Objekt 21 (II): Beste Kontakte nach ThüringenLesezeit: 3 Minuten

Rund 60 Anzei­gen ins­ge­samt will die ober­ös­ter­rei­chi­sche Poli­zei gegen das kri­mi­nel­le Netz­werk rund um die Neo­na­­zi-Grup­­pe Objekt 21 in den nächs­ten Wochen fer­tig­stel­len. Elf Per­so­nen befin­den sich nach wie vor in Unter­su­chungs­haft. Dar­un­ter sind auch zwei Deut­sche. Einer davon, Andre­as P., wur­de Anfang Novem­ber 2012, also fast drei Mona­te vor dem gro­ßen Pau­ken­schlag der oberösterreichischen […]

3. Mrz 2013

Am 24. Jän­ner 2013 wur­de bekannt­ge­ge­ben, dass einem Son­der­kom­man­do der ober­ös­ter­rei­chi­schen Poli­zei ein gro­ßer Schlag gegen ein „rech­tes Netz­werk“ gelun­gen sei. Schon durch die kur­ze Mel­dung in der ZIB 1 des ORF ist klar, dass zu die­sem Zeit­punkt die Ermitt­lun­gen schon län­ger lie­fen: „Bis jetzt haben wir an die 80 Per­so­nen ver­nom­men. Der­zeit befin­den sich noch 10 Per­so­nen in Unter­su­chungs­haft.“ (ZIB 1, 24.1.2013) Mit dem Rot­licht-Unter­neh­mer, der eine Brand­stif­tung in Auf­trag gege­ben haben soll, wur­den es dann elf U‑Häftlinge.

Andre­as P. war schon Anfang Novem­ber in Gotha ver­haf­tet und nach Öster­reich aus­ge­lie­fert wor­den. Die Staats­an­walt­schaft Wels hat­te im Okto­ber gegen ihn einen euro­päi­schen Haft­be­fehl bean­tragt, weil er wegen schwe­ren Raubs, Ein­bruchs­dieb­stäh­len, Kör­per­ver­let­zung, Brand­stif­tung, gefähr­li­cher Dro­hung und Erpres­sung tat­ver­däch­tig ist. Die Taten soll er zwi­schen Okto­ber 2011 und Som­mer 2012 in Wien und Ober­ös­ter­reich began­gen haben.


Mel­dung über Andre­as P.

Hin­ter Git­tern fand sich der Ver­haf­te­te nicht zum ers­ten Mal. Ende 2008 wur­de er auf einer Lis­te „natio­na­ler poli­ti­scher Gefan­ge­ner“ geführt, denen man Post zum „Jul­fest“ schi­cken soll. Andre­as P. ist ein Neo­na­zi aus Thü­rin­gen, der offen­sicht­lich im Zusam­men­hang mit den Straf­ta­ten von Objekt 21 steht.


Andre­as P. wird auf einer Lis­te „natio­na­ler poli­ti­scher Gefan­ge­ner“ geführt

Die Neo­na­zis von Objekt 21 hat­ten schon im Jahr 2010 bes­te Kon­tak­te nach Deutsch­land. Beson­ders inten­siv waren die Ver­bin­dun­gen zur „Akti­oNS­grup­pe Pas­sau“ und nach Thü­rin­gen. RFJ-Watch berich­te­te im Mai 2010 über ein Kon­zert mit brau­nen Thü­rin­ger Lie­der­ma­chern, das im Objekt 21 hät­te statt­fin­den sol­len. Ver­mut­lich han­del­te es sich um die neo­na­zis­ti­sche Grup­pe S.K.D. (Son­der­kom­man­do Dir­le­wan­ger), benannt nach einem der übels­ten SS-Verbrecher.

