Keine wesentliche Aktion der deutschen Identitären ohne Sellner, kein Interview, keine TV-Bilder ohne ihn. Die deutschen Rechtsextremen haben endlich wieder einen österreichischen Führer, der ihnen sagt, wo’s lang geht. Das war auch diesmal in Berlin nicht anders. Nachdem die Identitären wegen etlicher Blockaden durch GegendemonstrantInnen kaum Meter machen konnten – insgesamt schafften sie in drei bis vier Stunden nur maximal 800 Meter –, „kam es zu mehreren Krisentreffen der Führungsriege, bei der nunmehr der Österreicher Sellner und Aktivisten der ‚Kontrakultur Halle’ tonangebend waren und über den weiteren Verlauf diskutierten“ (Blick nach Rechts).
Mit den Kameraden von der „Kontrakultur“ Halle versteht sich der Martin Sellner bestens, mit ihnen plant er gemeinsam Aktionen und teilt das elitäre Selbstverständnis. Im März 2016 mauerte Sellner mit ihnen den Eingang zu einem Probewahllokal für MigrantInnen In Halle/Saale zu, im Dezember 2016 nahmen Sellner und Co, an einer Sitzblockade vor der CDU-Parteizentrale in Berlin gemeinsam mit den Kameraden der Kontrakultur Halle teil, umgekehrt war Kontrakultur-Truppe an der Demo in Freilassing/Salzburg am 9. Jänner 2016 beteiligt.
Eine Gemeinsamkeit ist aber besonders hervorzuheben: So wie Sellner kommt Mario Müller, Gründer und Chef von Kontrakultur Halle, aus der Neonazi-Szene. In dem sehr informativen Beitrag von Sachsen-Anhalt Rechtsaussen „Kubitscheks Traum vom Nazikiez“ wird diese Übereinstimmung bis hin zum gemeinsamen Gefallen an einem Vexierbild mit Hakenkreuz sichtbar gemacht. Generell scheinen die Identitären aus Halle ziemlich wenig von Distanz zu Neonazis und Faschisten aller Schattierungen zu halten.
Zurück nach Berlin! Dort übernahm Kontrakultur Halle nach den oben erwähnten Beratungen mit Sellner über den frustrierenden Stillstand durch die Blockaden
den Ausbruchsversuch, bei dem es zur Eskalation mit der Polizei kam. Als nach stundenlangem Warten Anmelder Timm den Aufzug abbrechen musste, entrissen die „Kontrakultur“-Aktivisten den gezielt in der ersten Reihe platzierten Frauen der IB das Fronttransparent und stürmten damit zurück in Richtung Auftaktort. Zu diesem Zeitpunkt waren dort kaum Polizisten positioniert. Als die Teilnehmer schließlich gestoppt werden, kommt es zu Angriffen auf die Beamten, die sich mit Schlagstock und Pfefferspray zur Wehr setzten. In dieser Situation zeigte sich einmal mehr, dass die von den „Identitären“ propagierte Gewaltfreiheit nicht mehr als ein Teil ihrer PR-Strategie ist und mit der Realität wenig zu tun hat. (Blick nach Rechts)
Berichte:
— Zeit: Störungsmelder: „Identitäre Bewegung“ scheitert mit Aufmarsch in Berlin
— blicknachrechte.de: „Identitäre“ und ihre Fußtruppen
— endstation-rechts.de: Aufmarsch der Identitären endet mit Blockade