Wir starten mit einem Investorenbrief. Die Firma Dagobertinvest stellt auf ihrer Internetseite das Crowdinvestment-Projekt P 295 / Dr. Schmidt & Partner: Lichteiche 8 Purkersdorf bei Wien vor. Gesucht werden Investoren, die für ein zu errichtendes Mehrfamilienhaus (drei Einheiten zwischen 115 und 145 m²) in Neu-Purkersdorf, Lichteiche 8, Geld investieren wollen – in Form eines für Anleger*innen besonders riskanten qualifizierten Nachrangdarlehens. Die zu erreichende Mindestsumme beträgt 200.000 Euro. Geworden sind es letztlich insgesamt 404.570 Euro – eine stattliche Summe, die durch viele kleine Investoren (406) aufgebracht wurde. Denen wurde dafür eine ordentliche Rendite versprochen. Mit einem Investment von 10.000 Euro belaufe sich der Rückzahlungsbetrag bei 7,5 Prozent Zinsen auf 11.556 Euro. Die Alternative zur Rückzahlung ist allerdings weniger attraktiv: Totalverlust. Das beigefügte Vermögensanlagen-Informationsblatt warnt nämlich: „Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen.“
Das wäre natürlich wenig erfreulich, aber bei seriösen Immobilienentwicklern kein Problem, oder? Im „Informationsblatt für Anleger“ heißt es nämlich: „Dr. Schmidt kann auf jahrelange Erfahrung als Rechtsanwalt im Bereich Wirtschaftsrecht zurückgreifen.“ Und weil Dr. Schmidt Partner hat, werden auch die erwähnt:
Das Immobilien – Know How wird durch die Projekterfahrungen aus der Pospichal Immobilieninvest GmbH durch Irene und Markus Pospichal und durch die juristische Expertise im Fachgebiet Immobilienrecht (Erstellung Kaufverträge, Abwicklung Treuhandschaft, Prüfung rechtlich relevanter Details), des Geschäftsführers, RA Dr. Tomasz Klimek ergänzt.
Die Namen sollte man sich merken – wir werden die Personen noch gebührend vorstellen. Zunächst sei angemerkt, dass sich fast Identes beim Crowdinvestment-Projekt P 296 / Dr. Schmidt & Partner: Lichteiche 14 in Purkersdorf bei Wien abgespielt hat. Monate nach der erfolgreichen Sammlung für „Lichteiche 8“ wurden auch für „Lichteiche 14“ 400.000 Euro eingesammelt – von insgesamt 470 Investoren für drei Wohneinheiten zwischen 120 und 150 m².
Ein Dr. Mario Sieber, der als Projektverantwortlicher präsentiert wird, erläutert im Investorenbrief: „Der Baubeginn ist im Mai 2021 erfolgt und mit der Vermarktung der Wohnungen beginnen wir am Ende dieses Jahres.“ Das klingt attraktiv und motiviert wohl, in die „Lichteiche 14“ zu investieren. Aber was war dazu im Investorenbrief für „Lichteiche 8“ zu lesen? „Der Baubeginn ist im Mai 2021 erfolgt und mit der Vermarktung der Wohnungen beginnen wir am Ende dieses Jahres.“ Fleißig sind die von Dr. Schmidt & Partner, wenn sie zwei Projekte im gleichen Zeitraum stemmen!
Seinen Anfang hat das Geldsammeln bei Dagobertinvest durch Dr. Schmidt & Partner kurz zuvor mit dem Projekt P 272 / Wohnpark Oberwaltersdorf genommen. Da wurden Anfang 2021 von 702 Investoren 700.000 Euro eingesammelt – natürlich ebenfalls in der Form eines qualifizierten Nachrangdarlehens. 7,5 Prozent Zinsen oder erhebliches Risiko bis hin zum Totalausfall. Das Projekt P 272 ist deutlich größer dimensioniert: 8 Doppelhaushälften und 2 Einfamilienhäuser.
Dr. Schmidt & Partner schaffen es, innerhalb weniger Monate drei Immobilienprojekte, davon ein ziemlich groß dimensioniertes, hochzuziehen. Immerhin haben sie dank ihrer Erfahrung binnen kurzer Zeit bereits eineinhalb Millionen Euro eingesammelt.
