Wien-Mariahilf: Identitäre Plakatiererei auf der MaHü
Wien-Mariahilf: Hitlergruß und „Ausländer raus“ auf der MaHü
Wien-Landstraße: Hitlergruß und wüste Drohungen in der Marxergasse
Bleiburg/Pliberk: Einige Ustaša-Fans waren wieder da
Wien/Ungarn: Neonazis besuchten Neonazis
FPÖ: Strache und seine Chats
FPÖ: Hafenecker vor der Anklage
FPÖ: Vilimsky zuckt aus
Italien: Ex-General ein homophober und rassistischer „europäischer Freund“
EU: Ermittlungen bei „europäischen Freunden“ Vilimskys
Würzburg/D: Anklage gegen Burschenschafter und AfD-Politiker Halemba
Wien-Mariahilf: Identitäre Plakatiererei auf der MaHü
Täter aus dem identitären Sumpf haben am 28.5. in der Wiener Mariahilfer Straße, nach eigenen Angaben aber auch in Klagenfurt und Linz, rostbraune Plakate angebracht, auf denen „Remigration jetzt“ gefordert wurde. Plakate mit der Inschrift „Unsere Opfer Fremde Täter“ gaben hauptsächlich Vornamen von Menschen wieder, die als „Einheimische“ bezeichnet wurden und „tagtäglich vergewaltigt, verprügelt und ermordet“würden. „Einheimische“, die von „einheimischen“ Rechtsextremen und Neonazis ermordet wurden, fehlten auf der Liste – es ging also erkennbar um Hetze.
„MeinBezirk.at“ (29.5.24) wurde von Leser*innen auf die illegale und hetzerische Plakataktion in der Mariahilfer Straße aufmerksam gemacht, fragte bei der Polizei nach und berichtete, dass Polizisten eine Person „wahrnehmen“ konnten, „die rechtswidrig Plakate im öffentlichen Raum anbrachte“ und deshalb angezeigt wurde.
Wien-Mariahilf: Hitlergruß und „Ausländer raus“ auf der MaHü
Nur einen Tag später, in der Nacht zum Donnerstag, 30. Mai filmten offensichtlich mehrere Passant*innen eine Gruppe von Männern, die durch Skandieren der Parole „Österreich den Österreichern – Ausländer raus“ und mehrfaches Zeigen des Hitlergrußes um eine Anzeige wegen NS-Wiederbetätigung bettelten. „Die Presse“ (31.5.24) berichtete über den Vorfall und stellte auch das Handy-Video einer Tatzeugin online.
Wien-Landstraße: Hitlergruß und wüste Drohungen in der Marxergasse
Wie „heute.at“ (29.5.24) berichtete, ist es am Sonntag, 26.5., abends vor einem Lokal in der Marxergasse nicht nur zu einem heftigen Streit auf offener Straße, sondern auch zu einem Hitlergruß gekommen. Etwas seltsam fielen die Schlusssätze des Berichts von „heute“ aus: „Auf Anfrage von ‚Heute‘ erklärte die Wiener Polizei, dass die beiden Männer in alkoholisiertem Zustand gewesen sein sollen. Beim Eintreffen der Beamten war jedoch keiner der Männer anzutreffen.“
Bleiburg/Pliberk: Einige Ustaša-Fans waren wieder da
Der AK Bleiburg/Pliberk beobachtet seit Jahren sehr aufmerksam die Entwicklungen rund um den Bleiburger Ehrenzug, der über viele Jahrzehnte rechtsextreme Aufmärsche am Loibacher Feld veranstaltet hat. 2019 fand der letzte quasi offizielle Aufmarsch von Fans der faschistischen Ustaša statt. In den Folgejahren gab es eine mehr oder minder erzwungene Pause. Jetzt schlägt der AK Alarm:
Am vorvergangenen Wochenende (17.05.2024) fanden in Bleiburg und Kroatien die offiziellen Gedenkfeiern an das „Massaker von Bleiburg” statt. Erstmals seit 2019 versammelten sich am Loibacher Feld wieder einige hundert Ustaša-Fans zu einer kleinen Gedenkfeier. Wie diese ablief und was sich sonst in den letzten Monaten getan hat.
Ausführlich dazu: Bleiburg 2024: kleine Feier mit kleinen Symbolen
Wien/Ungarn: Neonazis besuchten Neonazis
Zusammengezählt fünf Neonazis aus Österreich und Ungarn versammelten sich vermutlich am vergangenen Wochenende vor der Hofburg für ein trotziges Foto, um gemeinsam das Schicksal der österreichischen Neonazis, die sich ganz furchtbar durch das Verbotsgesetz verfolgt fühlen, zu beklagen. Da drei von den fünf traurigen Gestalten auf dem Foto, mit dem sie ihre Anwesenheit dokumentierten, verpixelt waren, dürfte das der Anzahl der Austro-Neonazis entsprechen, während sich die „Delegation“ der neonazistischen Legio Hungaria auf zwei beschränkte.
