Wochenrückblick KW 7/23

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Nie­der­ös­ter­rei­cher war erst 14, als er begann, NS-Pro­pa­gan­da zu sam­meln und zu ver­brei­ten. In sei­nem Ziel, die NSDAP wie­der zu instal­lie­ren, wur­de er nun ein­ge­bremst. In Tirol frön­ten elf Mit­glie­der in einer Whats­App-Grup­pe dem Deut­schen Reich 1933–45, wäh­rend ein Stei­rer als Mit­glied des 2017 zer­schla­ge­nen Staa­ten­bun­des die öster­rei­chi­sche Demo­kra­tie weg­put­schen wollte.

Scheibbs/St. Pöl­ten: Jugend­li­cher NSDAP-Anhänger
Inns­bruck: „Deut­sches Reich“ vor dem Kadi
Graz: Staa­ten­bünd­ler mit simp­lem Gemüt
Kla­gen­furt: Hakenkreuzschmierereien
Dornbirn/Vbg: Explo­si­ve Hinterlassenschaft

Scheibbs/St. Pöl­ten: Jugend­li­cher NSDAP-Anhänger

Der heu­te 20-jäh­ri­ge Scheibbser hat­te sei­ne Neo­na­zi-Kar­rie­re bereits mit 14 Jah­ren begon­nen – angeb­lich, weil er gemobbt wor­den sei. Nach mehr als vier Jah­ren muss­te er sei­ne Plä­ne, die NSDAP wie­der zum Leben zu erwe­cken, zumin­dest fürs Ers­te begra­ben, denn da schrit­ten die Behör­den mit einer Haus­durch­su­chung ein, bei der ein­schlä­gi­ge Vide­os und Chat­nach­rich­ten sicher­ge­stellt wurden.

Frag­wür­di­ge Geburts­tags­glück­wün­sche wie „Alles Gute, lie­ber Adi“ waren nur der Anfang. Mehr als fünf [vier; Anmk. SdR] Jah­re lang hielt ein heu­te 20-Jäh­ri­ger mit sei­ner Gesin­nung nicht hin­ter dem Berg. Vom demons­tra­ti­ven Hit­ler­gruß in Video­chats über ein­schlä­gi­ge Pos­tings wie einer Euro­pa­kar­te mit Haken­kreuz oder ein Foto des Buches „Mein Kampf“ bis hin zu SS-affi­nen Chif­fre-Namen in der Chat­grup­pe mit dem unver­blüm­ten Namen „Nazis“. (krone.at, 17.2.23)

Das bereits rechts­kräf­ti­ge Urteil: ein Schuld­spruch, zwölf Mona­te bedingt, eine ver­pflich­ten­de Bewäh­rungs­hil­fe und die Wei­sung, eine Psy­cho­the­ra­pie in Anspruch zu nehmen.

Inns­bruck: „Deut­sches Reich“ vor dem Kadi

Es sei­en elf Mit­glie­der gewe­sen, die sich in einer Whats­App-Grup­pe mit dem bezeich­nen­den Namen „1933–1945DR“ (DR für „Deut­sches Reich“, aus­ge­tauscht hat­ten. Für elf Nach­rich­ten muss­te sich nun ein 33-Jäh­ri­ger am Inns­bru­cker Lan­des­ge­richt ver­ant­wor­ten. Der Grup­pen­grün­der wur­de bereits zuvor verurteilt.

Die straf­ba­ren Nach­rich­ten des 33-Jäh­ri­gen wur­den „mit ein­ein­halb Jah­ren Haft, auf­ge­teilt in ein beding­tes Jahr und 2880 Euro Geld­stra­fe, sank­tio­niert. 500 Euro Gerichts­ge­büh­ren und die Ver­tre­tungs­kos­ten kom­men noch dazu. Der Grün­der der Grup­pe nahm schon letz­te Woche vor Geschwo­re­nen Platz. Bei ihm betrug allein die Geld­stra­fe 6000 Euro.“ (Tiro­ler Tages­zei­tung, 18.2.23, S. 6)

Graz: Staa­ten­bünd­ler mit simp­lem Gemüt

Der 57-jäh­ri­ge pen­sio­nier­te Stei­rer soll einer der füh­ren­den Mit­glie­der des Staa­ten­bun­des der Moni­ka Unger gewe­sen sein und muss­te des­we­gen in der letz­ten Woche als Ange­klag­ter im Lan­des­ge­richt Graz auf­mar­schie­ren. Er hat­te sich der staats­feind­li­chen Ver­bin­dung, die um die 2.600 Mit­glie­der gezählt und als Ziel hat­te, mit einen Mili­tär­putsch die bis­he­ri­gen staat­li­chen Struk­tu­ren zu besei­ti­gen, im April 2016 ange­schlos­sen und wur­de beschul­digt, ins­ge­samt sie­ben Droh­schrei­ben ver­fasst zu haben.

