Identitäre Beziehungen: Neonazistische Bezüge und Laila mittendrin

Einiges haben wir in den let­zten Wochen über die Iden­titären aus geleak­ten BVT-Unter­la­gen erfahren: über deren innere Organ­i­sa­tion, über Kam­pag­nen­pläne, übers Finanzvol­u­men, über SpenderIn­nen und über Querverbindun­gen in die FPÖ hinein. Wir haben eben­falls Ein­blick in Unter­la­gen erhal­ten. Einige dur­chaus brisante Aspek­te wur­den noch nicht veröf­fentlicht. Das holen wir nach.

Die „Kleine Zeitung“ und der „Kuri­er“ waren die ersten Medi­en, die aus geleak­ten Mate­ri­alien des BVT, die im Zuge des Ver­fahrens gegen die Iden­titären an die Graz­er Staat­san­waltschaft gin­gen, zitierten. Andere Medi­en zogen nach, zulet­zt „Die Presse“, die Details zu den SpenderInnn veröf­fentlichte. Hier wird von „Uni-Pro­fes­soren, Ärzte, Juris­ten und Man­agern“ gesprochen, und auch von einem Her­rn, der den – nicht allzu häu­fi­gen – Namen und das Geburt­s­jahr eines 2005 in Inns­bruck verurteil­ten Neon­azis teilt.

Die Iden­titären und der Neonazismus

Dass die Iden­titären ent­ge­gen ihrer Beteuerun­gen geringe Berührungsäng­ste zum neon­azis­tis­chen Milieu pfle­gen, ist mit­tler­weile vielfach belegt. Wir haben bere­its 2012/13 den braunen Rän­dern der Iden­titären eine ganze Serie gewid­met. Sell­ner selb­st kommt direkt aus dem organ­isierten Neon­azis­mus, bei Aufmärschen wur­den Neon­azis als Ord­ner einge­set­zt und dort und da – wie beispiel­sweise in Spielfeld 2015 – präsen­tierten Neon­azis und Iden­titäre ihre pseudopa­tri­o­tis­chen Forderun­gen in trauter Einigkeit.

Dass laut BVT im Delik­te-Reg­is­ter ihrer Mit­glieder mehrfach Wieder­betä­ti­gung auf­scheint, ist nur mehr logisch.

Neben der Bil­dungselite find­en sich auf der Spenderliste klas­sis­che amts­bekan­nte Neon­azis — darunter ist etwa eine Per­son, die densel­ben sel­te­nen Namen und das­selbe Geburt­s­jahr hat wie ein 2005 verurteil­ter Neon­azi, der Bombe­nan­schläge geplant hat. Er pflegte beste Kon­tak­te zur US-Neon­azi-Gruppe Nation­al Alliance. Wegen gefun­den­er Sprengsätze und Nazi-Devo­tion­alien wurde er zu 21 Monat­en verurteilt, saß seine Strafe ab. (Die Presse, 17.4.19, S. 8)

Damit aber nicht genug: Eine Liste von während ein­er Haus­durch­suchung beschlagnahmten Mate­ri­alien weist eben­falls auf neon­azis­tis­che Bezüge hin. Da find­en sich etwa Audio-Dateien von „Gigi und die braunen Stadt­musikan­ten“. Der Name klingt so, wie die deutsche Musik­gruppe ist: braun!

Albums "Gigi und die braunen Stadtmusikanten"

Albums „Gigi und die braunen Stadtmusikanten”

Daniel „Gigi“ Giese, der Sänger, wurde 2012 recht­skräftig für das Lied „Dön­er Killer“ verurteilt. Bere­its 2010 veröf­fentlichtem ‚Gigi und die brauen Stadt­musikan­ten’ den Song ‚Dön­er Killer’ vom Album ‚Adolf Hitler lebt!’. In diesem Lied wird eine bru­tale Mord­serie auf wider­wär­tige Art und Weise begeis­tert gefeiert – eine Anspielung auf den NSU lange vor sein­er Aufdeck­ung.“ (belltower.news) In dem Lied wur­den also NSU-Opfer zu einem Zeit­punkt ver­höh­nt, als noch nicht öffentlich bekan­nt war, wer hin­ter diesen Mor­den stand. Hin­weise, dass Giese Verbindun­gen in den NSU-Kom­plex hat­te, wur­den nicht weit­er ver­fol­gt. (sueddeutsche.de 19.10.12) Fest­ste­ht: So etwas hat nie­mand aus rein­er Liebe zu ein­er bes­timmten Musik­gat­tung in sein­er Playlist!