Ein Neonazi und Gehilfe der „Schwarzen Witwe“
Welche Erfahrung? Dr. Harald Schmidt „kann auf jahrelange Erfahrung als Rechtsanwalt im Bereich Wirtschaftsrecht zurückgreifen“, heißt es im „Informationsblatt für Anleger“. Wenn „jahrelang“ vor langer Zeit bedeuten würde, wäre das vielleicht akzeptabel, denn Dr. Harald Schmidt war vor vielen Jahren tatsächlich einmal Anwalt.
Dann ist ihm Elfriede Blauensteiner dazwischengekommen. Die ist als „Schwarze Witwe“ und Serienmörderin in die Annalen der österreichischen Kriminalgeschichte eingegangen, weil sie – gerichtlich bestätigt – zumindest drei Menschen, vermutlich aber weit mehr ermordet hat, um sich an deren Hinterlassenschaften zu bereichern. Harald Schmidt war ihr Anwalt und Gehilfe, als es darum ging, den Pensionisten Alois Pichler in eine Badewanne zu befördern, in der er elendiglich zugrundeging. Der Richter in seiner Urteilsbegründung: „Das Sterben Alois Pichlers war schrecklich. Er kroch in der Nacht herum, er suchte Hilfe, vielleicht ein Telefon.“ (Kurier, 8.3.97)
„Exanwalt Harald A. Schmidt wurde von der Beteiligung am Mord freigesprochen, ist aber schuldig der Beihilfe zur vorsätzlichen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang, des versuchten schweren Betrugs und der falschen Testamentslegung“, schrieb die „Wiener Zeitung“ am 8.3.1997. 1997 war Harald A. Schmidt also bereits Ex-Anwalt.
Das „A.“ in Schmidts Namen ist übrigens das Resultat eines Rechtsstreits, den er bereits 1993 mit dem gleichnamigen Anwalt Harald Schmidt geführt hatte. Im Unterschied zu dem renommierten Wiener Wirtschaftsanwalt war Harald A. Schmidt nämlich ein „Wald- und Wiesen- Anwalt“ (Standard, 17.1.96), also einer, der sich „auf kein Fachgebiet spezialisieren“ konnte oder wollte. Zum Zeitpunkt seines Rechtsstreits mit dem Wirtschaftsanwalt war Harald A. Schmidt außerdem schon politisch eindeutig markiert.
1981 war der Sohn des früheren (am rechten Rand seiner Partei) angesiedelten FPÖ-Abgeordneten Albert Schmidt als Spitzenkandidat der neonazistischen Aktion Neue Rechte (ANR) bei den Hochschülerschaftswahlen angetreten. Die Kandidatur der ANR wurde allerdings durch eine Entscheidung der Wahlkommission wegen Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz nicht zugelassen, was Jahre später in einem durchaus interessanten Urteil des Verfassungsgerichtshofs bestätigt wurde.
1982 gehörte Schmidt zu den Unterstützern der „Ausländer Halt Bewegung“, und 1985 fungierte er als 2. Landessprecher der NDP Wien. Im Buch „Haider. Schatten über Europa“ von Hans Henning Scharsach und Kurt Kuch aus dem Jahr 2000 ist zu Schmidt zu lesen:
‘Herren der Straße‘ und ‚Bollwerk gegen die Roten‘ wollen die Schläger um ‚Führer‘ Bruno Haas und Harald Schmidt vor allem sein. Mitglieder der ANR horten Waffen und Sprengstoff, verüben Bombenanschläge, zetteln Straßenschlachten an, überfallen ‚linke Lokale‘, beschmieren öffentliche Gebäude mit Nazi-Parolen und halten ‚Ehrenwachen‘ an Gräbern von Nazi-Größen. (…) Die führenden Aktivisten der ANR waren aus der FPÖ gekommen. Sowohl der berüchtigte Bruno Haas als auch Spitzenkandidat Harald Schmidt, Sohn eines langjährigen FPÖ-Abgeordneten, werden Anfang der achtziger Jahre in der niederösterreichischen FPÖ-Jugend als Mitglieder geführt.
Die erste Verurteilung von Harald A. Schmidt wegen NS-Wiederbetätigung setzte es dennoch erst Jahrzehnte später. 2011 musste er sich nach dem Verbotsgesetz vor dem Landesgericht Korneuburg verantworten, weil er sich als „Athanarich“ im Neonazi-Forum „Alpen-Donau-Info“ wiederbetätigt hatte. Das Urteil: 18 Monate.
