Wels/OÖ-Bayern/D: Anklage gegen Kellermayr-Bedroher
Villach/K: Kirchtagsverein gibt Burschenschaft den Weisel
OÖ: Identitärer wechselt von einem rechtsextremen Medium zum anderen
Neuaigen/NÖ: Schwurbler bei einem Anti-Windkrafttreffen
Wels/OÖ-Bayern/D: Anklage gegen Kellermayr-Bedroher
Im Fall der oberösterreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die sich im Sommer 2022 nach massiven Drohungen das Leben genommen hatte, hat die Staatsanwaltschaft Wels, die zuerst den Fall wegen vermeintlicher Nichtzuständigkeit nach Deutschland abgegeben hatte, nun endlich Anklage gegen einen 61-jährigen Deutschen erhoben. Die Abschiedsbriefe der Ärztin und ein forensisch-psychiatrisches Gutachten legen nahe, dass die Nachrichten des Angeklagten mitursächlich für ihren Suizid gewesen seien. Der Mann soll die Ärztin zwischen Februar und Juli 2022 in vier E‑Mails und drei Twitter-Nachrichten bedroht haben, indem er sie vor ein „Volkstribunal“ stellen und ins Gefängnis bringen wollte.
Kellermayr, eine Befürworterin der Corona-Impfung, erhielt über Monate Drohungen aus der Impfgegnerszene. Sie erstattete erstmals im November 2021 Anzeige und schloss im Sommer 2022 ihre Ordination aus Sicherheitsgründen. Wenige Wochen später beging sie Suizid. Gut zwei Jahre nach ihrem Tod wurde Anklage gegen den mutmaßlichen Verfasser der Drohungen erhoben. Ermittlungen gegen weitere Drohschreiber würden laut Staatsanwaltschaft noch laufen. (Quelle: derstandard.at, 5.9.24)
Bei dem nunmehr Angeklagten handelt es sich um einen aus Starnberg (Bayern) stammenden Mann, der laut Spiegel (5.9.24) „in Deutschland wegen Vermögens- und Gewaltdelikten vorbestraft“ ist und zugegeben habe, die Drohnachrichten an Kellermayr verschickt zu haben.
Villach/K: Kirchtagsverein gibt Burschenschaft den Weisel
Die schlagende pennale Burschenschaft „Arminia Villach“ sorgte auf dem 79. Villacher Kirchtag für Aufsehen, indem sie Aufkleber mit einem abgewandelten Zitat des AfD-Rechtsaußen Maximilian Krah verteilte. Diese Aktion wurde weder von der Stadt Villach noch dem Kirchtagsverein goutiert, deren Obfrau ankündigte, dass der Burschen-Verein künftig keinen Ausschankplatz mehr auf dem Festgelände erhalten würde. Auch der Villacher SPÖ-Bürgermeister äußerte sich eindeutig.
Erschwerend käme hinzu, was beim Ausleuchten der Hintergründe der provokanten Aktion zu Tage trat: personelle Verstrickungen einzelner Beteiligter in die österreichische rechtsextreme Szene. All dies sei durch zahlreiche Medienberichte gut dokumentiert und lasse keinen Raum für Zweifel. Der Antragsteller für den Kirchtagsstand ist weiters einschlägig in der Szene bekannt, gilt als „alter Weggefährte“ von Martin Sellner, rechtsextremer Aktivist und Sprecher der Identitären Bewegung, und erhielt während seiner Zeit beim Bundesheer eine Anzeige wegen NS-Wiederbetätigung. Besonders brisant ist, dass sein Vater ehemaliger BVT-Ermittler ist. (kleinezeitung.at, 6.9.24)
2010 war der „Antragsteller“ aus seiner Wiener Burschenschaft „Silesia“ ausgeschlossen worden, was die Silesen sogar mit einer Presseaussendung betonten.
OÖ: Identitärer wechselt von einem rechtsextremen Medium zum anderen
Einen Personalwechsel vermelden zwei Medien aus der österreichischen rechtsextremen Küche. Der bisherige Chefredakteur des identitären Verlautbarungsorgans „Heimatkurier“, Philipp Huemer, hat bei Stefan Magnets „AUF1“ angedockt. Huemers Nachfolger kommt aus der deutschen identitären Riege: Der Rostocker Daniel Fiß war von der neonazistischen NDP zur IB gewechselt, wo er zu den Führungskadern zählte, dockte dann als Mitarbeiter bei der AfD an, war Mitgründer des rechtsextremen Projekts „Okzident Media UG“ und wird nun im neurechten „Freilich-Magazin“ als „Politikberater“ tituliert.
Neuaigen/NÖ: Schwurbler bei einem Anti-Windkrafttreffen
Gestern fand in Neuaigen bei Tulln ein Treffen von Windkraftgegnern aus Österreich statt, zu dem auch bekannte rechtsextreme Gruppen aufriefen, wie die „Niederösterreichischen Nachrichten“ (6.9.24) in einem ausführlichen Artikel berichteten. Einzelne Gruppierungen sind deckungsgleich mit jenen, die schon bei den Corona-Protesten dabei waren. „Recherchen der NÖN zeigen (…), dass rechtsextreme Akteure und verschwörungsideologische Gruppen wie „Direktdemokratisch“, „Corona-Querfront“ und „Fairdenken“ die Veranstaltung unterstützen.“ (noen.at)
Zwar betonten die Veranstalter den NÖN gegenüber, mit Rechtsextremen nichts am Hut zu haben, doch das könnte daran liegen, dass der Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen wird. Ein Blick auf den Veranstaltungsfolder zeigt jedenfalls die Übernahme der üblichen aus dem rechten Sektor kommenden Desinformationen bezüglich Windkraft, wo etwa das längst schon widerlegte Argument einer besonderen Gefährdung der Vogelwelt hervorgekramt wird. Dass sich die Windkraftgegner nicht mit Klimakrise und Bodenversiegelung beschäftigen, die tatsächlich Natur, Umwelt und Artenvielfalt gefährden, versteht sich angesichts der Unterstützerriege schon von selbst.
Update 11.9.24: Die NÖN (11.9.24) berichten, dass u.a. der Rechtsextremist Martin Rutter beim Treffen war und vom Veranstalter zu einem Gruppenfoto geladen wurde. Ebenfalls anwesend war eine Abordnung der „Freiheitstrychler” unter der Führung von Gerhard Huber. Die mit Schweizer Kuhglocken auftretende Truppe ist neben den Teilnahmen an Corona-Demos vor allem dadurch in Erscheinung getreten, dass ein führendes Mitglied wegen mehrfachen Kindesmissbrauchs verhaftet und vor Gericht gestellt wurde.