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Blaubraunes Immo-Business: erster Nachschlag

Unse­re Recher­che über das blaubrau­ne Immo-Busi­­ness hat Wel­len geschla­gen. Naja, jeden­falls Krei­se gezo­gen. Im Krei­se der unmit­tel­bar Por­trä­tier­ten, die – ver­ständ­li­cher­wei­se – nicht immer ein­ver­stan­den waren mit unse­ren Recher­chen. Auch sonst hat sich eini­ges getan. Nicht nur bei den Inves­to­ren brei­tet sich Unru­he aus. Ein ers­ter Zwi­schen­be­richt. Ein Cha­rak­ter­schwein Wir haben es ja schon geahnt und […]

14. Sep 2023
Posting Piranty vom 20.4.23 mit Unsummen an Bargeld (Screenshot FB Piranty)
Posting Piranty vom 20.4.23 mit Unsummen an Bargeld (Screenshot FB Piranty)

Ein Charakterschwein

Wir haben es ja schon geahnt und im Kapi­tel „Ein Fuß im Häfn“ beschrie­ben: Die Kar­rie­re des Mar­co H. als Geschäfts­füh­rer im blaubrau­nen Immo-Busi­ness ist enden­wol­lend. Nicht nur auf­grund der mehr­jäh­ri­gen Haft­stra­fe wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung, die er unse­ren Infor­ma­tio­nen nach vor kur­zem antre­ten muss­te. H. hat nach 14 Tagen als frisch bestell­ter Geschäfts­füh­rer Bilan­zen mit sei­ner Unter­schrift beglau­bigt, was er wohl bes­ser nicht tun hät­te sol­len. Sei­ne Mut­ter, die noch Anfang Juni mit ihrem Sohn zurück in den äußers­ten Wes­ten Öster­reichs zie­hen woll­te, zog auf Tele­gram Anfang Juli des­halb eine ande­re Bilanz: „Als ob alles nicht schon genug wäre… Jetzt hat so ein 60 jäh­ri­ges Cha­rak­ter­schwein mei­nem Sohn sehr uneh­ren­haft in eine Fir­men­rechts­sa­che mitrein­ge­zo­gen.“ Das wol­len wir nicht wei­ter kommentieren.

S.H.: "60 jähriges Charakterschwein" (TG 7.7.23)
S.H.: „60 jäh­ri­ges Cha­rak­ter­schwein” (TG 7.7.23)

Ein zwischenzeitlicher Abgang

Noch am glei­chen Tag, am 23.6., als unse­re Recher­che erschien, infor­mier­te Wal­ter Ger­hard Piran­ty (in unse­rer Recher­che im Kapi­tel „Huren, Striz­zis & Gano­ven“ por­trä­tiert) mehr als 80 Per­so­nen via Face­book dar­über und stell­te einen inter­es­san­ten Kom­men­tar dazu.

Die Ange­stell­ten war­ten noch immer auf ihr Geld. Lei­der haben eini­ge schon dar­auf ver­zich­tet weil es eh kei­nen Sinn hat. Außer ich, als Betriebs­rat, sind noch 3 Ange­stell­te da die ihr Geld wol­len. (2 haben schon ver­zich­tet) Dar­un­ter 2 über 50jährige für die zwar vom AMS För­der­gel­der bezo­gen wur­den aber die kein Geld beka­men und eine damals min­der­jäh­ri­ge die auch aus­ge­nützt wur­de. Letz­te­res tut mir per­sön­lich beson­ders weh weil die Ableh­nung die­ses jun­gen Mäd­chen von Dr Schmidt ein­zig auf sei­ne ras­sis­ti­sche Art beruh­te weil sie eine (poli­tisch kor­rekt aus­ge­drückt) Sin­ti und Roma war. Man sieht hier aber wie­der wie sehr die Arbei­ter in Öster­reich von Gewerk­schaf­ten, Arbei­ter­kam­mer etc beschützt wer­den näm­lich gar nicht. Das die Inves­to­ren, Ver­mie­ter, Nota­re,… um ihr Geld gebracht wur­den — ok. Aber per­sön­lich sich zu berei­chern und mit „Huren & Cham­pa­gner“ zu fei­ern wäh­rend man die Ange­stell­ten nicht bezahlt das ist schon grenz­wer­tig. Ich per­sön­lich bekom­me von der Fir­ma Dr Schmidt und Part­ner €22.000,- und von Mar­kus Pospich­al €36.600,- was ja kei­ne schlech­ten Sum­men sind. Zum Abschluss sei noch zu erwäh­nen, das der lie­be Dr Schmidt vor ein paar Mona­ten auf der Stra­ße eine Ohr­fei­ge kas­sier­te. Eine etwas hef­ti­ge. Ob von einen der Leu­te die er betro­gen hat oder von jeman­den den er ras­sis­tisch belei­dig­te ist lei­der nicht bekannt. Er ging jeden­falls sofort zur Poli­zei und erstat­te­te Anzei­ge und die Poli­zei ermit­telt jetzt gegen unbe­kann­te Täter. Zeigt auch etwas vom Charakter.