2015 folgte anscheinend die nächste Verurteilung nach dem Verbotsgesetz. In einer Sondernummer der rechtsextremen „AFP-Information“ 2016 durfte Schmidt seitenlang seinen Klagsversuch beim Verfassungsgerichtshof gegen das Verbotsgesetz darlegen. Darin bezog er sich auf seine Verurteilung vom 25.11.2015 zu einem Jahr bedingter Haft wegen Wiederbetätigung. Sein Klagsversuch wurde übrigens vom VfGH als „aussichtslos“ gar nicht zugelassen.
Ab 2020, also seit Beginn seiner unternehmerischen Aktivitäten, taucht Harald A. Schmidt in der Corona-Protest-Bewegung auf – nicht nur als Mitläufer, sondern auch als Redner. Mit dem Verein „Iuvalex” betreibt er nicht nur eine programmatische Querfront-Seite (auch auf FB und Telegram), sondern ist damit auch als Gesellschafter unterwegs.
Im Herbst 2020 folgt das unterirdische Pressegespräch von Schmidt gemeinsam mit Jennifer Klauninger im Cafe Frey (1040 Wien), in dem er von pädophilen Verschwörungen phantasiert, in die hochrangige Organe des Staates, darunter Richter und Staatsanwälte, verwickelt seien. Schmidt taucht auch in den Folgemonaten immer wieder bei Corona-Demos auf, meist im Gefolge von Gottfried Küssel.
Ohne Küssel, aber zufrieden mit seiner Teilnahme, ist er in einem Video vom 2. Netzwerktag der „Deutschen Stimme“ in Eisenach im September 2022 zu sehen. Die „Deutsche Stimme“ ist das Monatsmagazin der neonazistischen NPD, die sich erst kürzlich in „Die Heimat“ umbenannt hat. Im Februar 2023 marschiert er gemeinsam mit Lucas Tuma, dem selbsternannten „Imperator“ der Ferialverbindung „Imperia“, der Nachfolgerin von „Das Reich“, beim neofaschistischen „Lukov“-Marsch in Sofia auf.
Ein verzweigtes, aber schnelllebiges Firmenimperium
Man wundert sich, wie Harald A. Schmidt seine politischen Aktivitäten mit den zahlreichen verzweigten und schnelllebigen Firmenaktivitäten unter einen Hut bringt. Wir haben nämlich zunächst gewaltig untertrieben. Harald A. Schmidt taucht seit dem Jahr 2020 entweder alleine als Gesellschafter und/oder Geschäftsführer oder über seine Dr. Schmidt & Partner Immobilieninvestment GmbH in zahlreichen weiteren GmbH auf. Wir haben in den Jahren vor 2020 keinerlei nennenswerte wirtschaftliche Aktivitäten gefunden. In der Schwurgerichtsverhandlung von 2011 wurde er noch als von Gelegenheitsjobs lebender Notstandshilfebezieher beschrieben.
Ab 2020 explodieren die geschäftlichen Aktivitäten des Dr. Schmidt und/oder seiner Immoinvest:
- Schmidt & Partner Windgasse 2 GmbH
- Schmidt & Exel Projektentwicklungs GmbH
- Schmidt & Partner Bau GmbH
- Schmidt & Partner Alpha ProjektentwicklungsGmbH
- Schmidt & Partner ON Hauptstraße 102 ProjektentwicklungsGmbH
- Königsbrunnerstraße ON34 Projektentwicklungs GmbH
- ON Lichteiche 8 GmbH Projektentwicklungs GmbH
- ON Lichteiche 14 Projektentwicklungs GmbH
- Trumauer Str. ON 43 Projektentwicklungsgesellschaft mbH
- Schmidt & Partner ON Reiterer Badesee 54 ProjektentwicklungsGmbH
- ON Sofienalpe 23 Projektentwicklungs GmbH
- AGA Construction GmbH
- DeFutura GmbH
- Denato GmbH
- 4 Wände Immobilienentwicklungsgesellschaft mbH
- EKO Oberwart Projektentwicklungs GmbH
- Smartwall Eins Immobilieninvest GmbH
- Smartwall Drei Immobilieninvest GmbH
Haben wir was übersehen? Vermutlich schon. Denn in den GmbH herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Einige der Gesellschaften haben in den gut drei Jahren ihre Namen mehrmals geändert, fast alle ihre Firmensitze, und Harald Schmidt hat als Gesellschafter oder Geschäftsführer genauso wie die Dr. Schmidt & Partner Immoinvest die Aktivitäten manchmal ziemlich kurzfristig beendet und in manchen Fällen nach einer mehrmonatigen Pause wieder begonnen.
