Das blaubraune Immo-Business

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Wie mit der Erzäh­lung einer Recher­che begin­nen, die die Ten­denz hat, sich zu einer unend­li­chen Geschich­te mit vie­len Ver­äs­te­lun­gen und Wei­te­run­gen aus­zu­wach­sen? Wir ver­su­chen es damit: In den Haupt­rol­len eini­ge Neo­na­zis, die sich im Immo­bi­li­en­busi­ness ver­su­chen. Die arbei­ten zusam­men mit Per­so­nen, die in der FPÖ ver­an­kert sind und auch zumin­dest mit einem THC-Funk­tio­när. Es geht um viel Geld. Sehr viel Geld!

Posting Piranty vom 20.4.23 mit Unsummen von Bargeld (Screenshot FB Piranty)

Pos­ting Piran­ty vom 20.4.23 mit Unsum­men an Bar­geld (Screen­shot FB Piranty)

Wir star­ten mit einem Inves­to­ren­brief. Die Fir­ma Dago­bert­in­vest stellt auf ihrer Inter­net­sei­te das Crowd­in­vest­ment-Pro­jekt P 295 / Dr. Schmidt & Part­ner: Lich­tei­che 8 Pur­kers­dorf bei Wien vor. Gesucht wer­den Inves­to­ren, die für ein zu errich­ten­des Mehr­fa­mi­li­en­haus (drei Ein­hei­ten zwi­schen 115 und 145 m²) in Neu-Pur­kers­dorf, Lich­tei­che 8, Geld inves­tie­ren wol­len – in Form eines für Anleger*innen beson­ders ris­kan­ten qua­li­fi­zier­ten Nach­rang­dar­le­hens. Die zu errei­chen­de Min­dest­sum­me beträgt 200.000 Euro. Gewor­den sind es letzt­lich ins­ge­samt 404.570 Euro – eine statt­li­che Sum­me, die durch vie­le klei­ne Inves­to­ren (406) auf­ge­bracht wur­de. Denen wur­de dafür eine ordent­li­che Ren­di­te ver­spro­chen. Mit einem Invest­ment von 10.000 Euro belau­fe sich der Rück­zah­lungs­be­trag bei 7,5 Pro­zent Zin­sen auf 11.556 Euro. Die Alter­na­ti­ve zur Rück­zah­lung ist aller­dings weni­ger attrak­tiv: Total­ver­lust. Das bei­gefüg­te Ver­mö­gens­an­la­gen-Infor­ma­ti­ons­blatt warnt näm­lich: „Der Erwerb die­ser Ver­mö­gens­an­la­ge ist mit erheb­li­chen Risi­ken ver­bun­den und kann zum voll­stän­di­gen Ver­lust des ein­ge­setz­ten Ver­mö­gens füh­ren.

Das wäre natür­lich wenig erfreu­lich, aber bei seriö­sen Immo­bi­li­en­ent­wick­lern kein Pro­blem, oder? Im „Infor­ma­ti­ons­blatt für Anle­ger“ heißt es näm­lich: „Dr. Schmidt kann auf jah­re­lan­ge Erfah­rung als Rechts­an­walt im Bereich Wirt­schafts­recht zurück­grei­fen.“ Und weil Dr. Schmidt Part­ner hat, wer­den auch die erwähnt:

Das Immo­bi­li­en – Know How wird durch die Pro­jekt­er­fah­run­gen aus der Pospich­al Immo­bi­li­en­in­vest GmbH durch Ire­ne und Mar­kus Pospich­al und durch die juris­ti­sche Exper­ti­se im Fach­ge­biet Immo­bi­li­en­recht (Erstel­lung Kauf­ver­trä­ge, Abwick­lung Treu­hand­schaft, Prü­fung recht­lich rele­van­ter Details), des Geschäfts­füh­rers, RA Dr. Tomasz Klimek ergänzt.

Die Namen soll­te man sich mer­ken – wir wer­den die Per­so­nen noch gebüh­rend vor­stel­len. Zunächst sei ange­merkt, dass sich fast Iden­tes beim Crowd­in­vest­ment-Pro­jekt P 296 / Dr. Schmidt & Part­ner: Lich­tei­che 14 in Pur­kers­dorf bei Wien abge­spielt hat. Mona­te nach der erfolg­rei­chen Samm­lung für „Lich­tei­che 8“ wur­den auch für „Lich­tei­che 14“ 400.000 Euro ein­ge­sam­melt – von ins­ge­samt 470 Inves­to­ren für drei Wohn­ein­hei­ten zwi­schen 120 und 150 m².

Ein Dr. Mario Sie­ber, der als Pro­jekt­ver­ant­wort­li­cher prä­sen­tiert wird, erläu­tert im Inves­to­ren­brief: „Der Bau­be­ginn ist im Mai 2021 erfolgt und mit der Ver­mark­tung der Woh­nun­gen begin­nen wir am Ende die­ses Jah­res.“ Das klingt attrak­tiv und moti­viert wohl, in die „Lich­tei­che 14“ zu inves­tie­ren. Aber was war dazu im Inves­to­ren­brief für „Lich­tei­che 8“ zu lesen? „Der Bau­be­ginn ist im Mai 2021 erfolgt und mit der Ver­mark­tung der Woh­nun­gen begin­nen wir am Ende die­ses Jah­res.“ Flei­ßig sind die von Dr. Schmidt & Part­ner, wenn sie zwei Pro­jek­te im glei­chen Zeit­raum stemmen!

Sei­nen Anfang hat das Geld­sam­meln bei Dago­bert­in­vest durch Dr. Schmidt & Part­ner kurz zuvor mit dem Pro­jekt P 272 / Wohn­park Ober­wal­ters­dorf genom­men. Da wur­den Anfang 2021 von 702 Inves­to­ren 700.000 Euro ein­ge­sam­melt – natür­lich eben­falls in der Form eines qua­li­fi­zier­ten Nach­rang­dar­le­hens. 7,5 Pro­zent Zin­sen oder erheb­li­ches Risi­ko bis hin zum Total­aus­fall. Das Pro­jekt P 272 ist deut­lich grö­ßer dimen­sio­niert: 8 Dop­pel­haus­hälf­ten und 2 Einfamilienhäuser.

