Wie das „Neue Volksblatt“ am 20.2. meldete, sind 30 Anzeigen fertiggestellt und der Staatsanwaltschaft Wels übermittelt worden. Die Ermittler gingen in dem Bericht davon aus, dass in den nächsten Wochen weitere 30 Abschlussberichte bzw. Anzeigen eingebracht werden könnten. Das wären dann insgesamt an die 60 Anzeigen. Eine Person, die der Szene um Objekt 21 angehört, habe die Beteiligung an insgesamt 25 Einbruchsdiebstählen zugegeben. Die Beute habe sie aber ausschließlich zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts verwendet.
Den Gesamtschaden, den das kriminelle Neonazi-Netzwerk verursacht hat, beziffert die Polizei mit 3,5 Millionen Euro. Wohlgemerkt, bei dieser Summe geht es um die Schäden (vermutlich durch Brandstiftungen und Einbrüche verursacht), nicht um das, was das Netzwerk aus Waffen- und Drogenhandel, illegaler Prostitution und sonstigen kriminellen Aktivitäten erlöst hat.
So nebenbei wird im Bericht des „Neuen Volksblatt“ (20.2.2013) erwähnt, dass sich mehrere eingebrachte Anzeigen auf NS-Wiederbetätigung beziehen. Ob es sich dabei um neue handelt oder jene Anzeigen gemeint sind, die bereits seit zwei Jahren bei der Staatsanwaltschaft Wels liegen sollen, bleibt unklar.
So manches ist noch unklar
Wie konnte eine so große kriminelle Neonazi-Struktur so lange – bis zum großen Paukenschlag im Jänner 2013 – weitgehend unbehelligt operieren? Seit wann wussten die Behörden von den kriminellen Aktivitäten?
2010 fand am 13. August die erste Hausdurchsuchung von Objekt 21 statt. Offiziell wegen des Verdachtes auf NS-Wiederbetätigung. Tatsächlich dürfte schon damals nach Waffen gesucht worden sein. Manuel Spindler von Objekt 21 bezieht sich in seinem Einspruch gegen die Hausdurchsuchung jedenfalls darauf, dass die Exekutive in ihrer Begründung für die Razzia auch einen Waffenfund angeführt hatte. Bei einer Verkehrskontrolle von Jürgen Windhofer waren in dessen PKW verbotene Waffen und NS-Materialien sichergestellt worden. Man hätte schon damals bei den Merchandising-Artikeln, die von Objekt 21 angeboten wurden, stutzig werden können: Um 15 Euro wurden T‑Shirts mit dem Aufdruck „Keine Vertreter“ bzw. “Zahnfee“ mit Schlagring angeboten.
2011 gab es zumindest eine weitere Hausdurchsuchung, bei der gezielt nach Waffen gesucht, aber keine gefunden wurden. Seit kurzem wissen wir durch die Aussage von Erich Ruzowitzky, dem Vermieter des „Objekt 21“, warum:
Es gab mehrere Razzien im Haus, bei denen die Polizei nicht viel gefunden hat. Die Mieter haben mir dann auch zu verstehen gegeben, dass sie mit der Exekutive unter einer Decke stecken und dort Freunde haben. Sie haben behauptet, dass sie Tage vorher immer schon gewusst haben, wenn eine Hausdurchsuchung stattfindet. Das hat mein Vertrauen in die Polizei immens erschüttert. (Kurier, 9.2. 2013)
Anfang November 2012 wurde in Gotha (Thüringen) ein 27-jähriger Deutscher verhaftet, der wegen zahlreicher in Österreich verübter Straftaten zur europaweiten Fahndung ausgeschrieben war. Seine Verhaftung stand in unmittelbarem Zusammenhang mit der Causa Objekt 21.