„Baldur Wien“ nennt sich jener Nazi auf Facebook, der als Security-Mann von G4S im Parlament eingesetzt war und vor wenigen Tagen vom Standard-Journalisten Fabian Schmid im Medienraum des BVT-U-Ausschusses erkannt und enttarnt worden ist. Der Schirach Baldur versuchte sich durch Flucht in den letzten Tagen des Krieges seiner Verantwortung zu entziehen, der „Baldur Wien“ versteckt sich auch nach seiner Enttarnung noch immer hinter seinem Pseudonym, obwohl doch schon ziemlich viele wissen, wer er ist und wie er wirklich heißt.

Wer ist „Baldur Wien“?
Was sich schwer abstreiten lässt: „Baldur Wien“ ist ein schwerer Antisemit. Als der hier schon mehrmals vorgestellte Neonazi Wolfgang L. alias „Sowilo“ das Ende seiner Facebook-Sperre ankündigt und ihm eine Nazi-Tante zujubelt, dass sie ein Gesuch für eine frühzeitige Entsperrung einreichen werde, weil es ohne Wolfgang L. „fad“ sei, da kotzt unser Parlamentswächter „Baldur Wien“ dazu:

“an wen? den zuckerberg? an juden stellt man keine bitten“.
Bei der Gelegenheit fällt uns ein, dass im Neonazi-Forum von alpen-donau.info ein „Baldur“ aus Wien aktiv war, der gegen den „Judensender Puls 4“ hetzte und sein Vorstellungsposting mit dem Gruß „88“ abschloss. War der „Baldur Wien“ vor Jahren der „Baldur“ aus Wien im Forum („alinfodo“) von alpen-donau? Nur wenig später taucht im Neonazi-Forum „Nationale Revolution“ auch wieder ein „Baldur“ auf, der einem Neuling vorschlägt sich doch bei „stolzundfrei“, dem Nachfolgegrüppchen von alpen-donau, zu melden, wenn er Neonazi-Kontakte suche.

Egal, ob der Antisemit „Baldur“ aus dem alpen-donau-Forum ident ist mit dem „Baldur Wien“ – beide sind Neonazis und Antisemiten, beide hatten Kontakt zu Küssel. „Baldur Wien“ war (oder ist) Mitglied der Wiener pennalen Burschenschaft Franko Cherusker. Bei der fand 2010 eine Hausdurchsuchung wegen des Verdachts der Wiederbetätigung statt. Die Vermutung eines Zusammenhangs mit den Aktivitäten der alpen-donau-Neonazis um Küssel war naheliegend – bei der Razzia wurde aber anscheinend nichts gefunden. 2011 – im März ging alpen-donau.info offline und in der Folge gab’s Verhaftungen – war das Jahr der Neuorientierung für einige alpen-donau-Neonazis. Man diskutierte auf Der-Funke.Info darüber, wie’s weitergehen sollte. „Baldur Wien“ war unter seinem Klarnamen auch irgendwie dabei – hin- und hergerissen zwischen offen nazistischen und freiheitlichen Positionen und Personen.

Das ist ihm offensichtlich geblieben. Dem „Baldur Wien“ gefallen heute auf Facebook Kommentare von Norbert Hofer, Vilimsky, Johann Gudenus genauso wie solche von Markus Ripfl, dem erst vor kurzem aus der FPÖ ausgeschlossenen Rechtsextremen.

Likes von „Baldur Wien“ gehen an verschiedene akademische Burschenschaften (Teutonia, Silesia, Libertas), an die FB-Seite des mittlerweile verstorbenen Neonazi Gerd Honsik, an alpen-donau.info, an die Deutsche Burschenschaft, den RFS und natürlich an die verschiedenen Seiten von „Unwiderstehlich“, wo „Baldur Wien“ seine neue Heimat gefunden hat.

Dass er auch die neonazistische „Gefangenenhilfe Freundeskreis“ likt, könnte proaktives Verhalten von ihm sein. Schließlich wurde er 2015 schon einmal wegen Verdacht der Wiederbetätigung vom LVT Wien angezeigt. Die Ermittlungen wurden allerdings wieder eingestellt, wie Peter Pilz in einer Pressekonferenz am 20.11. mitteilte.
Sein Like für das Bundesheer hat vermutlich einen persönlichen Hintergrund. „Baldur Wien“ hat sich nicht nur beim Bundesheer für ein Jahr verpflichtet und war ausgerechnet Ende 2015 für mehrere Monate in Kärnten im Assistenzeinsatz zur Grenzsicherung tätig, sondern hat dort auch einen Vater in hoher Funktion. Danach war „Baldur Wien“ für verschiedene Security-Firmen tätig und landete schließlich 2018 bei G4S im Parlament. Auf der Facebook-Seite von Johann Gudenus erteilte „Baldur Wien“ vor einigen Monaten bereitwillig Auskunft, wie man ins Parlament hineinkommt: „Alle Abgeordneten sowie deren Mitarbeiter dürfen das Haus ohne Kontrolle betreten. Kontrolliert werden nur Gäste und Besucher.“
Was „Baldur Wien“ dabei vergessen hat anzumerken: Zeitweise war er für diese Kontrollen zuständig – anscheinend nicht nur für die Auskunftspersonen im Untersuchungsausschuss zum BVT. Dass ihm dabei seine alten Burschenschaftsfreunde nie über den Weg gelaufen sind, ist ziemlich unwahrscheinlich. Der eine mit seiner bewegten Vergangenheit in der VAPO ist jetzt als Pressereferent im FPÖ-Klub tätig, der andere im Kabinett von Norbert Hofer. Ende 2011 unterhielten sich jedenfalls alle drei auf dem Facebook-Account des späteren Security-Burschen noch ganz köstlich.

P.S.: Wer wünscht noch im Dezember 2016 mit einem Wehrmachtsfoto aus 1940 „Frohe Weihnachten“?
![]() | ![]() |