Dr. Schmidt & Part­ner schaf­fen es, inner­halb weni­ger Mona­te drei Immo­bi­li­en­pro­jek­te, davon ein ziem­lich groß dimen­sio­nier­tes, hoch­zu­zie­hen. Immer­hin haben sie dank ihrer Erfah­rung bin­nen kur­zer Zeit bereits ein­ein­halb Mil­lio­nen Euro eingesammelt.

Ein Neo­na­zi und Gehil­fe der „Schwar­zen Witwe“ 

Wel­che Erfah­rung? Dr. Harald Schmidt „kann auf jah­re­lan­ge Erfah­rung als Rechts­an­walt im Bereich Wirt­schafts­recht zurück­grei­fen“, heißt es im „Infor­ma­ti­ons­blatt für Anle­ger“. Wenn „jah­re­lang“ vor lan­ger Zeit bedeu­ten wür­de, wäre das viel­leicht akzep­ta­bel, denn Dr. Harald Schmidt war vor vie­len Jah­ren tat­säch­lich ein­mal Anwalt.

Dann ist ihm Elfrie­de Blau­en­stei­ner dazwi­schen­ge­kom­men. Die ist als „Schwar­ze Wit­we“ und Seri­en­mör­de­rin in die Anna­len der öster­rei­chi­schen Kri­mi­nal­ge­schich­te ein­ge­gan­gen, weil sie – gericht­lich bestä­tigt – zumin­dest drei Men­schen, ver­mut­lich aber weit mehr ermor­det hat, um sich an deren Hin­ter­las­sen­schaf­ten zu berei­chern. Harald Schmidt war ihr Anwalt und Gehil­fe, als es dar­um ging, den Pen­sio­nis­ten Alo­is Pich­ler in eine Bade­wan­ne zu beför­dern, in der er elen­dig­lich zugrun­de­ging. Der Rich­ter in sei­ner Urteils­be­grün­dung: „Das Ster­ben Alo­is Pich­lers war schreck­lich. Er kroch in der Nacht her­um, er such­te Hil­fe, viel­leicht ein Tele­fon.“ (Kurier, 8.3.97)

Telefonat Blauensteiner mit Schmidt: "So ist er eben in der Badewanne gestorben ..." (krimiwelten.de)

Tele­fo­nat Blau­en­stei­ner mit Schmidt: „So ist er eben in der Bade­wan­ne gestor­ben …” (krimiwelten.de)

Exan­walt Harald A. Schmidt wur­de von der Betei­li­gung am Mord frei­ge­spro­chen, ist aber schul­dig der Bei­hil­fe zur vor­sätz­li­chen Kör­per­ver­let­zung mit töd­li­chem Aus­gang, des ver­such­ten schwe­ren Betrugs und der fal­schen Tes­ta­ments­le­gung“, schrieb die „Wie­ner Zei­tung“ am 8.3.1997. 1997 war Harald A. Schmidt also bereits Ex-Anwalt.

Das „A.“ in Schmidts Namen ist übri­gens das Resul­tat eines Rechts­streits, den er bereits 1993 mit dem gleich­na­mi­gen Anwalt Harald Schmidt geführt hat­te. Im Unter­schied zu dem renom­mier­ten Wie­ner Wirt­schafts­an­walt war Harald A. Schmidt näm­lich ein „Wald- und Wie­sen- Anwalt“ (Stan­dard, 17.1.96), also einer, der sich auf kein Fach­ge­biet spe­zia­li­sie­ren“ konn­te oder woll­te. Zum Zeit­punkt sei­nes Rechts­streits mit dem Wirt­schafts­an­walt war Harald A. Schmidt außer­dem schon poli­tisch ein­deu­tig markiert.

1981 war der Sohn des frü­he­ren (am rech­ten Rand sei­ner Par­tei) ange­sie­del­ten FPÖ-Abge­ord­ne­ten Albert Schmidt als Spit­zen­kan­di­dat der neo­na­zis­ti­schen Akti­on Neue Rech­te (ANR) bei den Hoch­schü­ler­schafts­wah­len ange­tre­ten. Die Kan­di­da­tur der ANR wur­de aller­dings durch eine Ent­schei­dung der Wahl­kom­mis­si­on wegen Ver­sto­ßes gegen das NS-Ver­bots­ge­setz nicht zuge­las­sen, was Jah­re spä­ter in einem durch­aus inter­es­san­ten Urteil des Ver­fas­sungs­ge­richts­hofs bestä­tigt wurde.

1982 gehör­te Schmidt zu den Unter­stüt­zern der „Aus­län­der Halt Bewe­gung“, und 1985 fun­gier­te er als 2. Lan­des­spre­cher der NDP Wien. Im Buch „Hai­der. Schat­ten über Euro­pa“ von Hans Hen­ning Schar­sach und Kurt Kuch aus dem Jahr 2000 ist zu Schmidt zu lesen:

‘Her­ren der Stra­ße‘ und ‚Boll­werk gegen die Roten‘ wol­len die Schlä­ger um ‚Füh­rer‘ Bru­no Haas und Harald Schmidt vor allem sein. Mit­glie­der der ANR hor­ten Waf­fen und Spreng­stoff, ver­üben Bom­ben­an­schlä­ge, zet­teln Stra­ßen­schlach­ten an, über­fal­len ‚lin­ke Loka­le‘, beschmie­ren öffent­li­che Gebäu­de mit Nazi-Paro­len und hal­ten ‚Ehren­wa­chen‘ an Grä­bern von Nazi-Grö­ßen. (…) Die füh­ren­den Akti­vis­ten der ANR waren aus der FPÖ gekom­men. Sowohl der berüch­tig­te Bru­no Haas als auch Spit­zen­kan­di­dat Harald Schmidt, Sohn eines lang­jäh­ri­gen FPÖ-Abge­ord­ne­ten, wer­den Anfang der acht­zi­ger Jah­re in der nie­der­ös­ter­rei­chi­schen FPÖ-Jugend als Mit­glie­der geführt.

