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Ungarn: Razzia gegen Neonazis mit Österreich-Connection

Nur am Ran­de bzw. in weni­gen öster­rei­chi­schen Medi­en wur­de über die durch­aus dra­ma­ti­schen Ereig­nis­se in der unga­ri­schen Neo­na­­zi-Sze­­ne in den letz­ten Wochen berich­tet. Ende Okto­ber erschoss der Grün­der der mili­tan­ten Neo­na­­zi-Orga­­ni­­sa­­ti­on MNA, Ist­van Györ­kös, im Rah­men einer gegen ihn gerich­te­ten Raz­zia einen Poli­zis­ten. Die MNA hat seit Jah­ren bes­te Bezie­hun­gen zu öster­rei­chi­schen Alt- und Neonazis. […]

5. Dez 2016
MNA, vermummt und bewaffnet

Ursprüng­lich nann­te sich die 1989 von Györ­kös gegrün­de­te Orga­ni­sa­ti­on „Unga­ri­sche NS-Akti­ons­grup­pen“, aber seit 1992 führt sie den Namen MNA (Magyar Nem­ze­ti Arcvonal/Ungarische Natio­na­le Front). Seit mehr als 20 Jah­ren führ­te die MNA, die eng mit „Blood & Honour“ ver­netzt ist, auf dem Land­gut von Györ­kös para­mi­li­tä­ri­sche Übun­gen durch, bei denen Nah- und Stra­ßen­kampf, also Bür­ger­krieg, trai­niert wurde.

MNA, vermummt und bewaffnet
MNA, ver­mummt und bewaffnet

Pro­fil (21.11.16) schreibt dazu:

Die MNA blieb seit 20 Jah­ren — unter wech­seln­den Regie­run­gen — völ­lig unbe­hel­ligt, obwohl Györ­kös auf sei­nem Land­gut bei Györ regel­mä­ßig Wehr­sport­übun­gen ver­an­stal­te­te, an denen sich auch öster­rei­chi­sche und deut­sche Neo­na­zis betei­lig­ten. Aber nicht nur sie: Wie sich nach der Ver­haf­tung von Györ­kös her­aus­stell­te, kamen in den ver­gan­ge­nen Jah­ren auch Agen­ten des rus­si­schen Mili­tär-Geheim­diens­tes GRU zu den Kriegs­spie­len in den Wäl­dern bei Györ.

MNA in Dég bei der Kranzniederlegung - geehrt wird ein Waffen-SS-Verband
MNA in Dég bei der Kranz­nie­der­le­gung — geehrt wird ein Waffen-SS-Verband

Nicht nur mit den öster­rei­chi­schen Neo­na­zis von Alpen-Donau gab es bes­te Bezie­hun­gen. Lang­at­mi­ge Kom­mu­ni­ques der MNA und schön bebil­der­te Berich­te von ihren Waf­fen­übun­gen waren regel­mä­ßig auf alpen-donau.info zu lesen. Die MNA pfleg­te auch inten­si­ve Bezie­hun­gen zu den alten öster­rei­chi­schen Nazi-Kameraden.

Gedenken in Dég - auch eine steirische Abordnung der Kameradschaft IV (K IV) nahm daran immer wieder teil.
Geden­ken in Dég — auch eine stei­ri­sche Abord­nung der Kame­rad­schaft IV (K IV) nahm dar­an immer wie­der teil.

Im Schloss­park von Dég, wo sich ein Denk­mal für die Gefal­le­nen der Waf­fen-SS befin­det, ver­sam­mel­ten sich seit Jah­ren Vete­ra­nen der Waf­fen-SS aus der Stei­er­mark (Kame­rad­schaft IV — K IV) gemein­sam mit einer miil­tä­ri­schen For­ma­ti­on der Neo­na­zis von der MNA. Doku­men­tiert sind die­se gemein­sa­men Auf­mär­sche nicht nur für 2010, son­dern auch für die Fol­ge­jah­re.

K IV Steiermark beim Waffen-SS-Gedenken in Dég.
K IV Stei­er­mark beim Waf­fen-SS-Geden­ken in Dég.

Die Raz­zia gegen Györ­kös, bei der die­ser einen Poli­zis­ten mit sei­ner Maschi­nen­pis­to­le erschos­sen hat­te, stand laut unga­ri­scher Poli­zei in einem Zusam­men­hang mit dem Bom­ben­an­schlag in Buda­pest, durch den in der Nacht auf den 24. Sep­tem­ber zwei Strei­fen­be­am­te schwer ver­letzt wurden.

MNA übt den Häuserkampf.
MNA übt den Häuserkampf.

Zwei Wochen nach der Ver­haf­tung von Györ­kös hat die „unga­ri­sche Anti-Ter­ror-Ein­heit TEK (…) bei lan­des­wei­ten Raz­zi­en gegen mili­tan­te Neo-Nazis elf Per­so­nen vor­läu­fig fest­ge­nom­men sowie Pis­to­len, Geweh­re, Maschi­nen­pis­to­len, Muni­ti­on und selbst­ge­bau­te Bom­ben sicher­ge­stellt“ (Der Stan­dard, 17.11.16). Betrof­fen waren Zel­len der MNA in Buda­pest und in sie­ben wei­te­ren Ortschaften.

Unga­ri­sche Neo­na­zis aus dem Umfeld der MNA mach­ten aber nicht nur in den Wäl­dern um Györ para­mi­li­tä­ri­sche Waf­fen- und Schieß­übun­gen, son­dern auch in Vor­arl­berg. Als die unga­ri­sche Neo­na­zi-Band „Indu­lat“, die zu „Blood & Honour“ zählt, samt Beglei­tung im März in Vor­arl­berg gas­tier­te, absol­vier­ten die Neo­na­zis ein gemein­sa­mes Schieß­trai­ning in einer Feld­kir­cher Indoor-Schieß­hal­le. Mal sehen, ob der Innen­mi­nis­ter bzw. der Ver­fas­sungs­schutz mitt­ler­wei­le schon Erkennt­nis­se dazu haben. Eine par­la­men­ta­ri­sche Anfra­ge dazu ist jeden­falls ein­ge­bracht und muss bis 9. Jän­ner 17 beant­wor­tet werden.

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