Die AfP, Strache und die AsylwerberInnen – eine Nachbesprechung

Wie viele asyl­wer­bende Fam­i­lien mag es wohl in Öster­re­ich geben, denen es gelun­gen ist, mit sechs kleinen Kindern wohlbe­hal­ten nach Öster­re­ich zu fliehen? Eine, zwei oder gar keine? Wie viele öster­re­ichis­che Fachar­beit­er gibt es, die sich mit dem mageren Lohn von 1.473,78 Euro brut­to auf das Risiko ein­er Fam­i­lien­grün­dung mit ins­ge­samt 6 Kindern ein­lassen? Die Beispiele und die Ver­gle­iche stam­men nicht von uns, son­dern von der neon­azis­tis­chen AfP – und Stra­che hat sie „geborgt“. Schlimm genug, aber sie sind trotz­dem lehrreich!

Auf dem Face­book-Kon­to von HC Stra­che ging es in den let­zten Tagen rund. Nach­dem den Admin­is­tra­toren dort klar gewor­den ist, dass sie sich mit der Veröf­fentlichung der Milch­mäd­chen-Rech­nung der AfP ein Eigen­tor geschossen und sich buch­stäblich „ver­rech­net“ hat­ten, wurde kor­rigiert. Dem Kärnt­ner AfP-Beispiel fol­gten zwei Wiener Beispiele, dies­mal kor­rekt mit den Leis­tun­gen der Grund­ver­sorgung, aber wieder falsch mit der Fam­i­lien­bei­hil­fe für die Asyl­wer­ber­fam­i­lie. Das erste Beispiel mit dem Ver­gle­ich zu ein­er 5‑köpfigen Fachar­beit­er­fam­i­lie, das zweite Beispiel mit ein­er 8‑köpfigen Facharbeiterfamilie.

Was die frei­heitlichen Denker wieder nicht geschafft haben, war, die Sozialleis­tun­gen für die öster­re­ichis­che Fachar­beit­er­fam­i­lie kor­rekt zu berech­nen. Das wollen und kön­nen sie nicht! Sie müssten ja son­st zugeben, dass die bedarf­sori­en­tierte Min­dest­sicherung zumin­d­est in diesem Fall eine spür­bare Verbesserung für die öster­re­ichis­che Fam­i­lie bringt.

Die Rat­ten­fänger haben sich in ihrem eige­nen Pro­pa­gan­dakon­strukt ver­fan­gen. Es ging ihnen — der AfP und HC — zunächst darum, in die Köpfe die Vorstel­lung von asyl­suchen­den Fam­i­lien mit vie­len Kindern reinzuhäm­mern, die das Land „über­fluten“ und aus ihm alle nur denkbaren Sozialleis­tun­gen „her­aus­saugen“. Dafür war ihnen nichts zu blöd! Zehn Prozent (erfun­den­er) Zuschlag von 490 Euro wur­den mit 50,60 Euro „errech­net“. Und diese Typen wollen das Land regieren???!!!

Mit­tler­weile wurde das AfP-Beispiel still und heim­lich entsorgt: keine Entschuldigung, keine Kor­rek­tur, kein Hin­weis! Das Beispiel hat schon seine Schuldigkeit getan: die Empörungswelle ist schon übergeschwappt: 1.808 Per­so­n­en zeigten durch ihr „gefällt mir“, dass ihnen nichts zu blöd ist. 493mal wurde das Post­ing über­nom­men bzw. geteilt.


Inzwis­chen wurde das AfP-Beispiel still und heim­lich entsorgt…
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Wom­it Stra­che nicht gerech­net hat, waren die zahlre­ichen Poster, die dem Hetz-Post­ing ent­ge­gen­hiel­ten. Es ist ihr Erfolg, dass Stra­che sein erstes Hetz-Post­ing versenken musste! Die verbliebe­nen Stra­che-Post­ings mit den Wiener Beispie­len sind noch immer schlimm und falsch genug. Es fehlen bei der Wiener Fachar­beit­er­fam­i­lie nach wie vor Kinder­be­treu­ungs­geld, Leis­tun­gen der ergänzen­den Min­dest­sicherung usw. in der Tabelle.

Wom­it AfP und Stra­che auch nicht gerech­net haben: die Leis­tun­gen des öster­re­ichis­chen Sozial­sys­tems sind für eine durch­schnit­tlich große Fam­i­lie (1–2 Kinder) wahrlich nicht üppig. Wer aber 6 Kinder hat und nicht asyl­suchend ist, der kann mit den ergänzen­den Sozialleis­tun­gen schon sein Auskom­men finden.

Die von uns berech­neten Leis­tun­gen für die Kärnt­ner Fachar­beit­er­fam­i­lie haben einige nicht ruhen lassen. Sie haben sich auf die Suche nach Fehlern in unseren Berech­nun­gen gemacht nach der Vorstel­lung: wenn die Recht­en übertreiben, dann auch die Linken! Gefun­den haben sie bis­lang nichts — doch, einen hal­ben Fehler! Wir haben im Brut­to-Net­to-Rech­n­er ein Angestell­ten-Arbeitsver­hält­nis angenom­men. Das ist genau­so möglich wie der Sta­tus Arbeit­er. Der Unter­schied beläuft sich beim Jahreszwölf­tel auf 2,23 Euro, die ein Arbeit­er noch weniger erhält (also 1399,83 statt 1.402,06).

Das Mis­strauen in die Berech­nun­gen von Stra­che, AfP und Co. hat mit­ter­weile selb­st die „Kro­ne“ erre­icht. Krone.at berichtet kor­rekt über die falschen bzw. fehlen­den Zahlen in Stra­ches Milchmädchenrechnung.

Auf der Neon­azi-Seite Nationale Rev­o­lu­tion, wo die Hetz-Nachricht schon vor Stra­che aufge­taucht ist, postet ein Rechter gar: „Das (!) Asy­lanten so viel Geld bekom­men ist mir neu. Hat jemand vielle­icht ser­iösere Quellen/ Erfahrun­gen?“.


Selb­st auf Neon­azi-Seit­en wird kri­tisch nachgefragt
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Wenn schon Nazi-Seit­en, dann hätte Stra­che lieber das lesen sollen!

Auf­fäl­lig ist, dass nicht nur die FPÖ nach dem Skan­dal, dass Stra­che seine Hass-Botschaften direkt von den Neon­azis abschreibt, in tiefes Schweigen ver­fall­en ist. Auch offizielle Stellen zeigen bish­er kein­er­lei Anstal­ten, Stra­ches braune Abschreibübun­gen zu kritisieren.

Siehe auch:

krone.at — Auch Stra­ches kor­rigierte Asyl-Rech­nung ist falsch
derstandard.at — FPÖ schweigt zu falschen Zahlen

PDF: So schaut’s aus — Fak­ten statt Hetze