Die ers­te Ver­ur­tei­lung von Harald A. Schmidt wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung setz­te es den­noch erst Jahr­zehn­te spä­ter. 2011 muss­te er sich nach dem Ver­bots­ge­setz vor dem Lan­des­ge­richt Kor­neu­burg ver­ant­wor­ten, weil er sich als „Atha­na­rich“ im Neo­na­zi-Forum „Alpen-Donau-Info“ wie­der­be­tä­tigt hat­te. Das Urteil: 18 Monate.

2015 folg­te anschei­nend die nächs­te Ver­ur­tei­lung nach dem Ver­bots­ge­setz. In einer Son­der­num­mer der rechts­extre­men „AFP-Infor­ma­ti­on“ 2016 durf­te Schmidt sei­ten­lang sei­nen Klags­ver­such beim Ver­fas­sungs­ge­richts­hof gegen das Ver­bots­ge­setz dar­le­gen. Dar­in bezog er sich auf sei­ne Ver­ur­tei­lung vom 25.11.2015 zu einem Jahr beding­ter Haft wegen Wie­der­be­tä­ti­gung. Sein Klags­ver­such wur­de übri­gens vom VfGH als „aus­sichts­los“ gar nicht zugelassen.

Ab 2020, also seit Beginn sei­ner unter­neh­me­ri­schen Akti­vi­tä­ten, taucht Harald A. Schmidt in der Coro­na-Pro­test-Bewe­gung auf – nicht nur als Mit­läu­fer, son­dern auch als Red­ner. Mit dem Ver­ein „Iuvalex” betreibt er nicht nur eine pro­gram­ma­ti­sche Quer­front-Sei­te (auch auf FB und Tele­gram), son­dern ist damit auch als Gesell­schaf­ter unterwegs.

Im Herbst 2020 folgt das unter­ir­di­sche Pres­se­ge­spräch von Schmidt gemein­sam mit Jen­ni­fer Klau­nin­ger im Cafe Frey (1040 Wien), in dem er von pädo­phi­len Ver­schwö­run­gen phan­ta­siert, in die hoch­ran­gi­ge Orga­ne des Staa­tes, dar­un­ter Rich­ter und Staats­an­wäl­te, ver­wi­ckelt sei­en. Schmidt taucht auch in den Fol­ge­mo­na­ten immer wie­der bei Coro­na-Demos auf, meist im Gefol­ge von Gott­fried Küssel.

Ohne Küs­sel, aber zufrie­den mit sei­ner Teil­nah­me, ist er in einem Video vom 2. Netz­werk­tag der „Deut­schen Stim­me“ in Eisen­ach im Sep­tem­ber 2022 zu sehen. Die „Deut­sche Stim­me“ ist das Monats­ma­ga­zin der neo­na­zis­ti­schen NPD, die sich erst kürz­lich in „Die Hei­mat“ umbe­nannt hat. Im Febru­ar 2023 mar­schiert er gemein­sam mit Lucas Tuma, dem selbst­er­nann­ten „Impe­ra­tor“ der Feri­al­ver­bin­dung „Impe­ria“, der Nach­fol­ge­rin von „Das Reich“, beim neo­fa­schis­ti­schen „Lukov“-Marsch in Sofia auf.

Ein ver­zweig­tes, aber schnell­le­bi­ges Firmenimperium

Man wun­dert sich, wie Harald A. Schmidt sei­ne poli­ti­schen Akti­vi­tä­ten mit den zahl­rei­chen ver­zweig­ten und schnell­le­bi­gen Fir­men­ak­ti­vi­tä­ten unter einen Hut bringt. Wir haben näm­lich zunächst gewal­tig unter­trie­ben. Harald A. Schmidt taucht seit dem Jahr 2020 ent­we­der allei­ne als Gesell­schaf­ter und/oder Geschäfts­füh­rer oder über sei­ne Dr. Schmidt & Part­ner Immo­bi­li­en­in­vest­ment GmbH in zahl­rei­chen wei­te­ren GmbH auf. Wir haben in den Jah­ren vor 2020 kei­ner­lei nen­nens­wer­te wirt­schaft­li­che Akti­vi­tä­ten gefun­den. In der Schwur­ge­richts­ver­hand­lung von 2011 wur­de er noch als von Gele­gen­heits­jobs leben­der Not­stands­hil­fe­be­zie­her beschrieben.

Ab 2020 explo­die­ren die geschäft­li­chen Akti­vi­tä­ten des Dr. Schmidt und/oder sei­ner Immoinvest:

  • Schmidt & Part­ner Wind­gas­se 2 GmbH
  • Schmidt & Exel Pro­jekt­ent­wick­lungs GmbH
  • Schmidt & Part­ner Bau GmbH
  • Schmidt & Part­ner Alpha ProjektentwicklungsGmbH
  • Schmidt & Part­ner ON Haupt­stra­ße 102 ProjektentwicklungsGmbH
  • Königs­brun­ner­stra­ße ON34 Pro­jekt­ent­wick­lungs GmbH
  • ON Lich­tei­che 8 GmbH Pro­jekt­ent­wick­lungs GmbH
  • ON Lich­tei­che 14 Pro­jekt­ent­wick­lungs GmbH
  • Tru­mau­er Str. ON 43 Pro­jekt­ent­wick­lungs­ge­sell­schaft mbH
  • Schmidt & Part­ner ON Rei­te­rer Bade­see 54 ProjektentwicklungsGmbH
  • ON Sofi­en­al­pe 23 Pro­jekt­ent­wick­lungs GmbH
  • AGA Con­s­truc­tion GmbH
  • DeFu­tu­ra GmbH
  • Dena­to GmbH
  • 4 Wän­de Immo­bi­li­en­ent­wick­lungs­ge­sell­schaft mbH
  • EKO Ober­wart Pro­jekt­ent­wick­lungs GmbH
  • Smart­wall Eins Immo­bi­li­en­in­vest GmbH
  • Smart­wall Drei Immo­bi­li­en­in­vest GmbH
Netzwerk Dr. Schmidt & Partner Immobilieninvestment GmbH (Screenshot Northdata)

