Blaubraunes Immo-Business: erster Nachschlag

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Unse­re Recher­che über das blaubrau­ne Immo-Busi­ness hat Wel­len geschla­gen. Naja, jeden­falls Krei­se gezo­gen. Im Krei­se der unmit­tel­bar Por­trä­tier­ten, die – ver­ständ­li­cher­wei­se – nicht immer ein­ver­stan­den waren mit unse­ren Recher­chen. Auch sonst hat sich eini­ges getan. Nicht nur bei den Inves­to­ren brei­tet sich Unru­he aus. Ein ers­ter Zwischenbericht.

Ein Charakterschwein

Wir haben es ja schon geahnt und im Kapi­tel „Ein Fuß im Häfn“ beschrie­ben: Die Kar­rie­re des Mar­co H. als Geschäfts­füh­rer im blaubrau­nen Immo-Busi­ness ist enden­wol­lend. Nicht nur auf­grund der mehr­jäh­ri­gen Haft­stra­fe wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung, die er unse­ren Infor­ma­tio­nen nach vor kur­zem antre­ten muss­te. H. hat nach 14 Tagen als frisch bestell­ter Geschäfts­füh­rer Bilan­zen mit sei­ner Unter­schrift beglau­bigt, was er wohl bes­ser nicht tun hät­te sol­len. Sei­ne Mut­ter, die noch Anfang Juni mit ihrem Sohn zurück in den äußers­ten Wes­ten Öster­reichs zie­hen woll­te, zog auf Tele­gram Anfang Juli des­halb eine ande­re Bilanz: „Als ob alles nicht schon genug wäre… Jetzt hat so ein 60 jäh­ri­ges Cha­rak­ter­schwein mei­nem Sohn sehr uneh­ren­haft in eine Fir­men­rechts­sa­che mitrein­ge­zo­gen.“ Das wol­len wir nicht wei­ter kommentieren.

S.H.: "60 jähriges Charakterschwein" (TG 7.7.23)

S.H.: „60 jäh­ri­ges Cha­rak­ter­schwein” (TG 7.7.23)

Ein zwischenzeitlicher Abgang

Noch am glei­chen Tag, am 23.6., als unse­re Recher­che erschien, infor­mier­te Wal­ter Ger­hard Piran­ty (in unse­rer Recher­che im Kapi­tel „Huren, Striz­zis & Gano­ven“ por­trä­tiert) mehr als 80 Per­so­nen via Face­book dar­über und stell­te einen inter­es­san­ten Kom­men­tar dazu.

Die Ange­stell­ten war­ten noch immer auf ihr Geld. Lei­der haben eini­ge schon dar­auf ver­zich­tet weil es eh kei­nen Sinn hat. Außer ich, als Betriebs­rat, sind noch 3 Ange­stell­te da die ihr Geld wol­len. (2 haben schon ver­zich­tet) Dar­un­ter 2 über 50jährige für die zwar vom AMS För­der­gel­der bezo­gen wur­den aber die kein Geld beka­men und eine damals min­der­jäh­ri­ge die auch aus­ge­nützt wur­de. Letz­te­res tut mir per­sön­lich beson­ders weh weil die Ableh­nung die­ses jun­gen Mäd­chen von Dr Schmidt ein­zig auf sei­ne ras­sis­ti­sche Art beruh­te weil sie eine (poli­tisch kor­rekt aus­ge­drückt) Sin­ti und Roma war. Man sieht hier aber wie­der wie sehr die Arbei­ter in Öster­reich von Gewerk­schaf­ten, Arbei­ter­kam­mer etc beschützt wer­den näm­lich gar nicht. Das die Inves­to­ren, Ver­mie­ter, Nota­re,… um ihr Geld gebracht wur­den — ok. Aber per­sön­lich sich zu berei­chern und mit „Huren & Cham­pa­gner“ zu fei­ern wäh­rend man die Ange­stell­ten nicht bezahlt das ist schon grenz­wer­tig. Ich per­sön­lich bekom­me von der Fir­ma Dr Schmidt und Part­ner €22.000,- und von Mar­kus Pospich­al €36.600,- was ja kei­ne schlech­ten Sum­men sind. Zum Abschluss sei noch zu erwäh­nen, das der lie­be Dr Schmidt vor ein paar Mona­ten auf der Stra­ße eine Ohr­fei­ge kas­sier­te. Eine etwas hef­ti­ge. Ob von einen der Leu­te die er betro­gen hat oder von jeman­den den er ras­sis­tisch belei­dig­te ist lei­der nicht bekannt. Er ging jeden­falls sofort zur Poli­zei und erstat­te­te Anzei­ge und die Poli­zei ermit­telt jetzt gegen unbe­kann­te Täter. Zeigt auch etwas vom Charakter.

