Berlin: Blockierte Identitäre

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Seit Mona­ten haben die Iden­ti­tä­ren für ihren Ber­li­ner Auf­marsch am 17. Juni quer durch die BRD und Euro­pa Stim­mung gemacht, gekom­men sind dann aber nur 700. Das war dann doch ziem­lich mick­rig ange­sichts des Umstan­des, dass nicht nur etli­che Neo­na­zis, son­dern auch Pegi­da und NPD betei­ligt waren bzw. auf­ge­ru­fen haben. Gut ver­tre­ten jeden­falls eine Idi-Dele­ga­ti­on aus Öster­reich, allen vor­an der Idi-Ösi-Lei­ter Mar­tin Sellner.

Kei­ne wesent­li­che Akti­on der deut­schen Iden­ti­tä­ren ohne Sell­ner, kein Inter­view, kei­ne TV-Bil­der ohne ihn. Die deut­schen Rechts­extre­men haben end­lich wie­der einen öster­rei­chi­schen Füh­rer, der ihnen sagt, wo’s lang geht. Das war auch dies­mal in Ber­lin nicht anders. Nach­dem die Iden­ti­tä­ren wegen etli­cher Blo­cka­den durch Gegen­de­mons­tran­tIn­nen kaum Meter machen konn­ten – ins­ge­samt schaff­ten sie in drei bis vier Stun­den nur maxi­mal 800 Meter –, „kam es zu meh­re­ren Kri­sen­tref­fen der Füh­rungs­rie­ge, bei der nun­mehr der Öster­rei­cher Sell­ner und Akti­vis­ten der ‚Kon­tra­kul­tur Hal­le’ ton­an­ge­bend waren und über den wei­te­ren Ver­lauf dis­ku­tier­ten“ (Blick nach Rechts).

„Martin Sellner (links mit Hemd und Krawatte) und Wolfgang L. (rechts mit Outdoor-Jacke und beigem Hemd darunter) beim Nowotny-Gedenken 2009. Wien, 8. November 2009“ Quelle: kuesselskameraden.blogsport.eu

„Mar­tin Sell­ner (links mit Hemd und Kra­wat­te) und Wolf­gang L. (rechts mit Out­door-Jacke und bei­gem Hemd dar­un­ter) beim Nowot­ny-Geden­ken 2009. Wien, 8. Novem­ber 2009“ Quel­le: kuesselskameraden.blogsport.eu

Martin Sellner 2008 beim Gedenken für die Nazi-Ikone und -Flieger Walter Nowotny. Damals noch in den Reihen von Gottfried Küssel und Felix B., die Verantwortlichen der neonazistischen Website „Alpen-Donau.info“

Mar­tin Sell­ner 2008 beim Geden­ken für die Nazi-Iko­ne und ‑Flie­ger Wal­ter Nowot­ny. Damals noch in den Rei­hen von Gott­fried Küs­sel und Felix B., die Ver­ant­wort­li­chen der neo­na­zis­ti­schen Web­site „Alpen-Donau.info“

Mit den Kame­ra­den von der „Kon­tra­kul­tur“ Hal­le ver­steht sich der Mar­tin Sell­ner bes­tens, mit ihnen plant er gemein­sam Aktio­nen und teilt das eli­tä­re Selbst­ver­ständ­nis. Im März 2016 mau­er­te Sell­ner mit ihnen den Ein­gang zu einem Pro­be­wahl­lo­kal für Migran­tIn­nen In Halle/Saale zu, im Dezem­ber 2016 nah­men Sell­ner und Co, an einer Sitz­blo­cka­de vor der CDU-Par­tei­zen­tra­le in Ber­lin gemein­sam mit den Kame­ra­den der Kon­tra­kul­tur Hal­le teil, umge­kehrt war Kon­tra­kul­tur-Trup­pe an der Demo in Freilassing/Salzburg am 9. Jän­ner 2016 beteiligt.

Kontrakultur Halle und Idis aus Österreich mauern den Eingang zu einem Probewahllokal für MigrantInnen In Halle/Saale zu

Kon­tra­kul­tur Hal­le und Idis aus Öster­reich mau­ern den Ein­gang zu einem Pro­be­wahl­lo­kal für Migran­tIn­nen In Halle/Saale zu

Eine Gemein­sam­keit ist aber beson­ders her­vor­zu­he­ben: So wie Sell­ner kommt Mario Mül­ler, Grün­der und Chef von Kon­tra­kul­tur Hal­le, aus der Neo­na­zi-Sze­ne. In dem sehr infor­ma­ti­ven Bei­trag von Sach­sen-Anhalt Rechts­aus­sen „Kubit­scheks Traum vom Nazi­kiez“ wird die­se Über­ein­stim­mung bis hin zum gemein­sa­men Gefal­len an einem Vexier­bild mit Haken­kreuz sicht­bar gemacht. Gene­rell schei­nen die Iden­ti­tä­ren aus Hal­le ziem­lich wenig von Distanz zu Neo­na­zis und Faschis­ten aller Schat­tie­run­gen zu halten.

Zurück nach Ber­lin! Dort über­nahm Kon­tra­kul­tur Hal­le nach den oben erwähn­ten Bera­tun­gen mit Sell­ner über den frus­trie­ren­den Still­stand durch die Blockaden

den Aus­bruchs­ver­such, bei dem es zur Eska­la­ti­on mit der Poli­zei kam. Als nach stun­den­lan­gem War­ten Anmel­der Timm den Auf­zug abbre­chen muss­te, ent­ris­sen die „Kontrakultur“-Aktivisten den gezielt in der ers­ten Rei­he plat­zier­ten Frau­en der IB das Front­trans­pa­rent und stürm­ten damit zurück in Rich­tung Auf­takt­ort. Zu die­sem Zeit­punkt waren dort kaum Poli­zis­ten posi­tio­niert. Als die Teil­neh­mer schließ­lich gestoppt wer­den, kommt es zu Angrif­fen auf die Beam­ten, die sich mit Schlag­stock und Pfef­fer­spray zur Wehr setz­ten. In die­ser Situa­ti­on zeig­te sich ein­mal mehr, dass die von den „Iden­ti­tä­ren“ pro­pa­gier­te Gewalt­frei­heit nicht mehr als ein Teil ihrer PR-Stra­te­gie ist und mit der Rea­li­tät wenig zu tun hat. (Blick nach Rechts)

Berich­te:
Zeit: Stö­rungs­mel­der: „Iden­ti­tä­re Bewe­gung“ schei­tert mit Auf­marsch in Berlin
blicknachrechte.de: „Iden­ti­tä­re“ und ihre Fußtruppen
endstation-rechts.de: Auf­marsch der Iden­ti­tä­ren endet mit Blockade