Netz­werk Dr. Schmidt & Part­ner Immo­bi­li­en­in­vest­ment GmbH (Screen­shot Nor­th­da­ta)

Haben wir was über­se­hen? Ver­mut­lich schon. Denn in den GmbH herrscht ein stän­di­ges Kom­men und Gehen. Eini­ge der Gesell­schaf­ten haben in den gut drei Jah­ren ihre Namen mehr­mals geän­dert, fast alle ihre Fir­men­sit­ze, und Harald Schmidt hat als Gesell­schaf­ter oder Geschäfts­füh­rer genau­so wie die Dr. Schmidt & Part­ner Immo­in­vest die Akti­vi­tä­ten manch­mal ziem­lich kurz­fris­tig been­det und in man­chen Fäl­len nach einer mehr­mo­na­ti­gen Pau­se wie­der begonnen.

Ein beson­ders dras­ti­sches Bei­spiel: die AGA Con­s­truc­tion GmbH. Am 21. Dezem­ber 21 wird die Dr. Schmidt Immo­in­vest Gesell­schaf­ter die­ser Fir­ma. Lucas Tuma, als „Impe­ra­tor“ der „Impe­ria“ schon sturm­er­probt, wird Geschäfts­füh­rer, legt aber die­se Funk­ti­on am 8.2.22 zurück. Ein Franz Schwarz spielt den Abwick­ler, über­nimmt als Geschäfts­füh­rer und weni­ge Tage dar­auf von der Dr. Schmidt & Part­ner Immo­in­vest auch die Gesell­schaf­ter­an­tei­le. Dann geht die Fir­ma plei­te, Kon­kurs, Schlie­ßung des Unternehmens.

Die Abwicklung "AGA Construction" (Northdata)

Die Abwick­lung „AGA Con­s­truc­tion” (Nor­th­da­ta)

Auch ande­re GmbH aus dem Schmidt­schen Fir­men­ge­flecht sind mitt­ler­wei­le insol­vent (Wind­gas­se 2, Königs­brun­ner Stra­ße 34, DeFu­tu­ra, Dena­to. Wei­te­re tau­meln ohne Geschäfts­füh­rer dahin, nach­dem Schmidt oder irgend­wer aus sei­nem Umkreis die­se Funk­ti­on zurück­ge­legt hat.

Natür­lich hat Harald Schmidt auch Hel­fer, um mit sei­nem Rie­sen­im­pe­ri­um zurecht zu kom­men. „Rund um Herrn Dr. Harald Schmidt hat sich ein Team aus unter­schied­li­chen Berufs­fel­dern zusam­men­ge­fun­den, um mit gemein­sa­mer Kom­pe­tenz Immo­bi­li­en­träu­me zu ver­wirk­li­chen“, heißt es auf einer ansons­ten ziem­lich ver­wais­ten Web­site der Schmidt Immo­in­vest (DSP). Stim­men deren Zah­len­an­ga­ben? Wir sehen uns zunächst ein­mal das Team an.

Angebliche Zahlen zur DSP: 20 Mio Euro Marktvolumen (Screenshot DSP-Website)

Angeb­li­che Zah­len zur DSP: 20 Mio Euro Markt­vo­lu­men (Screen­shot DSP-Website)

Mit einem Fuß im Häfn

Mar­co H. ist in den letz­ten zehn Mona­ten zum uner­müd­li­chen Rodeo-Rei­ter im Stall des Harald Schmidt avan­ciert. Ende August des Vor­jah­res begann sei­ne Kar­rie­re: Mar­co wur­de Geschäfts­füh­rer in der Zen­tra­le von Schmidts Fir­men­im­pe­ri­um: bei der Dr. Schmidt & Part­ner Immo­bi­li­en­in­vest­ment GmbH. Am 10.1.23 hat ihn das Fir­men­pferd­chen zum ers­ten Mal abge­wor­fen, am 24.2. durf­te er wie­der rauf, Anfang Mai muss­te er dann wie­der run­ter. Aber war­um die Unterbrechung?

Viel­leicht hängt sie damit zusam­men, dass H. in der Fir­men­pau­se einen ande­ren Ritt absol­vie­ren muss­te: als Ange­klag­ter im Lan­des­ge­richt Ried im Inn­kreis. Wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung natür­lich. Wir schrie­ben damals:

Der Jün­ge­re, Mar­co H., aus Vor­arl­berg nach Nie­der­ös­ter­reich migriert, arbei­tet seit Jah­ren jeden­falls flei­ßig dar­an, den alters­mä­ßi­gen Vor­teil von Peter zu kom­pen­sie­ren. Sei­ne Ver­ur­tei­lung 2016 nach dem Ver­bots­ge­setz fiel wegen der Ein­schrän­kun­gen für jun­ge Erwach­se­ne noch mil­de aus. Mitt­ler­wei­le ist der Mar­co zum Neo­na­zi-Hans­dampf in vie­len Gas­sen Ost­ös­ter­reichs mutiert, taucht in ver­schie­dens­ten Zusam­men­hän­gen und Gegen­den auf – und eben am 20. April 2022 auch in Brau­nau am Inn.

Mit dem undeut­li­chen Hin­weis auf die „vie­len Gas­sen“ und die „ver­schie­dens­ten Zusam­men­hän­ge“ woll­ten wir Mar­co H. damals sanft dar­auf hin­wei­sen, dass wir ein Auge auf ihn haben und auch über sei­ne Kar­rie­re-Ambi­tio­nen im Umfeld des Harald Schmidt Bescheid wis­sen. Aber der Mar­co nahm unse­re Hin­wei­se nicht an und sprang nach sei­ner Ver­ur­tei­lung zu drei Jah­ren unbe­dingt (noch nicht rechts­kräf­tig) ein wei­te­res Mal auf den Geschäfts­füh­rer­sat­tel. Für etwas mehr als zwei Mona­te; dann war wie­der Schluss bei Schmidts Immo­in­vest. Gelernt hat er dort jeden­falls viel: Schon rund 14 Tage nach sei­ner erst­ma­li­gen Ernen­nung, am 14.9.22, durf­te er die Aus­zü­ge aus der Bilanz für die Jah­re 2020 und 2021 mit sei­ner Unter­schrift bestä­ti­gen. Es scheint, die Schmidt­sche Immo­in­vest hat auf einen Kapa­zun­der wie ihn regel­recht gewar­tet, um die Jah­res­bi­lan­zen für die­se bei­den beweg­ten Jah­re abzuarbeiten.

