Noch gibt es keine umfassende Berichterstattung zum außerordentlichen Burschentag der Deutschen Burschenschaft (DB), der zwischen 23. und 25. November in Stuttgart abgehalten wurde. Die außerordentliche Tagung war notwendig geworden, weil es beim „ordentlichen“ Burschentag im Juni zu einem Eklat zwischen dem starken rechtsextremen Flügel rund um die Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG) und einer zahlenmäßig kleineren Gruppe rund um die Initiative Burschenschaftliche Zukunft (IBZ) gekommen war.
Im Vorfeld des außerordentlichen Burschentags war es deshalb zu Vermittlungsgesprächen zwischen BG und IBZ gekommen, die aber ergebnislos blieben. Auch der einzige Triumph, den die Rechtsextremen den gemäßigten Bünden gönnten, erwies sich als vergiftete Pille: die Abwahl von Norbert Weidner, dem „Schriftleiter“ der „Burschenschaftlichen Blätter“ gelang diesmal zwar, aber an seiner Stelle wurde Michael Paulwitz (Normannia Heidelberg) gewählt, der Beisitzer im Landesverband der rechtsextremen „Republikaner“ von Baden – Württemberg ist. Die Anträge auf Ausschluss von rechtsextremen Burschenschaften wurden gar nicht abgestimmt. Auch der Antrag, die Mitgliedschaft in einer verfassungsfeindlichen Organisation für unvereinbar mit der in einer Burschenschaft zu erklären, scheiterte. Beschlossen wurde als „Kompromiss“, dass Burschis nicht Mitglieder in einer nationalsozialistischen Organisation sein dürfen. Da werden die Haudegen von der BG aber viel gelacht haben dabei! Die Anträge zur Verschärfung der als „Arierparagraf“ bekannten Statutenbestimmung über das Deutschtum als Voraussetzung einer Mitgliedschaft wurden vertagt.
Spruch der Teutonia
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Walter Tributsch von der Wiener Burschenschaft Teutonia, der im Juni zum Pressesprecher der DB gewählt worden war, sprach deshalb auch von einer sehr „harmonischen Atmosphäre“ beim Burschentag, während der Sprecher der IBZ, Michael Schmidt, damit rechnet, dass „in den kommenden Wochen und Monaten etwa weitere zehn bis zwanzig Burschenschaften ihren Austritt aus dem Dachverband erklären werden“.
Die mediale Einschätzung der Entscheidungen beim Burschentag ist deshalb auch ziemlich eindeutig: „Rechtsextreme triumphieren beim Burschentag“, titelt Spiegel Online, die Frankfurter Rundschau „Die Rechten und der kleine Rest“ und die Süddeutsche Zeitung spricht in einem Kommentar von „Gefährlicher Deutschtümelei“.
Nur bei der Zuordnung der Burschenschaft Teutonia vertut sich die „Süddeutsche” und spricht von einem „ultrakonservativen Bund“, der zukünftig den Vorsitz führen wird. Da haben die Teutonen sicher ordentlich gelacht!
Dass ausgerechnet jetzt die „Teutonia“ den Vorsitz der DB übernimmt, ist ein kaum mehr überbietbares Signal für den Rechtsruck: rechts von den Teutonen ist nur mehr der Abgrund! Bis 2007 waren die Teutonen gar kein Mitgliedsbund der DB „auf Grund der schlechten Erfahrungen, die man mit einigen Gruppierungen der Deutschen Burschenschaft in nationaler und waffenstudentischer Richtung“ gemacht hatte, wie sie auf ihrer Homepage schreiben. Erst 2008 wurde dann die Aufnahme der „Teutonia“ durch den Burschentag im Schnellverfahren abgesegnet, nach einer Brandrede von Gerhard Pendl, dem früheren Universitätsrat, über die das Protokoll vermerkt:
„Es wird der Einsatz der Wiener akad. B! Teutonia für die Einigung der Burschenschaften der Bundesrepublik Deutschland und der Ostmark hervorgehoben“.
In den 90er Jahren war ein Teil der Teutonen noch mit anderen Aufgaben beschäftigt, nämlich die neonazistische Volkstreue Außerparlamentarische Opposition (VAPO) des Gottfried Küssel zu unterstützen.
Ihre Einstellung offenbarte die „Teutonia“ aber auch in jüngster Zeit recht offen. In einem Flugblatt hetzte sie deutlich antisemitisch gegen Ariel Muzicant, den Mann mit den „dicken Brillengläsern“, mit der „Halbglatze“ und den „nervösen Händen“, der sich in den Logen der Freimaurer „pudelwohl“ fühle.
Einladung der Teutonia zur „Schönererkneipe”
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Dass der Antisemitismus Programm ist, machte die „Teutonia“ erst vor wenigen Wochen noch einmal klar: am 10. November veranstaltete sie in Zwettl die „Schönerer-Kneipe“. Georg Ritter von Schönerer war einer der radikalsten Vertreter des modernen „rassisch“ begründeten Antisemitismus („Die Religion ist einerlei – im Blute liegt die Schweinerei“), „geistiger Vater“ (Hannah Arendt) Hitlers und erbitterter Verfechter der großdeutschen Idee. Klar, dass Schönerer auch Ehrenmitglied bei der Teutonia ist!
Beim Burschentag gab es übrigens keine Gegenkandidatur zu den Teutonen….