Ein besonders drastisches Beispiel: die AGA Construction GmbH. Am 21. Dezember 21 wird die Dr. Schmidt Immoinvest Gesellschafter dieser Firma. Lucas Tuma, als „Imperator“ der „Imperia“ schon sturmerprobt, wird Geschäftsführer, legt aber diese Funktion am 8.2.22 zurück. Ein Franz Schwarz spielt den Abwickler, übernimmt als Geschäftsführer und wenige Tage darauf von der Dr. Schmidt & Partner Immoinvest auch die Gesellschafteranteile. Dann geht die Firma pleite, Konkurs, Schließung des Unternehmens.
Auch andere GmbH aus dem Schmidtschen Firmengeflecht sind mittlerweile insolvent (Windgasse 2, Königsbrunner Straße 34, DeFutura, Denato. Weitere taumeln ohne Geschäftsführer dahin, nachdem Schmidt oder irgendwer aus seinem Umkreis diese Funktion zurückgelegt hat.
Natürlich hat Harald Schmidt auch Helfer, um mit seinem Riesenimperium zurecht zu kommen. „Rund um Herrn Dr. Harald Schmidt hat sich ein Team aus unterschiedlichen Berufsfeldern zusammengefunden, um mit gemeinsamer Kompetenz Immobilienträume zu verwirklichen“, heißt es auf einer ansonsten ziemlich verwaisten Website der Schmidt Immoinvest (DSP). Stimmen deren Zahlenangaben? Wir sehen uns zunächst einmal das Team an.
Mit einem Fuß im Häfn
Marco H. ist in den letzten zehn Monaten zum unermüdlichen Rodeo-Reiter im Stall des Harald Schmidt avanciert. Ende August des Vorjahres begann seine Karriere: Marco wurde Geschäftsführer in der Zentrale von Schmidts Firmenimperium: bei der Dr. Schmidt & Partner Immobilieninvestment GmbH. Am 10.1.23 hat ihn das Firmenpferdchen zum ersten Mal abgeworfen, am 24.2. durfte er wieder rauf, Anfang Mai musste er dann wieder runter. Aber warum die Unterbrechung?
Vielleicht hängt sie damit zusammen, dass H. in der Firmenpause einen anderen Ritt absolvieren musste: als Angeklagter im Landesgericht Ried im Innkreis. Wegen NS-Wiederbetätigung natürlich. Wir schrieben damals:
Der Jüngere, Marco H., aus Vorarlberg nach Niederösterreich migriert, arbeitet seit Jahren jedenfalls fleißig daran, den altersmäßigen Vorteil von Peter zu kompensieren. Seine Verurteilung 2016 nach dem Verbotsgesetz fiel wegen der Einschränkungen für junge Erwachsene noch milde aus. Mittlerweile ist der Marco zum Neonazi-Hansdampf in vielen Gassen Ostösterreichs mutiert, taucht in verschiedensten Zusammenhängen und Gegenden auf – und eben am 20. April 2022 auch in Braunau am Inn.
Mit dem undeutlichen Hinweis auf die „vielen Gassen“ und die „verschiedensten Zusammenhänge“ wollten wir Marco H. damals sanft darauf hinweisen, dass wir ein Auge auf ihn haben und auch über seine Karriere-Ambitionen im Umfeld des Harald Schmidt Bescheid wissen. Aber der Marco nahm unsere Hinweise nicht an und sprang nach seiner Verurteilung zu drei Jahren unbedingt (noch nicht rechtskräftig) ein weiteres Mal auf den Geschäftsführersattel. Für etwas mehr als zwei Monate; dann war wieder Schluss bei Schmidts Immoinvest. Gelernt hat er dort jedenfalls viel: Schon rund 14 Tage nach seiner erstmaligen Ernennung, am 14.9.22, durfte er die Auszüge aus der Bilanz für die Jahre 2020 und 2021 mit seiner Unterschrift bestätigen. Es scheint, die Schmidtsche Immoinvest hat auf einen Kapazunder wie ihn regelrecht gewartet, um die Jahresbilanzen für diese beiden bewegten Jahre abzuarbeiten.