Mitt­ler­wei­le dürf­te H. genug Wis­sen über die Schmidt­schen Immo-Akti­vi­tä­ten erwor­ben haben. Er darf zwar noch immer den Geschäfts­füh­rer der Wikri Alpha Pro­jekt­ma­nage­ment GmbH geben, aber sei­ne recht extre­me Mama hat schon einen loka­len Rück­zug ange­kün­digt: „Ich hab genug von Wien, Schein­pa­trio­tis­mus und das (sic!) mei­ne Wer­ke hier nicht von Her­zen geschätzt wer­den. Wer­de mit mei­nem Sohn zurück nach West­ös­ter­reich gehen!

A.H.: "Werde mit meinem Sohn zurück nach Westösterreich gehen!" (Screenshot TG)

A.H.: „Wer­de mit mei­nem Sohn zurück nach West­ös­ter­reich gehen!” (Screen­shot TG)

Womit wir bei wei­te­ren Team­mit­glie­dern wären. Sol­che braucht es näm­lich auch, wenn man ein der­art gewal­ti­ges Fir­men­im­pe­ri­um len­ken will – egal, wohin.

„Impe­ra­tor“ und Liquidator

In einer eher sub­al­ter­nen Rol­le im Fir­men­im­pe­ri­um des Harald A. Schmidt taucht der „Impe­ra­tor“ (lat., Herr­scher, Gebie­ter, auch: Kai­ser) des Ver­eins „Impe­ria“ auf. Die „Impe­ria“ (lat., pl. die Rei­che, von impe­ri­um, das Reich) ist der Nach­fol­ge­ver­ein der Feri­al­ver­bin­dung „Reich“, in der der Lucas Tuma auch schon den Chef spie­len durf­te, obwohl Gott­fried Küs­sel der eigent­li­che Herr­scher war. Man kennt ein­an­der schon aus den Zei­ten der neo­na­zis­ti­schen VAPO (Volks­treue Außer­par­la­men­ta­ri­sche Opposition.

Mag. Lucas Tuma – so wie Schmidt ein Jurist – bevor­zugt im wirt­schaft­li­chen Bereich offen­sicht­lich eher die tra­gi­schen Rol­len. Alle Fir­men, in denen er in grau­en Vor­zei­ten tätig war (etwa der Vier Zet Ver­lag und Han­dels­ge­sell­schaft, die das Buch sei­nes Vaters und Küs­sel-Ver­tei­di­gers Otto Tuma „Armer klei­ner Faschist“, ver­legt hat­te) gibt es nicht mehr, wur­den liquidiert.

Buch Otto Tuma, "Armer kleiner Faschist"

Buch Otto Tuma, „Armer klei­ner Faschist”, Vier Zet Verlag

Bei Schmidt war Tuma in der Dr. Schmidt & Part­ner Wind­gas­se 2 Pro­jekt­ent­wick­lung GmbH Geschäfts­füh­rer, die laut „unternehmen24.info“ in den Kon­kurs gegan­gen ist. Bei der AGA Con­s­truc­tion GmbH, wo er sozu­sa­gen als „Christ­kindl“- Geschäfts­füh­rer am 21.12. 21 instal­liert wur­de, ist er dem Kon­kurs knapp aus­ge­wi­chen, indem er rechts­zei­tig, näm­lich ein­ein­halb Mona­te nach dem Antritt, sei­ne Funk­ti­on zurücklegte.

Tuma war in der „Coro­na-Quer­front“ aktiv, trat als Red­ner bei „Fairdenken“-Demos auf und war schließ­lich gemein­sam mit Schmidt heu­er Teil­neh­mer am neo­fa­schis­ti­schen „Lukov“-Marsch in Sofia. Der zwei­te Ver­ein, in dem Tuma aktiv war, nann­te sich Top Speed – Ver­band der All­ge­mei­nen Luft­fahrt, betrieb eine Flug­schu­le am Flug­platz Wie­ner Neu­stadt und wur­de 2012 aus unbe­kann­ten Grün­den liquidiert.

Über­lie­fert ist ein hef­ti­ger Streit zwi­schen Tuma und der „Dia­mond Air­craft“ (NÖN, 9.4.2007), in deren Ver­lauf Lucas Tuma, der als Geschäfts­füh­rer der Top Speed bezeich­net wur­de, den Ver­tre­ter von Dia­mond Air­craft als „däm­li­chen Win­kel­ad­vo­ka­ten“ bezeich­net hat­te. Wie der Rechts­streit ende­te, ist nicht bekannt.

„Huren, Striz­zis und Ganoven“

Das ist der Titel eines Buches, das Wal­ter Ger­hard Piran­ty 2007 auf den Markt gebracht hat und nur einen Teil sei­ner Akti­vi­tä­ten beschreibt. Einen ande­ren, nicht unwe­sent­li­chen Teil hat der Blog „Öster­reich Rechts­au­ßen“ in einer aus­ge­zeich­ne­ten Recher­che vom April 2023 ver­öf­fent­licht. Wir fas­sen kurz zusam­men: Wal­ter Piran­ty ist ein lang­jäh­ri­ger, bes­tens in der Neo­na­zi-Sze­ne ver­an­ker­ter Rot­licht-Mensch, der aktu­ell gera­de an einem Wehr­dorf in Ungarn bas­telt. 2020 zeigt er stolz in einem Video, dass ihm eine Fuß­fes­sel von der Jus­tiz ver­passt wur­de. Wofür, wis­sen wir nicht, obwohl Piran­ty eigent­lich sehr aus­kunfts­freu­dig ist.

