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Die Mädelschafterin Laila Mirzo

Vize­kanz­ler Stra­che dis­ku­tiert mit einem Podi­um* aus (fast nur) Gleich­ge­sinn­ten über den „isla­mi­schen Anti­se­mi­tis­mus“. An einem his­to­risch pun­zier­ten Ort. Alma Zadić von der „Lis­te Jetzt“ will über eine par­la­men­ta­ri­sche Anfra­ge (Zadic BMÖDS Isla­mi­scher Anti­se­mi­tis­mus) wis­sen, was die Ver­an­stal­tung mit Stra­ches Minis­te­ri­um zu tun hat. Gute Fra­ge! Wir woll­ten vor allem wis­sen, was denn die Pfeifenmacherin […]

13. Feb 2019
Laila Mirzo: Atterseekreis, Wochenblick, alles roger?
Laila Mirzo: Atterseekreis, Wochenblick, alles roger?

Stra­che hat ja erst vor weni­gen Tagen sei­ne Kla­ge gegen Rudolf Fußi zurück­ge­zo­gen. Der hat­te ein Foto mit dem Titel „Gemüt­li­ches Bei­sam­men­sein“ ver­öf­fent­licht, auf dem man Stra­che mit Iden­ti­tä­ren am gedeck­ten Tisch sehen kann. Der Vize­kanz­ler woll­te zunächst das Beisl nicht ken­nen, konn­te sich in der Haupt­ver­hand­lung dann doch erin­nern. Ein „Gemüt­li­ches Bei­sam­men­sein“ mit Iden­ti­tä­ren schaut für ihn auch anders aus als auf dem Foto. Stra­che zog dar­auf­hin die Kla­ge gegen Fußi zurück, weil hin­rei­chend geklärt sei, dass er mit den Iden­ti­tä­ren nichts zu schaf­fen habe.

Lai­la Mir­zo, die für die Podi­ums­dis­kus­si­on als in Syri­en gebo­re­ne Ex-Mus­li­min und Autorin vor­ge­stellt wird, hat jeden­falls eine Ahnung davon, dass all­zu gro­ße Nähe zum Rechts­extre­mis­mus viel­leicht doch nicht so güns­tig ist für den öffent­li­chen Auftritt.

Dar­um warnt sie auf ihrem Face­book-Kon­to mit leicht iro­ni­schem Zun­gen­schlag: „bit­te vor­sich­tig sein mit euren Likes, es wird alles doku­men­tiert! Distan­zie­re sich, wer kann!“ Da hat sie zwei­fel­los ein­mal Recht, aber es ist bereits zu spät.

Mirzo: "vorsichtig sein mit euren Likes" (Screenshot Facebook)
Mir­zo: „vor­sich­tig sein mit euren Likes” (Screen­shot Facebook)

Ihr Kom­men­tar zur Podi­ums­dis­kus­si­on mit Stra­che wird von so ziem­lich allen Schat­tie­run­gen des Rechts­extre­mis­mus (natür­lich vor allem den Iden­ti­tä­ren) in Öster­reich gelikt, was den aus ande­ren Zusam­men­hän­gen bekann­ten „Sil­vio Mess­ter“ (ein Fake-Name) zu dem Pos­ting animiert:

Sil­vio Mess­ter: „Proud to be a real rot­ten far right genui­ne full blood hard­core NAZIIII!!!

Für den wahn­sin­nig „iro­ni­schen“ Mess­ter-Kom­men­tar ist Mir­zo nicht ver­ant­wort­lich, wohl aber dafür, dass er bei ihrem Account ste­hen bleibt und vor allem auch für die The­sen, die sie seit eini­gen Jah­ren auf FPÖ-Ver­an­stal­tun­gen und bevor­zugt im „Wochen­blick“, der schreie­risch rechts­extre­men Pos­til­le aus dem FPÖ-Umfeld, von sich gibt.

Mirzo im "Wochenblick" (Screenshot Facebook)
Mir­zo im „Wochen­blick” (Screen­shot Facebook)
Mirzo in "alles roger?" (Screenshot Facebook)
Mir­zo in „alles roger?” (Screen­shot Facebook)

Der Koran ist für sie ein „Hand­buch des Ter­rors“, der Islam unver­ein­bar mit unse­rer Kul­tur, mus­li­mi­sche Frau­en wür­den ihre Gebär­mut­ter als Waf­fe für einen „Gebur­tend­schi­had“ ein­set­zen. Migra­ti­on, Flucht­be­we­gun­gen, Islam und Ter­ror sind für sie untrenn­bar mit­ein­an­der ver­bun­den, was sie auch zu der bös­ar­ti­gen und fal­schen Schluss­fol­ge­rung bringt, wonach Län­dern mit einem gerin­gen Anteil an Mus­li­men wie etwa Polen, Ungarn oder Japan der Ter­ror erspart geblie­ben sei.

Der Grund für den angeb­lich feh­len­den Ter­ror in Japan sei, dass das Land seit jeher um sei­ne „eth­ni­sche Homo­ge­ni­tät“ sehr bemüht sei. Über den haus­ge­mach­ten Ter­ror, etwa von „Aum Shin­rikyo“ mit grau­en­haf­ten Sarin-Anschlä­gen in Japan oder auch den rechts­extre­men Ter­ror in Ungarn schweigt sich Mir­zo natür­lich aus.

Da bei der Ver­an­stal­tung von Stra­che ja nur über den „isla­mi­schen Anti­se­mi­tis­mus“ dis­ku­tiert wird, muss sie ver­mut­lich auch nicht erklä­ren, war­um die von ihr geprie­se­nen Län­der Polen und Ungarn aktu­ell Hoch­bur­gen des Anti­se­mi­tis­mus in Euro­pa sind, obwohl es dort fak­tisch kei­ne Mus­li­me gibt.

