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Wochenschau KW 32/33

Zwei Anzei­gen wegen Wie­der­be­tä­ti­gung, eine in einem Salz­bur­ger Schwimm­bad und die ande­re in einem Kärnt­ner Lokal, und ein Frei­spruch in Tirol – das ist die Bilanz der letz­ten zwei Wochen, als Jus­tiz und Exe­ku­ti­ve wegen des Ver­sto­ßes gegen das Ver­bots­ge­setz zum Ein­satz kamen. Ein Salz­bur­ger muss­te wegen Ver­het­zung auf der FB-Sei­­te „Stol­ze FPÖ-Wäh­­ler” vor den […]

20. Aug 2018
die inzwischen entfernte Facebook-Seite "Stolze FPÖ-Wähler" hatte mehr als 30.000 Fans

Salz­burg-Stadt: Hit­ler­gruß im Schwimmbad

Ein Mann soll in einem Frei­bad den Hit­ler­gruß gezeigt haben, was meh­re­re Zeu­gen bestä­tig­te. Der Mann wur­de nach dem Ver­bots­ge­setz ange­zeigt, wie die Poli­zei ver­laut­bar­te.

St. Kanzian/Kärnten: Dumm gelau­fen – Poli­zei ent­deckt durch Zufall ein NS-Tattoo

Gleich eine Anzei­ge für meh­re­re Delik­te ern­te­te ein betrun­ke­ner Kärnt­ner in St. Kan­zi­an, der selbst die Poli­zei ver­stän­dig­te, nach­dem er aus einem Lokal gewor­fen wor­den war. Dabei ent­deck­ten die amts­han­deln­den Poli­zis­ten ein Tat­too mit einem NS-Sym­bol auf sei­nem Kör­per. Und nach­dem er sich auch noch gegen­über der Poli­zei aggres­siv ver­hielt und die Gast­haus­gäs­te mit dem Umbrin­gen bedroh­te, ern­te­te er eine Anzei­ge wegen Kör­per­ver­let­zung, gefähr­li­cher Dro­hung, Ver­ge­hen nach dem Ver­bots­ge­setz und ande­ren Delik­ten (https://kaernten.orf.at/news/stories/2929175/#15473).

Inns­bruck: Frei­spruch nach Ankla­ge wegen des Ver­dachts auf Wiederbetätigung

Die­se Mel­dung aus der Tiro­ler Tages­zei­tung ist so kurz gehal­ten, dass wir sie voll zitieren:
„So knapp wie nur mög­lich erging ges­tern am Schwur­ge­richt mit 4:4 der Stim­men ein Frei­spruch für einen Arbei­ter vom Vor­wurf der NS-Wie­der­be­tä­ti­gung. Der Bau­ar­bei­ter hat­te am letz­ten Arbeits­tag vor Jah­res­wech­sel dem Alko­hol rege zuge­spro­chen und sich in sei­nem Stamm­lo­kal auf eine poli­ti­sche Dis­kus­si­on ein­ge­las­sen. Ein zufäl­lig anwe­sen­der Poli­zist ver­nahm dar­auf Sym­pa­thie für das Haken­kreuz und die Paro­le ‚Heil Hit­ler’.“ Die Kro­nen Zei­tung weiß etwas mehr zu berich­ten: „Bei einer Debat­te über die Natio­nal­rats­wahl äußers­te sich der Mann zunächst abfäl­lig über Tür­ken und sag­te, dass er das Haken­kreuz wäh­len wür­de, wenn es mög­lich wäre. Zudem rief er Lokal­gäs­ten „Heil Hit­ler“ zu. Was er nicht ahn­te: Ein Poli­zist außer Dienst hör­te das Geschwa­fel des Betrun­ke­nen mit.“ (Kro­nen Zei­tung, 8.8.2018)

Salz­burg: „Stol­zer FPÖ-Wäh­ler“ wegen Ver­het­zung verurteilt

Wir wis­sen nicht, wie stolz der Salz­bur­ger dar­auf ist, dass auf der Face­book-Sei­te „Stol­ze FPÖ-Wäh­ler“ über Asyl­wer­ben­de, die bei Deutsch­kur­sen durch­fal­len, spot­te­te: „Das ist so wenn man Affen Deutsch ler­nen will.“ Gut, dass der Salz­bur­ger mit sei­nen 67 Jah­ren selbst kei­ne Deutsch­prü­fun­gen mehr zu absol­vie­ren hat. Vor Gericht war er gestän­dig und fass­te (noch nicht rechts­kräf­tig) zwei Mona­te bedingt aus. (https://salzburg.orf.at/news/stories/2930418/#15473) Und die Face­book-Sei­te, die mehr als 30.000 Fans hat­te, ist inzwi­schen von FB ent­fernt. Da waren wohl zu vie­le zu stolz …

Hit­ler-Gruß und rechts­extre­me Pro­vo­ka­tio­nen bei Rapid gegen Slo­van Bratislava

Heiß ging es bereits vor dem Fuß­ball­spiel Rapid gegen Slo­van Brat­si­la­va her. Die Bilanz: eine lahm­ge­leg­te U‑Bahn-Linie meh­re blo­ckier­te Stra­ßen­bahn- und Bus­li­ni­en, ein aus­ge­plün­der­ter Tank­stel­len­shop und Kämp­fe mit der Poli­zei. „Bis zu 600 slo­wa­ki­sche Fuß­ball­fans kamen nie in der Heim­stät­te von Rapid an. Sie hat­ten in einem Zug der U4 in der Nähe der Sta­ti­on Schön­brunn eine Tür auf­ge­ris­sen, unbe­stä­tig­ten Gerüch­ten zufol­ge auch die Not­brem­se gezo­gen. Augen­zeu­gen berich­te­ten, dass die Slo­wa­ken die ein­schrei­ten­de Poli­zei mit Sprech­chö­ren a la ‚Ras­sist – Faschist – Hoo­li­gan’ bedach­ten. Mit­ten unter den Anhän­gern befand sich dem­nach ein Vor­sän­ger der füh­ren­den Aus­tria-Wien-Fan­grup­pe ‚Fana­tics’“. Der Jour­na­list Micha­el Bon­va­lot doku­men­tier­te die rechts­extre­men Vor­fäl­le aus­führ­lich mit Foto­ma­te­ri­al und Szenehintergründen.