Im Impe­ri­um des Harald Schmidt taucht er auch auf, etwa bei den Eröff­nungs­fei­er­lich­kei­ten (2021) eines zeit­wei­li­gen Fir­men­sit­zes der meis­ten sei­ner GmbH – in der Johan­nes­gas­se 21 im ers­ten Wie­ner Bezirk. Im April die­ses Jah­res stell­te er auf sei­nem Face­book-Kon­to zahl­rei­che Vide­os online, die ihn dort bei der stol­zen Prä­sen­ta­ti­on von etli­chen Kar­tons mit Cham­pa­gner und beim Ent­kor­ken zei­gen. Piran­ty bezeich­net sich da als Betriebs­rat im Schmidt­schen Fir­men­ge­flecht. Der Cham­pa­gner steht für die Protz­sucht von Piran­ty, Schmidt & Co, aber wofür ste­hen die Unmen­gen an Geld­schei­nen, die er gebün­delt oder lose – ver­mut­lich in den Fir­men­räu­men – abge­filmt hat und in meh­re­ren Vide­os und in unter­schied­li­chen Vari­an­ten präsentiert?

Hun­der­tau­sen­de Euro in bar

Sein Pos­ting zu den Vide­os, das er mit 70 (!) Per­so­nen, vor­wie­gend aus Rot­licht- und brau­ner Sze­ne teilt und nach wie vor online ist, lau­tet so:

Die Fir­ma “Dr Schmidt & Part­ner” mit dem Grün­der Dr Harald Schmidt und den Mann im Hin­ter­grund Mar­kus Post­pich­al. Jeden Tag Moët Cham­pa­gner, mehr­mals pro Woche Par­ty mit meh­re­ren Pro­sti­tu­ier­ten, Hun­dert­tau­sen­de Euros mit der Geld­zähl­ma­chi­ne durch­zäh­len, essen von Loka­len bestel­len, (…) und ich als Betriebs­rat. Tja in die­sem Sin­ne stört es mich ja nicht das vor lau­ter Par­ty kein Geld für die Mie­te in der Johan­nes­gas­se und Mom­sen­gas­se da war. Das Moët und Pro­sti­tu­ier­te wich­ti­ger waren als Nota­re und ande­re Rech­nun­gen zu bezah­len. Aber als Betriebs­rat stört es mich das 5 Ange­stell­te seit 2 Jah­ren auf der Arbei­ter­kam­mer um ihr Gehalt kämp­fen müs­sen. (Alle Feh­ler im Original!)

Die Kom­men­ta­re der Sze­ne zu die­sem doch sehr deut­li­chen Pos­ting von Piran­ty sind spär­lich und ver­hal­ten. In einem wird gefragt: „Habt ihr gestrit­ten?“ Ver­mut­lich. Uns inter­es­sie­ren aber mehr die Hun­dert­tau­sen­den Euro Bar­geld. Woher kom­men sie? Wohin gin­gen sie? Mie­te und Ange­stell­te wur­den ja laut Piran­ty nicht damit bezahlt. Was sonst? Was macht soviel Bar­geld in den Hän­den von Men­schen, die ein­deu­tig in der brau­nen Sze­ne ver­an­kert sind?

Hin­weis auf Vide­os ver­dan­ken wir „Öster­reich Rechts­au­ßen

Der Kon­kurs-Frei­heit­li­che im Hintergrund

Damit kom­men wir end­lich zu dem Mann, der von Piran­ty als der „Mann im Hin­ter­grund“ vor­ge­stellt wird: Mar­kus Pospich­al (nicht Post­pich­al). Er taucht als Per­son oder mit sei­ner 2020 gegrün­de­ten Pospich­al Immo­bi­li­en­in­vest GmbH in etli­chen GmbH des Harald Schmidt auf als (Mit-)Gesellschafter oder auch Geschäfts­füh­rer. In der zen­tra­len GmbH, der Dr. Schmidt & Part­ner Immo­bi­li­en­in­vest­ment GmbH, war die Pospich­al Immo­in­vest von Beginn an Part­ner. Wir erin­nern uns an die Lob­prei­sun­gen in den Info-Blät­tern bei den Crowd-Invest­ments: „Das Immo­bi­li­en – Know How wird durch die Pro­jekt­er­fah­run­gen aus der Pospich­al Immo­bi­li­en­in­vest GmbH durch Ire­ne und Mar­kus Pospich­al (…) ergänzt.“

Nun ja, das kann auch anders gele­sen wer­den. Von den acht GmbH, in denen Mar­kus Pospich­al vor 2020 enga­giert war, sind sie­ben in den Kon­kurs gegan­gen und letzt­end­lich liqui­diert wor­den. Etwas selt­sam auch, dass in der wegen ihrer kom­bi­nier­ten Erfah­run­gen geprie­se­nen Dr. Schmidt & Part­ner Immo­in­vest mitt­ler­wei­le weder Dr. Schmidt noch Mar­kus Pospich­al als Gesell­schaf­ter tätig sind. Schmidt ist seit Juni 2022 auch nicht mehr Geschäfts­füh­rer und Mar­co H. hat Anfang Mai 2023 das Schmidt­sche Flagg­schiff ver­las­sen und ist seit­her ohne führerlos.

Fast hät­ten wir’s ver­ges­sen. Unter Mar­kus Pospich­al, Ver­trags­ver­mitt­lung von Werk- und Dienst­leis­tungs­ver­trä­gen und Fas­sen­wer­bung werk­te er auch bis 2016. Wir wis­sen zwar nicht, was „Fas­sen­wer­bung“ ist, dafür wis­sen wir, dass er auch mit die­ser Fir­ma in Kon­kurs ging.