Die Thü­rin­ger Neo­na­zi-Sze­ne ist hier­zu­lan­de vor allem bekannt über den „Thü­rin­ger Hei­mat­schutz“, eine Neo­na­zi-Kame­rad­schaft, aus deren Umfeld sich auch der „NSU“ rekru­tiert hat. Eini­ge der Neo­na­zis aus die­ser Sze­ne haben Ende 2011 eine Immo­bi­lie in der klei­nen Gemein­de Cra­win­kel im Land­kreis Gotha erwor­ben und betrei­ben die­se unter der Bezeich­nung Haus­ge­mein­schaft Jona­s­tal bzw. Kame­rad­schaft Jona­s­tal.

Im Jahr 2012 fan­den dort etli­che Neo­na­zi-Kon­zer­te statt, wie aus meh­re­ren par­la­men­ta­ri­schen Anfra­gen der Frak­ti­on Die Lin­ke her­vor­geht, und eine Haus­durch­su­chung. Am 6. Juni 2012 durch­such­te das Lan­des­kri­mi­nal­amt Thü­rin­gen in einer kon­zer­tier­ten Akti­on ins­ge­samt zehn Objek­te, dar­un­ter auch die Haus­ge­mein­schaft Jona­s­tal in Cra­win­kel wegen des „Ver­dachts auf Vor­be­rei­tung einer schwe­ren staats­ge­fähr­den­den Gewalt­tat“. Ver­haf­tet wur­den damals Stef­fen R. und Mar­co Z., bei­de schon seit Jah­ren schwe­re Neo­na­zis und in der Haus­ge­mein­schaft Jona­s­tal aktiv. Ob die Haus­durch­su­chun­gen schon in einem Zusam­men­hang mit den kri­mi­nel­len Akti­vi­tä­ten von Objekt 21 geführt wur­den oder ob sich dabei Zusam­men­hän­ge erge­ben haben, ist unklar. Klar ist jeden­falls: Objekt 21 ist bes­tens ver­netzt mit der Haus­ge­mein­schaft Jona­s­tal. Die Nazi-Kame­ra­den ste­hen mit­ein­an­der in Kon­takt und soli­da­ri­sie­ren sich offen mit Ralf Wohl­le­ben, dem wegen Bei­hil­fe zum Mord ange­klag­ten NSU-Unter­stüt­zer und Neonazi.

Anfang Dezem­ber 2012 posier­ten die Neo­na­zis von der „Kame­rad­schaft“ bzw. „Haus­ge­mein­schaft“ Jona­s­tal öffent­lich mit Waf­fen oder Imi­ta­ten für die Kame­ra und bezeich­ne­ten sich in den Kom­men­ta­ren auf Face­book als „NSU Rel­oa­ded“. Zu dem Bild­chen pos­tet auch Tho­mas Ger­lach mit, in der Thü­rin­ger Neo­na­zi-Sze­ne eben­falls ein schwe­res Kali­ber und vor Jah­ren auch im öster­rei­chi­schen „Hei­mat­schutz­fo­rum“ mit sei­nem Nick­na­me Ace aktiv. In die­sem Neo­na­zi-Forum tum­mel­ten sich damals auch die brau­nen Kame­ra­den vom Bund Frei­er Jugend (BfJ), von denen dann eini­ge zu Objekt 21 wechselten.

Wolf­gang B., einer der Umtrie­bigs­ten von Objekt 21, gefällt das Foto von „NSU Rel­oa­ded“. Auch als Stef­fen Frän­ny (neu­er Nick­na­me für Stef­fen M.) Ende Febru­ar 2013 ein You­Tube-Video des Nazi-Rap­pers MaKss Dama­ge, den NS-Rap Teil 2, auf Face­book ein­stellt, klickt B. auf „Gefällt mir“. So wie er hal­ten etli­che ande­re Objekt 21-Kame­ra­den die Thü­rin­ger Sze­ne­grö­ßen in ihren Freundschaftslisten.

oe24.at — OÖ-Nazis: Teil deut­scher Terror-Zelle

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