Die Abgeordneten Ulla Jelpke und weitere von der Fraktion Die Linke haben nach dem Verbandstag im November 2012 eine kleine Anfrage an die Deutsche Bundesregierung zum „Rechtsruck der Deutschen Burschenschaft“ gerichtet und mittlerweile auch deren Antwort erhalten. Ziemlich ausführlich beschreiben die AnfragestellerInnen die neue vorsitzführende Burschenschaft Teutonia Wien und stellen auch einige Fragen zu ihr.
Die Antwort der Deutschen Bundesregierung, wonach es keine neuen Erkenntnisse zu verfassungsfeindlichen Tendenzen der DB gäbe, ist angesichts der jüngsten Entwicklung zwar überraschend, folgt aber dem Muster vorheriger Anfragebeantwortungen: einzelne braune Schafe ja, aber die Herde ist brav:
Vereinzelt sind Burschenschaftler Mitglieder rechtsextremistischer Organisationen bzw. bestehen Kontakte rechtsextremistischer Personen oder Organisationen zu einzelnen Burschenschaften. Verdichten sich dahingehende tatsächliche Anhaltspunkte bei einer Burschenschaft, erfolgt die förmliche Beobachtung durch das zuständige Landesamt für Verfassungsschutz. So wird im Verfassungsschutzbericht des Freistaates Bayern für das Jahr 2011 über die Münchner Burschenschaft Danubia berichtet. Für die überwiegende Mehrheit der Mitgliedsburschenschaften liegen jedoch nach Kenntnis der Bundesregierung keine hinreichenden Anhaltspunkte vor, dass sie Bestrebungen verfolgen, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichtet sind.
Die Burschenschaft Alemannia Stuttgart gibt den sofortigen Austritt aus der Deutschen Burschenschaft bekannt
Der deutschen Bundesregierung scheint entgangen zu sein, dass eine erkleckliche Zahl von Mitgliedsbünden die DB seit dem November 2012 wegen des rechtsextremen Kurses verlassen haben. So schreibt die Burschenschaft Krusenrotter zu Kiel in ihrer Austrittsbegründung: „Leider ist es der Deutschen Burschenschaft in der Vergangenheit in zunehmendem Maße nicht gelungen, sich nachhaltig gegen nationalistisch-revisionistische und gegen rassistische Tendenzen in ihren Reihen zur Wehr zu setzen.“ Die ebenfalls ausgetretene Burschenschaft Hansea Mannheim formuliert es etwas feiner: „viele Vertreter der in der Deutschen Burschenschaft vereinten Studentenverbindungen (vertreten) ganz offensichtlich eine abweichende Auslegung des Grundgesetzes (…), die mit den demokratischen Überzeugungen der Burschenschaft Hansea nicht mehr vereinbar sind.”
Interessant ist, was die deutsche Bundesregierung zu den Fragen betreffend die Teutonia Wien antwortet:
Bei der angefragten Burschenschaft handelt es sich um einen ausländischen Personenzusammenschluss, zu dem der Bundesregierung auch im Rahmen des internationalen Informationsaustausches der Verfassungsschutzbehörden keine verfassungsschutzrelevanten Informationen vorliegen.
Wir tippen da mal auf einen Informationsmangel, der durch den österreichischen Verfassungsschutz verursacht wurde und auf dessen seit Schwarzblau bestehende Informationslücken bzw. Sehschwächen zurückzuführen ist!
Der Burschenschafter-Blog Burschenschafter packt aus berichtet mittlerweile, dass zwei Burschenschafter in den Vorstand der NPD Sachsen gewählt worden sind. Am 15. Jänner findet außerdem der Prozess gegen den Burschenschafter Norbert Weidner statt, dem vorgeworfen wird, den von den Nazis hingerichteten Dietrich Bonhoeffer verunglimpft zu haben .
Während die Burschis von der DB weiter fleißig braune Punkte sammeln, fangen die Ausgetretenen mit den Zählungen an. Demnach ist es vorbei mit der alten Burschenherrlichkeit und den 120 Mitgliedsbünden der DB. Zieht man die inaktiven Bünde ab, so gäbe es demnach nur mehr rund 80 aktive Burschenschaften in der DB. Die Sammlung der extrem Rechten in der DB, die Burschenschaftliche Gemeinschaft, in der sich die österreichischen Burschen zuhause fühlen, wird durch die Austritte – relativ gesehen – immer stärker. Keine der österreichischen Burschenschaften hat sich bisher der moderaten „Initiative Burschenschaftliche Zukunft“ angeschlossen – eine eindeutige Standortbestimmung der Deutschen Burschenschafter in Österreich!