Die Burschenschaft Teutonia war lange Zeit so rechtsextrem, dass sie nach der „Wiedervereinigung“ der Deutschen Burschenschaft Österreichs (DBÖ) mit der Deutschen Burschenschaft (DB) im Jahr 1971, die eigentlich ein Anschluss war, nicht der DB beitreten wollten. Erst im Jahr 2007 stellten die Wiener Teutonen ihren Aufnahmeantrag in die DB, wobei ihnen dank kräftiger Unterstützung der Rechtsextremen von der „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ dann sogar die übliche Probezeit erlassen wurde. Im Protokoll zum Burschentag der DB 2008 heißt es dazu: „Vbr. Prof. Pendl (akad. B! Oberösterreicher Germanen in Wien) spricht sich für die Antragsannahme aus. Es wird der Einsatz der Wiener akad. B! Teutonia für die Einigung der Burschenschaften der Bundesrepublik Deutschland und der Ostmark hervorgehoben.“
Nachdem die Teutonen in den 90er-Jahren einige Kader für die neonazistische VAPO des Gottfried Küssel, darunter den Finanzchef, gestellt hatten, ist es in den Jahren nach der Zerschlagung der VAPO etwas ruhiger geworden um die Teutonia. Es folgten die Jahre, in denen sich die „Olympia“ als Besucherzentrum für Neonazis (Rennicke, Müller, Hähnel, Kosiek usw.) etablieren konnte.
In den letzten Jahren sind die Teutonen allerdings wieder einschlägig aufgefallen. Da ist zum einen Wolfgang L. alias „Sowilo“ von den „Freien Freunden“, der mit verschiedenen Nicknames in der rechtsextremen Geisterwelt unterwegs ist. Der Teutone „Sowilo“ tauschte sich bei den „Freien Freunden“ über Bombenrezepte aus. Burkhard M. wiederum hat sich als vermutlicher Fälscher von sexistischen und rassistischen Aufklebern, die der Rosa Antifa Wien (RAW) unterstellt wurden, hervorgetan und Jan A., der daraufhin vom Olympen Harald Stefan als parlamentarischer Mitarbeiter entlassen wurde, hat die rechtsextreme Andreas-Hofer- Wander-und Vortragswoche am Packer Stausee organisieren wollen. Eine schwere Verstimmung zwischen Teutonen und Olympen war die Folge. Der Ex-Olympe Sebastian P., früherer Mitarbeiter von Martin Graf, treibt sich neuerdings auch gern bei den Teutonen herum. Für das „Kellerfest“ der Teutonen am 13./14. Jänner auf der Teutonenbude gab es jedenfalls von ihm und einigen anderen, die man mit der Bezeichnung „rechtsextrem“ eher verharmlosen würde, Zusagen.
Ist dort die Idee für das grob antisemitische Flugblatt „Warum Ariel Muzicant nicht in die Loge möchte“ entstanden? Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, ist durch die klare Haltung der Kultusgemeinde gegen den Ball des Korporationsrings zum beliebtesten Hass-Objekt von Neonazis, Burschenschaftern und Freiheitlichen geworden.
Im Flugblatt der „Teutonia“, das uns vorliegt, wird Muzicant als der „Mann mit der Halbglatze“, den „nervösen Händen“ und den „dicken Brillengläsern“ vorgeführt, der nach Österreich, wo es „ihm sehr gut geht“, „aus dem gelobten Land“ eingewandert sei, obwohl er die „Österreicher nicht mag“: „Noch weniger mag er Österreicher, die stolz auf ihre Heimat sind“, heißt es in dem Flugblatt weiter. Sind damit die „Stolzundfrei“-Nazis gemeint? Muzicant wird ganz in der Tradition des nazistischen jüdisch-freimaurerischen Nazi-Verschwörungstopos als einer beschrieben, dessen Wunsch in Wien Befehl ist: „… in Wien bestimmt Ariel Muzicant, wer tanzen darf und wer nicht.“ Muzicant wolle nicht in einer Loge des Burschenschafterballs Platz nehmen, er „bevorzugt eine andere Art von Logen – Freimaurerlogen!“ Natürlich ist im Flugblatt auch ein Hinweis darauf enthalten, dass Muzicant im Vorstand des DÖW, einer „kommunistischen Tarnorganisation“ vertreten ist.
Von den üblichen antisemitischen Topoi fehlt nur mehr die Hakennase, dann ist der „Stürmer“-Jude komplett.
Vorbild für Teutonen?: Nazi-Hetzblatt „Der Stürmer“