Aus der Anfragebeantwortung zu Alpen-donau.info Anfang September ging hervor, dass Anklagen gegen den Administrator Antisem und gegen die Forum-User Nüs und Stuka-Franz spruchreif sind.
Antisem war so wie Heiler, Heimatlos und RSD schon am Tag der Eröffnung im Neonazi-Forum registriert. In den Anfängen war er einer der wichtigsten Figuren bei Alpen-Donau. Der Administrator, dessen Motto „Das Böse lebt!“ und dessen Wahlspruch „Hamas Hamas, Joden aan het gas !“ („Hamas, Hamas, Juden ins Gas!“) lautete, maßregelte UserInnen streng: „Du fällst mir gelegentlich schon als Scherzkeks auf, machst du das beruflich? Übrigens rate ich dir, dich bißchen an die Regeln hier zu halten”, stoppte Debatten nach seinem Gutdünken – „Und nun kommt mein Beitrag zur Diskussion: Thema dicht!“ –, und stellte die Forums-Regeln vor: Benutzer müssen zumindest gegenüber der nationalen Weltanschauung und dem Bekenntnis zum Deutschtum offen sein.
„Ethnisch Nichteuropide, wie beispielsweise Juden, sind nicht erwünscht!”
Wer hinter dem Pseudonym Antisem steckte, war bis kurz vor dem Prozess unklar. Wobei die vermutete Richtung stimmte: Der Kern von Alpen-Donau, das waren die Mannen um den Wiener Gottfried Küssel, die steirischen Neonazis und die Reste der Neonazi-Gruppe Bund freier Jugend (BfJ) aus Oberösterreich, der damals den Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) OÖ infiltriert hatte.
Antisem war der personelle Beitrag aus Oberösterreich für die neuen Neonazi-Strukturen von Alpen-Donau, die Anfang 2009 das „Heimatschutz-Forum“ der AfP-Jugend ablösten und durch eine aggressive Homepage und das neue Forum ersetzten. Dazu kam auch noch der Versuch, straff geführte Kameradschaften im Untergrund zu organisieren.
Vor Gericht wurden diese organisatorischen Strukturen kaum thematisiert. „Freie Aktivisten Wiener Neustadt, Nationaler Widerstand Wien, Kampfgruppe Nord (Salzburg), Aktionsfront Tirol, Nationaler Widerstand Kärnten, Freie Kräfte Steiermark, Widerstand Oberösterreich” waren die Namen dieser Gruppen.
Mittlerweile ist Antisem 39 Jahre alt und in Linz als Metallfacharbeiter beschäftigt. Politisch kommt er aus dem Bund freier Jugend, war aber keine der zentralen Figuren dort. Sein Strafregister wurde als „mittlerweile leer“ geschildert. Bei der Hausdurchsuchung fand man einen Hakenkreuzwimpel, eine Hakenkreuzuhr und CDs mit neonazistischen Liedtexten. „Schon a bissl viel“, meinte der Richter dazu.
Die Anklage warf M.M. neben der Tätigkeit als Administrator im Forum von Alpen-Donau vor, im Neonazi-Forum Thiazi das Pseudonym „Prinz Eugen“ von Felix B. nach dessen Festnahme quasi übernommen zu haben. Apropos Felix B.: Während drinnen im Verhandlungssaal Verteidiger und Angeklagter jede Verbindung zur Neonazi-Szene bestritten, hatte sich vor dem Verhandlungssaal und vor der Verhandlung Gegensätzliches abgespielt: Ausgerechnet Felix B. tauchte auf! Kurzes Gespräch mit dem Verteidiger von M.M., dann drehte B. wieder ab. Drinnen bestritt dann M.M. alias Antisem eine Verbindung mit Felix B. bzw. Alpen-Donau.
Genützt hat es ihm nichts.
Nach mehrstündiger Beratung der Geschworenen kam ihr Urteil zu den mehr als zehn Hauptfragen, die ihnen die Berufsrichter zur Beurteilung der Schuld mitgegeben haben. Mit Ausnahme der Frage, ob M.M. gegen das Waffengesetz verstoßen habe, urteilten die Geschworenen, dass der Angeklagte schuldig sei. Das (noch nicht rechtskräftige) Urteil: drei Jahre Haft, davon ein Jahr unbedingt. Seiner Reaktion zufolge hat der Angeklagte diesen Schuldspruch nicht erwartet.
Wir sind auch noch nicht fertig mit Antisem, der in der Verhandlung behauptet hat, er habe sich schon längst von der Neonazi-Szene distanziert. Da fällt uns nicht nur Felix B. ein, sondern so manches andere auch noch!