Strache hat ja erst vor wenigen Tagen seine Klage gegen Rudolf Fußi zurückgezogen. Der hatte ein Foto mit dem Titel „Gemütliches Beisammensein“ veröffentlicht, auf dem man Strache mit Identitären am gedeckten Tisch sehen kann. Der Vizekanzler wollte zunächst das Beisl nicht kennen, konnte sich in der Hauptverhandlung dann doch erinnern. Ein „Gemütliches Beisammensein“ mit Identitären schaut für ihn auch anders aus als auf dem Foto. Strache zog daraufhin die Klage gegen Fußi zurück, weil hinreichend geklärt sei, dass er mit den Identitären nichts zu schaffen habe.
Laila Mirzo, die für die Podiumsdiskussion als in Syrien geborene Ex-Muslimin und Autorin vorgestellt wird, hat jedenfalls eine Ahnung davon, dass allzu große Nähe zum Rechtsextremismus vielleicht doch nicht so günstig ist für den öffentlichen Auftritt.
Darum warnt sie auf ihrem Facebook-Konto mit leicht ironischem Zungenschlag: „bitte vorsichtig sein mit euren Likes, es wird alles dokumentiert! Distanziere sich, wer kann!“ Da hat sie zweifellos einmal Recht, aber es ist bereits zu spät.
Ihr Kommentar zur Podiumsdiskussion mit Strache wird von so ziemlich allen Schattierungen des Rechtsextremismus (natürlich vor allem den Identitären) in Österreich gelikt, was den aus anderen Zusammenhängen bekannten „Silvio Messter“ (ein Fake-Name) zu dem Posting animiert:
Silvio Messter: „Proud to be a real rotten far right genuine full blood hardcore NAZIIII!!!“
Für den wahnsinnig „ironischen“ Messter-Kommentar ist Mirzo nicht verantwortlich, wohl aber dafür, dass er bei ihrem Account stehen bleibt und vor allem auch für die Thesen, die sie seit einigen Jahren auf FPÖ-Veranstaltungen und bevorzugt im „Wochenblick“, der schreierisch rechtsextremen Postille aus dem FPÖ-Umfeld, von sich gibt.
Der Koran ist für sie ein „Handbuch des Terrors“, der Islam unvereinbar mit unserer Kultur, muslimische Frauen würden ihre Gebärmutter als Waffe für einen „Geburtendschihad“ einsetzen. Migration, Fluchtbewegungen, Islam und Terror sind für sie untrennbar miteinander verbunden, was sie auch zu der bösartigen und falschen Schlussfolgerung bringt, wonach Ländern mit einem geringen Anteil an Muslimen wie etwa Polen, Ungarn oder Japan der Terror erspart geblieben sei.
Der Grund für den angeblich fehlenden Terror in Japan sei, dass das Land seit jeher um seine „ethnische Homogenität“ sehr bemüht sei. Über den hausgemachten Terror, etwa von „Aum Shinrikyo“ mit grauenhaften Sarin-Anschlägen in Japan oder auch den rechtsextremen Terror in Ungarn schweigt sich Mirzo natürlich aus.
Da bei der Veranstaltung von Strache ja nur über den „islamischen Antisemitismus“ diskutiert wird, muss sie vermutlich auch nicht erklären, warum die von ihr gepriesenen Länder Polen und Ungarn aktuell Hochburgen des Antisemitismus in Europa sind, obwohl es dort faktisch keine Muslime gibt.