Er sei, war vor Gericht zu hören, damals in einer schwie­ri­gen Situa­ti­on gewe­sen, habe sich nicht viel dabei gedacht, sei hin­ein­ge­rutscht und kön­ne sich heu­te nicht mehr erklä­ren, wie das pas­sie­ren konn­te. Erst mit der Ver­haf­tung von Moni­ka Unger sei ihm die Situa­ti­on, in der er sich hin­ein­ma­nö­vriert hat­te, klar geworden.

Wäh­rend die Staats­an­wäl­tin in ihrem Schluss­plä­doy­er dar­auf beharr­te, dass die Ver­fas­sungs­feind­lich­keit der Ver­bin­dung auch für Unkun­di­ge erkenn­bar gewe­sen sei, cha­rak­te­ri­sier­te der Ver­tei­di­ger sei­nen Man­dan­ten als simp­les Gemüt, der einer Täu­schung auf­ge­ses­sen und damit selbst zum Opfer gewor­den sei.

Schluss­end­lich erkann­ten die Geschwo­re­nen den Ange­klag­ten in allen Haupt­fra­gen ein­stim­mig für schul­dig. Das Urteil über zwölf Mona­te beding­ter Haft, wovon ein Drit­tel in eine Geld­stra­fe (3.600 Euro) umge­wan­delt wur­de, ist nicht rechts­kräf­tig. 

Wir dan­ke dem Gra­zer Team von prozess.report für die Beob­ach­tung und Berichterstattung.

Kla­gen­furt: Hakenkreuzschmierereien

Pech gehabt hat ein 29-jäh­ri­ger Kärnt­ner, der, nach­dem er am Gebäu­de des dem Bischöf­li­chen Ordi­na­ri­ats Haken­kreuz­schmie­rei­en hin­ter­las­sen hat­te, mit einer Lack­spray­do­se und Far­be an bei­den Hän­den von der Poli­zei unweit des Tat­orts erwischt wurde.

Der Kla­gen­fur­ter gab im Zuge der Amts­hand­lung natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Äuße­run­gen von sich und wur­de dar­auf­hin fest­ge­nom­men. (…) Im Zuge der durch­ge­führ­ten Ermitt­lun­gen konn­ten wei­te­re Graf­fi­ti mit natio­nal­so­zia­lis­ti­schem Inhalt an Gebäu­den in der Kla­gen­fur­ter Innen­stadt ent­deckt wer­den. Durch die Sach­be­schä­di­gun­gen soll ein Scha­den von meh­re­ren zehn­tau­send Euro ent­stan­den sein. (heute.at, 15.2.23)

Dornbirn/Vbg: Explo­si­ve Hinterlassenschaft

Als im Dezem­ber 2022 ein 68-jäh­ri­ger Dorn­birn starb, mach­ten Ange­hö­ri­ge im Kel­ler der Miet­woh­nung des Dorn­bir­ners einen über­ra­schen­den Fund. Der Ver­stor­be­ne hat­te dort ein Waf­fen­ar­se­nal und Spreng­mit­tel depo­niert. Dabei han­del­te es sich

um zehn Lang­waf­fen und zehn Faust­feu­er­waf­fen. Für Letz­te­re hat­te der Mann 4000 Schuss Muni­ti­on gebun­kert. Hin­wei­se auf einen extre­mis­ti­schen Hin­ter­grund gebe es der­zeit nicht, teil­te Poli­zei­spre­cher Rai­ner Fitz auf Anfra­ge mit. Nähe­re Details zu den Waf­fen woll­te Fitz mit Hin­weis auf das lau­fen­de Ver­fah­ren nicht machen. Die Ermitt­lun­gen zur Her­kunft der Waf­fen sei­en noch im Gange.
Bei den explo­si­ven Fun­den, die mit gro­ßer Vor­sicht und in meh­re­ren Fahr­ten in einem spe­zi­el­len Behäl­ter abtrans­por­tiert wor­den waren, han­del­te es sich laut Fitz um unkon­ven­tio­nel­le, sprich selbst gebau­te Spreng- und Brand­vor­rich­tun­gen. Her­ge­stellt wur­den die Spreng­fal­len aus Stof­fen, die im frei­en Han­del erhält­lich sind. (vol.at, 15.2.23)

Uns fehlt die Fan­ta­sie, wie Erklä­run­gen aus­se­hen könn­ten, wenn es bei dem Spreng­fal­len­bast­ler kei­nen extre­mis­ti­schen Hin­ter­grund gege­ben hat.