2015 ortete ihn die NÖN neben Markus Ripfl als einen von denen im Bezirk, die „weit rechts“ angesiedelt sind:
„Weit rechts angesiedelt waren sicherlich der ehemalige Angerner FP-Gemeinderat Stefan Nikl und der einstige FPÖ-Bezirksobmann Rudolf Fischer aus Groß-Enzersdorf. Auch dem jetzigen FP-Bezirkssekretär Julius Böhm aus Obersiebenbrunn wird nachgesagt, dass er in feucht-fröhlicher Runde gerne inhaltlich rechtslastige Reden schwingt“ (NÖN, Gänserndorf, 24.3.2015).
Mittlerweile braucht Böhm, der 2015 noch bei der Gemeinderatswahl für die FPÖ kandidierte, nicht einmal mehr eine feucht-fröhliche Runde, um rechtslastig ausfällig zu werden. Mit einer feucht-fröhlichen FPÖ-Runde wäre es in Obersiebenbrunn ohnehin schwierig. Die Partei schaffte dort das Kunststück, bei der Gemeinderatswahl von 2,8% auf 2,5% abzubauen – in Stimmen ausgedrückt, von 35 auf 31. Lag’s vielleicht an den KandidatInnen?
Sicher ist, dass die FPÖ im Bezirk einen starken Verschleiß an Funktionären und Mandataren hat. Im April 2008 wurde der damalige Bezirksobmann Helmut Leitner seiner Funktion enthoben, sein Nachfolger Walter Michalus trat Ende Oktober von der Funktion zurück und aus der Partei aus. „Ich bin weder blind noch blöd“, teilte er der NÖN (28.10.2008) zum Abschied mit. Ihm folgte Hubert Marek als Bezirksobmann, der in dieser Funktion sogar bis 2013 überlebte, ob wohl er 2010 von Julius Böhm und dem Ex-Bezirksobmann Leitner als „Lügenbaron“ tituliert wurde. Warum? Es lohnt sich dazu wieder die Lektüre der NÖN (9.11.2010):
„Obwohl Leitner und Böhm einst erbitterte Gegner waren, haben sie sich nun zusammengefunden, um gemeinsam gegen ihr Feindbild Marek vorzugehen. Böhm: ‚Nachdem bekannt wurde, dass der ehemalige FP-Bezirkskassier mehrere Trafiken überfallen hat, sollte Marek so schnell wie möglich zurücktreten. Die Überfälle fanden nämlich, wie ein Detektivbüro herausfand, sehr wohl während der Amtszeit des Kassiers statt — auch wenn Marek dies bestreitet’ ”.
Der angegriffene Marek kontert nicht unelegant in der NÖN:
„Böhm, der bei der Gemeinderatswahl in Obersiebenbrunn nichts zusammengebracht hat, will jetzt wieder bei uns aufgenommen werden. Gerüchten zur Folge soll er einer rechtsradikalen Gruppierung beigetreten sein. Und dass ich zurücktrete, ist ein Wunschdenken von ihm“. (NÖN (9.11.2010)
Es sind viele Informationen über die FPÖ im Bezirk, die man durch den Streit erhält. Der ehemalige Kassier der FPÖ hat anscheinend Trafiken überfallen, unser Julius Böhm aus Obersiebenbrunn ist 2010 aus der FPÖ ausgetreten und laut dem Gerücht, das der amtierende Bezirksobmann da aufgeschnappt hat, einer rechtsradikalen Gruppierung beigetreten. Ob und welcher, das bleibt unklar.
Aber auch aktuell – Böhm ist schon längst wieder der FPÖ beigetreten und zwischenzeitlich sogar zum Bezirkssekretär avanciert – zeigt er auf seinem Facebook-Account deutlich seine Gesinnung. Ihm gefallen nicht nur Gerd Honsik und Martin Sellner, sondern natürlich auch Pegida, die Identitären, Info-Direkt und die Patriotische Plattform, das Sammelbecken der Rechtsextremen in der AfD. Unter seien Facebook-Freunden findet sich auch das Pseudonym eines bekannten oberösterreichischen Rechtsextremen, dessen Liste bei den Welser Gemeinderatswahlen wegen Wiederbetätigung nicht antreten durfte und Namensgeber für das Pseudonym ist. Warum befreundet man sich mit einem Pseudonym? Egal, wichtiger ist, was Julius Böhm so postet.
