Es ist nicht einfach, den Überblick zu bewahren. „Netz gegen Nazis” liefert ihn, was die verdächtigen Helfer, die V‑Leute und die möglichen weiteren Attentate, die in einem Zusammenhang mit NSU stehen könnten, betrifft. Einer der inhaftierten Helfer, Holger Gerlach, dürfte mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten und belastet dabei den früheren thüringischen NPD-Landesvize Ralf Wohlleben, meldet „Endstation Rechts“.
Ralf Wohlleben war einer der Organisatoren von „Fest der Völker“, bei dem auch Gottfried Küssel 2007 als Redner auftrat. Auch andere österreichische Neonazis waren beim „Fest der Völker“ präsent. Mitorganisator war neben Wohlleben und Andre Kapke auch Thomas Gerlach, so wie Wohlleben ein führender Neonazi-Kader, der in Sachsen und Thüringen aktiv war. Thomas Gerlach verwendete in den verschiedenen Neonazi-Foren den Nickname ACE, unter dem er auch in der Szene bekannt war. Zum Einloggen verwendete er das Passwort „struck-mandy“, also den Namen einer potentiellen NSU-Helferin bzw. den Alias-Namen, den auch Beate Zschäpe verwendet hatte.
Auch Gerlach war mit den österreichischen Neonazis bestens vernetzt. Im „Heimatschutzforum“, der internen Diskussionsplattform der „Jungen Aktion“ stellte sich ACE am 16. Juli 2007 vor und wird von Brandsatz, dem Moderator, herzlich begrüßt: Man kennt sich schon!
Thomas Gerlach alias ACE wird im „Heimatschutzforum” begrüßt
ACE ist 2007 28 Jahre alt, gibt das Altenburger Land als seine Heimat an und macht in seinen Postings Werbung für das „Freie Netz“. Thomas Gerlach ist Jahrgang 1979, stammt aus Meuselwitz bei Altenburg und war einer der Initiatoren des länderübergreifenden Projekts „Freies Netz“.
Österreichische Nazis und deutschen Noenazis: Man kennt sich gut.
Am 9. September 2007, am Tag nach dem Fest der Völker, bei dem Küssel neben Wohlleben auf der Bühne stand, verbreitet Brandsatz im Heimatschutzforum freudig die Nachricht, dass ACE „seiner besseren Hälfte einen Heiratsantrag“ gemacht habe. Was folgt, ist eine indirekte Einladung zur Hochzeit durch ACE. Die Kontakte zwischen den österreichischen Nazi-Kameraden rund um das Heimatschutzforum (hinter dem im Wesentlichen der BfJ und die AfP standen) und den Neonazis vom Thüringer Heimatschutz (aber auch nach Sachsen und Bayern) waren zu dieser Zeit also ziemlich intensiv.