Corona-Proteste: Kommando von Rechtsaußen

Lesezeit: 4 Minuten

Wenn am Sams­tag, 26.9. die Initia­ti­ve „Hei­mat & Umwelt“ mit Anhang zur Demons­tra­ti­on für das sofor­ti­ge Ende der Corona-„Plandemie“ in Wien auf­mar­schiert, dann ist eines sicher: Rechts­extre­me und Neo­na­zis haben mitt­ler­wei­le das Kom­man­do in der Sze­ne über­nom­men. Das zeich­ne­te sich schon bei den jüngs­ten Auf­mär­schen in Wien ab, die durch Pres­se­ser­vice Wien bes­tens doku­men­tiert wurden.

Auf den homo­pho­ben Eklat bei der Coro­na-Demo am 5. Sep­tem­ber folg­te zunächst ein­mal eine etwas selt­sa­me Spal­tung bei den „Quer­den­kern“. Die rechts­extre­men und rechts­of­fe­nen Wie­ner benann­ten sich in „Fair­den­ken“ um und ver­an­stal­te­ten die Demo vor der Ärz­te­kam­mer am 17.9. und eine am 19.9. am Karls­platz. Bei bei­den Demos war der Neo­na­zi Gott­fried Küs­sel nicht bloß Zaun­gast, son­dern – wie auch Fotos und Vide­os doku­men­tie­ren, in engem Aus­tausch mit den Orga­ni­sa­to­ren Han­nes Bre­jcha und Lucas Tuma.

Küssel und Brejcha

Küs­sel und Bre­jcha (Foto Pres­se­ser­vice)

Skur­ril die Sze­ne vom 19.9., in der Lucas Tuma, der sich vom Vor­sit­zen­den der Küs­sel-Ver­bin­dung „Reich“ zum „Impe­ra­tor“ der Ver­bin­dung „Impe­ria“ (latei­nisch, Plu­ral von impe­ri­um, das Reich) gewan­delt hat, zum Wider­stand auf­ruft. Woge­gen? Gegen ein Imperium?

Tuma und Küssel (Foto Presseservice)

Tuma und Küs­sel (Foto Pres­se­ser­vice)

„Fair­den­ken“ ruft – im Unter­schied zu „Quer­den­ken“ aus Bre­genz – bis­lang nicht zur Demo am Sams­tag auf, ist aber über die ein­deu­tig rechts­extre­me „Coro­na-Quer­front“, die an allen Tischen Platz nimmt, auch dort gut ver­tre­ten. Umge­kehrt ist der Tisch auch gedeckt: Inge Rauscher von der Initia­ti­ve „Hei­mat & Umwelt“ war bei den bei­den „Fairdenken“-Demos als Red­ne­rin ver­tre­ten und hat sich mit def­ti­gen und ver­schwur­bel­ten Sprü­chen für einen Platz am ganz rech­ten Rand aus­ge­zeich­net. Rauscher:

Die­se Angrif­fe wer­den zuneh­men, weil wir die Krei­se derer stö­ren, die das nor­ma­le Volk aus­beu­ten und zu die­sem Zweck in sei­ner gesam­ten Sub­stanz gefähr­den. Dar­um geht’s: uns zu schä­di­gen, uns zu schwä­chen, uns mund­tot zu machen, uns in unse­rer bio­lo­gi­schen und geis­ti­gen Sub­stanz zu ernied­ri­gen. Das ist das wah­re Ziel, damit man uns bes­ser aus­beu­ten kann. (Her­vor­he­bun­gen SdR)

Für die Demo der Inge Rauscher am 26.9. rufen auch Initia­ti­ven auf, bei denen Men­schen mit­mar­schie­ren, die viel­leicht noch nicht völ­lig vom dro­hen­den Volks­tod oder der Gefähr­dung sei­ner bio­lo­gi­schen Sub­stanz über­zeugt sind. Was den­ken die sich dabei?