Mittlerweile dürfte H. genug Wissen über die Schmidtschen Immo-Aktivitäten erworben haben. Er darf zwar noch immer den Geschäftsführer der Wikri Alpha Projektmanagement GmbH geben, aber seine recht extreme Mama hat schon einen lokalen Rückzug angekündigt: „Ich hab genug von Wien, Scheinpatriotismus und das (sic!) meine Werke hier nicht von Herzen geschätzt werden. Werde mit meinem Sohn zurück nach Westösterreich gehen!“
Womit wir bei weiteren Teammitgliedern wären. Solche braucht es nämlich auch, wenn man ein derart gewaltiges Firmenimperium lenken will – egal, wohin.
„Imperator“ und Liquidator
In einer eher subalternen Rolle im Firmenimperium des Harald A. Schmidt taucht der „Imperator“ (lat., Herrscher, Gebieter, auch: Kaiser) des Vereins „Imperia“ auf. Die „Imperia“ (lat., pl. die Reiche, von imperium, das Reich) ist der Nachfolgeverein der Ferialverbindung „Reich“, in der der Lucas Tuma auch schon den Chef spielen durfte, obwohl Gottfried Küssel der eigentliche Herrscher war. Man kennt einander schon aus den Zeiten der neonazistischen VAPO (Volkstreue Außerparlamentarische Opposition.
Mag. Lucas Tuma – so wie Schmidt ein Jurist – bevorzugt im wirtschaftlichen Bereich offensichtlich eher die tragischen Rollen. Alle Firmen, in denen er in grauen Vorzeiten tätig war (etwa der Vier Zet Verlag und Handelsgesellschaft, die das Buch seines Vaters und Küssel-Verteidigers Otto Tuma „Armer kleiner Faschist“, verlegt hatte) gibt es nicht mehr, wurden liquidiert.
Bei Schmidt war Tuma in der Dr. Schmidt & Partner Windgasse 2 Projektentwicklung GmbH Geschäftsführer, die laut „unternehmen24.info“ in den Konkurs gegangen ist. Bei der AGA Construction GmbH, wo er sozusagen als „Christkindl“- Geschäftsführer am 21.12. 21 installiert wurde, ist er dem Konkurs knapp ausgewichen, indem er rechtszeitig, nämlich eineinhalb Monate nach dem Antritt, seine Funktion zurücklegte.
Tuma war in der „Corona-Querfront“ aktiv, trat als Redner bei „Fairdenken“-Demos auf und war schließlich gemeinsam mit Schmidt heuer Teilnehmer am neofaschistischen „Lukov“-Marsch in Sofia. Der zweite Verein, in dem Tuma aktiv war, nannte sich Top Speed – Verband der Allgemeinen Luftfahrt, betrieb eine Flugschule am Flugplatz Wiener Neustadt und wurde 2012 aus unbekannten Gründen liquidiert.
Überliefert ist ein heftiger Streit zwischen Tuma und der „Diamond Aircraft“ (NÖN, 9.4.2007), in deren Verlauf Lucas Tuma, der als Geschäftsführer der Top Speed bezeichnet wurde, den Vertreter von Diamond Aircraft als „dämlichen Winkeladvokaten“ bezeichnet hatte. Wie der Rechtsstreit endete, ist nicht bekannt.
„Huren, Strizzis und Ganoven“
Das ist der Titel eines Buches, das Walter Gerhard Piranty 2007 auf den Markt gebracht hat und nur einen Teil seiner Aktivitäten beschreibt. Einen anderen, nicht unwesentlichen Teil hat der Blog „Österreich Rechtsaußen“ in einer ausgezeichneten Recherche vom April 2023 veröffentlicht. Wir fassen kurz zusammen: Walter Piranty ist ein langjähriger, bestens in der Neonazi-Szene verankerter Rotlicht-Mensch, der aktuell gerade an einem Wehrdorf in Ungarn bastelt. 2020 zeigt er stolz in einem Video, dass ihm eine Fußfessel von der Justiz verpasst wurde. Wofür, wissen wir nicht, obwohl Piranty eigentlich sehr auskunftsfreudig ist.
