Eigentlich wurde der „Lukov“-Marsch schon 2014 von der Bürgermeisterin Sofias verboten. Das Verbot wurde allerdings nie wirklich durchgesetzt, der braune Aufmarsch immer wieder von der Polizei toleriert oder von Gerichten erlaubt. 2020 wurde er schließlich vom Höchstgericht verboten, findet aber in deutlich reduzierter Ausführung als Demo gegen das Verbot des „Lukov“-Marsches weiterhin statt. Die Organisatorin der Demo, die „Bulgarische Nationale Union“ ist zwar eine rechtsextreme Mini-Sekte ohne Zuspruch der bulgarischen Wählerschaft (bei den Parlamentswahlen im Oktober 2022 erreichte sie 0.07 % bzw. 1.849 Stimmen), aber international gut vernetzt.
Der Aufmarsch, der von einem von Blood & Honour gestellten Ordnerdienst begleitet wird, wurde in den vergangenen Jahren von Mitgliedern der „Nordischen Widerstandsbewegung“ aus Skandinavien, von den italienischen Neofaschisten der „Casa Pound“, von Neonazis aus Deutschland („Die Rechte“ und „III. Weg“) frequentiert. Gesichtet wurden ebenfalls Neonazis aus Ungarn, Kroatien, Polen, Spanien und von der russischen Reichsbewegung („Russian Imperial League”). Deutsche Behörden haben in den vergangenen Jahren zeitweise sogar versucht, den Zustrom deutscher Neonazis durch Ausreisesperren zu begrenzen.
Von einer Teilnahme österreichischer Neonazis war in den letzten Jahren nichts zu bemerken. Das hat sich heuer geändert. Das von „democ“ auf Twitter online gestellte Video über den heurigen Aufmarsch am 25.2. sah Samuel Winter, ein österreichischer Journalist, durch und entdeckte dabei die Immobilienabteilung der österreichischen Rechtsextremen, die sich zuletzt auf den Corona-Demos und im Netz als „Corona-Querfront“ öffentlich präsentiert hat: Lucas Tuma und Harald Schmidt. Tuma darf sich nach wie vor mit dem Titel „Imperator“ der Ferialverbindung „Imperia“ schmücken. Die „Imperia“ wiederum ist die Nachfolgeorganisation der neonazistischen Ferialverbindung „Reich“, die in Küssels Wohnhaus loziert ist. Ob Schmidt in der „Imperia“ auch eine Funktion ausübt, ist uns nicht bekannt – andere Tätigkeiten schon.

Der Antisemit Hristo Lukov, Holocaust-Befürworter und für die Ermordung bulgarischer Juden verantwortlich, der als Referenz für den Nazi-Aufmarsch herhält, wurde übrigens am 13. Februar 1943 von zwei jüdischen Widerstandskämpfer*innen vor seinem Wohnhaus erschossen.