Die zur Demo auf­ge­bo­te­nen Redner*innen sind zum Groß­teil die übli­chen Verdächtigen:

Chris­ti­an Zeitz vom Wie­ner Aka­de­mi­ker­bund etwa, der Öster­reich am 17.9 schon „mit­ten in der Dik­ta­tur“ gese­hen hat.

Mar­tin Rut­ter, der als durch­ge­fal­le­ner Spit­zen­kan­di­dat im rechts­extre­men Split­ter­grüpp­chen BZÖ Kärn­ten auf­ge­fal­len ist und sich zuletzt als Mode­ra­tor von „Quer­den­ken“ und „Fairdenken“-Demos unent­behr­lich gemacht hat.

Moni­ka Don­ner (ange­kün­digt als „Don­ne­rer“), die Minis­te­ri­al­rä­tin aus dem Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um , die schon vor eini­gen Jah­ren als Truthe­rin, Red­ne­rin bei der neo­na­zis­ti­schen Par­tei des Vol­kes (PdV) und eini­gen ande­ren Gele­gen­hei­ten auf­ge­fal­len ist.

Rudolf Geh­ring von der CPÖ (Christ­li­che Par­tei Öster­reichs), der für den ganz rech­ten Rand in der katho­li­schen Kir­che und gegen Schwan­ger­schafts­ab­bruch und gleich­ge­schlecht­li­che Part­ner­schaf­ten steht.

Franz-Joseph Plank vom Ver­ein „Ani­mal Spi­rit“, der im Wie­ner Neu­städ­ter Tier­schüt­zer-Pro­zess „durch nach­weis­li­che Falsch­aus­sa­gen“ und vor­her schon durch den Holo­caust ver­harm­lo­sen­de Tier-KZ-Ver­glei­che auf­ge­fal­len ist.

Es gibt noch eini­ge wei­te­re Redner*innen. Davon inter­es­sie­ren uns hier zwei:

Chris­toph Sie­ber „aus Deutsch­land“: Unter die­sem Namen ist uns nur einer vor die Lin­se gekom­men: der Kaba­ret­tist Chris­tioph Sie­ber, der sich frü­her schon mal als „Quer­den­ker“ bezeich­net und sich erst vor kur­zem sehr klar zu Coro­na geäu­ßert hat. Die­sen Chris­toph Sie­ber, von dem wir uns kei­nes­falls vor­stel­len konn­ten, dass er bei einer rechts­extre­men Coro­na-Demo in Wien als Red­ner auf­tre­ten wür­de, haben wir ange­schrie­ben, und er hat uns fol­gen­des geant­wor­tet: „Ich weiß nicht, wer am 26.9. auf der Büh­ne in Wien steht, aber ich kann ver­si­chern: Ich bin es nicht. Habe nicht mal eine Anfra­ge bekom­men. Viel­leicht hät­te ich ja zuge­sagt, um den Leug­nern den rech­ten Weg zu wei­sen? Für mich gilt jeden­falls: kei­nen Fuß­breit den Nazis!

Posting Christoph Sieber zur 1. größeren Corona-Demo in Berlin (Ausschnitt)

Pos­ting Chris­toph Sie­ber zur 1. grö­ße­ren Coro­na-Demo in Ber­lin (Aus­schnitt)

Wir sind daher gespannt, wel­cher Chris­ti­an Sie­ber da auf­tre­ten wird in Wien.

Bei Harald Schmidt sind wir uns sicher, wer da spre­chen wird. Der Dr., der als „Wirt­schafts­ju­rist“ ange­kün­digt wird, ist der Chef der rechts­extre­men „Coro­na-Quer­front“. Wir haben ihn auch schon mit sei­ner span­nen­den Bio­gra­phie vor­ge­stellt. Dass ein so ein­deu­tig Rechts­extre­mer wie er bei der „Plandemie“-Demo als Red­ner auf­tre­ten kann, das kom­plet­tiert lei­der nur unse­re Aus­sa­ge, dass Rechts­extre­me und Neo­na­zis das Kom­man­do in der Sze­ne über­nom­men haben.