Im Imperium des Harald Schmidt taucht er auch auf, etwa bei den Eröffnungsfeierlichkeiten (2021) eines zeitweiligen Firmensitzes der meisten seiner GmbH – in der Johannesgasse 21 im ersten Wiener Bezirk. Im April dieses Jahres stellte er auf seinem Facebook-Konto zahlreiche Videos online, die ihn dort bei der stolzen Präsentation von etlichen Kartons mit Champagner und beim Entkorken zeigen. Piranty bezeichnet sich da als Betriebsrat im Schmidtschen Firmengeflecht. Der Champagner steht für die Protzsucht von Piranty, Schmidt & Co, aber wofür stehen die Unmengen an Geldscheinen, die er gebündelt oder lose – vermutlich in den Firmenräumen – abgefilmt hat und in mehreren Videos und in unterschiedlichen Varianten präsentiert?
Hundertausende Euro in bar
Sein Posting zu den Videos, das er mit 70 (!) Personen, vorwiegend aus Rotlicht- und brauner Szene teilt und nach wie vor online ist, lautet so:
Die Firma “Dr Schmidt & Partner” mit dem Gründer Dr Harald Schmidt und den Mann im Hintergrund Markus Postpichal. Jeden Tag Moët Champagner, mehrmals pro Woche Party mit mehreren Prostituierten, Hunderttausende Euros mit der Geldzählmachine durchzählen, essen von Lokalen bestellen, (…) und ich als Betriebsrat. Tja in diesem Sinne stört es mich ja nicht das vor lauter Party kein Geld für die Miete in der Johannesgasse und Momsengasse da war. Das Moët und Prostituierte wichtiger waren als Notare und andere Rechnungen zu bezahlen. Aber als Betriebsrat stört es mich das 5 Angestellte seit 2 Jahren auf der Arbeiterkammer um ihr Gehalt kämpfen müssen. (Alle Fehler im Original!)
Die Kommentare der Szene zu diesem doch sehr deutlichen Posting von Piranty sind spärlich und verhalten. In einem wird gefragt: „Habt ihr gestritten?“ Vermutlich. Uns interessieren aber mehr die Hunderttausenden Euro Bargeld. Woher kommen sie? Wohin gingen sie? Miete und Angestellte wurden ja laut Piranty nicht damit bezahlt. Was sonst? Was macht soviel Bargeld in den Händen von Menschen, die eindeutig in der braunen Szene verankert sind?
Hinweis auf Videos verdanken wir „Österreich Rechtsaußen” |
Der Konkurs-Freiheitliche im Hintergrund
Damit kommen wir endlich zu dem Mann, der von Piranty als der „Mann im Hintergrund“ vorgestellt wird: Markus Pospichal (nicht Postpichal). Er taucht als Person oder mit seiner 2020 gegründeten Pospichal Immobilieninvest GmbH in etlichen GmbH des Harald Schmidt auf als (Mit-)Gesellschafter oder auch Geschäftsführer. In der zentralen GmbH, der Dr. Schmidt & Partner Immobilieninvestment GmbH, war die Pospichal Immoinvest von Beginn an Partner. Wir erinnern uns an die Lobpreisungen in den Info-Blättern bei den Crowd-Investments: „Das Immobilien – Know How wird durch die Projekterfahrungen aus der Pospichal Immobilieninvest GmbH durch Irene und Markus Pospichal (…) ergänzt.“
Nun ja, das kann auch anders gelesen werden. Von den acht GmbH, in denen Markus Pospichal vor 2020 engagiert war, sind sieben in den Konkurs gegangen und letztendlich liquidiert worden. Etwas seltsam auch, dass in der wegen ihrer kombinierten Erfahrungen gepriesenen Dr. Schmidt & Partner Immoinvest mittlerweile weder Dr. Schmidt noch Markus Pospichal als Gesellschafter tätig sind. Schmidt ist seit Juni 2022 auch nicht mehr Geschäftsführer und Marco H. hat Anfang Mai 2023 das Schmidtsche Flaggschiff verlassen und ist seither ohne führerlos.
Fast hätten wir’s vergessen. Unter Markus Pospichal, Vertragsvermittlung von Werk- und Dienstleistungsverträgen und Fassenwerbung werkte er auch bis 2016. Wir wissen zwar nicht, was „Fassenwerbung“ ist, dafür wissen wir, dass er auch mit dieser Firma in Konkurs ging.
