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Der Hooligan und seine Facebook-Bilder

Ein 25-jäh­ri­­ger Inn­viert­ler, der sich seit Jah­ren in Neo­na­­zi-Krei­­sen bewegt und in der Lin­zer Hoo­­li­­gan-Sze­­ne „dick drin­nen” war, wur­de wegen Ver­brei­tung von Nazi-Bil­­dern auf Face­book nach dem Ver­bots­ge­setz ver­ur­teilt. Der 25-jäh­ri­­ge D.W. aus Gil­gen­berg am Weil­hart bewegt sich schon lan­ge in Neo­na­­zi-Krei­­sen. Nun wur­de ihm am Lan­des­ge­richt Ried im Inn­kreis der Pro­zess gemacht, weil er […]

12. Mrz 2024
Der angeklagte Ex-Hooligan D.W. vor Gericht (@ SdR)
Der Angeklagte D.W. vor Gericht (@ SdR)

Der 25-jäh­ri­ge D.W. aus Gil­gen­berg am Weil­hart bewegt sich schon lan­ge in Neo­na­zi-Krei­sen. Nun wur­de ihm am Lan­des­ge­richt Ried im Inn­kreis der Pro­zess gemacht, weil er meh­re­re Fotos mit NS-ver­herr­li­chen­den Inhal­ten auf Face­book gepos­tet hat­te. Der Tat­zeit­raum belief sich auf sechs Jah­re, der Ange­klag­te war gestän­dig, beteu­er­te aber, sich von der Ideo­lo­gie distan­ziert zu haben. Die angeb­li­che Distan­zie­rung muss jedoch blit­zes­ar­tig erfolgt sein, wie aus Details, die wäh­rend der Ver­hand­lung Erwäh­nung fan­den, zu schlie­ßen ist.

Die inkri­mi­nier­ten Bil­der wei­sen auf einen neo­na­zis­ti­schen Sze­nehin­ter­grund hin: etwa ein Bild, auf dem das Tat­too des Ange­klag­ten, eine Tris­ke­le, zu sehen ist oder ein Foto, das den Ange­klag­ten mit einem T‑Shirt mit dem Logo der Neo­na­zi-Band „Sturm 18“ zeigt. Ver­brei­tet hat­te W. eben­falls ein Bild, auf dem sein Cou­sin mit einem Son­nen­rad-Tat­too am lin­ken Ellen­bo­gen zu erken­nen ist.

Gekreuzte Stielhandgranaten

Der Ange­klag­te war zudem Mit­glied einer Ban­de mit dem Namen „Nor­dic Hate Socie­ty“ (NH8). Im Rah­men der Haus­durch­su­chung im Juni 2023 wur­de ein Auf­kle­ber mit einem Logo gefun­den, das die Grup­pe ent­wor­fen hat­te und das zwei gekreuz­te Stiel­hand­gra­na­ten zeig­te. Der Rich­ter ver­wies bei der Ver­neh­mung dar­auf, dass das Bild aus­se­he wie das Abzei­chen der „SS-Son­der­ein­heit Dir­le­wan­ger“, geführt von Oskar Dir­le­wan­ger, der bei Neo­na­zis als Held gilt. Neben wei­te­ren Bil­dern und NS-ver­herr­li­chen­den Gegen­stän­den wur­de bei der Haus­durch­su­chung auch ein gro­ßes schwar­zes Ban­ner mit NH8 Logo, Toten­kopf und Reichs­flag­ge gefunden.

Der angeklagte Ex-Hooligan D.W. vor Gericht (@ SdR)
Der Ange­klag­te D.W. vor Gericht (@ SdR)

Hooligan-Szene & braune Hütten

Der Rich­ter sprach den Ange­klag­ten dar­auf an, dass er laut Poli­zei­ver­neh­mung in der Lin­zer Hoo­li­gan Sze­ne „dick drin­nen“ gewe­sen sein sol­le und frag­te, wann denn ein Wan­del statt­ge­fun­den habe. Der Mann gab an, etwa mit dem Ende der Berufs­schu­le, in den Jah­ren 2018 und 2019, sei eine Distan­zie­rung passiert.

Dem wider­spricht ein Foto vom 20.3.23, das aller­dings nicht Gegen­stand der Ankla­ge war. Auf dem Bild waren meh­re­re jun­ge Män­ner beim Fei­ern mit nack­ten Ober­kör­pern in einer Hüt­te zu sehen: Sie sit­zen an einem Tisch und im Regal über ihren Köp­fen steht ein Foto von Hit­ler. Der Rich­ter hin­ter­frag­te folg­lich die behaup­te­te Wand­lung und woll­te wis­sen, was die­ses Bild dort soll­te. Der Ange­klag­te ant­wor­te­te, dass „jede zwei­te Hüt­te sowas hat“, wor­auf der Rich­ter ent­geg­ne­te: „Dann gehen Sie in die fal­schen Hüt­ten.

In die fal­schen Hüt­ten geht W. offen­sicht­lich schon ziem­lich lan­ge, was ein „Stoppt die Rech­ten” vor­lie­gen­der Screen­shot von W.s Face­book-Pro­fil aus dem Jahr 2015 nahe­legt. Der zeigt nicht nur W.s Affi­ni­tät zur Neo­na­zi-Band „Sturm­wehr”, son­dern auch den braun durch­setz­ten FB-Freun­des­kreis des Inn­viert­lers. Zu W.s Freun­den auf Face­book zähl­te etwa auch Dani­el F., jener Neo­na­zi, der wegen sei­ner im Schwimm­bad Brau­nau zur Schau gestell­ten NS-Tat­toos für Auf­re­gung gesorgt hat­te und im Sep­tem­ber 2023 zu 24 Mona­ten Haft, davon acht unbe­dingt, ver­ur­teilt wurde.

Headerbild auf Facebook-Profil D.W. mit der Neonazi-Band "Sturmwehr" (Screenshot FB 28.7.15)
Hea­der­bild auf Face­book-Pro­fil D.W. mit der Neo­na­zi-Band „Sturm­wehr” (Screen­shot FB 28.7.15)

W.s Ver­tei­di­ger argu­men­tier­te für eine Diver­si­on, eine Mög­lich­keit, die es für Erwach­se­ne bei Wie­der­be­tä­ti­gungs­pro­zes­sen erst seit der Novel­le des Ver­bots­ge­set­zes gibt. Als Bei­spiel dafür ver­wies die Ver­tei­di­gung auf jenen Fall, als zwei Jugend­li­che im Mai 2023 eine Hit­ler­re­de über die Laut­spre­cher eines Rail­jets abge­spielt hat­ten. Der Ver­tei­di­ger schei­ter­te mit sei­nem Ansin­nen. Das Urteil lau­te­te sechs Mona­te beding­ter Haft, zudem sind die Pro­zess­kos­ten vom Ange­klag­ten zu zah­len. Als mil­dernd wur­de ein­be­zo­gen, dass der jun­ge Mann unbe­schol­ten und gestän­dig war. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Dan­ke an prozess.report für die Prozessbeobachtung!