Die 1978 in Damaskus geborene Laila Mirzo ist 1989 mit ihrer Mutter nach Deutschland gezogen. Seit 2002 lebt sie mit ihren zwei Kindern in Österreich und geht in Linz dem Beruf als (einzige) Pfeifenbauerin nach. In manchen Zuschreibungen wird sie auch als „Beraterin für interkulturelle Kommunikation“ vorgestellt und so ziemlich durchgängig als „Islamkennerin“ oder „Islamexpertin“. Als der „Kurier“ Anfang 2017 in einem informativen Beitrag die Frage stellte „Wer ist Laila Mirzo?“, lehnte sie die Zuschreibung als „Islam-Expertin“ und „Kennerin“ ab: „Wenn Medien das über sie schreiben würden, sei das in ihrer Verantwortung, sagt Mirzo.“
Worin ihre Qualifikation als „Beraterin für interkulturelle Kommunikation“ besteht, konnten wir nicht eruieren. Die von ihr angegebene Internet-Adresse (www.interkultur-islam.com) existiert nicht mehr. Wer ältere Einschätzungen von Mirzo mit neueren vergleicht, wird eine rapide Radikalisierung feststellen können. So vertrat sie noch 2015 die Ansicht, dass es in Syrien „nicht den einen Sündenbock und auch nicht die eine Lösung“ (kurier.at, 27.12.15) gäbe und forderte damals sogar Verhandlungen mit dem Islamischen Staat (IS)!
Von differenzierten Positionen ist Mirzo mittlerweile meilenweit entfernt. Der Terror sei keine Perversion des IS, sondern Kernstück des Islam, konnte man von ihr Anfang 2017 bei einer Diskussionssendung des ORF hören. Das gefällt den Rechten schon deutlich besser. Vermutlich haben die engen Kontakte und die Aufmerksamkeit, die sie bei den Rechten erhält, dazu beigetragen, dass sie ihre Positionen deutlich an die „Umvolkungs“- und „Austausch“-Hetzereien von alten und neuen Rechtsextremen angepasst hat.
„Schön, dass Du da warst“, flötet Mirzo dem FPÖ-Landesrat Elmar Podgorschek zu, weil der einen Vortrag von ihr besucht hat. Sie gratuliert ihm sogar zu dessen Wiederwahl als Bezirksparteiobmann der FPÖ und zum Geburtstag, da aber auch Reinhard Bösch, einem weiteren Rechtsaußen der FPÖ.
Ein kleiner Höhepunkt ihrer Anbiederung an die ganz Rechten ist aber zweifellos ihre Mitgliedschaft in einer Mädelschaft, dem weiblichen Pendant zu den stramm rechten völkischen Burschenschaften. Zu einem Foto, das sie schäkernd mit Martin Sellner beim Burschenbundball in Linz zeigt, erklärt sie:
Nun gut, ich bin also rechts, ich habe homosexuelle Freunde, bin eine Freundin Israels und wenn man das Foto genau betrachtet, erkennt man, dass ich ein Band trage. Ich bin nämlich vor 1 ½ Jahren in eine akademische Mädelschaft eingesprungen. Ich besuche also nicht nur solche Treffen, ich bin ein Teil davon.
Es handelt sich um die akademische Mädelschaft Iduna in Linz. Bei der hielt Mirzo nicht nur 2017 einen Vortrag, sondern auch die Rede beim Stiftungsfest. Weil Mirzo eine deutsche Mutter vorweisen kann, dürfte es auch keine Probleme mit der Mitgliedschaft gegeben haben.
Ach ja, diese Behauptung von Mirzo ist noch bemerkenswert, weil in ihrer Skurrilität kaum mehr überbietbar: Nach Mirzos Einschätzung „ist die Rechte sehr bemüht, ihre Geschichte aufzuarbeiten und gerade die Jugend zu differenziert denkenden Menschen zu erziehen. Natürlich läuft einem hier und da ein Ewiggestriger über den Weg, aber der hat es nicht leicht, das kann ich Ihnen sagen!“
Anfrage Alma Zadić: Zadic BMÖDS Islamischer Antisemitismus
*FIPU (Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit) hat sich die Podiumsdiskussion angesehen:
Vor kurzem ist die Veranstaltung des Vizekanzlers zum Thema „Islamischer Antisemitismus” in Wien zu Ende gegangen. Kleiner Thread über einen Abend in der Zwischenwelt von beängstigend und bizarr.
— FIPU (@fipu_at) 13. Februar 2019