Die 1978 in Damas­kus gebo­re­ne Lai­la Mir­zo ist 1989 mit ihrer Mut­ter nach Deutsch­land gezo­gen. Seit 2002 lebt sie mit ihren zwei Kin­dern in Öster­reich und geht in Linz dem Beruf als (ein­zi­ge) Pfei­fen­baue­rin nach. In man­chen Zuschrei­bun­gen wird sie auch als „Bera­te­rin für inter­kul­tu­rel­le Kom­mu­ni­ka­ti­on“ vor­ge­stellt und so ziem­lich durch­gän­gig als „Islam­ken­ne­rin“ oder „Islam­ex­per­tin“. Als der „Kurier“ Anfang 2017 in einem infor­ma­ti­ven Bei­trag die Fra­ge stell­te „Wer ist Lai­la Mir­zo?“, lehn­te sie die Zuschrei­bung als „Islam-Exper­tin“ und „Ken­ne­rin“ ab: „Wenn Medi­en das über sie schrei­ben wür­den, sei das in ihrer Ver­ant­wor­tung, sagt Mir­zo.

Wor­in ihre Qua­li­fi­ka­ti­on als „Bera­te­rin für inter­kul­tu­rel­le Kom­mu­ni­ka­ti­on“ besteht, konn­ten wir nicht eru­ie­ren. Die von ihr ange­ge­be­ne Inter­net-Adres­se (www.interkultur-islam.com) exis­tiert nicht mehr. Wer älte­re Ein­schät­zun­gen von Mir­zo mit neue­ren ver­gleicht, wird eine rapi­de Radi­ka­li­sie­rung fest­stel­len kön­nen. So ver­trat sie noch 2015 die Ansicht, dass es in Syri­en „nicht den einen Sün­den­bock und auch nicht die eine Lösung“ (kurier.at, 27.12.15) gäbe und for­der­te damals sogar Ver­hand­lun­gen mit dem Isla­mi­schen Staat (IS)!

Mirzo als Redakteurin beim Atterseeforum
Mir­zo als Redak­teu­rin beim frei­heit­li­chen Atter­see Forum (Atter­see­kreis)

Von dif­fe­ren­zier­ten Posi­tio­nen ist Mir­zo mitt­ler­wei­le mei­len­weit ent­fernt. Der Ter­ror sei kei­ne Per­ver­si­on des IS, son­dern Kern­stück des Islam, konn­te man von ihr Anfang 2017 bei einer Dis­kus­si­ons­sen­dung des ORF hören. Das gefällt den Rech­ten schon deut­lich bes­ser. Ver­mut­lich haben die engen Kon­tak­te und die Auf­merk­sam­keit, die sie bei den Rech­ten erhält, dazu bei­getra­gen, dass sie ihre Posi­tio­nen deut­lich an die „Umvol­kungs“- und „Austausch“-Hetzereien von alten und neu­en Rechts­extre­men ange­passt hat.

„Schön, dass Du da warst“, flö­tet Mir­zo dem FPÖ-Lan­des­rat Elmar Pod­gor­schek zu, weil der einen Vor­trag von ihr besucht hat. Sie gra­tu­liert ihm sogar zu des­sen Wie­der­wahl als Bezirks­par­tei­ob­mann der FPÖ und zum Geburts­tag, da aber auch Rein­hard Bösch, einem wei­te­ren Rechts­au­ßen der FPÖ.

Ein klei­ner Höhe­punkt ihrer Anbie­de­rung an die ganz Rech­ten ist aber zwei­fel­los ihre Mit­glied­schaft in einer Mädel­schaft, dem weib­li­chen Pen­dant zu den stramm rech­ten völ­ki­schen Bur­schen­schaf­ten. Zu einem Foto, das sie schä­kernd mit Mar­tin Sell­ner beim Bur­schen­bund­ball in Linz zeigt, erklärt sie:

Nun gut, ich bin also rechts, ich habe homo­se­xu­el­le Freun­de, bin eine Freun­din Isra­els und wenn man das Foto genau betrach­tet, erkennt man, dass ich ein Band tra­ge. Ich bin näm­lich vor 1 ½ Jah­ren in eine aka­de­mi­sche Mädel­schaft ein­ge­sprun­gen. Ich besu­che also nicht nur sol­che Tref­fen, ich bin ein Teil davon.

Es han­delt sich um die aka­de­mi­sche Mädel­schaft Iduna in Linz. Bei der hielt Mir­zo nicht nur 2017 einen Vor­trag, son­dern auch die Rede beim Stif­tungs­fest. Weil Mir­zo eine deut­sche Mut­ter vor­wei­sen kann, dürf­te es auch kei­ne Pro­ble­me mit der Mit­glied­schaft gege­ben haben.

Ach ja, die­se Behaup­tung von Mir­zo ist noch bemer­kens­wert, weil in ihrer Skur­ri­li­tät kaum mehr über­biet­bar: Nach Mir­zos Ein­schät­zung „ist die Rech­te sehr bemüht, ihre Geschich­te auf­zu­ar­bei­ten und gera­de die Jugend zu dif­fe­ren­ziert den­ken­den Men­schen zu erzie­hen. Natür­lich läuft einem hier und da ein Ewig­gest­ri­ger über den Weg, aber der hat es nicht leicht, das kann ich Ihnen sagen!

Anfra­ge Alma Zadić: Zadic BMÖDS Isla­mi­scher Antisemitismus

*FIPU (For­schungs­grup­pe Ideo­lo­gien und Poli­ti­ken der Ungleich­heit) hat sich die Podi­ums­dis­kus­si­on angesehen: