„Imperia“ in Sofia

Seit dem Jahr 2003 demon­stri­eren in Sofia, der Haupt­stadt Bul­gar­iens, im Feb­ru­ar Faschis­ten und Neon­azis, um eines ihrer Idole zu gedenken und dabei ihre braunen Sym­bole und Parolen vorzuführen. Der „Lukov“-Marsch zu Ehren des bul­gar­ischen Kriegsmin­is­ters und Anti­semiten Hris­to Lukov ist auch ein inter­na­tionales Ver­net­zungstr­e­f­fen von Neon­azis, ähn­lich dem „Tag der Ehre“ in Budapest, allerd­ings mit wesentlich gerin­ger­er Masse, dafür dies­mal mit öster­re­ichis­ch­er Beteiligung.

Eigentlich wurde der „Lukov“-Marsch schon 2014 von der Bürg­er­meis­terin Sofias ver­boten. Das Ver­bot wurde allerd­ings nie wirk­lich durchge­set­zt, der braune Auf­marsch immer wieder von der Polizei toleriert oder von Gericht­en erlaubt. 2020 wurde er schließlich vom Höch­st­gericht ver­boten, find­et aber in deut­lich reduziert­er Aus­führung als Demo gegen das Ver­bot des „Lukov“-Marsches weit­er­hin statt. Die Organ­isatorin der Demo, die „Bul­gar­ische Nationale Union“ ist zwar eine recht­sex­treme Mini-Sek­te ohne Zus­pruch der bul­gar­ischen Wäh­ler­schaft (bei den Par­la­mentswahlen im Okto­ber 2022 erre­ichte sie 0.07 % bzw. 1.849 Stim­men), aber inter­na­tion­al gut vernetzt.

Der Auf­marsch, der von einem von Blood & Hon­our gestell­ten Ord­ner­di­enst begleit­et wird, wurde in den ver­gan­genen Jahren von Mit­gliedern der „Nordis­chen Wider­stands­be­we­gung“ aus Skan­di­navien, von den ital­ienis­chen Neo­faschis­ten der „Casa Pound“, von Neon­azis aus Deutsch­land („Die Rechte“ und „III. Weg“) fre­quen­tiert. Gesichtet wur­den eben­falls Neon­azis aus Ungarn, Kroa­t­ien, Polen, Spanien und von der rus­sis­chen Reichs­be­we­gung („Russ­ian Impe­r­i­al League”). Deutsche Behör­den haben in den ver­gan­genen Jahren zeitweise sog­ar ver­sucht, den Zus­trom deutsch­er Neon­azis durch Aus­reis­es­per­ren zu begrenzen.

Von ein­er Teil­nahme öster­re­ichis­ch­er Neon­azis war in den let­zten Jahren nichts zu bemerken. Das hat sich heuer geän­dert. Das von „democ“ auf Twit­ter online gestellte Video über den heuri­gen Auf­marsch am 25.2. sah Samuel Win­ter, ein öster­re­ichis­ch­er Jour­nal­ist, durch und ent­deck­te dabei die Immo­bilien­abteilung der öster­re­ichis­chen Recht­sex­tremen, die sich zulet­zt auf den Coro­na-Demos und im Netz als „Coro­na-Quer­front“ öffentlich präsen­tiert hat: Lucas Tuma und Har­ald Schmidt. Tuma darf sich nach wie vor mit dem Titel „Imper­a­tor“ der Feri­alverbindung „Impe­ria“ schmück­en. Die „Impe­ria“ wiederum ist die Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tion der neon­azis­tis­chen Feri­alverbindung „Reich“, die in Küs­sels Wohn­haus loziert ist. Ob Schmidt in der „Impe­ria“ auch eine Funk­tion ausübt, ist uns nicht bekan­nt – andere Tätigkeit­en schon.

Lucas Tuma, Harald Schmidt beim Lukov-Marsch 2023 (Screenshot Video democ)

Lucas Tuma, Har­ald Schmidt beim Lukov-Marsch 2023 (Screen­shot Video democ)

Der Anti­semit Hris­to Lukov, Holo­caust-Befür­worter und für die Ermor­dung bul­gar­isch­er Juden ver­ant­wortlich, der als Ref­erenz für den Nazi-Auf­marsch her­hält, wurde übri­gens am 13. Feb­ru­ar 1943 von zwei jüdis­chen Widerstandskämpfer*innen vor seinem Wohn­haus erschossen.