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Abgetaucht im Objekt 21 (III)

Die Staats­an­walt­schaft berei­tet der­zeit Ankla­gen gegen die schwer kri­mi­nel­le Neo­na­zi­trup­pe vom „Objekt 21“ in Des­sel­brunn (OÖ) vor. In weni­gen Tagen soll der ers­te Pro­zess star­ten. Das Objekt 21 war auch ein Zufluchts­ort für abge­tauch­te deut­sche Neo­na­zis. Im Früh­jahr 2010 wur­de die Öffent­lich­keit auf den Neo­na­­zi-Tref­f­­punkt Objekt 21 in Des­sel­brunn (OÖ) auf­merk­sam. Der als Kul­tur­ver­ein getarnte […]

26. Jun 2013

Im Früh­jahr 2010 wur­de die Öffent­lich­keit auf den Neo­na­zi-Treff­punkt Objekt 21 in Des­sel­brunn (OÖ) auf­merk­sam. Der als Kul­tur­ver­ein getarn­te Treff­punkt orga­ni­sier­te Kon­zer­te mit Neo­na­zi-Bands, eine Home­page und einen mäßig erfolg­rei­chen Ver­sand­han­del. Ab dem Herbst 2010 war es vor­bei mit der „Öffent­lich­keits­ar­beit“ der Neo­na­zis. In sei­ner Blü­te­zeit hat­te der Ver­ein zwi­schen 100 und 200 Mitglieder.

Bis­her wenig bekannt war, dass das Objekt 21, ein alter Bau­ern­hof, schon im Jahr 2009 von der Kern­trup­pe besie­delt wur­de. Unter ihnen der schon mehr­fach wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung vor­be­straf­te Jür­gen W. und Manu­el S., aber auch Andre­as P. aus Thüringen.

Bei Andre­as P. han­delt es sich um einen eben­falls mehr­fach vor­be­straf­ten Neo­na­zi aus Gotha, der zuletzt in der BRD zu vier Jah­ren Haft wegen schwe­rer Kör­per­ver­let­zung und Land­frie­dens­bruch ver­ur­teilt wor­den war und in den Haft­re­gis­tern von deut­schen Neo­na­zi-Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen als „natio­na­ler Gefan­ge­ner“ geführt wurde.

Nach dem (vor­zei­ti­gen) Haf­ten­de tauch­te P. bald in Öster­reich im Umfeld der Objekt 21 – Neo­na­zis auf und unter. Aus einem lan­gen Urlaub wur­de bald ein Dau­er­auf­ent­halt, was auch mit einem Haft­be­fehl der deut­schen Behör­den zu tun hat­te. Andre­as P. wur­de jeden­falls bin­nen kur­zem zu einer der wich­tigs­ten Stüt­zen der Neo­na­zi-Trup­pe von Objekt 21 bei ihren kri­mi­nel­len Aktio­nen. Er dürf­te auch dafür gesorgt haben, dass die Kon­tak­te zwi­schen „Objekt 21“ und den Neo­na­zis von der „Haus­ge­mein­schaft Jona­s­tal“ aus dem Land­kreis Gotha (Thü­rin­gen) inten­si­viert wurden.


Haus­ge­mein­schaft Jonastal
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Und so hat es nicht nur einen regen Besu­cher­an­drang aus Thü­rin­gen in Des­sel­brunn gege­ben, son­dern auch eini­ge wei­te­re thü­rin­gi­sche Neo­na­zis, die sich an den kri­mi­nel­len Akti­vi­tä­ten von Objekt 21 als „Gast­ar­bei­ter“ betei­ligt haben.

Im Novem­ber 2012 stopp­te die Exe­ku­ti­ve zumin­dest die wei­te­re kri­mi­nel­le Kar­rie­re von Andre­as P., als sie ihn auf­grund eines euro­päi­schen Haft­be­fehls wegen des Ver­dachts auf schwe­ren Raub, Kör­per­ver­let­zung, Ein­bruchs­dieb­stäh­len, Erpres­sung usw. in Gotha fest­nahm und dann nach Öster­reich auslieferte.

Andre­as P. sitzt der­zeit in Unter­su­chungs­haft in Öster­reich und war­tet auf sei­nen Pro­zess. Sei­ne Nazi-Kame­ra­den aus Thü­rin­gen haben es offen­sicht­lich wesent­lich ange­neh­mer. Obwohl zumin­dest zwei von ihnen drin­gend ver­däch­tig sind, mit P. an meh­re­ren (ver­such­ten) Anschlä­gen im Rot­licht-Bereich teil­ge­nom­men zu haben, ist von einer Ankla­ge in Öster­reich gegen sie nichts bekannt.

Die Vor­gangs­wei­se der Wel­ser Staats­an­walt­schaft ist auch bei den öster­rei­chi­schen Tat­ver­däch­ti­gen unklar. Am 8. Juli soll der Pro­zess gegen Rene M. star­ten, der für zahl­rei­che Ein­bruchs­dieb­stäh­le und einen Raub­über­fall von Objekt 21 ver­ant­wort­lich gemacht wird. Aus den Mel­dun­gen geht nicht her vor, ob er auch wegen sei­ner Teil­nah­me an einer kri­mi­nel­len Ver­ei­ni­gung ange­klagt wird. Ankla­gen gegen die Rädels­füh­rer von Objekt 21 sind anschei­nend noch über­haupt nicht in Sicht (Öster­reich, 25.6.2012)

Ob und wann es zu Ankla­gen nach dem NS-Ver­bots­ge­setz kommt, steht eben­falls wei­ter in den Sternen.