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Rückblick KW 15 (Teil 2): Grosz, ein Bordell und ein FPÖ-Bürgermeister als Dauerfall

Gerald Grosz hat in Deutsch­land erneut einen Schuld­spruch kas­siert, ein FPÖ-Vize­bür­ger­meis­ter ver­mie­tet sein Haus an Bor­dell­be­trei­ber und ern­tet Wider­stand, und in einer ober­ös­ter­rei­chi­schen Gemein­de ver­dich­tet sich FPÖ-Inkom­pe­tenz ganz besonders.

17. Apr 2024
Rückblick
Rückblick

Deggendorf/D: Ex-BZÖ-Chef Grosz zu Geld­stra­fe verurteilt
Kremsmünster/OÖ: FPÖ-Vize­bür­ger­meis­ter ver­mie­tet sein Haus an Bordellbetreiber
Stein­haus bei Wels/OÖ: Blaue Inkom­pe­tenz in Serie

Deggendorf/D: Ex-BZÖ-Chef Grosz zu Geldstrafe verurteilt

Der Ex-Poli­ti­ker (FPÖ/BZÖ) und rechts­extre­me Berufs­dem­ago­ge Gerald Grosz hat­te im Febru­ar 2023 beim „poli­ti­schen Ascher­mitt­woch“ der AfD im bay­ri­schen Oster­ho­fen eine unter­grif­fi­ge, sexis­ti­sche, ras­sis­ti­sche und mit NS-Ver­glei­chen gespick­te Rede gehal­ten. Bay­erns rechts­kon­ser­va­ti­ven Minis­ter­prä­si­den­ten Mar­kus Söder (CSU) hat­te er dar­in „Coro­na-Auto­krat“, „Lan­des­ver­rä­ter“ und „Södolf“ genannt. Die Gene­ral­staats­an­walt­schaft Mün­chen hat­te des­halb im Sep­tem­ber 2023 einen Straf­be­fehl gegen Grosz erlassen.

Das Amts­ge­richt Deg­gen­dorf hat­te des­halb im Sep­tem­ber gegen Grosz einen Straf­be­fehl erlas­sen und eine Geld­stra­fe von 36.000 Euro ver­hängt. Am 8.4. fand nun das Beru­fungs­ver­fah­ren am Amts­ge­richt statt, wo Grosz erneut zu einer Geld­stra­fe ver­ur­teilt wurde.

Söder wer­de durch die Belei­di­gung „in die Nähe des natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Regimes“ gerückt, sag­te die Rich­te­rin am Mon­tag bei der Urteils­ver­kün­dung. Grosz erhielt eine Geld­stra­fe von 90 Tages­sät­zen zu 165 Euro, also 14.850 Euro. Er kün­dig­te gegen­über der APA an, in Beru­fung gehen zu wol­len. (derstandard.at, 8.4.24)

Grosz will wie­der in Beru­fung gehen; sei­ne Wort­wahl will der rechts­extre­me Agi­ta­tor als „Sati­re“ ver­stan­den wis­sen. (derstandard.at)

Kremsmünster/OÖ: FPÖ-Vizebürgermeister vermietet sein Haus an Bordellbetreiber

Chris­ti­an Lam­precht, FPÖ-Vize­bür­ger­meis­ter von Krems­müns­ter, besitzt ein Grund­stück, auf dem sich seit 1823 einer der fünf Null­punk­te der Land­schafts­ver­mes­sung Öster­reich-Ungarns befin­det. Außer­dem steht dort ein 1911 erbau­tes, leer­ste­hen­des Gast­haus, das Lam­precht ger­ne wie­der als Gas­tro­be­trieb akti­viert gese­hen hät­te. Lei­der sei­en die Moder­ni­sie­rungs­kos­ten so teu­er, dass sich der FPÖ-Mann vor einer Ent­schei­dung ste­hen sah:

„Des­halb hat­te ich nur zwei Optio­nen: ein Bor­dell oder eine Asyl­un­ter­kunft“, sagt Lam­precht der „Kro­nen Zei­tung“. Alle ande­ren Plä­ne sei­en an der Will­kür der poli­ti­schen Mit­be­wer­ber geschei­tert. Und so wird das Gast­haus „Baum mit­ten in der Welt“ nun eben ein Bor­dell, genau­er gesagt ein Asia-Stu­dio. Es ist bereits das zwei­te in der 6.000-Einwohner-Gemeinde. (heute.at, 10.4.24)

Der ÖVP-Bür­ger­meis­ter hat damit kei­ne Freu­de, weil die Umge­bung ein belieb­tes Aus­flugs­ziel für Fami­li­en sei. (Quel­le: heute.at)

Steinhaus bei Wels/OÖ: Blaue Inkompetenz in Serie

Laut eines Gut­ach­tens des ober­ös­ter­rei­chi­schen Lan­des­rech­nungs­hofs soll die blau geführ­te Gemein­de Stein­haus bei Wels die Grund­steu­er für Häu­ser sowie die Was­ser- und Kanal­be­reit­stel­lungs­ge­büh­ren seit 15 Jah­ren nicht ein­ge­ho­ben haben. (orf.at, 12.4.24)

Pein­lich ist die Cau­sa auch, weil es sich dabei um die Hei­mat­ge­mein­de von Lan­des­haupt­mann-Stell­ver­tre­ter Man­fred Haim­buch­ner (FPÖ) han­delt, der im Gemein­de­rat auch FP-Frak­ti­ons­ob­mann und zudem für die Gemein­de­auf­sicht zustän­dig ist.

Nicht nur bei Gebüh­ren und Steu­ern gibt es in Stein­haus laut dem Bericht Nach­hol­be­darf: Auch die Auf­ga­ben­ver­tei­lung im Amts­haus, das unko­or­di­nier­te För­der­we­sen und der Bau­be­ginn für einen Kin­der­gar­ten­zu­bau ohne Finan­zie­rungs­zu­sa­ge des Lan­des wer­den kri­ti­siert. Jede ein­zel­ne Ver­hand­lungs­schrift zu Sit­zun­gen von Gemein­de­rat, ‑vor­stand und Aus­schüs­sen, die der LRH erhielt, wies for­ma­le Män­gel auf. (nachrichten.at, 12.4.24)

Der Bür­ger­meis­ter von Stein­haus Harald Pirit­sch (FPÖ) ist wegen ähn­li­cher Vor­wür­fe bereits gerichts­be­kannt. Er wur­de im Jahr 2012 wegen Amts­miss­brauchs ver­ur­teilt und muss­te auch im Jahr 2019 wegen mut­maß­li­chem Amts­miss­brauchs vor Gericht, wur­de aber freigesprochen.

Im Jahr 2015 wur­de der dama­li­ge FPÖ-Vize­bür­ger­meis­ter rechts­kräf­tig zu nied­ri­gen zwölf Mona­ten Haft, davon vier unbe­dingt, ver­ur­teilt, weil er sei­ne Enke­lin sexu­ell miss­braucht hatte.

Damit ist der wohl ziem­lich ein­zig­ar­ti­ge Fall ein­ge­tre­ten, dass in einer Gemein­de sowohl der Bür­ger­meis­ter als auch der Vize­bür­ger­meis­ter, die bei­de über die FPÖ-Lis­te in ihre Funk­ti­on kamen, vor­be­straft sind. Der eine wegen Kindes‑, der ande­re wegen Amts­miss­brauchs. (stopptdierechten.at, 28.5.15)