Es gibt viele Breiviks

Anders Behring Breivik, der recht­sex­treme Massen­mörder von Oslo, wurde vom Amts­gericht in Oslo für zurech­nungs­fähig erk­lärt und zu 21 Jahren Haft verurteilt. Breivik habe aus ide­ol­o­gis­chen Motiv­en gehan­delt, stellte das Gericht in sein­er Urteils­be­grün­dung fest. Die nor­wegis­che Gesellschaft hat im ver­gan­genen Jahr eine beein­druck­ende Leis­tung bei der Auf- und Ver­ar­beitung des grauen­haften Mas­sak­ers gezeigt – aber das ist noch zu wenig.

Während Nor­we­gens Jus­tiz mit dem Urteilsspruch gegen Breivik einen vor­läu­fi­gen Schlusspunkt gezo­gen hat, erin­nert sich Deutsch­land in diesen Tagen der pogro­mar­ti­gen Auss­chre­itun­gen von Neon­azis in Ros­tocks Stadt­teil Licht­en­hagen. Das völ­lige Ver­sagen der Exeku­tive ist in diesem Fall eben so wenig aufgear­beit­et wie bei den Mor­den des NSU-Trios, wo sich mehrere Unter­suchungsauss­chüsse und außer­par­la­men­tarische Ein­rich­tun­gen um Aufk­lärung bemühen.

Und Öster­re­ich? Es war ein Zufall, aber ein beze­ich­nen­der, dass sich aus­gerech­net am Tag der Morde von Oslo und Utoya in Traun (OÖ) der 48-jährige Johann Neumüller vor­nahm, etliche Men­schen aus ras­sis­tis­chen Motiv­en zu ermor­den. Sog­ar Schilder hat­te er für seine Mor­dopfer schon vor­bere­it­et. Dass er nur einen „Aus­län­der” töten kon­nte, ist sein­er eige­nen Unfähigkeit zu verdanken.


Antifaschis­tis­che Kundge­bung in Traun, vor dem Wohn­haus des recht­en Mörders, Bildquelle: KV Info­laden Wels
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Und was ist mit dem Bran­dan­schlag in Wien-Florids­dorf oder dem auf das Asyl­heim in Graz?

In den Tagen nach den Mor­den von Oslo herrschte noch betretenes Schweigen in der recht­sex­tremen Szene, mit­tler­weile mehren sich aber die Stim­men der­jeni­gen, die Breiviks Morde entwed­er zur Nachah­mung empfehlen oder zumin­d­est „nachvol­lziehbar“ find­en.

Breivik ist Teil ein­er recht­sex­tremen und xeno­phoben Sub­kul­tur, die ger­ade im Inter­net über viele Stim­men ver­fügt — von Kybe­line bis SOS Öster­re­ich. Der Blog Pub­lika­tive beschäftigt sich in einem aktuellen Beitrag damit.

Dass aus­gerech­net die xeno­phobe und ras­sis­tis­che Fortschrittspartei Nor­we­gens, bei der Breivik früher Mit­glied war, gegen den sozialdemokratis­chen Min­is­ter­präsi­den­ten Stoltenberg het­zt, weil er zu wenig gegen den Ter­ror unter­nom­men habe, führt zu der Frage, ob demokratis­che Gesellschaften wie Nor­we­gen aus­re­ichend imstande sind, sich gegen das xeno­phobe Gift zu schützen. Die nor­wegis­che Jour­nal­istin Asne Seier­stad sieht am Beispiel Breiviks einen „Sieg des Mörders“ und fordert in der „Zeit“: “Nehmt ihm seinen Com­put­er weg, schränkt seinen Briefverkehr ein, lasst ihn in sein­er Zelle allein mit seinen Gedanken. Genau das hat Breivik ver­di­ent“.

Das wird allerd­ings nicht aus­re­ichen, um die anderen Breiviks und Epigo­nen zu verhindern.