Ein doch sehr deut­li­cher und hef­ti­ger Kom­men­tar von einem, der selbst im blaubrau­nen Immo-Busi­ness invol­viert war. Rot­licht und vie­le brau­ne Kame­ra­den sind jeden­falls seit­her bes­tens informiert.

Ende Juni stell­te Piran­ty alle sei­ne Akti­vi­tä­ten in den diver­sen sozia­len Medi­en ein. Ohne Kom­men­tar. Was ist da pas­siert? Nach uns vor­lie­gen­den Infor­ma­tio­nen erhielt Piran­ty ein hal­bes Jahr staat­li­chen Zwangs­auf­ent­halt wegen einer Cau­sa, die nichts mit dem blaubrau­nen Immo-Busi­ness zu tun hat.

Eine Beschwerde

Aus dem inne­ren blaubrau­nen Kreis gab es aber auch noch ande­re Reak­tio­nen. Nach der Metho­de „Good cop und bad cop” ersuch­ten die einen um drin­gen­de Kon­takt­auf­nah­me, weil sie sich selbst als Opfer die­ser „furcht­ba­ren Machen­schaf­ten“ sehen woll­ten, wäh­rend der ande­re aus der Run­de mit zivil‑, medi­en- und straf­recht­li­chen Schrit­ten droh­te, wenn wir nicht umge­hend und gegen eine Zah­lung von 840 Euro sei­nen Namen til­gen. Haben wir nicht gemacht, weil wir alles gut bele­gen kön­nen, wie unse­re Anwäl­tin Maria Wind­ha­ger in ihrer Ant­wort an den Anwalt der Gegen­sei­te festhielt:

In dem Arti­kel wer­den Fak­ten berich­tet und Fra­gen gestellt, jedoch kein Vor­wurf einer straf­ba­ren Hand­lung erho­ben. So wur­de expli­zit fest­ge­hal­ten, dass Ihr Man­dant nicht direkt mit dem Fir­men­im­pe­ri­um ver­bun­den ist. Die Anspie­lung, dass Ihr Man­dant in die brau­ne und blaue Mischung passt, ergibt sich bereits aus sei­ner ehe­ma­li­gen Par­tei­zu­ge­hö­rig­keit zur FPÖ.

Und wenn so gedroht wird, erüb­rigt sich auch eine „drin­gen­de Kontaktaufnahme“.

Eine Prüfung

Von der Rechts­an­walts­kam­mer woll­ten wir Mit­te Juni wis­sen, wie sie die Aus­künf­te der Dr. Schmidt & Part­ner Immo­bi­li­en­in­vest­ment GmbH über die „jah­re­lan­ge Erfah­rung als Rechts­an­walt im Bereich Wirt­schafts­recht“ des Dr. Schmidt beur­teilt, wo doch der 1997 zu sie­ben Jah­ren Haft (wegen Betrug und Kör­per­ver­let­zung) und 2011 zu 18 Mona­ten Haft wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung nach § 3g Ver­botsG ver­ur­teilt wor­den ist.

Mit­te Juli hat uns die Rechts­an­walts­kam­mer dar­über infor­miert, dass Dr. Harald A. Schmidt seit 1996 nicht mehr Anwalt ist und die Fra­ge einer Kla­ge wegen mög­li­cher Ver­let­zung des Geset­zes gegen den unlau­te­ren Wett­be­werb (UWG) an den Rechts­an­walts­ver­ein wei­ter­ge­lei­tet wurde.