Ende 2014 begann dafür eine andere Karriere – die politische bei der FPÖ. „Eine Politbombe explodierte kurz vor Weihnachten in Trumau“, jubelte damals „unzensuriert.at“. Die Bombe entpuppte sich als kleine Flatulenz. Markus Pospichal, Vorstandsmitglied der Bezirks-SPÖ und Mitglied des sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes, wechselte zur FPÖ. Seine Begründung: der Häupl! Weil der Wiener Bürgermeister den schlagenden Burschenschafter Maximilien Krauss nicht zum Stadtschulratsvizepräsidenten ernannt hat. Pospichal: „Das so etwas in einer Demokratie möglich ist?“ Erstens heißt es „dass“ und zweitens: Es gehört zum Wesen einer Demokratie, dass so etwas möglich ist. Wie es physikalisch gesehen eigentlich klar ist, blieben von der explodierten Bombe nur Fragmente übrig, jedenfalls keine steile Karriere in der FPÖ.
Was macht der Generalsekretär des Team HC da?
Das mag auch an seinem Entdecker und Förderer in der FPÖ, dem damaligen geschäftsführenden Landesparteiobmann für Niederösterreich, Christian Höbart, gelegen haben. Höbart, Rechtsausleger in der FPÖ, pennaler Burschenschafter (pennV Tauriska Baden) und bekannt für unterirdische Hetztiraden gegen Asylwerber, die er als „Erd- und Höhlenmenschen“ diffamiert hat, war damals gerade etwas in der Bredouille, weil die Staatsanwaltschaft einen Strafantrag wegen Urkundenfälschung gegen ihn gestellt hatte. Mit einer Diversion wurde die Sache 2016 dann beendet. 2018 ein neuerlicher Hetzexzess: Höbart verkündete stolz, drei Ladendiebe gestellt und sie der Polizei übergeben zu haben: „Nur: Die drei Burschen marokkanischer Herkunft hatten gar nichts gestohlen.“ (diepresse.com, 30.8.18)
Höbart, der 2019 sein Nationalratsmandat abgeben musste und 2020 als Generalsekretär zum Team HC gewechselt ist, passt also ziemlich gut in diese bunte Mischung aus Braunen und Blauen, obwohl er nicht direkt mit dem Schmidtschen Firmenimperium verbunden ist. Pospichal bildet die Brücke!
Und zwei Jungblaue?
Im Juli 2022 wurde nämlich eine neue GmbH in das Firmenbuch eingetragen. Die Visio Living Immobilien und Unternehmensberatung GmbH in Trumau wurde mit vier Gesellschaftern aktiv, bastelte sich eine Website und begann mit dem Verkauf von Immobilien zu werben.
Die erste Überraschung sind aber die Gesellschafter*innen. Trotz der politischen Spaltung und Trennung zwischen FPÖ und dem THC und seinem Vorsitzenden Strache fanden da nämlich zwei FPÖ-Jungfunktionäre mit einem THC-Generalsekretär und der geplatzten FPÖ-Bombe Markus Pospichal einträchtig zusammen. Denise Wareka, die in der FPÖ auch noch als Denise Kuefner und geschäftsführende Obfrau des RFJ Wien bekannt ist, ist seit dem September mit dem Brunner FPÖ-Funktionär David Alessandro Wareka durch eine Ehe vereint (1) und mit Christian Höbart und Markus Pospichal in der Visio Living.
Die zweite Überraschung: Sie sind nicht mehr vereint! Jedenfalls nicht mehr in der Visio Living. Im Juni dieses Jahres haben sie nämlich – wie es scheint, fluchtartig – die Gesellschaft verlassen. Für Christian Höbart müssen sich dabei alle schrecklichen Phantasien von „Umvolkung“ erfüllt haben: Der neue Alleingesellschafter und Geschäftsführer trägt den Vornamen Mohammed. Es gibt aber noch anderes Schreckliches. Was sich bereits in den Wochen zuvor angekündigt hatte: Die Visio Living-Homepage wurde komplett leergeräumt.
Wo zuvor noch attraktive Immobilienangebote zum Verkauf angepriesen wurden, gibt es seit einigen Wochen gähnende Leere. Was der neue Geschäftsführer, der zumindest noch den Wohnsitz von Pospichal als Firmensitz nutzen darf, da noch herzaubern wird, entzieht sich unserer Vorstellungskraft. Was wir aber wissen und festgehalten haben, sind die nunmehr verschwundenen Immobilienangebote der Visio living.
