Jaroslav Belsky ist auf den verschiedensten Kanälen in unterschiedlichen Formaten aktiv und verfügt über eine durchaus respektable Fan-Basis. Auf Facebook, Instagram, YouTube, ja sogar auf Vkontakte (vk.com) und noch einigen anderen Kanälen ist das Gesicht von Belsky zu finden. Über fast tägliche Videobotschaften wirbt der Selbstdarsteller für seinen Botschaften.
Seinem Kanal auf Telegram (TG), in der er neben dem vorgeblichen „Coronadatencheck“ auch Werbung für ein Parteiprojekt betreibt, folgen mehr als 11.000 Abonnent*innen. Sein eifrigster Propagandist ist der TG-Kanal „QAnon Austria“, der zwar als Einmann-Projekt von Kristian K. noch mehr Abonnent*innen hat, aber wegen der sehr ähnlichen ideologischen Haltung ein begeisterter Unterstützer Belskys ist: „DDr. Jaroslav Belsky, guter Mann. Unbedingt seinen Kanal Abonnieren.“
„QAnon Austria“ und der TG-Kanal von Belsky verbinden nicht nur die gemeinsam geteilten Verschwörungsphantasien und völlig abstruse Greuelbotschaften über Impfungen und Impfstoffe, sondern auch der ziemlich unverhüllte Antisemitismus, der auch nicht vor dem Trump-Clan Halt macht. Am 27. Jänner etwa übernimmt Belskys TG-Kanal vom irren TG-Kanal Adrenocrime einen Beitrag, der sich mit dem Schwiegersohn von Donald Trump beschäftigt. Neben den üblichen Zahlenspielen (Kushner kaufte angeblich auf der Fifth Avenue Hausnummer 666 um 1,8 Milliarden ein Gebäude. 6+6+6 = 18. Alles klar?) und Symbolen (Pentagramm!) spielt der Text direkt auf Kushner jüdischen Glauben an: „Wer mehr über Jared Kushner erfahren möchte, dem empfehle ich Recherche über ihn und seine Ahnen zu betreiben, in welchen Bereichen Anteil von ihm und seinen Vorfahren genommen wurde und vieles mehr.“
Der Rest der Erzählung darf getrost den an- und aufgeregten Abonnent*innen der „Coronadatencheck“-Gruppe überlassen werden. User Ed springt auch prompt an:
Trumps Verbindungen mit dem „gewählten Volk” sind nicht unbekannt, entziehen sich aber meiner Beurteilung. ZOG ist ein Begriff für Zionist Occupied Government und betrifft nicht nur Virginia Company. Alleine aufgrund der Ethnik kann man keine Vorurteile hegen, denn die Aria waren bekanntlich auch nicht heilig.
An anderer Stelle werden Fotos des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein geteilt – mit dem Textzusatz „From where Epstein is from?“ Auch da findet gleich jemand den antisemitischen Faden: „Follow the money and their organ/child trade and their rituals.“
Auf der Facebook-Seite Coronadatencheck, natürlich ebenfalls von Belsky verantwortet, ist dazu passend in einem Eintrag vom 1.2. zur Corona-Demo vom 31.1.21 lesen:
MAINSTREAM MEDIEN berichten nicht EHRLICH
Das permanente Framing von Worten wie Rechtsextremen, Covidleugner, Verschwörungstheoretiker usw. lässt von der Überschrift keine neutrale Sachlage zu hier wird eine nicht regierungskonforme Bewegung von Anfang an mit System diffamiert.
Einige Wochen später folgt dann auch auf der FB-Seite die praktische Widerlegung des Eintrags vom 1. Februar. In schlechtem Deutsch wird da geraunt: „Eine neue Weltordnung ist von politischen Eliten in den letzten Jahren immer öfter zu hören! Um was für eine Ordnung handelt es sich dabei? Wem nützt diese neue Weltordnung und welche Rolle spielen wir als Bürger?“
Wer mehr erfahren will, muss auf die Webseite „Coronadatencheck“ wechseln, wird aber auch dort nur mit reaktionärem Gerede abgspeist:
Beobachten sie sehr gut die FFF Friday for Furure Bewegung Black Live Matters Bewegung und welche Maßnahmen daraus folgen sowie Corona und auch Terroranschläge welche immer stärkere Folgen (Gesetzte, Steuern, Überwachung, Zentralisierung, Imigration ohne Verhältnis) nach sich ziehen die in Zukunft allen auf den Kopf fallen können. [alle Fehler im Original, Anmk. SdR]
Dem Zahnarzt Belsky – soviel lässt sich nach Einsicht in seine diversen Internet-Auftritte mit großer Sicherheit sagen – ist so ziemlich alles Recht, um seine Ansichten weit jenseits jedes Corona-Datenchecks zu verbreiten: abstruse Ansichten zu den Ursachen der Spanischen Grippe gehören da ebenso dazu wie das Geraune über die Neue Weltordnung (NWO), die Freimaurer und die braunen Botschaften vom 23. Jänner dieses Jahres, die Belsky über TG und seine Webseite in Video und Text verbreitet. Dazu die Stellungnahme des DÖW, das Anzeige erstattet hat:
Darin behauptet Belsky u. a., dass das vorherrschende Bild über die NS-Ära falsch sei, weil es die Nazis und ihren „Führer” in zu schlechtem Licht zeichne. Über das Dritte Reich kursiere eine „große Lüge” und eine „Schreckensgeschichte” sei von bestimmten Kreisen gezielt im kollektiven Bewusstsein verankert worden, um Macht- bzw. Profitinteressen durchzusetzen. Belsky erzählt, dass er als Schüler die Gedenkstätten Mauthausen und Auschwitz besuchen musste und dementsprechend „indoktriniert” worden sei. Später habe er erkannt, „dass die Geschichte immer die Gewinner schreiben”.
