürlich gab es noch weitere Rechtsextreme aus Deutschland in der Gruppe, uns interessierten aber eher die einheimischen.
Da hätten wir einmal Manfred W., der besonders durch seine widerlichen antisemitischen Postings in der Gruppe auffällig war.
Aber wenn auch die Gruppenadministratorin selbst antisemitisch unterwegs ist, muss sich niemand wundern, wenn Antisemitismus nicht gelöscht wird.
Noch ärger agierte allerdings Werner T.. Vor rund vier Jahren ist er der geheimen Gruppe beigetreten. Werner T. ist das , was man einen lupenreinen Nazi nennen muss, wenn man sich seine zahllosen unfassbaren Statements in den sozialen Netzwerken anschaut. Aus der geheimen blauen Gruppe wurden uns allerdings nur einige Screenshots übermittelt, die ihn als Hetzer ausweisen, etwa „Miese Schmarotzersau!“ über die ÖVP-Abgeordnete Gabriele Tamandl, „Was macht die Drecksau noch da?“ über die Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou von den Grünen, „Roter Dreck“ über die SPÖ und „Verbrecherisches Beamtengesindel“ über Beamte allgemein. Was Werner T. in der geheimen Gruppe sonst noch gepostet hat, wissen wir nicht. Was er außerhalb der Gruppe postet, haben wir mittlerweile recherchiert. Etwa das hier:
Wie kommt ein bekennender Nazi in die geheime Gruppe der „FPÖ Seitenadministratoren“? Das fragten wir uns auch, als wir Wolfgang L. in der Gruppe entdeckten – nicht nur als einfaches Mitglied, sondern auch als einen, der gelegentlich sehr deutlich seine braune Meinung absondert. Unwidersprochen! Wolfgang L., ein guter Bekannter von Gottfried Küssel, ist seit Jahren bei so ziemlich allen Aktivitäten der rechtsextremen und Neonazi-Szene in Wien aufgetreten.
Wolfgang L. über „deutsches Blut“ und Integration bei Efgani Dönmez:
Das gilt – zumindest für die letzten Jahre – auch für Gerhard Bauer, den stellvertretenden Obmann der Freien Heimatlichen Bewegung, der zuvor bei der Partei des Volkes aktiv war. Was macht der Funktionär einer rechtsextremen Splittergruppe bei den „FPÖ Seitenadministratoren“? Das wäre eine der Fragen, die eigentlich der Generalsekretär der FPÖ, Hafenecker, beantworten müsste statt sich als Opfer zu bejammern.Gleiches gilt natürlich für die diversen Neonazis und Antisemiten in der Gruppe, die in der Regel unwidersprochen ihren Dreck absondern durften, aber auch für jemanden wie Alexander Markovics, der es vom Funktionär der Identitären Bewegung mittlerweile zum Generalsekretär des prorussischen und rechtsextremen Suworow-Instituts gebracht hat und erst im Dezember 2018 der Gruppe hinzugefügt wurde.
Hafenecker und mit ihm die anderen Spitzenfunktionäre der FPÖ, die alle in der geheimen Gruppe mit dabei waren und teilweise auch gepostet haben, aber von nichts gewusst haben wollen, hätten also genügend Fragen zu beantworten und sollten sich mehr um die internen Umtriebe kümmern, als vermeintliche „Agents Provocateurs“ in der Außenwelt der Partei zu suchen.
Auswahl Gruppenmitglieder: Anneliese Kitzmüller, Christian Hafenecker, Gerald Hauser, Christian Höbart, Robert Lugar, Josef A. Riemer, Peter Wurm, Edith Mühlberhuber, Walter Rauch (alle Nationalrat); Peter Samt, Bernhard Rösch (Bundesrat); Markus Abwerzger, Ilse Benkö, Christian Cramer, Gernot Darmann, Manfred Haidinger, Patrick Haslwanter, Wolfgang Irschik, Helga Kügerl, Leo Kohlbauer, Toni Mahdalik, Christofer Ranzmaier, Christoph Staudacher, Ursula Stenzel (Landtagsabgeordnete) und unzählige weitere FPÖ-FunktionärInnen.
Die geheimen FPÖ Seitenadministratoren (Teil 1)
Gruppe „Deutsches Reich“, Reichsbürger und blaue Nationalratsabgeordnete
Bericht „Der Standard”, 14.3.19
Kurzmeldung „Falter”, 12.3.19