In der öffentlichen FB-Gruppe „FPÖ“ stellt ein anderer Rechtsaußen eine Meldung der rechtsextremen „anonymousnews.ru“-Seite mit einem dümmlich sexistischem (und rassistischem) Kommentar über Liebe bzw. Sex zwischen (jungen) Migranten und älteren Frauen online. Meldungen wie diese bringen ältere Herren wie Böhm dazu, ihr Innerstes offenzulegen:
„Die Alte sollte sich schämen. Hoffentlich prügelt sie der Neger irgendwann. Ein Vibrator auf Krankenkasse könnte die alten Funzen vielleicht zur Räson bringen!!!“ (8.6.2017).
Was da geoffenbart wird, hat nichts mehr mit der sonst so deutlich betonten blauen Beschützerhaltung für die Frauen zu tun. Es ist ekelhaft, rassistisch, sexistisch und gewalttriefend.
Damit nicht genug. Böhm kennt auch noch andere Töne. Über bezeichnende Wege kommt ein Beitrag der rechtsextremen Seite „Unser Mitteleuropa“ auf die Timeline der FPÖ-Gruppe. Bei der rechtsextremen Vernetzungsseite „Unser Mitteleuropa“, die zwischen Jobbik, FPÖ und AfD pendelt und von Markus Ripfl fleißig beworben wird, ist ein Beitrag über eine angebliche Äußerung von Frans Timmermans, Vizepräsident der EU-Kommission erschienen, wonach „monokulturelle Staaten“ ausradiert werden sollten. Fake–News pur! Im Beitrag selbst findet sich sogar eine Übersetzung der Rede von Timmermans. Bloß steht da nichts von „ausradieren“.
Für den FPÖ-Mann Böhm ist die Sache dennoch klar. Er postet:
„Wort gegen Wort: Wir werden diesen Dreckskerl Timmermann „ausradieren”. (29.4.2017)
Die beiden Postings von Böhm sollten reichen, damit die Partei Konsequenzen zieht. Und bei der Gelegenheit auch mit den Administratoren dieser FPÖ-Gruppe, von denen einige nicht zum ersten Mal wegen Untätigkeit bei Hetze aufgefallen sind, aufräumt. Schließlich sind sie alle FunktionärInnen bzw. der FPÖ: Bernadette Therese (Conrads), Andrea Kellner, Doris Kodnar, Odo Döschl und Johanna Laura Schellenhuber.
Das Posting mit dem „Ausradieren“ ist mittlerweile (21.6., 9:00) gelöscht (es war zumindest bis inkl. 20.6. 17:00 online), das andere nicht.
Nachtrag zu den Funktionären im Bezirk Gänserndorf: 2013 musste Marek als Bezirksobmann abtreten. Ihm folgte interimistisch Rudolf Fischer, dann Rene Azinger, bis dann Herbert Steindl im Juni 2014 den Schleudersitz annahm. Dazwischen wurde in der Bezirks-FPÖ auch sonst fleißig ausgetreten, eingetreten (Böhm!) und ausgeschlossen. Sogar einen Übertritt zur KPÖ gab’s. 2013 wechselte der stellvertretende Bezirksparteiobmann Markus Fendrych zur KPÖ.
P.S.: Die „NÖN“ (21.6.17) berichtet in ihrer Ausgabe für Gänserndorf über den „Facebook-Eklat um FPÖ-Urgestein“. Online ist eine gekürzte Version abrufbar. Böhm war für die „NÖN“ für eine Stellungnahme nicht erreichbar, Herbert Steindl, der derzeit den Bezirksobmann der FPÖ gibt, versuchte sich in der Variante Verharmlosung und Beschwichtigung und bezeichnete Böhm als alten, kranken Mann und die Hetzereien Böhms als „nicht immer glücklich gewählt“.