Manuel E. wurde Ende Oktober 2023 in Untersuchungshaft genommen. Wenige Wochen davor war er am „Gerd Honsik-Europakongress“ in Wien aufgetreten. Von Neonazis veröffentlichte Fotos zeigen ihn neben dem italienischen Faschisten Davide Brancaglion und dem schwedischen Neonazi Fredrik Vejdeland. Im Verhandlungskalender des Landesgerichts (1) ist vermerkt, dass E. am Neonazi-Kongress selbst als Redner aufgetreten sei. Ob das auch ein Anklagepunkt ist, wird die Verhandlung zeigen. Es wäre vor dem Hintergrund, dass der Innenminister noch im Dezember in einer Anfragebeantwortung behauptete, „Den Sicherheitsbehörden war der besagte Kongress bekannt. Im Zusammenhang mit der Veranstaltung wurden keine Straftaten verzeichnet.“, eine Überraschung.
Manuel E.: Bestens vernetzt!
E.s Verhaftung hat auch außerhalb Österreichs einigen Wirbel verursacht, denn der in Lienz lebende Mann ist bestens vernetzt – bis nach Russland: als Kampfsportler, als Musiker und als Promotor von Szenekleidung. Bereits 2010 übernahm ein russisches Nazi-Portal einen Bericht aus „Altermedia“ über E., der damals noch einen anderen Nachnamen führte.
Manuel hatte — als politischer Häftling — bereits das „Glück”, alle „Freuden” des kriminellen Terrors in einem österreichischen Gefängnis zu erleben, wo er zwei Jahre und fünf Monate inhaftiert war. (…) Im Mai 2008 wurde Manuel S. [Name abgekürzt] entlassen. Nach seiner Haftentlassung engagierte sich Manuel S. wieder im nationalen Milieu im Kampf für die Freiheit seines Heimatlandes Österreich.
Sein erneutes Engagement führte E. 2010 wieder vor Gericht, wo er allerdings mit einer Bewährungsstrafe davonkam (2). Wie viele einschlägige Verurteilungen der Schläger und Neonazi Manuel E. bis heute wirklich abkassiert hat, wird wohl der aktuelle Prozess zeigen. Bis 2010 sei E. sechs Mal vor Gericht „gezerrt“ worden, wissen die braunen Kameraden vom „Freien Netz Süd“ in einem Posting zu berichten.
„Propagandamaschine aus der Ostmark“
Als Musiker war E. mit Bandnamen wie „Feuernacht“ und „Terrorsphära“ unterwegs. 2012 bewirbt das Label „O.P.O.S. Records“ eine CD-Produktion von „Feuernacht“ als „Propagandamaschine aus der Ostmark“. Dort finden sich Titel und Texte, die an Einschlägigkeit nichts vermissen lassen:
Streife ab den Fluch der Masse, die vom Zeitgeist wird genährt.
Deren Art das edle Leben hasst, doch fremdes Fleisch begehrt.
Wenn Dein Zorn kreuzt Ihre Wege, der den Blutkrieg raufbeschwört,
wird der Tod einst richten jene, welche nicht des Lebens wert. (CD „Kampf Macht Frei!“)
E. sei „Multi-Funktionär der Szene und vor allem durch sein Wirken bei der NS-Hardcore-Band «Terrorsphära» bekannt. Die Band sticht mit ihrer Aufmachung, Produktion und dem musikalischen Können der Mitglieder aus diesem Genre des RechtsRock deutlich heraus und erreicht Personen über die Neonaziszene hinaus. Sie ist faktisch der Soundtrack zum «Kampf der Nibelungen» und ikonisch für die extrem rechte Kampfsportszene.“, schreibt das Portal „Exif Recherche“ im Dezember 2023.
Seit einigen Jahren tritt E. als Rapper „Kombaat“ auf. Die Musik beinhalte laut Eigenbeschreibung zu einem martialischem Video „aggressiven, nach vorne peitschenden Deutschrap (…) Die deutsch — österreichische Jugend ist wütend! Und sie macht keine Anstalten, es zu verbergen!“
Texte von „Feuernacht“ und „Terrorsphära“ sind Teil der Anklage im heutigen Innsbrucker Prozess – fragt sich nur, warum erst jetzt, da E. als Mitglied dieser Bands bereits seit langer Zeit bekannt ist.
➡️ zum Prozess: Neonazi-Rapper als Hochrisiko-Gefährder
Fußnoten
1 Verhandlungskalender LG Innsbruck
2 Im Prozess am 11.3.24 wurde vom Angeklagten erwähnt, dass das Urteil aufgehoben worden sei. Wir können die Richtigkeit dieser Aussage nicht überprüfen.