Sichergestellte Audiodateien: Gigi und die braunen Stadtmusikanten

Sichergestellte Audio­dateien: Gigi und die braunen Stadtmusikanten

Sichergestellte Audiodateien: Gigi und die braunen Stadtmusikanten

Sichergestellte Audio­dateien: Gigi und die braunen Stadtmusikanten

Sichergestellte Sujets (die meis­ten sind auf dem uns vor­liegen­den Papi­er nicht erkennbar) aus What­sApp-Kon­ver­sa­tio­nen lassen eben­falls keine Zweifel aufkommen.

Identitäre: Sichergestellte Bilddatei – Sig Hail. Di Ostfront is down.

Iden­titäre: Sichergestellte Bild­datei – „Sig Hail. Di Ost­front is down” (im Web nachrecher­chiertes Motiv)

Identitäre: Sichergestellte Bilddatei – Schwarze Kinder, Text: "Stepped on a landmine. Didn't weigh enough."

Iden­titäre: Sichergestellte Bild­datei – Schwarze Kinder, Text: „Stepped on a land­mine. Did­n’t weigh enough” (im Web nachrecher­chiertes Motiv)

Laila mit­ten­drin

Da wäre auch Laila Mir­zo, die laut Eige­nangabe Pfeifen­bauerin ist und Mädelschaf­terin bei der „Iduna Linz“. Wir kon­nten bis­lang nicht her­aus­find­en, woher die von der FPÖ ernan­nte „Islam­ex­per­tin“ bzw. „Islamken­ner­in“ ihre dies­bezügliche beson­dere Exper­tise bezieht – der Geburt­sort (Syrien) alleine kann es wohl nicht sein. Nun aber wis­sen wir aus ein­er Anfrage­beant­wor­tung, dass ihre „Exper­tise“ dem Steuerzahler 925.- gekostet hat, die sie als Hon­o­rar für die Teil­nahme an Stra­ches Podi­ums­diskus­sion zum islamis­chen Anti­semitismus am 13.2.19 für nicht ganz zwei Stun­den bezo­gen hat. Mit Hon­o­raren wie diesen – Mir­zo wird auch im FPÖ-Think­tank, dem Atterseekreis, geführt und als Autorin für den „Wochen­blick“ – lässt es sich schon machen, monatliche Sümm­chen an die Iden­titären zu über­weisen. Mir­zo nun treuherzig: „Auf ‚Presse’-Nachfrage gab Mir­zo an, die monatlichen Zahlun­gen nun eingestellt zu haben, weil gegen Sell­ner wegen des Ver­dachts der Mit­glied­schaft in ein­er ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung ermit­telt werde.“ Wir erin­nern uns: Es ist jen­er Sell­ner, mit dem sie schelmisch beim diesjähri­gen Burschen­bund­ball für ein Foto posierte. Aber was ist mit ihren anderen Tätigkeit­en für die Identitären?

Mir­zo ist seit ger­aumer Zeit bei diversen FPÖ-Ver­anstal­tun­gen gerne gese­hen­er Gast. Eben­falls im Feb­ru­ar durfte sie auf Ein­ladung der FPÖ-Nation­al­ratsab­ge­ord­neten Edith Mühlberghu­ber (bekan­nt für ihre Mit­glied­schaften in zweifel­haften Face­book-Grup­pen) und der Land­tagsab­ge­ord­neten und EU-Kan­di­datin Ves­na Schus­ter ihr Pam­phlet „Nur ein schlechter Mus­lim ist ein guter Mus­lim“ in Amstet­ten vorstellen. (vgl. meinbezirk.at, 4.2.19)

Laila Mirzo in Amstetten

Laila Mir­zo in Amstetten

In Sitzung­spro­tokollen (2017/2018) wird Mir­zo als zen­trale Fig­ur der iden­titären Medi­en­ar­beit geführt: „Face­book – Übern­immt Laila inhaltlich“ … „Wer­den eine ‚Medi­awatch’ Gruppe anle­gen, in der alle inter­es­san­ten Inhalte geteilt wer­den und Laila zuge­tra­gen wer­den“ … „PR: Roland und Laila“ … „Spende­nak­tio­nen generell: Idee von Laila – Spenden für Kinder bedürftiger Fam­i­lien am Schu­lan­fang“ … „Pressear­beit! Erk­lären wie post/PM um Aktion rum sein muss. Roland und Laila küm­mern sich darum, einen guten Pres­sev­erteil­er aufzubauen“ … Face­book Hauptver­ant­wortliche FB Laila“ … Pressear­beit Laila: Hat Pressekon­tak­te, kann auch als Kam­er­afrau bei Aktio­nen dabei sein, schreibt unsere the­men­be­zo­ge­nen Posts/Artikel mit den The­men, die ihr zuge­tra­gen wer­den“ … „Regelm. Schu­lun­gen … Vor­trag Laila“

Wir hal­ten fest: Stra­che hat aus Min­is­teri­ums­geldern eine Per­son bezahlt, die nicht nur Iden­titären-nahe, son­dern mit­ten­drin ist, denn viel näher geht’s kaum noch.