Die Corona-Pandemie, aber auch diverse Kriege der Vergangenheit einschließlich des Zweiten Weltkriegs seien von einer kleinen „Elite” zur Erlangung der Weltherrschaft organisiert worden. Das Feindbild benennt Belsky als profitgierige „Zionisten” und „Chasaren”. Diese „Chasaren-Theorie”, wonach die heutigen (aschkenasischen) Jüdinnen und Juden auf ein im Mittelalter konvertiertes Turkvolk zurückgingen, ist in antisemitischen Kreisen beliebt und tauchte u. a. in der neonazistischen Zeitschrift PHOENIX immer wieder auf. Nach Belsky hätten jene „Chasaren” bzw. „Zionisten” auch die Nazis finanziert und an die Macht gebracht. Hitler aber habe schließlich beschlossen, sich gegen seine ursprünglichen Unterstützer zu stellen, womit er sein Schicksal besiegelt habe. Belsky würdigt, dass die Nazis „gegen diese Globalisten” angekämpft hätten. Auch der Versuch, verschüttetes Wissen und die Spiritualität der „Arier” wiederzubeleben, sei ihnen anzurechnen.
Den Erkenntnisstand der Geschichtswissenschaft leugnend, verlangt der Wiener Zahnarzt weiters in besagtem Video, dass man sich „die ganzen Geschehnisse von damals […] zum Beispiel das mit den 6 Millionen […] toter Juden [ …], ganz genau anschauen” müsse. Dass es Belsky dabei zumindest um NS-Relativierung zu tun ist, erschließt sich aus der von ihm empfohlenen, „revisionistischen” Literatur (u. a. Robert Faurisson). Auch verweist er auf angebliche Zeitzeugenberichte, wonach „Juden” es in den KZ, die bloß Arbeitslager gewesen seien, „schön” gehabt und über allerlei Komfort verfügt hätten.
Weiters empfiehlt Belsky, sich ausgiebig Reden aus der NS-Zeit anzuhören. Jene Hitlers erweckten etwa das Gefühl, „es ist eins zu eins heute”. Belsky zufolge ist auch gegenwärtig dieselbe bösartige Elite am Werk, die schon den Zweiten Weltkrieg orchestriert habe. Allerdings wolle diese ihre Agenda diesmal „nicht über einen Krieg” durchsetzen, „sondern über dieses Virus-Gschichtl”.
Wir werden natürlich über das Ergebnis der Ermittlungen berichten. Bereits im April 2020 gab die Zahnärztekammer auf Anfrage des Standard zu den seltsamen Ansichten von Belsky zur Corona-Pandemie bekannt: „Wir sind über den Sachverhalt bereits informiert und prüfen ihn derzeit entsprechend den gebotenen rechtlichen Möglichkeiten.” Offenbar haben die damaligen Prüfungen nichs ergeben. Die Zahnärztekammer sollte sich mit den Ansichten ihres Mitglieds Belsky wohl nochmals beschäftigen.
➡️ Teil 1: Hannes Brejcha. Vom Great Reset zum Mannesafter
➡️ Teil 2: Jennifer Klauninger. Krieger, Illuminaten und die Raute
➡️ Teil 3: Martin Rutter. Viel Antisemitismus, Verschwörung, Fake-News und Großer Austausch
➡️ Teil 4: Daniel Stoica. Germanische Medizin & Staatsverweigerer
➡️ Teil 6: Geri, der (Ver)Schwörer, Zecken, Faultiere, Ratten und türkises Ungeziefer
P.S.: Wir empfehlen bei dieser Gelegenheit den Film „Der Marathon-Mann“.