Ein doch sehr deut­li­cher und hef­ti­ger Kom­men­tar von einem, der selbst im blaubrau­nen Immo-Busi­ness invol­viert war. Rot­licht und vie­le brau­ne Kame­ra­den sind jeden­falls seit­her bes­tens informiert.

Ende Juni stell­te Piran­ty alle sei­ne Akti­vi­tä­ten in den diver­sen sozia­len Medi­en ein. Ohne Kom­men­tar. Was ist da pas­siert? Nach uns vor­lie­gen­den Infor­ma­tio­nen erhielt Piran­ty ein hal­bes Jahr staat­li­chen Zwangs­auf­ent­halt wegen einer Cau­sa, die nichts mit dem blaubrau­nen Immo-Busi­ness zu tun hat.

Eine Beschwerde

Aus dem inne­ren blaubrau­nen Kreis gab es aber auch noch ande­re Reak­tio­nen. Nach der Metho­de Good cop und bad cop ersuch­ten die einen um drin­gen­de Kon­takt­auf­nah­me, weil sie sich selbst als Opfer die­ser „furcht­ba­ren Machen­schaf­ten“ sehen woll­ten, wäh­rend der ande­re aus der Run­de mit zivil‑, medi­en- und straf­recht­li­chen Schrit­ten droh­te, wenn wir nicht umge­hend und gegen eine Zah­lung von 840 Euro sei­nen Namen til­gen. Haben wir nicht gemacht, weil wir alles gut bele­gen kön­nen, wie unse­re Anwäl­tin Maria Wind­ha­ger in ihrer Ant­wort an den Anwalt der Gegen­sei­te festhielt:

In dem Arti­kel wer­den Fak­ten berich­tet und Fra­gen gestellt, jedoch kein Vor­wurf einer straf­ba­ren Hand­lung erho­ben. So wur­de expli­zit fest­ge­hal­ten, dass Ihr Man­dant nicht direkt mit dem Fir­men­im­pe­ri­um ver­bun­den ist. Die Anspie­lung, dass Ihr Man­dant in die brau­ne und blaue Mischung passt, ergibt sich bereits aus sei­ner ehe­ma­li­gen Par­tei­zu­ge­hö­rig­keit zur FPÖ.

Und wenn so gedroht wird, erüb­rigt sich auch eine „drin­gen­de Kontaktaufnahme“.

Eine Prüfung

Von der Rechts­an­walts­kam­mer woll­ten wir Mit­te Juni wis­sen, wie sie die Aus­künf­te der Dr. Schmidt & Part­ner Immo­bi­li­en­in­vest­ment GmbH über die „jah­re­lan­ge Erfah­rung als Rechts­an­walt im Bereich Wirt­schafts­recht“ des Dr. Schmidt beur­teilt, wo doch der 1997 zu sie­ben Jah­ren Haft (wegen Betrug und Kör­per­ver­let­zung) und 2011 zu 18 Mona­ten Haft wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung nach § 3g Ver­botsG ver­ur­teilt wor­den ist.

Mit­te Juli hat uns die Rechts­an­walts­kam­mer dar­über infor­miert, dass Dr. Harald A. Schmidt seit 1996 nicht mehr Anwalt ist und die Fra­ge einer Kla­ge wegen mög­li­cher Ver­let­zung des Geset­zes gegen den unlau­te­ren Wett­be­werb (UWG) an den Rechts­an­walts­ver­ein wei­ter­ge­lei­tet wurde.

