Diese Veranstaltung nahm der FPÖ-Nationalratsabgeordneter Elmar Podgorschek zum Anlass für eine – selbst für die FPÖ — seltsame Presseaussendung, in der er darauf hofft, dass es zu keinen „schlimmen Ausschreitungen der linken Szene kommt”. „Dagegen”, so der FPÖ-Abgeordnete, „hätten Verbindungsstudenten, insbesondere Burschenschafter, immer wieder ihr Eintreten für demokratische Grundrechte bewiesen”.
Erinnern wir uns an die letzte derartige Veranstaltung zurück, damals organisiert von der SJ Wien: Am 13. Juni 2009 vor dem Cafe Hummel in Wien-Josefstadt sammelten sich die TeilnehmerInnen zum Spaziergang zu den einzelnen Burschenschaften, um dort Wissenswertes über deren menschenverachtende Ideologie zu hören. Damals attackierten plötzlich in etwa zehn Angreifer die Kundgebung und skandierten dabei den beliebten Neonazi-Kampfruf „frei, sozial, national!”
Burschenschafter auf der Flucht (Bildquelle: politwatch.at)
AntifaschistInnen konnten einen fotografieren – es war S.P., zum damaligen Zeitpunkt noch Mitarbeiter des Dritten Nationalratspräsidenten, FPÖ-Nationalratsabgeordneten und „Alten Herren” der Burschenschaft Olympia, Martin Graf. P. selbst, zum damaligen Zeitpunkt noch Burschenschafter der Olympia, vermummte sich dabei mit einer „Smiley-Maske mit Rechtsscheitel, der an Adolf Hitler erinnert” (Quelle: „Österreich”).
Der Angriff wurde wenige Tage zuvor auf der Neonazi-Seite Alpen-Donau mit den Worten „Den Burschenschaftern in ‚freier Wildbahn’ empfehlen wir: ‚Wenn es gilt fürs Vaterland, treu die Klingen dann zur Hand, und heraus mit mut’gem Sang’ ” offen angekündigt.
Die Ankündigung des Angriffs auf Alpen-Donau
Zwei Monate später gab es dann ein Bekennerschreiben in den „Burschenschaftlichen Blättern” (2/09, S. 87), dem Organ des Dachverbandes „Deutsche Burschenschaft” (DB). Ein namentlich nicht genannter Autor nannte „Aktive der Olympia” als Täter. (Quelle: doew.at)
Bereits 2008 beteiligten sich Burschenschafter bei einem Angriff auf eine korporationskritische Kundgebung, die auf die menschenverachtende Ideologie der Burschenschaften hinweisen wollte. Etwa zehn Personen verübten einen Übergriff auf die KundgebungsteilnehmerInnen, die sich bei der Universität Wien sammelten. Einer der Provokateure war S.P..
Hat FPÖ-Abgeordnete Podgorschek inzwischen vergessen, dass ein ehemaliger Mitarbeiter seines FPÖ-Kollegen Martin Graf in einer Gruppe eine Veranstaltung angegriffen hat, die dabei Neonazi-Sprüche riefen? Oder ist es genau dieses Verhalten, das Podgorschek unter „Eintreten für demokratische Grundrechte” versteht?
Siehe auch:
doew.at — Graf-Mitarbeiter unter rechtsextremen Angreifern