Ende 2014 begann dafür eine ande­re Kar­rie­re – die poli­ti­sche bei der FPÖ. „Eine Polit­bom­be explo­dier­te kurz vor Weih­nach­ten in Tru­mau“, jubel­te damals „unzensuriert.at“. Die Bom­be ent­pupp­te sich als klei­ne Fla­tu­lenz. Mar­kus Pospich­al, Vor­stands­mit­glied der Bezirks-SPÖ und Mit­glied des sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Wirt­schafts­ver­ban­des, wech­sel­te zur FPÖ. Sei­ne Begrün­dung: der Häupl! Weil der Wie­ner Bür­ger­meis­ter den schla­gen­den Bur­schen­schaf­ter Maxi­mi­li­en Krauss nicht zum Stadt­schul­rats­vi­ze­prä­si­den­ten ernannt hat. Pospich­al: „Das so etwas in einer Demo­kra­tie mög­lich ist?“ Ers­tens heißt es „dass“ und zwei­tens: Es gehört zum Wesen einer Demo­kra­tie, dass so etwas mög­lich ist. Wie es phy­si­ka­lisch gese­hen eigent­lich klar ist, blie­ben von der explo­dier­ten Bom­be nur Frag­men­te übrig, jeden­falls kei­ne stei­le Kar­rie­re in der FPÖ.

Was macht der Gene­ral­se­kre­tär des Team HC da? 

Das mag auch an sei­nem Ent­de­cker und För­de­rer in der FPÖ, dem dama­li­gen geschäfts­füh­ren­den Lan­des­par­tei­ob­mann für Nie­der­ös­ter­reich, Chris­ti­an Höbart, gele­gen haben. Höbart, Rechts­aus­le­ger in der FPÖ, pen­na­ler Bur­schen­schaf­ter (pennV Tau­ris­ka Baden) und bekannt für unter­ir­di­sche Hetz­ti­ra­den gegen Asyl­wer­ber, die er als „Erd- und Höh­len­men­schen“ dif­fa­miert hat, war damals gera­de etwas in der Bre­douil­le, weil die Staats­an­walt­schaft einen Straf­an­trag wegen Urkun­den­fäl­schung gegen ihn gestellt hat­te. Mit einer Diver­si­on wur­de die Sache 2016 dann been­det. 2018 ein neu­er­li­cher Hetz­ex­zess: Höbart ver­kün­de­te stolz, drei Laden­die­be gestellt und sie der Poli­zei über­ge­ben zu haben: „Nur: Die drei Bur­schen marok­ka­ni­scher Her­kunft hat­ten gar nichts gestoh­len.“ (diepresse.com, 30.8.18)

Höbart, der 2019 sein Natio­nal­rats­man­dat abge­ben muss­te und 2020 als Gene­ral­se­kre­tär zum Team HC gewech­selt ist, passt also ziem­lich gut in die­se bun­te Mischung aus Brau­nen und Blau­en, obwohl er nicht direkt mit dem Schmidt­schen Fir­men­im­pe­ri­um ver­bun­den ist. Pospich­al bil­det die Brücke!

Und zwei Jungblaue?

Im Juli 2022 wur­de näm­lich eine neue GmbH in das Fir­men­buch ein­ge­tra­gen. Die Visio Living Immo­bi­li­en und Unter­neh­mens­be­ra­tung GmbH in Tru­mau wur­de mit vier Gesell­schaf­tern aktiv, bas­tel­te sich eine Web­site und begann mit dem Ver­kauf von Immo­bi­li­en zu werben.

Die ers­te Über­ra­schung sind aber die Gesellschafter*innen. Trotz der poli­ti­schen Spal­tung und Tren­nung zwi­schen FPÖ und dem THC und sei­nem Vor­sit­zen­den Stra­che fan­den da näm­lich zwei FPÖ-Jung­funk­tio­nä­re mit einem THC-Gene­ral­se­kre­tär und der geplatz­ten FPÖ-Bom­be Mar­kus Pospich­al ein­träch­tig zusam­men. Deni­se Wareka, die in der FPÖ auch noch als Deni­se Kuef­ner und geschäfts­füh­ren­de Obfrau des RFJ Wien bekannt ist, ist seit dem Sep­tem­ber mit dem Brun­ner FPÖ-Funk­tio­när David Ales­san­dro Wareka durch eine Ehe ver­eint (1) und mit Chris­ti­an Höbart und Mar­kus Pospich­al in der Visio Living.

Die zwei­te Über­ra­schung: Sie sind nicht mehr ver­eint! Jeden­falls nicht mehr in der Visio Living. Im Juni die­ses Jah­res haben sie näm­lich – wie es scheint, flucht­ar­tig – die Gesell­schaft ver­las­sen. Für Chris­ti­an Höbart müs­sen sich dabei alle schreck­li­chen Phan­ta­sien von „Umvol­kung“ erfüllt haben: Der neue Allein­ge­sell­schaf­ter und Geschäfts­füh­rer trägt den Vor­na­men Moham­med. Es gibt aber noch ande­res Schreck­li­ches. Was sich bereits in den Wochen zuvor ange­kün­digt hat­te: Die Visio Living-Home­page wur­de kom­plett leergeräumt.

Wo zuvor noch attrak­ti­ve Immo­bi­li­en­an­ge­bo­te zum Ver­kauf ange­prie­sen wur­den, gibt es seit eini­gen Wochen gäh­nen­de Lee­re. Was der neue Geschäfts­füh­rer, der zumin­dest noch den Wohn­sitz von Pospich­al als Fir­men­sitz nut­zen darf, da noch her­zau­bern wird, ent­zieht sich unse­rer Vor­stel­lungs­kraft. Was wir aber wis­sen und fest­ge­hal­ten haben, sind die nun­mehr ver­schwun­de­nen Immo­bi­li­en­an­ge­bo­te der Visio living.

Noch eine Überraschung!

Was die Visio Living näm­lich seit ihren Anfän­gen wie sau­res Bier unver­dros­sen ange­bo­ten hat, waren die Immo­bi­li­en Lich­tei­che 8 und Lich­tei­che 14 in Pur­kers­dorf (wir haben sie zu Beginn unse­res Bei­trags als Crowd­in­ves­t­ing-Pro­jek­te der Dr. Schmidt & Part­ner Immo­in­vest vorgestellt).

