Kremsmünster (OÖ): Randalierender blauer Gemeinderat bewaffnet?

Andreas Lehn­er war bis Mon­tag (17.10.2016) Gemein­der­at der FPÖ in Kremsmün­ster. Da hat der Bezirksparteiob­mann der FPÖ dann bekan­nt­gegeben, dass der Gemein­der­at sein Man­dat zurück­gelegt und seine Parteim­it­glied­schaft ruhend gestellt habe. Am Woch­enende soll er näm­lich bei einem Kebap-Stand ziem­lich aus­gerastet sein und in der Folge mit einem Fre­und auf Zivilpolizis­ten, die ein­schre­it­en woll­ten, los­ge­gan­gen sein.

Der Grund für die hefti­gen Reak­tio­nen des FPÖ-Gemein­der­ats soll eine ver­bale Auseinan­der­set­zung über das Schächt­en von Tieren gewe­sen sein, schreibt der „Kuri­er“ (18.10.2016). „Übel­ste ras­sis­tis­che Belei­di­gun­gen“ habe es gegeben, schreibt „Öster­re­ich“ (17.10.2016). Der Gemein­der­at habe den Kebap-Stan­dler aufge­fordert, mit dem Verkauf dieses „Saufraßes“ aufzuhören, der habe nichts auf einem öster­re­ichis­chen Volks­fest zu suchen.

Bei der ver­bal hefti­gen Auseinan­der­set­zung blieb es nicht – es wurde eine Glass­cheibe des Kebap-Standes zertrüm­mert. Die Zivilpolizis­ten, die ein­schre­it­en woll­ten, wur­den vom Gemein­der­at und einem Fre­und attack­iert, ein­er der Polizis­ten wurde ver­let­zt, der Gemein­der­at wenig später festgenom­men und auf den Polizeiposten gebracht.

Jet­zt müssen wir die APA (17.10. 2916) bemühen, die ein Detail schildert, das in den Presse­bericht­en eige­nar­tiger­weise nicht genauer beschrieben wurde: „Da der 27-Jährige im Besitz von Schuss­waf­fen war, wur­den ihm diese sowie das Waf­fendoku­ment vor­läu­fig abgenom­men“. – Hal­lo aber auch! Ein FPÖ-Gemein­der­at kreuzt mit Waf­fen auf einem Volks­fest auf? Oder wo son­st wur­den die Waf­fen abgenommen?

Ansicht von Kremsmünster (OÖ), vor allem auf das Stift - Bildquelle: Wikipedia

Ansicht von Kremsmün­ster (OÖ), vor allem auf das Stift — Bildquelle: Wikipedia/Isiwal, Cre­ativeCom­mons 3.0

Auf dem Polizeiposten ging’s dann jeden­falls munter weit­er. Dort erhielt die Frau des Gemein­der­ats einen Auftritt, der ihr eben­falls eine Anzeige ein­brachte. Sie tauchte dort mit Begleitung auf und wollte – so die OÖN vom 18.10.2016 – in die Dien­st­stelle ein­drin­gen und anscheinend die Freilas­sung ihres Mannes erre­ichen. „Auf­grund ihres aggres­siv­en Ver­hal­tens musste auch sie kurzfristig festgenom­men wer­den, berichtete die Polizei“ (OÖN).

Die Staat­san­waltschaft Steyr ermit­telt jet­zt wegen Wider­standes gegen die Staats­ge­walt, Kör­per­ver­let­zung, Sachbeschädi­gung und Ord­nungsstörung. Die Reak­tion des blauen Gemein­der­ats war zunächst ein­mal, dass er die gegen ihn geäußerten Vor­würfe bestritt. Später dann musste der Bezirksparteiob­mann der FPÖ aus­rück­en: „Er hat mir per­sön­lich gesagt, dass es nicht in seinem Sinne war, die Partei durch diesen Vor­fall in ein schlecht­es Licht zu rück­en“ (OÖN). Der Gemein­der­at bedau­re die Vorkomm­nisse und entschuldige sich. Außer­dem Man­dat­srück­le­gung und Ruhen der Parteim­it­glied­schaft – ger­ade die oberöster­re­ichis­che FPÖ hat da schon eine beachtliche Routine.

Was sich bei den tur­bu­len­ten Ereignis­sen am Adl­wanger Kirtag tat­säch­lich abge­spielt hat, wer­den hof­fentlich die Ermit­tlun­gen klären kön­nen. Das gilt im beson­deren für den Auftritt des Gemein­der­ats mit Waf­fen – in der Aussendung der APA ist der Plur­al wohl nicht irrtüm­lich angegeben! Einst­weilen gilt noch die Unschuldsvermutung.