Rechtsanwaltskammer zur Causa Schmidt (Schreiben an SdR 13.7.23)

Rechts­an­walts­kam­mer zur Cau­sa Schmidt (Schrei­ben an SdR 13.7.23)

Eine Nullinformation

Vom Bau­amt der Stadt­ge­mein­de Pur­kers­dorf woll­ten wir im Juni eine offi­zi­el­le Aus­kunft, ob für die bei­den Grund­stü­cke Lich­tei­che 8 und 14 eine rechts­kräf­ti­ge Bau­ge­neh­mi­gung vor­liegt und falls ja, mit wel­chen Bebau­ungs­be­stim­mun­gen. Jetzt wis­sen wir immer­hin, dass es bis zu einem Infor­ma­ti­ons­frei­heits­ge­setz, das auch für Gemein­den wirk­sam wird, noch ein sehr lan­ger Weg ist. Nicht unfreund­lich, aber sehr bestimmt, ant­wor­te­te uns die Stadt­ge­mein­de, „dass kon­kre­te lie­gen­schafts­be­zo­ge­ne Infor­ma­tio­nen (zB. Details zu Bau- oder Abga­ben­ver­fah­ren) aus­schließ­lich dem Lie­gen­schafts­ei­gen­tü­mer oder von die­sem bevoll­mäch­tig­ten Per­so­nen vor­be­hal­ten sind“.

Eine Information

Der Blog „Wie­ner Zocker“, der vor zehn Jah­ren gegrün­det wur­de, um Machen­schaf­ten inner­halb der Wie­ner Finanz- und Immo-Sze­ne anzu­pran­gern, ist nach etli­chen Jah­ren Still­stand seit eini­gen Mona­ten wie­der aktiv und hat sich Anfang Juli mit unse­rer Recher­che mit dem blaubrau­nen Immo-Busi­ness aus­ein­an­der­ge­setzt. Titel sei­nes Berichts: „Inter­es­sant: Eine ‚Stoppt die Rech­ten‘ Recher­che über Dago­bert­in­vest und sons­ti­ge Ver­bin­dun­gen“.

Mit Dago­bert­in­vest woll­ten wir uns eigent­lich ganz bewusst nicht aus­ein­an­der­set­zen, weil inves­ti­ga­ti­ve Recher­che im Finanz­be­reich nicht zu unse­ren Kern­kom­pe­ten­zen gehört. Uns reicht für unse­re Arbeit schon das, was der „Wie­ner Zocker“ unter „sons­ti­ge Ver­bin­dun­gen“ ein­reiht: das schmut­zi­ge Geschäft von Rechts­extre­men und Neo­na­zis im Immo-Bereich. Wenn sich der „Wie­ner Zocker“ (und hof­fent­lich noch ande­re Medi­en) mit den „sons­ti­gen“ Abzo­cke­rei­en in der Wie­ner Finanz­bran­che wei­ter beschäf­ti­gen, wäre uns das sehr recht.

Eine Verzögerung?

Es kam, wie es kom­men muss­te. Nach­dem wir in unse­rer Recher­che schon beschrie­ben haben, dass sich die Ver­spre­chun­gen der Emit­ten­ten für die Crowd-Invest­ments in Pur­kers­dorf (Lich­tei­che 8 und 14) mit der Rea­li­tät vor Ort bei­ßen, gaben jetzt die Geschäfts­füh­run­gen der Lich­tei­che 8 Pro­jekt­ent­wick­lungs­GmbH und der Lich­tei­che 14 Pro­jekt­ent­wick­lungs­GmbH den Inves­to­ren bekannt, dass sich bei bei­den Pro­jek­ten die Rück­zah­lun­gen der Dar­le­hen ver­zö­gern würden.

In einem „Forum für geschä­dig­te Anle­ger“ wird gera­de dis­ku­tiert, wie die­se Ver­zö­ge­run­gen zu inter­pre­tie­ren sind. Man ist sich einig, dass die Ver­spre­chen zu Bau­be­ginn und Bau­fer­tig­stel­lung („Mile­sto­nes”) schon zum Zeit­punkt des Fun­dings (Juni bzw. Juli 21) Schrott waren und des­halb eine außer­or­dent­li­che Kün­di­gung wegen offen­kun­di­ger Falsch­in­for­ma­ti­on“ leicht begründ­bar wäre. Als wir im Forum unse­re Recher­che bekannt­ga­ben, hieß es in einer Ant­wort: „Das liest sich ziem­lich grus­lig.“ Stimmt!

Projekt Milestones Lichteiche 8: "August 2023 Projektabschluss"

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Piranty postet am 23. Juni SdR-Beitrag (Screenshot FB)

Piran­ty pos­tet am 23. Juni SdR-Bei­trag (Screen­shot FB)