Nur am Ran­de sei erwähnt, dass die bei­den von der Visio Living ange­bo­te­nen Immo­bi­li­en allem Anschein nach eine bedeu­ten­de Flä­chen­ver­grö­ße­rung erfah­ren haben. Ursprüng­lich, im Infor­ma­ti­ons­blatt für Anle­ger, waren es für die Lich­tei­che 14 drei Eigen­tums­woh­nun­gen, davon eine Mai­so­nette. Grö­ßen­ord­nung zwi­schen 120 bis 150 m², das heißt ins­ge­samt rund 390 m². Bei der Visio Living wur­de das Ange­bot auf 437 plus 135,05 m² gepimpt. Aber viel­leicht sehen wir da etwas falsch?

Rich­tig sehen wir hin­ge­gen, dass das Infor­ma­ti­ons­blatt vom Juni 2021 (Crowd­in­vest­ment) für bei­de Objek­te fol­gen­den Pro­jekt­sta­tus ver­kün­de­te: „Das Grund­stück ist ange­kauft. Die Bau­be­wil­li­gung ist rechts­kräf­tig erteilt und der Bau­start erfolg­te im Mai 2021. Die Fer­tig­stel­lung der Anla­ge ist im Mai 2023 avi­siert.“ Dazu gibt es für bei­de Grund­stü­cke Fotos, die die begon­ne­nen Bau­ar­bei­ten doku­men­tie­ren sollen.

Projektstatus Lichteiche 8: "Baustart Mai 2021 ... Fertigstellung ist im Mai 2023 avisiert" (Juni 2021, Screenshot Projektbeschreibung Dagobertinvest)

Pro­jekt­sta­tus Lich­tei­che 8: „Bau­start Mai 2021 … Fer­tig­stel­lung ist im Mai 2023 avi­siert” (Juni 2021, Screen­shot Pro­jekt­be­schrei­bung Dagobertinvest)

Wie sieht’s in Wirk­lich­keit aus? Wir hal­ten im Juni 2023 und mer­ken an, dass an den Aus­sa­gen zum Pro­jekt­sta­tus 2021 nur der ers­te Satz stimmt. Weder wur­de damals eine Bau­be­wil­li­gung rechts­kräf­tig erteilt noch konn­te ein Bau­start erfol­gen. Die avi­sier­te Fer­tig­stel­lung der bei­den Anla­gen im Mai 2023 wird sich nicht mehr aus­ge­hen, weil im Juni 2023 bei­de Grund­stü­cke ganz fried­lich als Wie­sen vor sich hindämmern.

Lichteiche 8 im Nov. 2022: Keine Spur von Bautätigkeiten (© SdR)

Lich­tei­che 8 im Nov. 2022: Kei­ne Spur von Bau­tä­tig­kei­ten (© SdR)

Lichteiche 14 im Nov. 2022: Keine Spur von Bautätigkeiten (© SdR)

Lich­tei­che 14 im Nov. 2022: Kei­ne Spur von Bau­tä­tig­kei­ten (© SdR)

Infos aus Pur­kers­dorf deu­ten dar­auf hin, dass eine Bau­ge­neh­mi­gung denk­bar ist, aller­dings mit nied­ri­ge­rer Bau­hö­he (was kon­trär zu den Anga­ben beim Crowd­fun­ding stün­de und die Ren­di­ten der bei­den Objek­te erheb­lich nach unten ver­än­dern würde).

Die Visio Living hat also Immo­bi­li­en zum Ver­kauf ange­bo­ten, die es bis­lang nur in den Träu­men eini­ger Blau­er und Brau­ner gibt. Die brau­ne und blaue Bla­se um Dr. Harald Schmidt hat in ihren Crowd­in­vest­ment-Geld­sam­mel­ak­tio­nen Ver­spre­chen zu Immo­bi­li­en gemacht, die nach­weis­lich so nicht ein­ge­hal­ten wer­den konn­ten. Die brau­ne und blaue Bla­se um Dr. Harald Schmidt wird – jeden­falls auf den Vide­os von Wal­ter G. Piran­ty – mit rau­en Men­gen von Bar­geld in Ver­bin­dung gebracht. Wir mei­nen: Gefahr in Verzug!

P.S.: Chris­ti­an Höbart hat sich bereits ins nächs­te Immo­bi­li­en­pro­jekt gestürzt: Zusam­men mit Mar­kus Pospich­al arbei­tet er mit deren LS 62 Pro­jekt­ent­wick­lung GmbH an einem Wohn­bau­pro­jekt: dies­mal in Hir­ten­berg. Die Crowd­fun­ding-Kam­pa­gne ist abge­schlos­sen, die Woh­nun­gen sol­len im vier­ten Quar­tal 2023 bezugs­fer­tig über­ge­ben wer­den. Wie heißt’s im Casi­no? Fai­tes vos jeux!

Fuß­no­te

1 Deni­se Kuef­ner (Wareka): bis 2020: Bezirks­rä­tin Favo­ri­ten, seit Juli 2020 geschäfts­füh­ren­de Obfrau der Frei­heit­li­chen Jugend Wien, RFJ-Bundesobmann-Stellv.in
David Ales­san­dro Wareka: FPÖ-Gemein­de­rat Brunn/Gebirge, FPÖ-Bezirks­par­tei­se­kre­tär Bez. Möd­ling, Obmann RFJ Bez. Möd­ling, Bun­des-RFJ-Vor­stands­mit­glied (Finanz­re­fe­rent-Stell­ver­tre­ter)
Bei­de waren Pral­amen­ta­ri­sche Mitarbeiter*innen des Ex-FPÖ-Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ten Mar­kus Tschank

Als es die "Visio Living" noch mit Höbart, Pospichal und Wareka gab: 3 Projekte von Dr. Schmidt und Partner im Angebot - Lichteiche 8, Lichteiche 14 und Sofienalpe 23 in Wien (Screenshot Website; hier gesichert)

Als es die „Visio Living” noch mit Höbart, Pospich­al und Wareka gab: 3 Pro­jek­te von Dr. Schmidt und Part­ner im Ange­bot — Lich­tei­che 8, Lich­tei­che 14 und Sofi­en­al­pe 23 in Wien (Screen­shot Web­site; hier gesichert)