„Antisem“, der Alpen-Donau-Nazi

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Der Admi­nis­tra­tor „Anti­sem“ von den Alpen-Donau-Nazis ist am Mon­tag die­ser Woche von einem Wie­ner Geschwo­re­nen­ge­richt zu drei Jah­ren Haft, davon eines unbe­dingt, ver­ur­teilt wor­den. M.M. aus Linz ver­such­te dem Gericht glaub­haft zu machen, dass er sich schon vor vie­len Jah­ren aus der Sze­ne zurück­ge­zo­gen habe. Schön wär’s! Er ist schon vor lan­ger Zeit in der Neo­na­zi-Sze­ne aktiv gewor­den – und ist es noch immer!

Der Nef­fe sei­nes Groß­va­ters sei in einem KZ geses­sen, behaup­te­te „Anti­sem” vor Gericht. Da sei es doch unsin­nig, wenn er Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger leug­nen wür­de. Kann man so behaup­ten, aber die Leug­nung von KZ hat ihm eigent­lich nie­mand vor­ge­wor­fen. Nicht ein­mal die dümms­ten Nazis leug­nen die Exis­tenz von KZ. Aber wie schaut’s mit Holo­caust­leug­nung aus? Und mit dem unbän­di­gen Hass auf Juden, der in Kom­men­ta­ren von „Anti­sem“ eben­so deut­lich wird wie in denen von „Prinz Eugen“ auf Thiazi?

Nach Ein­schät­zung der Ankla­ge hat M.M. nach der Ver­haf­tung von Felix B. 2011 des­sen Thia­zi-Kon­to „Prinz Eugen“ reak­ti­viert und genutzt. „Anti­sem“ bestritt das in der Ver­hand­lung – ver­mut­lich stütz­te sich die Ankla­ge in die­sem Punkt auf die Ermitt­lungs­er­geb­nis­se und Aus­wer­tun­gen des deut­schen Ver­fas­sungs­schut­zes, der Daten auch an den öster­rei­chi­schen Ver­fas­sungs­schutz weiterleitete.

"Antisem" begrüßt neue User im Forum...

„Anti­sem” begrüßt neue User im Forum …

Mög­li­cher­wei­se war der Lin­zer Neo­na­zi schon in den 1990er-Jah­ren im Umkreis des „Deut­schen Kul­tur­werks Euro­päi­schen Geis­tes“ aktiv, jeden­falls war er im Umkreis des neo­na­zis­ti­schen Bun­des frei­er Jugend (BfJ) . Sei­nen Aus­stieg aus der Sze­ne leg­te „Anti­sem“ in der Ver­hand­lung mit 2008 fest. Da gab’s alpen-donau.info noch gar nicht. 2006 und 2007 ist M.M. in Küs­sels Feri­al­ver­bin­dung „Das Reich“ auf­ge­taucht, zwei Mal sei er da hin­ge­gan­gen in die „Kel­ler­sek­te“ (die Tref­fen fan­den tat­säch­lich in einem Kel­ler statt), das war halt ein Feh­ler, so „Anti­sem“. Auch beim BfJ sei er in die­ser Zeit gewe­sen, aber da sei ja auch der Gün­ter Rehak gewe­sen, den er als Krei­skys Sekre­tär titu­liert – wohl um damit den neo­na­zis­ti­schen Bund zu ver­harm­lo­sen. Aber Rehak, der tat­säch­lich frü­her ein­mal ein Mit­ar­bei­ter Krei­skys war, war 2006 schon längst im Milieu der Neo­na­zis ver­sumpft.

Völ­lig unge­klärt blieb eine ande­re Spur. M.M. fand sich im Adress­buch von Jörg Lan­ge, einem deut­schen Neo­na­zi, der im Juli 2012 unter eher sehr merk­wür­di­gen Umstän­den tot in einer Neo­na­zi-Unter­kunft auf­ge­fun­den wur­de. Lan­ge konn­te daher nicht mehr die offe­nen Fra­gen der Ham­bur­ger Staats­an­walt­schaft beant­wor­ten, die ihn zusam­men mit Robert M. aus Ham­burg und dem Bur­schen­schaf­ter Micha­el J. ver­däch­tig­te, alpen-donau.info zumin­dest tech­nisch mit­be­treut zu haben.

Felix B. besucht M.M. alias "Antisem" kurz vor dem Prozess...

