Alpen-Donau-Nazi „Antisem“ verurteilt!

Fünf Jahre nach der Abschal­tung von Alpen-Donau.info und fast vier Jahre nach der Verurteilung von drei Betreibern stand Anti­sem, ein­er der Admin­is­tra­toren des Nazi-Forums am Mon­tag, 17.10.2016, vor einem Wiener Geschwore­nen­gericht wegen NS-Wieder­betä­ti­gung und ver­boten­em Waf­fenbe­sitz. Warum der Prozess erst Jahre nach dem Auf­fliegen der Neon­azi-Seite stat­tfand, wurde in der Ver­hand­lung nicht klar. Für den Angeklagten bedeutete es Strafminderung.

Aus der Anfrage­beant­wor­tung zu Alpen-donau.info Anfang Sep­tem­ber ging her­vor, dass Ankla­gen gegen den Admin­is­tra­tor Anti­sem und gegen die Forum-User Nüs und Stu­ka-Franz spruchreif sind.

Anti­sem war so wie Heil­er, Heimat­los und RSD schon am Tag der Eröff­nung im Neon­azi-Forum reg­istri­ert. In den Anfän­gen war er ein­er der wichtig­sten Fig­uren bei Alpen-Donau. Der Admin­is­tra­tor, dessen Mot­to „Das Böse lebt!“ und dessen Wahlspruch „Hamas Hamas, Joden aan het gas !“ („Hamas, Hamas, Juden ins Gas!“) lautete, maßregelte UserIn­nen streng: „Du fällst mir gele­gentlich schon als Scherzkeks auf, machst du das beru­flich? Übri­gens rate ich dir, dich bißchen an die Regeln hier zu hal­ten”, stoppte Debat­ten nach seinem Gut­dünken – „Und nun kommt mein Beitrag zur Diskus­sion: The­ma dicht!“ –, und stellte die Forums-Regeln vor: Benutzer müssen zumin­d­est gegenüber der nationalen Weltan­schau­ung und dem Beken­nt­nis zum Deutsch­tum offen sein.

"Antisem" begrüßt neue User im Forum...

„Anti­sem” begrüßt neue User im Forum

„Eth­nisch Nich­teu­ropi­de, wie beispiel­sweise Juden, sind nicht erwünscht!”
Wer hin­ter dem Pseu­do­nym Anti­sem steck­te, war bis kurz vor dem Prozess unklar. Wobei die ver­mutete Rich­tung stimmte: Der Kern von Alpen-Donau, das waren die Man­nen um den Wiener Got­tfried Küs­sel, die steirischen Neon­azis und die Reste der Neon­azi-Gruppe Bund freier Jugend (BfJ) aus Oberöster­re­ich, der damals den Ring Frei­heitlich­er Jugend (RFJ) OÖ infil­tri­ert hatte.

...Nachfolgeprojekt: Alpen-Donau-Forum und Alpen-Donau-Info.

Nach­fol­ge­pro­jekt des „Heimatschutz-Forums”: Alpen-Donau-Forum und Alpen-Donau-Info.

Anti­sem war der per­son­elle Beitrag aus Oberöster­re­ich für die neuen Neon­azi-Struk­turen von Alpen-Donau, die Anfang 2009 das „Heimatschutz-Forum“ der AfP-Jugend ablösten und durch eine aggres­sive Home­page und das neue Forum erset­zten. Dazu kam auch noch der Ver­such, straff geführte Kam­er­ad­schaften im Unter­grund zu organisieren.

Der Wahlspruch von "Antisem" im Alpen-Donau-Forum...

Der Wahlspruch von „Anti­sem” im Alpen-Donau-Forum

Vor Gericht wur­den diese organ­isatorischen Struk­turen kaum the­ma­tisiert. „Freie Aktivis­ten Wiener Neustadt, Nationaler Wider­stand Wien, Kampf­gruppe Nord (Salzburg), Aktions­front Tirol, Nationaler Wider­stand Kärn­ten, Freie Kräfte Steier­mark, Wider­stand Oberöster­re­ich” waren die Namen dieser Gruppen.

Mit­tler­weile ist Anti­sem 39 Jahre alt und in Linz als Met­all­fachar­beit­er beschäftigt. Poli­tisch kommt er aus dem Bund freier Jugend, war aber keine der zen­tralen Fig­uren dort. Sein Strafreg­is­ter wurde als „mit­tler­weile leer“ geschildert. Bei der Haus­durch­suchung fand man einen Hak­enkreuzwim­pel, eine Hak­enkreuzuhr und CDs mit neon­azis­tis­chen Lied­tex­ten. „Schon a bissl viel“, meinte der Richter dazu.

Die Anklage warf M.M. neben der Tätigkeit als Admin­is­tra­tor im Forum von Alpen-Donau vor, im Neon­azi-Forum Thi­azi das Pseu­do­nym „Prinz Eugen“ von Felix B. nach dessen Fes­t­nahme qua­si über­nom­men zu haben. Apro­pos Felix B.: Während drin­nen im Ver­hand­lungssaal Vertei­di­ger und Angeklagter jede Verbindung zur Neon­azi-Szene bestrit­ten, hat­te sich vor dem Ver­hand­lungssaal und vor der Ver­hand­lung Gegen­sät­zlich­es abge­spielt: Aus­gerech­net Felix B. tauchte auf! Kurzes Gespräch mit dem Vertei­di­ger von M.M., dann drehte B. wieder ab. Drin­nen bestritt dann M.M. alias Anti­sem eine Verbindung mit Felix B. bzw. Alpen-Donau.

Felix B. besucht M.M. alias "Antisem" kurz vor dem Prozess...

Felix B. besucht M.M. alias „Anti­sem” kurz vor dem Prozess – Bildquelle: Stoppt die Rechten

Genützt hat es ihm nichts.
Nach mehrstündi­ger Beratung der Geschwore­nen kam ihr Urteil zu den mehr als zehn Haupt­fra­gen, die ihnen die Beruf­s­richter zur Beurteilung der Schuld mit­gegeben haben. Mit Aus­nahme der Frage, ob M.M. gegen das Waf­fenge­setz ver­stoßen habe, urteil­ten die Geschwore­nen, dass der Angeklagte schuldig sei. Das (noch nicht recht­skräftige) Urteil: drei Jahre Haft, davon ein Jahr unbe­d­ingt. Sein­er Reak­tion zufolge hat der Angeklagte diesen Schuld­spruch nicht erwartet.

Wir sind auch noch nicht fer­tig mit Anti­sem, der in der Ver­hand­lung behauptet hat, er habe sich schon längst von der Neon­azi-Szene dis­tanziert. Da fällt uns nicht nur Felix B. ein, son­dern so manch­es andere auch noch!