Am 24. Jänner 2013 wurde bekanntgegeben, dass einem Sonderkommando der oberösterreichischen Polizei ein großer Schlag gegen ein „rechtes Netzwerk“ gelungen sei. Schon durch die kurze Meldung in der ZIB 1 des ORF ist klar, dass zu diesem Zeitpunkt die Ermittlungen schon länger liefen: „Bis jetzt haben wir an die 80 Personen vernommen. Derzeit befinden sich noch 10 Personen in Untersuchungshaft.“ (ZIB 1, 24.1.2013) Mit dem Rotlicht-Unternehmer, der eine Brandstiftung in Auftrag gegeben haben soll, wurden es dann elf U‑Häftlinge.
Andreas P. war schon Anfang November in Gotha verhaftet und nach Österreich ausgeliefert worden. Die Staatsanwaltschaft Wels hatte im Oktober gegen ihn einen europäischen Haftbefehl beantragt, weil er wegen schweren Raubs, Einbruchsdiebstählen, Körperverletzung, Brandstiftung, gefährlicher Drohung und Erpressung tatverdächtig ist. Die Taten soll er zwischen Oktober 2011 und Sommer 2012 in Wien und Oberösterreich begangen haben.
Meldung über Andreas P.
Hinter Gittern fand sich der Verhaftete nicht zum ersten Mal. Ende 2008 wurde er auf einer Liste „nationaler politischer Gefangener“ geführt, denen man Post zum „Julfest“ schicken soll. Andreas P. ist ein Neonazi aus Thüringen, der offensichtlich im Zusammenhang mit den Straftaten von Objekt 21 steht.
Andreas P. wird auf einer Liste „nationaler politischer Gefangener“ geführt
Die Neonazis von Objekt 21 hatten schon im Jahr 2010 beste Kontakte nach Deutschland. Besonders intensiv waren die Verbindungen zur „AktioNSgruppe Passau“ und nach Thüringen. RFJ-Watch berichtete im Mai 2010 über ein Konzert mit braunen Thüringer Liedermachern, das im Objekt 21 hätte stattfinden sollen. Vermutlich handelte es sich um die neonazistische Gruppe S.K.D. (Sonderkommando Dirlewanger), benannt nach einem der übelsten SS-Verbrecher.
Die Thüringer Neonazi-Szene ist hierzulande vor allem bekannt über den „Thüringer Heimatschutz“, eine Neonazi-Kameradschaft, aus deren Umfeld sich auch der „NSU“ rekrutiert hat. Einige der Neonazis aus dieser Szene haben Ende 2011 eine Immobilie in der kleinen Gemeinde Crawinkel im Landkreis Gotha erworben und betreiben diese unter der Bezeichnung Hausgemeinschaft Jonastal bzw. Kameradschaft Jonastal.
Im Jahr 2012 fanden dort etliche Neonazi-Konzerte statt, wie aus mehreren parlamentarischen Anfragen der Fraktion Die Linke hervorgeht, und eine Hausdurchsuchung. Am 6. Juni 2012 durchsuchte das Landeskriminalamt Thüringen in einer konzertierten Aktion insgesamt zehn Objekte, darunter auch die Hausgemeinschaft Jonastal in Crawinkel wegen des „Verdachts auf Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“. Verhaftet wurden damals Steffen R. und Marco Z., beide schon seit Jahren schwere Neonazis und in der Hausgemeinschaft Jonastal aktiv. Ob die Hausdurchsuchungen schon in einem Zusammenhang mit den kriminellen Aktivitäten von Objekt 21 geführt wurden oder ob sich dabei Zusammenhänge ergeben haben, ist unklar. Klar ist jedenfalls: Objekt 21 ist bestens vernetzt mit der Hausgemeinschaft Jonastal. Die Nazi-Kameraden stehen miteinander in Kontakt und solidarisieren sich offen mit Ralf Wohlleben, dem wegen Beihilfe zum Mord angeklagten NSU-Unterstützer und Neonazi.
Anfang Dezember 2012 posierten die Neonazis von der „Kameradschaft“ bzw. „Hausgemeinschaft“ Jonastal öffentlich mit Waffen oder Imitaten für die Kamera und bezeichneten sich in den Kommentaren auf Facebook als „NSU Reloaded“. Zu dem Bildchen postet auch Thomas Gerlach mit, in der Thüringer Neonazi-Szene ebenfalls ein schweres Kaliber und vor Jahren auch im österreichischen „Heimatschutzforum“ mit seinem Nickname Ace aktiv. In diesem Neonazi-Forum tummelten sich damals auch die braunen Kameraden vom Bund Freier Jugend (BfJ), von denen dann einige zu Objekt 21 wechselten.
Wolfgang B., einer der Umtriebigsten von Objekt 21, gefällt das Foto von „NSU Reloaded“. Auch als Steffen Fränny (neuer Nickname für Steffen M.) Ende Februar 2013 ein YouTube-Video des Nazi-Rappers MaKss Damage, den NS-Rap Teil 2, auf Facebook einstellt, klickt B. auf „Gefällt mir“. So wie er halten etliche andere Objekt 21-Kameraden die Thüringer Szenegrößen in ihren Freundschaftslisten.