Die „Gefangenenhilfe“ kümmert sich als Nachfolgegruppe der 2011 verbotenen deutschen „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“ (HNG) um inhaftierte Neonazis und laut Eigenangabe auch um deren Familien. „Formal handelt es sich bei der »Gefangenenhilfe« um einen in Schweden eingetragenen Verein mit einer Postfachadresse in Stockholm. Es gilt jedoch als sicher, dass die Organisation vor allem deutschen Kadern besteht.” (jungle.world, 11.12.2014)
Als Ziel gibt die Organisation an:
„Das Gefangenen-Projekt ‚GefangenenHilfe.info’ wurde als Plattform für verschiedene Initiativen ins Leben gerufen, die sich um die Vorbeugung, Betreuung, Direkthilfe und Wiedereingliederung in unsere Gemeinschaft nach einer verbüßten Haftstrafe drehen.“
Im Klartext heißt dies, man sich kümmert auch oder vor allem darum, die Inhaftierten mental in den braunen Kreisen zu halten, um sie nach der Haft wieder einzugliedern.
Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wirbt die „Gefangenenhilfe“ um Spenden, die jedoch mit kräftiger einschlägiger Unterstützung laufen. Zur einer 2014 gestarteten Spendenkampagne berichtete jungle.world über die Beteiligung zahlreicher rechtsextremer und neonazistischer Unternehmen mit klingenden Namen wie „Reichsversand“, „Odin-Versand“ etc.. Neben NPD-Aktiven agieren auch Mitglieder anderer rechtsextremer Splitterparteien im Dunstkreis der „Gefangenenhilfe“, darunter auch Kader aus der Partei „Die Rechte“.
Die Gefangenenhilfe finanziert sich jedoch keineswegs nur durch Spenden, sondern lukriert ihr Budget auch aus anderen Quellen. Etabliert sind inzwischen zahlreiche Musikveranstaltungen (alleine 2017 wurden 289 Rechtsrock-Konzerte in Deutschland gezählt), die sich mit tausenden BesucherInnen nicht nur zu wichtigen nationalen und internationalen Szenetreffs herausgebildet haben, sondern vor allem zur Requirierung beachtlicher finanzieller Mittel dienen, die je nach Veranstaltung schon in sechsstellige Beträge gehen können. „Große Festivals wie im thüringischen Themar erfreuen sich einer dauerhaften Beliebtheit in der rechtsextremen Szene. Mit Tausenden Besuchern setzen die Veranstalter dort in nur wenigen Tagen Zehntausende bis Hunderttausende Euro um.” (spiegel.de, 2.2.19)
Die Gewinne fließen u.a. in den Ankauf eigener Immobilien, in denen dann auch haftentlassene Neonazis untergebracht werden. Zudem dürfte der Verkauf von Devotionalien und Bekleidung mit Solidaritätsaufdrucken für einzelne Gefangene gerade bei rechtsextremen Massenveranstaltungen ein einträgliches Geschäft sein. Mit diesem Geld werden auch Kampagnen organisiert, die die Freilassung von Gesinnungsfreunden vorantreiben sollen.
Die „Gefangenenhilfe“ führt auch eine Facebook-Seite („Gefangenenhilfe Freundeskreis“); sie war nicht nur die erste, die die Freilassung von Gottfried Küssel samt Foto im Jänner vermeldete, von ihr gingen auch die Jubelmeldungen über die unerwartete Haftentlassung von Wolfgang Fröhlich aus. Der Leipziger Neonazi und Hooligan Nils Larisch (Versand Hermannsland und Organisator von Musikevents) war nach Krems angereist, um vor Ort vom Fröhlich-Prozess und dessen Ausgang zu berichten. In einer Videobotschaft aus Krems pendelte Larisch denn auch zwischen Verzückung über Fröhlichs unerwarteter Haftentlassung und dem Aufruf, für Fröhlich und andere Kameraden zu spenden. Larisch nützte seine Videobotschaft auch gleich, um einen Appell an die FPÖ zu richten, „die jetzt die Möglichkeit hätte zu zeigen, dass sie national ist (…) Schafft diesen Verbotsparagrafen ab! Diese Wiederbetätigungsgesetze müssen ein für allemal weg. Das sind die absoluten Verbrecherparagrafen“.
Aus Krems berichtet hat auch die Facebook-Seite des Sturmzeichen Verlags, dessen Inhaber Sascha Krolzig zeitgleich in Wien war, um mit Gottfried Küssel ein Interview für die Zeitschrift „N.S. Heute“ zu führen. Ob Krolzig mit oder ohne Küssel dann an den Freudenfeierlichkeiten anlässlich Fröhlichs Entlassung teilgenommen hat, haben die Herren der Öffentlichkeit nicht mehr mitgeteilt.
Zeitlich ganz vorne dabei im Jubilieren war auch der neonazistische „Thing-Kreis Themar“ rund um Axel Schlimper und Angela Schaller, deren Video mit der frohen Kunde auf einschlägigen Seiten dann die Runde machte.
Die FB-Seite des „Thing-Kreises“ war im August 2018 auch die erste, die das Ableben des führenden Mitglieds der Europäischen Aktion (EA) Hans Berger, der wegen des Verdachts auf Bildung einer terroristischen Vereinigung in Wien in Untersuchungshaft saß, vermeldet hatte. Kein Wunder: Axel Schlimper fungierte für die EA als Kreisleiter in Thüringen: „Schlimper ist im Netzwerk der Holocaustleugner eine besonders interessante Figur. Drei Jahre vor der Durchsuchung seines Hauses, im Juni 2014, nahm er an einem Treffen in einem Wiener Gasthaus mit anderen EA-Mitgliedern teil.” (blog.zeit.de 15.6.18) Naheliegend ist daher, dass auch Berger in den Genuss der Services der „Gefangenenhilfe“ gekommen sein dürfte.
Moralisch unterstützt werden die braunen Knastbrüder und ‑schwestern auch durch Briefe von Gesinnungskameraden, für die die Webesite „Artikel5 Info“ Tipps parat stellt:
„Bitte beim Schreiben darauf achten, die Gefangenen sind ideologisch gefestigt, daher keine bloßen Parolen oder pathetische Erklärungen, die lediglich die mitlesende Zensur in Verwirrung und zum Zurückhalten der Post animieren könnte.Es gibt sicher auch so viel zu erzählen.“
Auch wir haben an der ideologischen Festigkeit der frischen Ex-Gefangenen keine Zweifel …