FPÖ: Strache und seine Chats
Eine fast unendliche Geschichte in Fortsetzungen liefern die Chats des damaligen FPÖ-Vorsitzenden Heinz-Christian Strache, die jetzt im Zusammenhang mit dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss bekannt wurden und in der neuesten Lieferung eine Reihe von ziemlich massiven Interventionen des FPÖ-Chefs wegen der Berichterstattung der „Kronen Zeitung“ offenbaren . Für seine Interventionsversuche spannte Strache auch den Unternehmer und Putin-Freund Siegfried Wolf ein, beklagte sich über den rechtskonservativen Kolumnisten und späteren Präsidentschaftskandidaten Tassilo Wallentin und machte – erfolglos – Personalvorschläge für die „Krone“, wie der „Standard“ (29.5.24) berichtet.
FPÖ: Hafenecker vor der Anklage
In unserer Liste der FPÖ-Einzelfälle wird der Nationalratsabgeordnete und FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker als Nr. 42 geführt. Jetzt bestätigte die Staatsanwaltschaft Wien dem „Standard“ (29.5.24) auf Anfrage, dass sie beim Bezirksgericht Purkersdorf einen Strafantrag wegen des Verdachts der Datenfälschung eingebracht habe. Hafenecker gab dazu keinen Kommentar ab. Es geht um gefälschte Covid-Testzertifikate; Hafenecker bestritt damals den Verdacht und sah die Vorwürfe gegen ihn als Teil eines größeren Komplotts einer „ÖVP-geleiteten“ Staatsanwaltschaft.
FPÖ: Vilimsky zuckt aus
Läuft nicht so wirklich gut für Harald Vilimsky, den Spitzenkandidaten der FPÖ für die Wahlen zum Europäischen Parlament (EP). Nach unserem Beitrag über seine seltsamen Freundschaften mit Krah und Konsorten lieferte der „Falter“ (28.5.24) noch eine sehr schöne und intensive Recherche über den „Patrioten“, der „in der EU Stimmung für Putin macht“. Dann noch der Offenbarungseid der FPÖ in der ID-Fraktion, die in Person von Vilimsky in einem schriftlichen Rundumbeschluss gegen den Antrag des „Rassemblement National“ (Frankreich) den Ausschluss ihrer rechtsextremen Kameraden von der AfD ablehnte. Dann kommt noch ein paar Tage später ein Rechtsextremer von der AfD, der selbst seiner eigenen Partei zu rechtsextrem ist, auf Besuch zu den blauen Freunden und Burschenschafter nach Wien und das alte Redhaus Vilimsky muss sich bei Nachfragen von Journalist*innen dazu auf die Zunge beißen und schweigen.
Als ihn dann ein ORF-Journalist beim Simmeringer Straßenfest am 1. Juni zu den Streitigkeiten und Abgrenzungsversuchen innerhalb der rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien im EP befragen will („Die Rechtspopulisten, Rechtsextremen im Europäischen Parlament sind sehr zerstritten. Wie überzeugen Sie die Wähler, dass es nicht eine verlorene Stimme ist?“), zuckt Vilimsky aus, bricht mit drohendem Zeigefinger gegen den (zurückweichenden) Journalisten das Interview ab und beklagt sich später auf „X“ über die angebliche „Unterstellung“, dass die FPÖ und ihre „europäischen Freunde“ rechtsextrem sein sollen. Wo ist da eine Unterstellung?
Italien: Ex-General ein homophober und rassistischer „europäischer Freund“
Dass es um die Gefühlswelt von Harald Vilimsky und auch um seinen politischen Kompass nicht zum Besten stehen dürfte, hängt natürlich auch mit seinen rechtsextremen „europäischen Freunden“ zusammen, die für Vilimsky ganz „normal“ sind. Etwa der italienische Spitzenkandidat der Lega, also der Geschwisterpartei der FPÖ in der ID-Fraktion. Die Lega hat zwar anders als die FPÖ für den Ausschluss der AfD aus der ID gestimmt, hat aber mit Roberto Vannacci einen lupenreinen Rechtsextremen und Rassisten zum Kandidaten für die EU-Wahl gemacht. Auch wenn Vilimsky drohend den Zeigefinger gegen „Stoppt die Rechten“ erheben sollte: Das stimmt zu 100 Prozent. Vannacci ist homophob und ein Rassist, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Anstiftung zum Rassenhass ermittelt.
