Am 22. März wurde im „Weißen Haus“, einer Pension in der kleinen Gemeinde Herzberg in Brandenburg, ein Toter gefunden. Der Notarzt stellte keine Spuren von Gewalt fest, „offenbar war der Mann an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben“. Der Polizei, die nach dem Notarzt eintraf, fiel allerdings ein Militärrucksack neben dem Toten auf. Darin: eine schussbereite 7,64mm-Pistole, ein umgebauter US-Karabiner und rund 300 Patronen unterschiedlichen Kalibers. Bei dem Toten handelte es sich um Jörg Lange (45), einen Neonazi, der sich wie österreichische Neonazis auch im Jugoslawien-Krieg als Söldner für kroatische Milizen verdingt hatte. Den Toten aufgefunden hatte der Berliner Jan G.. Er war mit Lange in der Pension verabredet gewesen und hatte, nachdem dieser nicht öffnete, die Tür aufgebrochen, den Toten entdeckt und den Notarzt verständigt. Auch Jan G. ist ein Neonazi aus der Berliner Szene.
Jörg Lange und Jan G. hatten sich schon vorher in der Pension getroffen. Besprochen wurde dabei der Umbau der Pension zu einem „Schulungszentrum“. Im Frühjahr 2012 hatte eine Frau das 4500 Quadratmeter große Anwesen, das Büros, Tagungsräume und Gästezimmer umfasst, gepachtet. Bei der Frau handelte es sich um die Lebensgefährtin des bekannten Neonazi Meinolf Schönborn, und so war die Vermutung naheliegend, dass in dem „Schulungszentrum“ einschlägig braune Schulungen geplant waren. Schönborn war in den 1990er-Jahren Chef der militanten „Nationalistischen Front“, die die Aufstellung paramilitärischer Einheiten geplant hatte und 1992 verboten wurde.
In der Pension wurden in einem von Lange genutzten Büro dann auch Flugblätter der Gruppe „Neue Ordnung“ von Meinolf Schönborn, eine schusssichere Weste, Schlagstöcke und ein Nazi-Dolch gefunden.
Schönborn und das Cover von „Recht und Wahrheit”
Den Widerspruch, dass die Munition, die beim toten Lange gefunden wurde, nicht zu seinen Waffen passte, wollten die Ermittlungsbehörden über die Hausdurchsuchungen im Juli klären. Gefunden wurden dabei aber nur Luftdruckgewehre und Schreckschusspistolen. Über den derzeitigen Stand der Ermittlungen wegen des Verdachts der Bildung einer bewaffneten Gruppe ist nichts bekannt.
Lange, Jan G. und Meinolf Schönborn kannten sich schon aus den Zeiten der „Nationalistischen Front“. Der verstorbene Lange, der für Flugblätter der „Neuen Ordnung“ verantwortlich zeichnete, war in der Neonazi-Szene nicht nur wegen seiner Kampferfahrungen als Söldner bekannt, sondern auch, weil er als Computerfachmann galt. Seine Aufgabe im „Schulungszentrum“, so Schönborn, wäre es gewesen, die Leute in Sachen Computer und Netzwerke zu schulen. Schon möglich, aber braucht man dafür Waffen?
Lange wird von der Hamburger Staatsanwaltschaft aber auch verdächtigt, gemeinsam mit Robert M., dem Kryptografie-Spezialisten, und Michael J., dem deutschen Burschenschafter, an der Betreuung von Alpen-Donau beteiligt gewesen zu sein. In welcher Funktion, dazu gibt es im Unterschied zu Michael J., der als Administrator „Langemarck“ im Forum identifiziert wurde, derzeit keine Erkenntnisse.