Objekt 21 (II): Beste Kontakte nach Thüringen

Rund 60 Anzeigen ins­ge­samt will die oberöster­re­ichis­che Polizei gegen das krim­inelle Net­zw­erk rund um die Neon­azi-Gruppe Objekt 21 in den näch­sten Wochen fer­tig­stellen. Elf Per­so­n­en befind­en sich nach wie vor in Unter­suchung­shaft. Darunter sind auch zwei Deutsche. Ein­er davon, Andreas P., wurde Anfang Novem­ber 2012, also fast drei Monate vor dem großen Pauken­schlag der oberöster­re­ichis­chen Exeku­tive, in Gotha verhaftet.

Am 24. Jän­ner 2013 wurde bekan­nt­gegeben, dass einem Son­derkom­man­do der oberöster­re­ichis­chen Polizei ein großer Schlag gegen ein „recht­es Net­zw­erk“ gelun­gen sei. Schon durch die kurze Mel­dung in der ZIB 1 des ORF ist klar, dass zu diesem Zeit­punkt die Ermit­tlun­gen schon länger liefen: „Bis jet­zt haben wir an die 80 Per­so­n­en ver­nom­men. Derzeit befind­en sich noch 10 Per­so­n­en in Unter­suchung­shaft.“ (ZIB 1, 24.1.2013) Mit dem Rotlicht-Unternehmer, der eine Brand­s­tiftung in Auf­trag gegeben haben soll, wur­den es dann elf U‑Häftlinge.

Andreas P. war schon Anfang Novem­ber in Gotha ver­haftet und nach Öster­re­ich aus­geliefert wor­den. Die Staat­san­waltschaft Wels hat­te im Okto­ber gegen ihn einen europäis­chen Haft­be­fehl beantragt, weil er wegen schw­eren Raubs, Ein­bruchs­dieb­stählen, Kör­per­ver­let­zung, Brand­s­tiftung, gefährlich­er Dro­hung und Erpres­sung tatverdächtig ist. Die Tat­en soll er zwis­chen Okto­ber 2011 und Som­mer 2012 in Wien und Oberöster­re­ich began­gen haben.


Mel­dung über Andreas P.

Hin­ter Git­tern fand sich der Ver­haftete nicht zum ersten Mal. Ende 2008 wurde er auf ein­er Liste „nationaler poli­tis­ch­er Gefan­gener“ geführt, denen man Post zum „Julfest“ schick­en soll. Andreas P. ist ein Neon­azi aus Thürin­gen, der offen­sichtlich im Zusam­men­hang mit den Straftat­en von Objekt 21 steht.


Andreas P. wird auf ein­er Liste „nationaler poli­tis­ch­er Gefan­gener“ geführt

Die Neon­azis von Objekt 21 hat­ten schon im Jahr 2010 beste Kon­tak­te nach Deutsch­land. Beson­ders inten­siv waren die Verbindun­gen zur „AktioN­S­gruppe Pas­sau“ und nach Thürin­gen. RFJ-Watch berichtete im Mai 2010 über ein Konz­ert mit braunen Thüringer Lie­der­ma­ch­ern, das im Objekt 21 hätte stat­tfind­en sollen. Ver­mut­lich han­delte es sich um die neon­azis­tis­che Gruppe S.K.D. (Son­derkom­man­do Dirlewanger), benan­nt nach einem der übel­sten SS-Verbrecher.

Die Thüringer Neon­azi-Szene ist hierzu­lande vor allem bekan­nt über den „Thüringer Heimatschutz“, eine Neon­azi-Kam­er­ad­schaft, aus deren Umfeld sich auch der „NSU“ rekru­tiert hat. Einige der Neon­azis aus dieser Szene haben Ende 2011 eine Immo­bilie in der kleinen Gemeinde Crawinkel im Land­kreis Gotha erwor­ben und betreiben diese unter der Beze­ich­nung Haus­ge­mein­schaft Jonastal bzw. Kam­er­ad­schaft Jonastal.

Im Jahr 2012 fan­den dort etliche Neon­azi-Konz­erte statt, wie aus mehreren par­la­men­tarischen Anfra­gen der Frak­tion Die Linke her­vorge­ht, und eine Haus­durch­suchung. Am 6. Juni 2012 durch­suchte das Lan­deskrim­i­nalamt Thürin­gen in ein­er konz­ertierten Aktion ins­ge­samt zehn Objek­te, darunter auch die Haus­ge­mein­schaft Jonastal in Crawinkel wegen des „Ver­dachts auf Vor­bere­itung ein­er schw­eren staats­ge­fährden­den Gewalt­tat“. Ver­haftet wur­den damals Stef­fen R. und Mar­co Z., bei­de schon seit Jahren schwere Neon­azis und in der Haus­ge­mein­schaft Jonastal aktiv. Ob die Haus­durch­suchun­gen schon in einem Zusam­men­hang mit den krim­inellen Aktiv­itäten von Objekt 21 geführt wur­den oder ob sich dabei Zusam­men­hänge ergeben haben, ist unklar. Klar ist jeden­falls: Objekt 21 ist bestens ver­net­zt mit der Haus­ge­mein­schaft Jonastal. Die Nazi-Kam­er­aden ste­hen miteinan­der in Kon­takt und sol­i­darisieren sich offen mit Ralf Wohlleben, dem wegen Bei­hil­fe zum Mord angeklagten NSU-Unter­stützer und Neonazi.

Anfang Dezem­ber 2012 posierten die Neon­azis von der „Kam­er­ad­schaft“ bzw. „Haus­ge­mein­schaft“ Jonastal öffentlich mit Waf­fen oder Imi­tat­en für die Kam­era und beze­ich­neten sich in den Kom­mentaren auf Face­book als „NSU Reloaded“. Zu dem Bild­chen postet auch Thomas Ger­lach mit, in der Thüringer Neon­azi-Szene eben­falls ein schw­eres Kaliber und vor Jahren auch im öster­re­ichis­chen „Heimatschutz­fo­rum“ mit seinem Nick­name Ace aktiv. In diesem Neon­azi-Forum tum­melten sich damals auch die braunen Kam­er­aden vom Bund Freier Jugend (BfJ), von denen dann einige zu Objekt 21 wechselten.

Wolf­gang B., ein­er der Umtriebig­sten von Objekt 21, gefällt das Foto von „NSU Reloaded“. Auch als Stef­fen Frän­ny (neuer Nick­name für Stef­fen M.) Ende Feb­ru­ar 2013 ein YouTube-Video des Nazi-Rap­pers MaKss Dam­age, den NS-Rap Teil 2, auf Face­book ein­stellt, klickt B. auf „Gefällt mir“. So wie er hal­ten etliche andere Objekt 21-Kam­er­aden die Thüringer Szene­größen in ihren Freundschaftslisten.

oe24.at — OÖ-Nazis: Teil deutsch­er Terror-Zelle