Rechtsanwaltskammer zur Causa Schmidt (Schreiben an SdR 13.7.23)
Rechts­an­walts­kam­mer zur Cau­sa Schmidt (Schrei­ben an SdR 13.7.23)

Eine Nullinformation

Vom Bau­amt der Stadt­ge­mein­de Pur­kers­dorf woll­ten wir im Juni eine offi­zi­el­le Aus­kunft, ob für die bei­den Grund­stü­cke Lich­tei­che 8 und 14 eine rechts­kräf­ti­ge Bau­ge­neh­mi­gung vor­liegt und falls ja, mit wel­chen Bebau­ungs­be­stim­mun­gen. Jetzt wis­sen wir immer­hin, dass es bis zu einem Infor­ma­ti­ons­frei­heits­ge­setz, das auch für Gemein­den wirk­sam wird, noch ein sehr lan­ger Weg ist. Nicht unfreund­lich, aber sehr bestimmt, ant­wor­te­te uns die Stadt­ge­mein­de, „dass kon­kre­te lie­gen­schafts­be­zo­ge­ne Infor­ma­tio­nen (zB. Details zu Bau- oder Abga­ben­ver­fah­ren) aus­schließ­lich dem Lie­gen­schafts­ei­gen­tü­mer oder von die­sem bevoll­mäch­tig­ten Per­so­nen vor­be­hal­ten sind“.

Eine Information

Der Blog „Wie­ner Zocker“, der vor zehn Jah­ren gegrün­det wur­de, um Machen­schaf­ten inner­halb der Wie­ner Finanz- und Immo-Sze­ne anzu­pran­gern, ist nach etli­chen Jah­ren Still­stand seit eini­gen Mona­ten wie­der aktiv und hat sich Anfang Juli mit unse­rer Recher­che mit dem blaubrau­nen Immo-Busi­ness aus­ein­an­der­ge­setzt. Titel sei­nes Berichts: „Inter­es­sant: Eine ‚Stoppt die Rech­ten‘ Recher­che über Dago­bert­in­vest und sons­ti­ge Ver­bin­dun­gen“.

Mit Dago­bert­in­vest woll­ten wir uns eigent­lich ganz bewusst nicht aus­ein­an­der­set­zen, weil inves­ti­ga­ti­ve Recher­che im Finanz­be­reich nicht zu unse­ren Kern­kom­pe­ten­zen gehört. Uns reicht für unse­re Arbeit schon das, was der „Wie­ner Zocker“ unter „sons­ti­ge Ver­bin­dun­gen“ ein­reiht: das schmut­zi­ge Geschäft von Rechts­extre­men und Neo­na­zis im Immo-Bereich. Wenn sich der „Wie­ner Zocker“ (und hof­fent­lich noch ande­re Medi­en) mit den „sons­ti­gen“ Abzo­cke­rei­en in der Wie­ner Finanz­bran­che wei­ter beschäf­ti­gen, wäre uns das sehr recht.

Eine Verzögerung?

Es kam, wie es kom­men muss­te. Nach­dem wir in unse­rer Recher­che schon beschrie­ben haben, dass sich die Ver­spre­chun­gen der Emit­ten­ten für die Crowd-Invest­ments in Pur­kers­dorf (Lich­tei­che 8 und 14) mit der Rea­li­tät vor Ort bei­ßen, gaben jetzt die Geschäfts­füh­run­gen der Lich­tei­che 8 Pro­jekt­ent­wick­lungs­GmbH und der Lich­tei­che 14 Pro­jekt­ent­wick­lungs­GmbH den Inves­to­ren bekannt, dass sich bei bei­den Pro­jek­ten die Rück­zah­lun­gen der Dar­le­hen ver­zö­gern würden.

In einem „Forum für geschä­dig­te Anle­ger“ wird gera­de dis­ku­tiert, wie die­se Ver­zö­ge­run­gen zu inter­pre­tie­ren sind. Man ist sich einig, dass die Ver­spre­chen zu Bau­be­ginn und Bau­fer­tig­stel­lung („Mile­sto­nes”) schon zum Zeit­punkt des Fun­dings (Juni bzw. Juli 21) Schrott waren und des­halb eine außer­or­dent­li­che Kün­di­gung wegen offen­kun­di­ger Falsch­in­for­ma­ti­on“ leicht begründ­bar wäre. Als wir im Forum unse­re Recher­che bekannt­ga­ben, hieß es in einer Ant­wort: „Das liest sich ziem­lich grus­lig.“ Stimmt!

Projekt Milestones Lichteiche 8: "August 2023 Projektabschluss"
Pro­jekt Mile­sto­nes Lich­tei­che 8: „August 2023 Projektabschluss”
Piranty postet am 23. Juni SdR-Beitrag (Screenshot FB)
Piran­ty pos­tet am 23. Juni SdR-Bei­trag (Screen­shot FB)
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