Felix B. besucht M.M. ali­as „Anti­sem” kurz vor dem Prozess …

M.M. will also aus­ge­stie­gen sein, obwohl er eigent­lich nie rich­tig ein­ge­stie­gen sein will. Die Geschwo­re­nen haben ihm das nicht abge­kauft und ihn schul­dig gespro­chen. Gut so, denn M.M. ist auch heu­te noch ein­schlä­gig unterwegs.

Der letz­te öffent­lich sicht­ba­re Face­book-Ein­trag von M.M. stammt aus dem Mai 2016. Als in Wien ein Afri­ka­ner eine Frau mit einer Eisen­stan­ge tot­schlägt, ras­tet M.M. ver­bal aus:

Ich ver­mis­se jetzt irgend­wie den sonst reflex­ar­ti­gen Betrof­fen­heits­schrei samt den Lich­ter­ket­ten, die Soli­da­ri­täts­auf­ru­fe und Bekun­dun­gen der Gut­men­schIn­nen, Bahn­hofs­klat­scher­schIn­nen, der alt­be­kann­ten „NGO’s”, der Grü­nIn­nen, der SPÖ samt Unter­ver­ei­nen und der kom­mu­nis­ti­schen Orga­ni­sa­tio­nen, der nor­ma­ler­wei­se immer los­bricht, wenn sich irgend­ein daher­ge­lau­fe­ner Sozi­al­hil­fe­tou­rist aus irgend­ei­nem, tau­sen­de Kilo­me­ter ent­fern­ten Scheiß­haus die­ser Erde bei uns den Fin­ger­na­gel abbricht! Eurer Schwei­gen spricht Bän­de, aller­dings ist es eh bes­ser wenn ihr die Fres­se hal­tet, denn ihr seit eben­falls schuld! Ihr habt hier mit­ge­mor­det! Jedes ein­zel­ne Opfer die­ser ille­ga­len Inva­so­ren ist auch eure Schuld! Kein Ver­ge­ben, kein Vergessen!

Ein ein­ma­li­ger Rück­fall? Kei­nes­wegs. M.M. hat bes­te Kon­tak­te zu Nazi-Hoo­li­gans in ganz Öster­reich, die teil­wei­se auch bei PEGIDA aktiv waren. Und M.M., ali­as Anti­sem, ver­tritt in der Ukrai­ne-Fra­ge Posi­tio­nen, die zwar kon­trär zum rechts­extre­men Main­stream, aber jeden­falls neo­na­zis­tisch sind. Er unter­stützt die Neo­na­zis vom Rech­ten Sek­tor bzw. das neo­na­zis­ti­sche Regi­ment Asow (Полк Азов). Als „unzensuriert.at“, das neben „Info-direkt“ zu sei­ner Lieb­lings­lek­tü­re zählt, einen pro­rus­si­schen Bei­trag bringt, macht sich M.M. über den Bei­trag und sei­ne Info-Quel­le „sputnik.news“ lus­tig: „Oh…das neo­bol­sche­wis­ti­sche Sati­re­blatt Sput­nik wur­de bemüht. Das ist genau­so lus­tig zu lesen wie die Schlag­zei­len von OE24. Aber auch genau­so ernst zu neh­men. Nur mit weni­ger Recht­schreib­feh­lern halt.

Als sich ein ande­rer Pos­ter über den sei­ner Mei­nung nach „sinn­lo­sen“ Kom­men­tar auf­regt, reagiert M.M. schroff in der Art des „Anti­sem“ von Alpen-Donau: „Wer? Du? Für Blitzgneis­ser noch­mal lang­sam und Klar­text: Die Zah­len die Sput­nik ver­öf­fent­licht kannst zum Hin­tern abwi­schen neh­men.

Eine Collage des FreundInnenkreises von "Antisem" auf facebook

Eine Col­la­ge des Freun­dIn­nen­krei­ses von „Anti­sem” auf face­book, dar­un­ter das Regi­ment Asow, Stra­che, der III.Weg, Info-Direkt …

M.M., dem Anti­sem von Alpen-Donau, gefal­len aber nicht nur die Neo­na­zis vom Rech­ten Sek­tor und vom Asow-Regi­ment, son­dern neben etli­chen FPÖ-Funk­tio­nä­ren auch die Hard­core-Neo­na­zis vom III.Weg, die Par­tei des Vol­kes, Pegi­da und der „Natio­na­le Beob­ach­ter“.

Zumin­dest kurz­fris­tig wird M.M. auf den Aus­tausch mit sei­nen Nazi-Kame­ra­den ver­zich­ten müssen.