Und warum ist der erst 55-jährige Vannacci nicht mehr beim Militär, sondern ein Ex-General? Da wird’s kompliziert – jedenfalls für die Gefühlswelt und den Kompass von Vilimsky. Nach Erscheinen seines rassistischen Büchleins wurde Vannacci vom Verteidigungsminister seines Amtes enthoben, weil seine „Fantastereien“ „das Heer und die Verfassung der Republik diskreditieren“ (zeit.de, 30.5.24). Ein linkslinker Verteidigungsminister? Stark bleiben, Vilimsky – es war Guido Crosetto von den Fratelli d’Italia, die mit der Lega gemeinsam die Regierung Meloni bilden.
EU: Ermittlungen bei „europäischen Freunden“ Vilimskys
Wir wissen nicht, ob Marcel de Graaff noch ein „europäischer Freund“ von Harald Vilimsky ist. Sehr weit rechts und Parlamentarier im EP ist er (noch), aber mittlerweile ohne Fraktion. Marcel de Graaff (Forum für Demokratie, NL) war früher einmal (ab 2015) mit Vilimsky in einer Fraktion (Europa der Nationen und der Freiheit). Mit seinem Parteiwechsel 2022 musste de Graaff aus der Nachfolgefraktion des ENF, der ID, ausscheiden, übernahm aber – weil man ja unter „europäischen Freunden“ ist – mit Guillaume P. einen Mitarbeiter des AfD-Parlamentariers Maximilian Krah. Guillaume P. war anscheinend eine Art Wanderpokal, denn Krah hatte P. bereits 2019 vom „Rassemblement National“ übernommen, nachdem P. wegen eines Antisemitismus-Skandals aus der französischer Delegation im EP geflogen ist.
Aber unter „europäischen Freunden“ des Rechtsextremismus ist das nicht so tragisch. Jetzt aber schon – jedenfalls für die Behörden. Ermittler durchsuchten sein Büro, das nun bei de Graaff angesiedelt ist, wegen des Verdachts auf Einflussnahme durch ein russisches Einflussnetzwerk. Der Verdacht richtet sich auch gegen de Graaff und Maximilian Krah, bei dessen Mitarbeiter Jian G. es schon vor einer Woche eine Razzia gegeben hat – wegen vermuteter Einflussnahme durch China: „So sollen die Ermittler nach Informationen von WDR, NDR und SZ aus Jian G.s abgehörter Kommunikation erfahren haben, dass Guillaume P. dem AfD-Politiker rund 20.000 Euro überlassen haben soll.“ (tagesschau.de. 29.5.24)
Würzburg/D: Anklage gegen Burschenschafter und AfD-Politiker Halemba
Nach der Hausdurchsuchung bei der Würzburger Burschenschaft „Teutonia Prag“ im September 2023 gab die Staatsanwaltschaft Würzburg in der Vorwoche bekannt, dass sie gegen den Abgeordneten Daniel Halemba, der für die AfD im bayerischen Landtag sitzt, Anklage wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Volksverhetzung eingebracht hat, berichtet BR24 (31.5.24), der Nachrichtenkanal des Bayerischen Rundfunks.
Laut Staatsanwaltschaft soll im Zimmer Daniel Halembas „an einer für jeden Gast ersichtlichen Stelle” der Ausdruck eines SS-Befehls gehangen haben. Der Befehl sei im Original von Heinrich Himmler unterzeichnet gewesen. Das wird als Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen gewertet.
In einem weiteren Fall soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft das Lied „Wacht an der Spree” der als kriminelle Vereinigung eingestuften Rechtsrockband „Landser” bei der Geburtstagsfeier Halembas im Juli 2022 abgespielt worden sein. Halemba selbst widerspricht dieser Darstellung. Die Inhalte des abgespielten Liedes wertet die Staatsanwaltschaft Würzburg als volksverhetzend, da sie zum Hass gegen die in Deutschland lebende türkische Bevölkerung aufstacheln würden.
Der Vorwurf der Geldwäsche bezieht sich laut Anklage auf Gelder, die Halemba von seinem Privatkonto auf ein Konto im Baltikum überwiesen haben soll. Es soll sich hierbei um Gelder aus Betrugstaten gehandelt haben, die zuvor Andere begangen haben sollen. Demnach soll Halemba dafür eine geringe Provision erhalten haben. (BR24)
Die Bundes-AfD will Halemba ausschließen, aber nicht wegen der strafrechtlichen Vorwürfe, sondern „weil er bei der Prozedur von Mitgliederaufnahmen zu seinem Vorteil und gegen die Regeln vorgegangen sein“ (BR24) soll.