Im Frühjahr 2010 wurde die Öffentlichkeit auf den Neonazi-Treffpunkt Objekt 21 in Desselbrunn (OÖ) aufmerksam. Der als Kulturverein getarnte Treffpunkt organisierte Konzerte mit Neonazi-Bands, eine Homepage und einen mäßig erfolgreichen Versandhandel. Ab dem Herbst 2010 war es vorbei mit der „Öffentlichkeitsarbeit“ der Neonazis. In seiner Blütezeit hatte der Verein zwischen 100 und 200 Mitglieder.
Bisher wenig bekannt war, dass das Objekt 21, ein alter Bauernhof, schon im Jahr 2009 von der Kerntruppe besiedelt wurde. Unter ihnen der schon mehrfach wegen NS-Wiederbetätigung vorbestrafte Jürgen W. und Manuel S., aber auch Andreas P. aus Thüringen.
Bei Andreas P. handelt es sich um einen ebenfalls mehrfach vorbestraften Neonazi aus Gotha, der zuletzt in der BRD zu vier Jahren Haft wegen schwerer Körperverletzung und Landfriedensbruch verurteilt worden war und in den Haftregistern von deutschen Neonazi-Hilfsorganisationen als „nationaler Gefangener“ geführt wurde.
Nach dem (vorzeitigen) Haftende tauchte P. bald in Österreich im Umfeld der Objekt 21 – Neonazis auf und unter. Aus einem langen Urlaub wurde bald ein Daueraufenthalt, was auch mit einem Haftbefehl der deutschen Behörden zu tun hatte. Andreas P. wurde jedenfalls binnen kurzem zu einer der wichtigsten Stützen der Neonazi-Truppe von Objekt 21 bei ihren kriminellen Aktionen. Er dürfte auch dafür gesorgt haben, dass die Kontakte zwischen „Objekt 21“ und den Neonazis von der „Hausgemeinschaft Jonastal“ aus dem Landkreis Gotha (Thüringen) intensiviert wurden.
Hausgemeinschaft Jonastal
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Und so hat es nicht nur einen regen Besucherandrang aus Thüringen in Desselbrunn gegeben, sondern auch einige weitere thüringische Neonazis, die sich an den kriminellen Aktivitäten von Objekt 21 als „Gastarbeiter“ beteiligt haben.
Im November 2012 stoppte die Exekutive zumindest die weitere kriminelle Karriere von Andreas P., als sie ihn aufgrund eines europäischen Haftbefehls wegen des Verdachts auf schweren Raub, Körperverletzung, Einbruchsdiebstählen, Erpressung usw. in Gotha festnahm und dann nach Österreich auslieferte.
Andreas P. sitzt derzeit in Untersuchungshaft in Österreich und wartet auf seinen Prozess. Seine Nazi-Kameraden aus Thüringen haben es offensichtlich wesentlich angenehmer. Obwohl zumindest zwei von ihnen dringend verdächtig sind, mit P. an mehreren (versuchten) Anschlägen im Rotlicht-Bereich teilgenommen zu haben, ist von einer Anklage in Österreich gegen sie nichts bekannt.
Die Vorgangsweise der Welser Staatsanwaltschaft ist auch bei den österreichischen Tatverdächtigen unklar. Am 8. Juli soll der Prozess gegen Rene M. starten, der für zahlreiche Einbruchsdiebstähle und einen Raubüberfall von Objekt 21 verantwortlich gemacht wird. Aus den Meldungen geht nicht her vor, ob er auch wegen seiner Teilnahme an einer kriminellen Vereinigung angeklagt wird. Anklagen gegen die Rädelsführer von Objekt 21 sind anscheinend noch überhaupt nicht in Sicht (Österreich, 25.6.2012)
Ob und wann es zu Anklagen nach dem NS-Verbotsgesetz kommt, steht ebenfalls weiter in den Sternen.