Aus­trit­te aus der FPÖ Neusiedl

Recht tur­bu­len­te Zei­ten scheint die FPÖ Neu­siedl gera­de durch­zu­ma­chen. Mit hef­ti­gen Vor­wür­fen ver­ab­schie­de­te sich Maria Nako­vits, bis­her blaue Gemein­de­rä­tin, die zugleich die Bezirks­par­tei manag­te, aus ihrer Par­tei: „’Weil uns beim 1.-Mai-Bürgerfest frei­wil­lig ein Asyl­wer­ber gehol­fen hat, wur­de mir zuge­tra­gen, dass die­ser Umstand für Irri­ta­ti­on bis in die höchs­te Lan­des­par­tei­spit­ze gesorgt hat’, zähl­te Nako­vits einen der Schei­dungs­grün­de auf, ‚so etwas pas­se ja nicht zur FPÖ, muss­te ich mir sagen las­sen.’ (…) ‚Mei­ne kla­re Erkennt­nis nach zwei Jah­ren Par­tei­zu­ge­hö­rig­keit und Ein­blick in den poli­ti­schen All­tag lau­tet: Poli­ti­ker auf Lan­des­ebe­ne sind voll­kom­men über­be­zahlt! Der Man­gel an Sach­kom­pe­tenz, stra­te­gi­schem Denk­ver­mö­gen und Gestal­tungs­kraft steht in einem kras­sen Wider­spruch zu den Mega­ga­gen, die mit Steu­er­geld bezahlt wer­den.’“ (derstandard.at/2000084904128/Sechs-Mitglieder-der-FPOe-Neusiedl-am-See-aus-der-Partei) Mit ihr sol­len sich wei­te­re fünf Mit­glie­der der Par­tei den Rücken zuge­kehrt haben. Die Par­tei selbst, genau­er der blaue Lan­des­chef Johann Tschürtz, demen­tiert jedoch: Die Vor­wür­fe sei­en falsch und über­haupt sei­en die fünf wei­te­ren Dis­si­den­ten erst im Auf­nah­me­ver­fah­ren und daher noch gar nicht Par­tei­mit­glie­der gewe­sen. „Tschürtz übte zudem Kri­tik an den Medi­en­be­rich­ten zu der Cau­sa. ‚Eine so über­zo­ge­ne Bericht­erstat­tung hab ich noch nie erlebt’, so Tschürtz. Von ‚Mas­sen­aus­trit­ten’ zu spre­chen, sei ‚lächer­lich’. Er mache aber nie­man­den einen Vor­wurf.“ Sei’s drum: Dass die Ein­sicht, die FPÖ sei aus­län­der­feind­lich, erst so spät kam, mag ver­wun­dern, aber bes­ser jetzt als nie.

Insi­de AfD: Spen­den aus Öster­reich für die AfD?

Für Auf­re­gung in Deutsch­land sorgt ein Buch der AfD-Aus­stei­ge­rin Fran­zis­ka Schrei­ber. In „Insi­de AfD“ schil­dert Schrei­ber ihren schnel­len Auf­stieg inner­halb der Par­tei, von der sie sich nach vier Insi­de-Jah­ren 2017 ver­ab­schie­de­te: „Die heu­te 27-Jäh­ri­ge trat 2013 in die AfD ein und mach­te eine stei­le Kar­rie­re. Inner­halb eines Jah­res wird sie die Vor­sit­zen­de der Jun­gen Alter­na­ti­ven in Sach­sen. 2017 ist sie im Bun­des­vor­stand ange­kom­men. Gegen den immer stär­ker und radi­ka­ler wer­den­den Flü­gel um Björn Höcke bezieht sie an Frau­ke Petrys Sei­te Stel­lung. Ent­setzt von den Aus­sa­gen, die inner­halb der AfD inzwi­schen üblich und akzep­tiert sind, unter­nimmt sie mit ande­ren libe­ra­len Mit­glie­dern im März 2017 einen letz­ten Ver­such zur Kurs­kor­rek­tur auf dem Bun­des­par­tei­tag in Köln. Doch der Ver­such scheitert.“
Schrei­ber schreibt nicht nur von bri­san­ten Tref­fen des Chefs des deut­schen Ver­fas­sungs­schut­zes Georg Maa­ßen mit der Ex-Par­tei­che­fin Frau­ke Petry, in denen Maa­ßen Tipps gege­ben habe, wie die Par­tei mit ihrem Rechts­aus­le­ger Björn Höcke umge­hen sol­le, son­dern auch von diver­sen bekann­ten Per­so­nen, die die AfD durch Spen­den unter­stützt haben sol­len, dar­un­ter „ein Schla­ger­star und ein Mann, der sich vom Him­mel auf die Erde stürz­te, bei­de aus Öster­reich“. Nahe­lie­gend, wer dabei gemeint sein könn­te, näm­lich unzwei­deu­tig Felix Baum­gart­ner und Andre­as Gaba­lier. Schrei­ber bestä­tig­te bei­de Namen (pro­fil), bei­de demen­tier­ten jedoch, Baum­gart­ner droh­te sogar eine Kla­ge an.

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