Noch eine Überraschung!
Was die Visio Living nämlich seit ihren Anfängen wie saures Bier unverdrossen angeboten hat, waren die Immobilien Lichteiche 8 und Lichteiche 14 in Purkersdorf (wir haben sie zu Beginn unseres Beitrags als Crowdinvesting-Projekte der Dr. Schmidt & Partner Immoinvest vorgestellt).
Nur am Rande sei erwähnt, dass die beiden von der Visio Living angebotenen Immobilien allem Anschein nach eine bedeutende Flächenvergrößerung erfahren haben. Ursprünglich, im Informationsblatt für Anleger, waren es für die Lichteiche 14 drei Eigentumswohnungen, davon eine Maisonette. Größenordnung zwischen 120 bis 150 m², das heißt insgesamt rund 390 m². Bei der Visio Living wurde das Angebot auf 437 plus 135,05 m² gepimpt. Aber vielleicht sehen wir da etwas falsch?
Richtig sehen wir hingegen, dass das Informationsblatt vom Juni 2021 (Crowdinvestment) für beide Objekte folgenden Projektstatus verkündete: „Das Grundstück ist angekauft. Die Baubewilligung ist rechtskräftig erteilt und der Baustart erfolgte im Mai 2021. Die Fertigstellung der Anlage ist im Mai 2023 avisiert.“ Dazu gibt es für beide Grundstücke Fotos, die die begonnenen Bauarbeiten dokumentieren sollen.
Wie sieht’s in Wirklichkeit aus? Wir halten im Juni 2023 und merken an, dass an den Aussagen zum Projektstatus 2021 nur der erste Satz stimmt. Weder wurde damals eine Baubewilligung rechtskräftig erteilt noch konnte ein Baustart erfolgen. Die avisierte Fertigstellung der beiden Anlagen im Mai 2023 wird sich nicht mehr ausgehen, weil im Juni 2023 beide Grundstücke ganz friedlich als Wiesen vor sich hindämmern.
Infos aus Purkersdorf deuten darauf hin, dass eine Baugenehmigung denkbar ist, allerdings mit niedrigerer Bauhöhe (was konträr zu den Angaben beim Crowdfunding stünde und die Renditen der beiden Objekte erheblich nach unten verändern würde).
Die Visio Living hat also Immobilien zum Verkauf angeboten, die es bislang nur in den Träumen einiger Blauer und Brauner gibt. Die braune und blaue Blase um Dr. Harald Schmidt hat in ihren Crowdinvestment-Geldsammelaktionen Versprechen zu Immobilien gemacht, die nachweislich so nicht eingehalten werden konnten. Die braune und blaue Blase um Dr. Harald Schmidt wird – jedenfalls auf den Videos von Walter G. Piranty – mit rauen Mengen von Bargeld in Verbindung gebracht. Wir meinen: Gefahr in Verzug!
P.S.: Christian Höbart hat sich bereits ins nächste Immobilienprojekt gestürzt: Zusammen mit Markus Pospichal arbeitet er mit deren LS 62 Projektentwicklung GmbH an einem Wohnbauprojekt: diesmal in Hirtenberg. Die Crowdfunding-Kampagne ist abgeschlossen, die Wohnungen sollen im vierten Quartal 2023 bezugsfertig übergeben werden. Wie heißt’s im Casino? Faites vos jeux!
➡️ Update 14.9.23: Blaubraunes Immo-Business: erster Nachschlag
Fußnote
1 Denise Kuefner (Wareka): bis 2020: Bezirksrätin Favoriten, seit Juli 2020 geschäftsführende Obfrau der Freiheitlichen Jugend Wien, RFJ-Bundesobmann-Stellv.in
David Alessandro Wareka: FPÖ-Gemeinderat Brunn/Gebirge, FPÖ-Bezirksparteisekretär Bez. Mödling, Obmann RFJ Bez. Mödling, Bundes-RFJ-Vorstandsmitglied (Finanzreferent-Stellvertreter)
Beide waren Parlamentarische Mitarbeiter*innen des Ex-FPÖ-Nationalratsabgeordneten Markus Tschank