706 rassistische Vorfälle dokumentierte ZARA für das Jahr 2011. Das wäre zwar ein Rückgang, denn für das Jahr 2011 wurden 745 Vorfälle gemeldet. ZARA ist aber so wie Stopptdierechten auf freiwillige Meldungen und eigene Recherche angewiesen und keine „amtliche“ oder offizielle Dokumentationsstelle. Im Unterschied zu amtlichen Meldestellen wie der des Innenministeriums für NS-Wiederbetätigung oder halboffiziellen wie stopline.at zu NS-Wiederbetätigung im Internet werden rassistische Vorfälle von ZARA aber „begleitet“ und auch exemplarisch im „Rassismus-Report“ dokumentiert.99 dieser“ Vorfälle“ werden im Report auch beschrieben. Es ist ein qualitativer Report, kein quantitativer. Alleine die Beobachtung von HC Straches Facebook-Seite über ein ganzes Jahr würde quantitativ alles sprengen!
Am Beispiel rassistischer Beschmierungen im öffentlichen Raum macht der Report klar, dass „die rückläufigen Zahlen (…) leider kein Indiz dafür (sind), dass es tatsächlich weniger rassistische Beschmierungen gibt“. 2006 wurden in Kooperation mit SOS Mitmensch durch die Kampagne „Rassismus streichen“ insgesamt 793 rassistische, antisemitische und neonazistische Schmierereien dokumentiert und an die Exekutive gemeldet. In der offiziellen Statistik des Verfassungsschutzes für das Jahr 2006 fanden sich nur die wenigsten davon wieder. 2009 wurden in einem Monitoring-Projekt von ZARA bestimmte Areale systematisch kontrolliert: „Innerhalb weniger Tage wurden allein bei dieser Aktion 30 rassistische Beschmierungen entdeckt“. Für das Jahr 2011 wurden insgesamt an ZARA nur 54 Meldungen erstattet, davon nur sieben von außerhalb Wiens.
Ein starkes Indiz dafür, wieviel Arbeit auf ZARA noch wartet! Oder ist es der Eindruck der Zivilgesellschaft, dass ZARA und Initiativen wie Stopptdierechten ohnehin Alarm schlagen würden? Das wäre allerdings ein falscher Eindruck!
Der Report dokumentiert nicht nur jene – leider seltenen – Beispiele, wo die engagierte Arbeit von ZARA tatsächlich Veränderungen bewirkt hat, sondern auch die vielfältigen Projekte, mit denen ZARA Rassismus bekämpfen will.
Wie schwierig das dann im Detail sein kann, soll exemplarisch Vorfall 16 im Report dokumentieren:
„An einem Jännerabend geht Frau A. in Graz spazieren. Als sie zur Radetzkybrücke kommt und an einer Fußgängerampel anhält, beobachtet sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine junge schwarze Frau, die sich mit einer Soldatin in Uniform unterhält. Sie fragt die Soldatin, wie der Dienst als Frau beim Bundesheer sei und erhält die Antwort:“Ja eh gut!“ Als es Grün wird, berührt die schwarze Frau die Soldatin an der Schulter und wünscht ihr alles Gute. Als sie den Satz beendet hat, schreit die Soldatin die Frau an und sagt:“Du hast mich nicht zu berühren!“. Als die junge Frau „Wie bitte?“ erwidert, schreit die Soldatin sie abermals an:“Halt’s Maul, Du dreckige ‚N….‘-Hure“. Frau A. spricht die Soldatin an:“Wie heißen Sie, ich möchte mich beschweren über Sie“. Die Soldatin zeigt Frau A. den Dienstausweis und sagt:“Gegen mich kann man nicht gewinnen, ich bin ein Wachtmeister! Also probier es gar nicht!“ Der Bruder von Frau A. meldet den Fall an ZARA. Auf die Frage, ob ZARA eine Beschwerde an die Kaserne richten soll, erfolgt keine Rückmeldung. Da Frau A. anonym bleiben möchte, dokumentiert ZARA den Vorfall lediglich.“
Die in unserem Titel genannten Stichworte „Aufhängen, Lippen und Wangen“ finden sich in den Beispielen 18, 19 und 20.